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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Naer
(Baden) als das älteste Kind eines
Hauptlehrers geboren. Die Mutter
war viel leidend u. starb frühe; eine
Schwester derselben nahm dann ihre
Stelle ein. Der Vater besaß bei größ-
ter Pflichttreue auch eine nur schwäch-
liche Konstitution und fehlte es ihm
an Zeit und Kraft für einen Sonder-
unterricht seiner Kinder. So war
denn Josefa nach der Schulzeit auf
den Weg privater Weiterbildung
durch emsige Lektüre angewiesen, die
dann auch fleißig gepflegt wurde.
Später reizten sie Hamerlings Ge-
dichte zu eigenen poetischen Versuchen,
Josefa lebt noch bei ihren Eltern
in Heidenhofen, wohin sie nach des
Vaters Pensionierung verzogen wa-
ren.

S:

Heidekraut (Ge.), 1906.

*Naerger, Jda,

bekannt auch un-
ter ihrem Mädchennamen J. Ficht-
ner
und als Naerger-Ficht-
ner,
wurde am 13. März 1849 in
dem Dorfe Ölse (Kreis Striegau,
Schlesien) als die Tochter des dor-
tigen Lehrers und Kantors geboren
und genoß vom 9. bis 13. Jahre kei-
nen andern Unterricht als den ihres
Vaters. Lange Zeit war sie ein stilles
und krankes Kind, so daß sich ihr
Sinnen u. Denken mehr nach innen
kehrte; der Tod ihrer Mutter machte
ihre Kindheit arm und glücklos und
verhinderte auch ihre weitere Ausbil-
dung. Jndessen las sie viel und mit
gutem Verständnis, geleitet dabei von
dem Pfarrer des Orts. Häufiger
Aufenthalt im Gebirge gab ihr die
volle Gesundheit wieder, weckte aber
auch gleichzeitig die Liebe zur Natur
und zur Poesie. Tiefempfundene Lie-
der quollen ihr aus dem Herzen und
aus der Feder, und bald bestürmte
man sie um Gelegenheitsgedichte,
Festspiele u. Theaterstücke. Nach dem
Tode ihres Vaters ging sie eine Ehe
ein, welche ihr des Lebens Schatten-
seiten in ungeahnter Weise zeigte.
Schwere Kämpfe u. Sorgen schienen
sie oft zu Boden zu drücken; aber die
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Nas
Mutterliebe hielt sie aufrecht, ihr
Geist wuchs, ihre Tatkraft erstarkte,
und der briefliche Verkehr mit der
bekannten Schriftstellerin Elise Polko
(s. d.!) zeigte ihr den Weg zur Schrift-
stellerei. Sie sah die Zeit kommen,
wo sie für alles eintreten mußte, und
so wurde sie, indem sie zur Feder griff,
Erzieherin und Ernährerin ihrer drei
Kinder. Jda N. lebt seit vielen Jah-
ren in Breslau u. ist noch immer als
Schriftstellerin tätig.

S:

Helene (N.),
1889. - Heitere Vorträge und Fest-
spiele für Polterabend und Hochzeit,
1889. - Täuschungen (R.), 1890. -
Küsse mich im Riesengebirge, 1891. -
Festspiele und Prologe, 1891. - Ein
edles Frauenherz (N.), 1904. - Vater-
los! (R.), 1905. - Die gnädige Frau
Tante (Lsp.), 1906. - Heimatglück.
Der Erbstreit (2 Nn.), 1906. - Der
kleine Geiger (R.), 1907. - Gefunden
(R.), 1907.

*Nascher, Eduard,

geb. am 13
Mai 1853 in Ungarisch-Brod, wid-
mete sich in Berlin u. Prag dem Stu-
dium der Theologie und hielt bereits
1871 seine erste Predigt "Über die
reinen Göttergedanken", die auch in
Prag im Druck erschien. Nachdem er
zwei Jahre als Prediger gewirkt hatte,
ging er, seiner Neigung folgend, zur
Schriftstellerei über und fungierte
besonders als Mitarbeiter mehrerer
humoristisch-satirischen Wochenblät-
ter. Später war N. als Professor
an großen öffentlichen Lehrinstituten
tätig. Die Früchte seiner literarhisto-
rischen Studien sammelte er in dem
großen, Jahre rastloser Arbeit bean-
spruchenden Prachtwerke "Handbuch
der Geschichte der Welt-Literatur"
(3. A. 1906), das eine weite Verbrei-
tung fand. Der rege Anteil an allen
Bestrebungen Wiens äußerte sich bei
N. in einer Fülle von Arbeiten in
zahlreichen Fachblättern; denn er be-
herrscht die deutsche, ungarische, eng-
lische u. französische Sprache in glei-
cher Vollkommenheit.

