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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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nern noch ganz in der meerumsäum-
ten Scholle wurzelnden Mädchen die
Gefühle heimatlichen Sehnens wecken
und Triebe zum Keimen bringen, die
ungestüm nach dichterischem Ausdruck
drängten, denn schon in dieser Zeit
entstanden ihre ersten Verse. Später
kam sie nach Warnemünde, wo sie die
höhere Töchterschule absolvierte, um
dann ihre eigentlichen Lehr- und
Wanderjahre anzutreten. Jn Kiel,
wo sie bei der Großmutter weilte,
wurde neben einer weiteren allge-
meinen Ausbildung besonders der
Literaturgeschichte und Musik eine
liebende Pflege gewidmet, in Ant-
werpen wurden französische Sprach-
und Kunststudien gemacht, und in
Karlsbad und Wien wurde neben
privaten Studien vor allem den
Offenbarungen Apollos und der Mu-
sen ein heiliger Eifer gezollt. 1898
begann sie ihre literarische Tätigkeit,
an Zeitungen und Zeitschriften; ganz
besonders ergiebig wurde dieselbe
vom Jahre 1902 ab, wo die Dich-
terin, verwandtschaftlicher Gastlich-
keit begegnend, ihren Aufenthalt in
Livland, teils in Riga, teils am Mee-
resstrande nahm. Jm Oktober 1905
verheiratete sie sich mit dem gleichfalls
journalistisch tätigen Preßlektor und
Archivar Piet von Reyher, ver-
ließ aber bald darauf, nach Ausbruch
der Revolution, mit ihrem Gatten
unter großen Gefahren die neue Hei-
mat und kehrte nach Deutschland
zurück. Jn Berlin fand der Gatte
dann ein neues Feld für seine Tätig-
keit und so schlugen denn die Gatten
ihren Wohnsitz in Steglitz auf.

S:


Mein Sonnenkind (Ge.), 1906.

Reymond, Anton,

geb. am 18.
Dezbr. 1861 in Ungarisch-Aigen, lebt
(1897) als Dr. med. und Arzt in
Wien.

S:

Ein Geburtstag (Dr.),
1899.

*Reymond, Moritz,

gehört einer
waadtländischen Familie an (sein
Großvater war Konsul in Neapel,
[Spaltenumbruch]

Rey
sein Vater österreichischer Staats-
beamter) und wurde am 30. Juni
1833 in Wien geboren. Ursprüng-
lich für den Militärstand bestimmt,
erhielt er auf Privatkosten des Kai-
sers seine Erziehung in der Militär-
akademie zu Wiener-Neustadt, war
1849-56 Offizier in der österreichi-
schen Armee, wandte sich dann aber
der Publizistik zu und war 1856-57
Mitredakteur der "Ostdeutschen Post"
in Wien. Allein die damaligen Preß-
verhältnisse, sowie die Standesvor-
urteile in seinen Verwandtenkreisen
veranlaßten ihn, der Journalistik zu
entsagen u. zum Eisenbahnfach über-
zugehen. Da er jung geheiratet hatte
und kein Vermögen besaß, wurde
seine Existenz ein Ringen ums täg-
liche Brot; hierzu trat für den reg-
samen Kopf die Unmöglichkeit, sich
ins Beamtentum hineinzufinden, und
so begab er sich 1866 in die schwei-
zerische Heimat, wurde zunächst Mit-
arbeiter am "Bund" und trat 1867
in die Redaktion desselben ein. Von
1871-76 führte er die Chefredaktion
des "Jntelligenzblattes der Stadt
Bern" und der von ihm rehabili-
tierten "Alpenrosen". Jn allen ge-
nannten Blättern hat er zahlreiche
Novellen veröffentlicht. Jm Jahre
1881 siedelte R. wieder nach Öster-
reich über und wirkte dort bis 1883
an der Redaktion des deutsch-libe-
ralen Hauptorgans der inneröster-
reichischen Provinz, der "Grazer
Tagespost", doch veranlaßten ihn
die irostlosen politischen Verhält-
nisse in seinem Geburtslande, sich
abermals rein literarischer Berufs-
tätigkeit zuzuwenden. Gegen Ende
d. J. siedelte er nach Berlin über,
wo er seitdem teils als Redakteur (des
"Schalk", des "Berlin. Pflaster", des
"Deutschen Michel"), teils als freier
Schriftsteller tätig gewesen ist.

