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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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u. Briefe des Dichters, nebst Jugend-
gedichten und Briefen an Fritz Kleyle
(Bruder von Sophie L.); hrsg. von
Ludwig August Frankl, 1891. - Nic.
Lenaus Briefe an Emilie von Rein-
beck u. deren Gatten Georg v. Rein-
beck 1832-44, nebst Emilie von R.s
Aufzeichnungen über Lenaus Erkran-
kung 1844-46; hrsg. von Dr. Anton
Schlossar, 1896. - Ausgewählte Dich-
tungen, 1902. - Sämtliche Werke und
Briefe; hrsg. von Eduard Castle; VI,
1910 ff. - Werke; hrsg. von Karl
Schaeffer; II, 1910.

*Niemeyer, Ernesto,

bisher der
einzige Vertreter deutsch-brasiliani-
scher Dichtung, ist der Sohn des srü-
heren hannöverschen Hauptmanns
Louis N., der 1860 als Pionier des
Deutschtums nach Brasilien ging u.
sich hier in der 1851 gegründeten
deutschen Kolonie Joinville mit sei-
ner jungen Gemahlin niederließ. Am
4. Februar 1863 wurde Ernesto als
ältester von vier Geschwistern in
Joinville geboren und verlebte im
Hause seiner hochbegabten Eltern eine
freundliche Jugend. Er besuchte die
Volksschule und zwei Privatschulen
daselbst, erhielt aber die meiste An-
regung und Förderung von seinen
Eltern. Während er durch den Vater
die Grundzüge der Naturwissenschaf-
ten fast spielend erlernte, führte ihn
die Mutter in Musik, Zeichnen u. in
fremde Sprachen ein, deren er bald
sechs beherrschte. Auf diesen Grund-
lagen konnte er später durch autodi-
daktisches Studium weiterstreben.
Mit 19 Jahren trat er in den brasi-
lianischen Telegraphendienst u. wurde
bald durch Vertrauensstellungen aus-
gezeichnet. Das Gymnasium in Porto
Allegre u. die Handelsschule in Juiz
de Flora ernannten ihn zum Lehrer
für Englisch, Deutsch u. Jtalienisch.
Drei Jahre lang (1886-89) leitete er
ein meteorologisches Observatorium
auf einer Jnsel in der Bucht von Rio
de Janeiro und ging dann im Auf-
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Nie
trage der Regierung zu Studien-
zwecken nach Europa. Während die-
ser Zeit vollzog sich die Umwandlung
des Kaiserreichs Brasilien in eine Re-
publik. Als N. zurückkehrte, nahm er,
ohne sich viel um Politik zu kümmern,
sein Amt wieder auf u. wurde schließ-
lich Chef des brasilian. Telegraphen-
amts. Seit 1895 ist er mit einer
Deutschbrasilianerin, deren Eltern
aus Braunschweig stammen, in glück-
licher Ehe verheiratet, der zwei Söhne
entsprossen. Jn den Jahren 1910 u.
1911 weilte er mit seiner Familie in
Deutschland, um das Stammland
seiner Vorfahren noch einmal zu sehen.

S:

Teuton (Eines Brasilianers Lied),
1897. 2. A. 1910. - Natango (R.),
1903. - Geo. Pinienwald (2 Nn.),
1896. - Lieder aus dem Palmenland,
1910. - Als Manuskr. gedruckt: Die
Jnselfee (Lsp.). - Bia (O.).

Niendorf, Marc Anton,

geb.
am 24. Dezember 1826 zu Niemegk in
der Mark Brandenburg, besuchte die
dortige Stadtschule u. von 1844-46
das Lehrer-Seminar zu Potsdam,
worauf er nach Berlin ging, um eine
Lehrerstelle an einer Privatschule zu
übernehmen und gleichzeitig einige
Vorlesungen an der Universität zu
hören. Die Märztage des J. 1848
ergriffen ihn aufs heftigste und be-
geisterten ihn zu politischen Gedich-
ten. Wegen seiner "Stunden der An-
dacht. Gesänge aus Berlins Revo-
lutionszeit", wurde er 1849 zu acht
Monaten Gefängnis verurteilt und
dann aus Berlin ausgewiesen. Er
wurde nun Hauslehrer in Heeger-
mühle bei Eberswalde, wonach er
später seinen Zyklus märkischer Ge-
dichte benannte, lernte bald sich für
die Landwirtschaft interessieren und
wurde endlich durch Hilfe einiger
Freunde in den Stand gesetzt, sich
1854 das Rittergut Rußdorf zu pach-
ten. Jm Jahre 1863 kaufte er den
Wolfswinkel bei Zahna, eine wüst
liegende Feldmark, die er durch seine

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Nie
u. Briefe des Dichters, nebſt Jugend-
gedichten und Briefen an Fritz Kleyle
(Bruder von Sophie L.); hrsg. von
Ludwig Auguſt Frankl, 1891. ‒ Nic.
Lenaus Briefe an Emilie von Rein-
beck u. deren Gatten Georg v. Rein-
beck 1832‒44, nebſt Emilie von R.s
Aufzeichnungen über Lenaus Erkran-
kung 1844‒46; hrsg. von Dr. Anton
Schloſſar, 1896. ‒ Ausgewählte Dich-
tungen, 1902. ‒ Sämtliche Werke und
Briefe; hrsg. von Eduard Caſtle; VI,
1910 ff. ‒ Werke; hrsg. von Karl
Schaeffer; II, 1910.