S:

Sein Gna-

*


[Spaltenumbruch]

Naer
(Baden) als das älteſte Kind eines
Hauptlehrers geboren. Die Mutter
war viel leidend u. ſtarb frühe; eine
Schweſter derſelben nahm dann ihre
Stelle ein. Der Vater beſaß bei größ-
ter Pflichttreue auch eine nur ſchwäch-
liche Konſtitution und fehlte es ihm
an Zeit und Kraft für einen Sonder-
unterricht ſeiner Kinder. So war
denn Joſefa nach der Schulzeit auf
den Weg privater Weiterbildung
durch emſige Lektüre angewieſen, die
dann auch fleißig gepflegt wurde.
Später reizten ſie Hamerlings Ge-
dichte zu eigenen poetiſchen Verſuchen,
Joſefa lebt noch bei ihren Eltern
in Heidenhofen, wohin ſie nach des
Vaters Penſionierung verzogen wa-
ren.

S:

Heidekraut (Ge.), 1906.

*Naerger, Jda,

bekannt auch un-
ter ihrem Mädchennamen J. Ficht-
ner
und als Naerger-Ficht-
ner,
wurde am 13. März 1849 in
dem Dorfe Ölſe (Kreis Striegau,
Schleſien) als die Tochter des dor-
tigen Lehrers und Kantors geboren
und genoß vom 9. bis 13. Jahre kei-
nen andern Unterricht als den ihres
Vaters. Lange Zeit war ſie ein ſtilles
und krankes Kind, ſo daß ſich ihr
Sinnen u. Denken mehr nach innen
kehrte; der Tod ihrer Mutter machte
ihre Kindheit arm und glücklos und
verhinderte auch ihre weitere Ausbil-
dung. Jndeſſen las ſie viel und mit
gutem Verſtändnis, geleitet dabei von
dem Pfarrer des Orts. Häufiger
Aufenthalt im Gebirge gab ihr die
volle Geſundheit wieder, weckte aber
auch gleichzeitig die Liebe zur Natur
und zur Poeſie. Tiefempfundene Lie-
der quollen ihr aus dem Herzen und
aus der Feder, und bald beſtürmte
man ſie um Gelegenheitsgedichte,
Feſtſpiele u. Theaterſtücke. Nach dem
Tode ihres Vaters ging ſie eine Ehe
ein, welche ihr des Lebens Schatten-
ſeiten in ungeahnter Weiſe zeigte.
Schwere Kämpfe u. Sorgen ſchienen
ſie oft zu Boden zu drücken; aber die
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Naſ
Mutterliebe hielt ſie aufrecht, ihr
Geiſt wuchs, ihre Tatkraft erſtarkte,
und der briefliche Verkehr mit der
bekannten Schriftſtellerin Eliſe Polko
(ſ. d.!) zeigte ihr den Weg zur Schrift-
ſtellerei. Sie ſah die Zeit kommen,
wo ſie für alles eintreten mußte, und
ſo wurde ſie, indem ſie zur Feder griff,
Erzieherin und Ernährerin ihrer drei
Kinder. Jda N. lebt ſeit vielen Jah-
ren in Breslau u. iſt noch immer als
Schriftſtellerin tätig.

S:

Helene (N.),
1889. ‒ Heitere Vorträge und Feſt-
ſpiele für Polterabend und Hochzeit,
1889. ‒ Täuſchungen (R.), 1890. ‒
Küſſe mich im Rieſengebirge, 1891. ‒
Feſtſpiele und Prologe, 1891. ‒ Ein
edles Frauenherz (N.), 1904. ‒ Vater-
los! (R.), 1905. ‒ Die gnädige Frau
Tante (Lſp.), 1906. ‒ Heimatglück.
Der Erbſtreit (2 Nn.), 1906. ‒ Der
kleine Geiger (R.), 1907. ‒ Gefunden
(R.), 1907.

*Naſchér, Eduard,

geb. am 13
Mai 1853 in Ungariſch-Brod, wid-
mete ſich in Berlin u. Prag dem Stu-
dium der Theologie und hielt bereits
1871 ſeine erſte Predigt „Über die
reinen Göttergedanken“, die auch in
Prag im Druck erſchien. Nachdem er
zwei Jahre als Prediger gewirkt hatte,
ging er, ſeiner Neigung folgend, zur
Schriftſtellerei über und fungierte
beſonders als Mitarbeiter mehrerer
humoriſtiſch-ſatiriſchen Wochenblät-
ter. Später war N. als Profeſſor
an großen öffentlichen Lehrinſtituten
tätig. Die Früchte ſeiner literarhiſto-
riſchen Studien ſammelte er in dem
großen, Jahre raſtloſer Arbeit bean-
ſpruchenden Prachtwerke „Handbuch
der Geſchichte der Welt-Literatur“
(3. A. 1906), das eine weite Verbrei-
tung fand. Der rege Anteil an allen
Beſtrebungen Wiens äußerte ſich bei
N. in einer Fülle von Arbeiten in
zahlreichen Fachblättern; denn er be-
herrſcht die deutſche, ungariſche, eng-
liſche u. franzöſiſche Sprache in glei-
cher Vollkommenheit.