S:


sämtlich Humoristika: Der Kultur-
kampf in der Bronze, 1876. - Das
neue Laienbrevier des Häckelismus;

* 29*


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Rey
nern noch ganz in der meerumſäum-
ten Scholle wurzelnden Mädchen die
Gefühle heimatlichen Sehnens wecken
und Triebe zum Keimen bringen, die
ungeſtüm nach dichteriſchem Ausdruck
drängten, denn ſchon in dieſer Zeit
entſtanden ihre erſten Verſe. Später
kam ſie nach Warnemünde, wo ſie die
höhere Töchterſchule abſolvierte, um
dann ihre eigentlichen Lehr- und
Wanderjahre anzutreten. Jn Kiel,
wo ſie bei der Großmutter weilte,
wurde neben einer weiteren allge-
meinen Ausbildung beſonders der
Literaturgeſchichte und Muſik eine
liebende Pflege gewidmet, in Ant-
werpen wurden franzöſiſche Sprach-
und Kunſtſtudien gemacht, und in
Karlsbad und Wien wurde neben
privaten Studien vor allem den
Offenbarungen Apollos und der Mu-
ſen ein heiliger Eifer gezollt. 1898
begann ſie ihre literariſche Tätigkeit,
an Zeitungen und Zeitſchriften; ganz
beſonders ergiebig wurde dieſelbe
vom Jahre 1902 ab, wo die Dich-
terin, verwandtſchaftlicher Gaſtlich-
keit begegnend, ihren Aufenthalt in
Livland, teils in Riga, teils am Mee-
resſtrande nahm. Jm Oktober 1905
verheiratete ſie ſich mit dem gleichfalls
journaliſtiſch tätigen Preßlektor und
Archivar Piet von Reyher, ver-
ließ aber bald darauf, nach Ausbruch
der Revolution, mit ihrem Gatten
unter großen Gefahren die neue Hei-
mat und kehrte nach Deutſchland
zurück. Jn Berlin fand der Gatte
dann ein neues Feld für ſeine Tätig-
keit und ſo ſchlugen denn die Gatten
ihren Wohnſitz in Steglitz auf.

S:


Mein Sonnenkind (Ge.), 1906.

Reymond, Anton,

geb. am 18.
Dezbr. 1861 in Ungariſch-Aigen, lebt
(1897) als Dr. med. und Arzt in
Wien.

S:

Ein Geburtstag (Dr.),
1899.

*Reymond, Moritz,

gehört einer
waadtländiſchen Familie an (ſein
Großvater war Konſul in Neapel,
[Spaltenumbruch]

Rey
ſein Vater öſterreichiſcher Staats-
beamter) und wurde am 30. Juni
1833 in Wien geboren. Urſprüng-
lich für den Militärſtand beſtimmt,
erhielt er auf Privatkoſten des Kai-
ſers ſeine Erziehung in der Militär-
akademie zu Wiener-Neuſtadt, war
1849‒56 Offizier in der öſterreichi-
ſchen Armee, wandte ſich dann aber
der Publiziſtik zu und war 1856‒57
Mitredakteur der „Oſtdeutſchen Poſt“
in Wien. Allein die damaligen Preß-
verhältniſſe, ſowie die Standesvor-
urteile in ſeinen Verwandtenkreiſen
veranlaßten ihn, der Journaliſtik zu
entſagen u. zum Eiſenbahnfach über-
zugehen. Da er jung geheiratet hatte
und kein Vermögen beſaß, wurde
ſeine Exiſtenz ein Ringen ums täg-
liche Brot; hierzu trat für den reg-
ſamen Kopf die Unmöglichkeit, ſich
ins Beamtentum hineinzufinden, und
ſo begab er ſich 1866 in die ſchwei-
zeriſche Heimat, wurde zunächſt Mit-
arbeiter am „Bund“ und trat 1867
in die Redaktion desſelben ein. Von
1871-76 führte er die Chefredaktion
des „Jntelligenzblattes der Stadt
Bern“ und der von ihm rehabili-
tierten „Alpenroſen“. Jn allen ge-
nannten Blättern hat er zahlreiche
Novellen veröffentlicht. Jm Jahre
1881 ſiedelte R. wieder nach Öſter-
reich über und wirkte dort bis 1883
an der Redaktion des deutſch-libe-
ralen Hauptorgans der inneröſter-
reichiſchen Provinz, der „Grazer
Tagespoſt“, doch veranlaßten ihn
die iroſtloſen politiſchen Verhält-
niſſe in ſeinem Geburtslande, ſich
abermals rein literariſcher Berufs-
tätigkeit zuzuwenden. Gegen Ende
d. J. ſiedelte er nach Berlin über,
wo er ſeitdem teils als Redakteur (des
„Schalk“, des „Berlin. Pflaſter“, des
„Deutſchen Michel“), teils als freier
Schriftſteller tätig geweſen iſt.