*Niemeyer, Erneſto,

bisher der
einzige Vertreter deutſch-braſiliani-
ſcher Dichtung, iſt der Sohn des ſrü-
heren hannöverſchen Hauptmanns
Louis N., der 1860 als Pionier des
Deutſchtums nach Braſilien ging u.
ſich hier in der 1851 gegründeten
deutſchen Kolonie Joinville mit ſei-
ner jungen Gemahlin niederließ. Am
4. Februar 1863 wurde Erneſto als
älteſter von vier Geſchwiſtern in
Joinville geboren und verlebte im
Hauſe ſeiner hochbegabten Eltern eine
freundliche Jugend. Er beſuchte die
Volksſchule und zwei Privatſchulen
daſelbſt, erhielt aber die meiſte An-
regung und Förderung von ſeinen
Eltern. Während er durch den Vater
die Grundzüge der Naturwiſſenſchaf-
ten faſt ſpielend erlernte, führte ihn
die Mutter in Muſik, Zeichnen u. in
fremde Sprachen ein, deren er bald
ſechs beherrſchte. Auf dieſen Grund-
lagen konnte er ſpäter durch autodi-
daktiſches Studium weiterſtreben.
Mit 19 Jahren trat er in den braſi-
lianiſchen Telegraphendienſt u. wurde
bald durch Vertrauensſtellungen aus-
gezeichnet. Das Gymnaſium in Porto
Allegre u. die Handelsſchule in Juiz
de Flora ernannten ihn zum Lehrer
für Engliſch, Deutſch u. Jtalieniſch.
Drei Jahre lang (1886‒89) leitete er
ein meteorologiſches Obſervatorium
auf einer Jnſel in der Bucht von Rio
de Janeiro und ging dann im Auf-
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Nie
trage der Regierung zu Studien-
zwecken nach Europa. Während die-
ſer Zeit vollzog ſich die Umwandlung
des Kaiſerreichs Braſilien in eine Re-
publik. Als N. zurückkehrte, nahm er,
ohne ſich viel um Politik zu kümmern,
ſein Amt wieder auf u. wurde ſchließ-
lich Chef des braſilian. Telegraphen-
amts. Seit 1895 iſt er mit einer
Deutſchbraſilianerin, deren Eltern
aus Braunſchweig ſtammen, in glück-
licher Ehe verheiratet, der zwei Söhne
entſproſſen. Jn den Jahren 1910 u.
1911 weilte er mit ſeiner Familie in
Deutſchland, um das Stammland
ſeiner Vorfahren noch einmal zu ſehen.

S:

Teuton (Eines Braſilianers Lied),
1897. 2. A. 1910. ‒ Natango (R.),
1903. ‒ Geo. Pinienwald (2 Nn.),
1896. ‒ Lieder aus dem Palmenland,
1910. ‒ Als Manuſkr. gedruckt: Die
Jnſelfee (Lſp.). ‒ Bia (O.).

Niendorf, Marc Anton,

geb.
am 24. Dezember 1826 zu Niemegk in
der Mark Brandenburg, beſuchte die
dortige Stadtſchule u. von 1844‒46
das Lehrer-Seminar zu Potsdam,
worauf er nach Berlin ging, um eine
Lehrerſtelle an einer Privatſchule zu
übernehmen und gleichzeitig einige
Vorleſungen an der Univerſität zu
hören. Die Märztage des J. 1848
ergriffen ihn aufs heftigſte und be-
geiſterten ihn zu politiſchen Gedich-
ten. Wegen ſeiner „Stunden der An-
dacht. Geſänge aus Berlins Revo-
lutionszeit“, wurde er 1849 zu acht
Monaten Gefängnis verurteilt und
dann aus Berlin ausgewieſen. Er
wurde nun Hauslehrer in Heeger-
mühle bei Eberswalde, wonach er
ſpäter ſeinen Zyklus märkiſcher Ge-
dichte benannte, lernte bald ſich für
die Landwirtſchaft intereſſieren und
wurde endlich durch Hilfe einiger
Freunde in den Stand geſetzt, ſich
1854 das Rittergut Rußdorf zu pach-
ten. Jm Jahre 1863 kaufte er den
Wolfswinkel bei Zahna, eine wüſt
liegende Feldmark, die er durch ſeine