S:

Sein Gna-

*
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[100/0104] Naer Naſ (Baden) als das älteſte Kind eines Hauptlehrers geboren. Die Mutter war viel leidend u. ſtarb frühe; eine Schweſter derſelben nahm dann ihre Stelle ein. Der Vater beſaß bei größ- ter Pflichttreue auch eine nur ſchwäch- liche Konſtitution und fehlte es ihm an Zeit und Kraft für einen Sonder- unterricht ſeiner Kinder. So war denn Joſefa nach der Schulzeit auf den Weg privater Weiterbildung durch emſige Lektüre angewieſen, die dann auch fleißig gepflegt wurde. Später reizten ſie Hamerlings Ge- dichte zu eigenen poetiſchen Verſuchen, Joſefa lebt noch bei ihren Eltern in Heidenhofen, wohin ſie nach des Vaters Penſionierung verzogen wa- ren. S: Heidekraut (Ge.), 1906. *Naerger, Jda, bekannt auch un- ter ihrem Mädchennamen J. Ficht- ner und als Naerger-Ficht- ner, wurde am 13. März 1849 in dem Dorfe Ölſe (Kreis Striegau, Schleſien) als die Tochter des dor- tigen Lehrers und Kantors geboren und genoß vom 9. bis 13. Jahre kei- nen andern Unterricht als den ihres Vaters. Lange Zeit war ſie ein ſtilles und krankes Kind, ſo daß ſich ihr Sinnen u. Denken mehr nach innen kehrte; der Tod ihrer Mutter machte ihre Kindheit arm und glücklos und verhinderte auch ihre weitere Ausbil- dung. Jndeſſen las ſie viel und mit gutem Verſtändnis, geleitet dabei von dem Pfarrer des Orts. Häufiger Aufenthalt im Gebirge gab ihr die volle Geſundheit wieder, weckte aber auch gleichzeitig die Liebe zur Natur und zur Poeſie. Tiefempfundene Lie- der quollen ihr aus dem Herzen und aus der Feder, und bald beſtürmte man ſie um Gelegenheitsgedichte, Feſtſpiele u. Theaterſtücke. Nach dem Tode ihres Vaters ging ſie eine Ehe ein, welche ihr des Lebens Schatten- ſeiten in ungeahnter Weiſe zeigte. Schwere Kämpfe u. Sorgen ſchienen ſie oft zu Boden zu drücken; aber die Mutterliebe hielt ſie aufrecht, ihr Geiſt wuchs, ihre Tatkraft erſtarkte, und der briefliche Verkehr mit der bekannten Schriftſtellerin Eliſe Polko (ſ. d.!) zeigte ihr den Weg zur Schrift- ſtellerei. Sie ſah die Zeit kommen, wo ſie für alles eintreten mußte, und ſo wurde ſie, indem ſie zur Feder griff, Erzieherin und Ernährerin ihrer drei Kinder. Jda N. lebt ſeit vielen Jah- ren in Breslau u. iſt noch immer als Schriftſtellerin tätig. S: Helene (N.), 1889. ‒ Heitere Vorträge und Feſt- ſpiele für Polterabend und Hochzeit, 1889. ‒ Täuſchungen (R.), 1890. ‒ Küſſe mich im Rieſengebirge, 1891. ‒ Feſtſpiele und Prologe, 1891. ‒ Ein edles Frauenherz (N.), 1904. ‒ Vater- los! (R.), 1905. ‒ Die gnädige Frau Tante (Lſp.), 1906. ‒ Heimatglück. Der Erbſtreit (2 Nn.), 1906. ‒ Der kleine Geiger (R.), 1907. ‒ Gefunden (R.), 1907. *Naſchér, Eduard, geb. am 13 Mai 1853 in Ungariſch-Brod, wid- mete ſich in Berlin u. Prag dem Stu- dium der Theologie und hielt bereits 1871 ſeine erſte Predigt „Über die reinen Göttergedanken“, die auch in Prag im Druck erſchien. Nachdem er zwei Jahre als Prediger gewirkt hatte, ging er, ſeiner Neigung folgend, zur Schriftſtellerei über und fungierte beſonders als Mitarbeiter mehrerer humoriſtiſch-ſatiriſchen Wochenblät- ter. Später war N. als Profeſſor an großen öffentlichen Lehrinſtituten tätig. Die Früchte ſeiner literarhiſto- riſchen Studien ſammelte er in dem großen, Jahre raſtloſer Arbeit bean- ſpruchenden Prachtwerke „Handbuch der Geſchichte der Welt-Literatur“ (3. A. 1906), das eine weite Verbrei- tung fand. Der rege Anteil an allen Beſtrebungen Wiens äußerte ſich bei N. in einer Fülle von Arbeiten in zahlreichen Fachblättern; denn er be- herrſcht die deutſche, ungariſche, eng- liſche u. franzöſiſche Sprache in glei- cher Vollkommenheit. S: Sein Gna- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/104>, abgerufen am 28.11.2024.