S:


ſämtlich Humoriſtika: Der Kultur-
kampf in der Bronze, 1876. ‒ Das
neue Laienbrevier des Häckelismus;

* 29*
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[451/0455] Rey Rey nern noch ganz in der meerumſäum- ten Scholle wurzelnden Mädchen die Gefühle heimatlichen Sehnens wecken und Triebe zum Keimen bringen, die ungeſtüm nach dichteriſchem Ausdruck drängten, denn ſchon in dieſer Zeit entſtanden ihre erſten Verſe. Später kam ſie nach Warnemünde, wo ſie die höhere Töchterſchule abſolvierte, um dann ihre eigentlichen Lehr- und Wanderjahre anzutreten. Jn Kiel, wo ſie bei der Großmutter weilte, wurde neben einer weiteren allge- meinen Ausbildung beſonders der Literaturgeſchichte und Muſik eine liebende Pflege gewidmet, in Ant- werpen wurden franzöſiſche Sprach- und Kunſtſtudien gemacht, und in Karlsbad und Wien wurde neben privaten Studien vor allem den Offenbarungen Apollos und der Mu- ſen ein heiliger Eifer gezollt. 1898 begann ſie ihre literariſche Tätigkeit, an Zeitungen und Zeitſchriften; ganz beſonders ergiebig wurde dieſelbe vom Jahre 1902 ab, wo die Dich- terin, verwandtſchaftlicher Gaſtlich- keit begegnend, ihren Aufenthalt in Livland, teils in Riga, teils am Mee- resſtrande nahm. Jm Oktober 1905 verheiratete ſie ſich mit dem gleichfalls journaliſtiſch tätigen Preßlektor und Archivar Piet von Reyher, ver- ließ aber bald darauf, nach Ausbruch der Revolution, mit ihrem Gatten unter großen Gefahren die neue Hei- mat und kehrte nach Deutſchland zurück. Jn Berlin fand der Gatte dann ein neues Feld für ſeine Tätig- keit und ſo ſchlugen denn die Gatten ihren Wohnſitz in Steglitz auf. S: Mein Sonnenkind (Ge.), 1906. Reymond, Anton, geb. am 18. Dezbr. 1861 in Ungariſch-Aigen, lebt (1897) als Dr. med. und Arzt in Wien. S: Ein Geburtstag (Dr.), 1899. *Reymond, Moritz, gehört einer waadtländiſchen Familie an (ſein Großvater war Konſul in Neapel, ſein Vater öſterreichiſcher Staats- beamter) und wurde am 30. Juni 1833 in Wien geboren. Urſprüng- lich für den Militärſtand beſtimmt, erhielt er auf Privatkoſten des Kai- ſers ſeine Erziehung in der Militär- akademie zu Wiener-Neuſtadt, war 1849‒56 Offizier in der öſterreichi- ſchen Armee, wandte ſich dann aber der Publiziſtik zu und war 1856‒57 Mitredakteur der „Oſtdeutſchen Poſt“ in Wien. Allein die damaligen Preß- verhältniſſe, ſowie die Standesvor- urteile in ſeinen Verwandtenkreiſen veranlaßten ihn, der Journaliſtik zu entſagen u. zum Eiſenbahnfach über- zugehen. Da er jung geheiratet hatte und kein Vermögen beſaß, wurde ſeine Exiſtenz ein Ringen ums täg- liche Brot; hierzu trat für den reg- ſamen Kopf die Unmöglichkeit, ſich ins Beamtentum hineinzufinden, und ſo begab er ſich 1866 in die ſchwei- zeriſche Heimat, wurde zunächſt Mit- arbeiter am „Bund“ und trat 1867 in die Redaktion desſelben ein. Von 1871-76 führte er die Chefredaktion des „Jntelligenzblattes der Stadt Bern“ und der von ihm rehabili- tierten „Alpenroſen“. Jn allen ge- nannten Blättern hat er zahlreiche Novellen veröffentlicht. Jm Jahre 1881 ſiedelte R. wieder nach Öſter- reich über und wirkte dort bis 1883 an der Redaktion des deutſch-libe- ralen Hauptorgans der inneröſter- reichiſchen Provinz, der „Grazer Tagespoſt“, doch veranlaßten ihn die iroſtloſen politiſchen Verhält- niſſe in ſeinem Geburtslande, ſich abermals rein literariſcher Berufs- tätigkeit zuzuwenden. Gegen Ende d. J. ſiedelte er nach Berlin über, wo er ſeitdem teils als Redakteur (des „Schalk“, des „Berlin. Pflaſter“, des „Deutſchen Michel“), teils als freier Schriftſteller tätig geweſen iſt. S: ſämtlich Humoriſtika: Der Kultur- kampf in der Bronze, 1876. ‒ Das neue Laienbrevier des Häckelismus; * 29*

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/455>, abgerufen am 27.11.2024.