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[136/0140] Nie Nie u. Briefe des Dichters, nebſt Jugend- gedichten und Briefen an Fritz Kleyle (Bruder von Sophie L.); hrsg. von Ludwig Auguſt Frankl, 1891. ‒ Nic. Lenaus Briefe an Emilie von Rein- beck u. deren Gatten Georg v. Rein- beck 1832‒44, nebſt Emilie von R.s Aufzeichnungen über Lenaus Erkran- kung 1844‒46; hrsg. von Dr. Anton Schloſſar, 1896. ‒ Ausgewählte Dich- tungen, 1902. ‒ Sämtliche Werke und Briefe; hrsg. von Eduard Caſtle; VI, 1910 ff. ‒ Werke; hrsg. von Karl Schaeffer; II, 1910. *Niemeyer, Erneſto, bisher der einzige Vertreter deutſch-braſiliani- ſcher Dichtung, iſt der Sohn des ſrü- heren hannöverſchen Hauptmanns Louis N., der 1860 als Pionier des Deutſchtums nach Braſilien ging u. ſich hier in der 1851 gegründeten deutſchen Kolonie Joinville mit ſei- ner jungen Gemahlin niederließ. Am 4. Februar 1863 wurde Erneſto als älteſter von vier Geſchwiſtern in Joinville geboren und verlebte im Hauſe ſeiner hochbegabten Eltern eine freundliche Jugend. Er beſuchte die Volksſchule und zwei Privatſchulen daſelbſt, erhielt aber die meiſte An- regung und Förderung von ſeinen Eltern. Während er durch den Vater die Grundzüge der Naturwiſſenſchaf- ten faſt ſpielend erlernte, führte ihn die Mutter in Muſik, Zeichnen u. in fremde Sprachen ein, deren er bald ſechs beherrſchte. Auf dieſen Grund- lagen konnte er ſpäter durch autodi- daktiſches Studium weiterſtreben. Mit 19 Jahren trat er in den braſi- lianiſchen Telegraphendienſt u. wurde bald durch Vertrauensſtellungen aus- gezeichnet. Das Gymnaſium in Porto Allegre u. die Handelsſchule in Juiz de Flora ernannten ihn zum Lehrer für Engliſch, Deutſch u. Jtalieniſch. Drei Jahre lang (1886‒89) leitete er ein meteorologiſches Obſervatorium auf einer Jnſel in der Bucht von Rio de Janeiro und ging dann im Auf- trage der Regierung zu Studien- zwecken nach Europa. Während die- ſer Zeit vollzog ſich die Umwandlung des Kaiſerreichs Braſilien in eine Re- publik. Als N. zurückkehrte, nahm er, ohne ſich viel um Politik zu kümmern, ſein Amt wieder auf u. wurde ſchließ- lich Chef des braſilian. Telegraphen- amts. Seit 1895 iſt er mit einer Deutſchbraſilianerin, deren Eltern aus Braunſchweig ſtammen, in glück- licher Ehe verheiratet, der zwei Söhne entſproſſen. Jn den Jahren 1910 u. 1911 weilte er mit ſeiner Familie in Deutſchland, um das Stammland ſeiner Vorfahren noch einmal zu ſehen. S: Teuton (Eines Braſilianers Lied), 1897. 2. A. 1910. ‒ Natango (R.), 1903. ‒ Geo. Pinienwald (2 Nn.), 1896. ‒ Lieder aus dem Palmenland, 1910. ‒ Als Manuſkr. gedruckt: Die Jnſelfee (Lſp.). ‒ Bia (O.). Niendorf, Marc Anton, geb. am 24. Dezember 1826 zu Niemegk in der Mark Brandenburg, beſuchte die dortige Stadtſchule u. von 1844‒46 das Lehrer-Seminar zu Potsdam, worauf er nach Berlin ging, um eine Lehrerſtelle an einer Privatſchule zu übernehmen und gleichzeitig einige Vorleſungen an der Univerſität zu hören. Die Märztage des J. 1848 ergriffen ihn aufs heftigſte und be- geiſterten ihn zu politiſchen Gedich- ten. Wegen ſeiner „Stunden der An- dacht. Geſänge aus Berlins Revo- lutionszeit“, wurde er 1849 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt und dann aus Berlin ausgewieſen. Er wurde nun Hauslehrer in Heeger- mühle bei Eberswalde, wonach er ſpäter ſeinen Zyklus märkiſcher Ge- dichte benannte, lernte bald ſich für die Landwirtſchaft intereſſieren und wurde endlich durch Hilfe einiger Freunde in den Stand geſetzt, ſich 1854 das Rittergut Rußdorf zu pach- ten. Jm Jahre 1863 kaufte er den Wolfswinkel bei Zahna, eine wüſt liegende Feldmark, die er durch ſeine *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/140>, abgerufen am 23.11.2024.