Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Mül ihm dieser Beruf nicht zusagte, stellteer sich kurz entschlossen auf eigene Füße und fand Stellung im Kontor eines Engrosgeschäfts u. durfte nach zwei Jahren seine Lehrzeit als be- endet ansehen. Danach war er zwei Jahre Korrespondent in der Hypo- thekenabteilung der Preußischen Bo- denkreditaktienbank, erlernte inzwi- schen die Stenographie und wurde dann stenographischer Sekretär erst beim Astronomen Dr. Bäblich, dann beim Chefredakteur der "Tribüne". Um sich eine gesicherte Zukunft u. sei- nen Angehörigen Unterstützung ver- schaffen zu können, nahm er im Mai 1878 eine Lehrerstelle in Neu-Anspach bei Driesen (Neumark) an. Nachdem er im Aug. 1879 seine Lehrerprüfung in Königsberg in der Neumark ab- gelegt, ging er Ostern 1880 nach Ber- lin zurück, wo er erst an einer höheren Mädchenschule wirkte und im Herbst 1881 in den städtischen Gemeindedienst trat. Außer einigen volkstümlichen Biographien über "Unser Fritz" (1888), "Graf Moltke" (1888), "Kö- nigin Luise" (1894) und "Der eiserne Prinz" (1902) u. einigen sogenannten "Volksabenden" veröffentlichte er S:
Müller-Cassala, siehe Gustav *Müller von Davenport, A.
Mül mußte er seine Tätigkeit wegen Bron-chialkatarrhs und Asthmas aufgeben worauf er erst in Texas, dann in Mexiko Erleichterung von seinem Lei- den suchte. Als Lyriker schuf er be- sonders sangbare Lieder, deren etliche schon in Studentenkreise Eingang ge- funden haben. S: Müllerlieder (Lr. Müller-Eberhart, W., s. Wal- *Müller-Grählert, Martha,
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Mül ihm dieſer Beruf nicht zuſagte, ſtellteer ſich kurz entſchloſſen auf eigene Füße und fand Stellung im Kontor eines Engrosgeſchäfts u. durfte nach zwei Jahren ſeine Lehrzeit als be- endet anſehen. Danach war er zwei Jahre Korreſpondent in der Hypo- thekenabteilung der Preußiſchen Bo- denkreditaktienbank, erlernte inzwi- ſchen die Stenographie und wurde dann ſtenographiſcher Sekretär erſt beim Aſtronomen Dr. Bäblich, dann beim Chefredakteur der „Tribüne“. Um ſich eine geſicherte Zukunft u. ſei- nen Angehörigen Unterſtützung ver- ſchaffen zu können, nahm er im Mai 1878 eine Lehrerſtelle in Neu-Anſpach bei Drieſen (Neumark) an. Nachdem er im Aug. 1879 ſeine Lehrerprüfung in Königsberg in der Neumark ab- gelegt, ging er Oſtern 1880 nach Ber- lin zurück, wo er erſt an einer höheren Mädchenſchule wirkte und im Herbſt 1881 in den ſtädtiſchen Gemeindedienſt trat. Außer einigen volkstümlichen Biographien über „Unſer Fritz“ (1888), „Graf Moltke“ (1888), „Kö- nigin Luiſe“ (1894) und „Der eiſerne Prinz“ (1902) u. einigen ſogenannten „Volksabenden“ veröffentlichte er S:
Müller-Caſſala, ſiehe Guſtav *Müller von Davenport, A.
Mül mußte er ſeine Tätigkeit wegen Bron-chialkatarrhs und Aſthmas aufgeben worauf er erſt in Texas, dann in Mexiko Erleichterung von ſeinem Lei- den ſuchte. Als Lyriker ſchuf er be- ſonders ſangbare Lieder, deren etliche ſchon in Studentenkreiſe Eingang ge- funden haben. S: Müllerlieder (Lr. Müller-Eberhart, W., ſ. Wal- *Müller-Grählert, Martha,
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Mül
Mül
ihm dieſer Beruf nicht zuſagte, ſtellte
er ſich kurz entſchloſſen auf eigene
Füße und fand Stellung im Kontor
eines Engrosgeſchäfts u. durfte nach
zwei Jahren ſeine Lehrzeit als be-
endet anſehen. Danach war er zwei
Jahre Korreſpondent in der Hypo-
thekenabteilung der Preußiſchen Bo-
denkreditaktienbank, erlernte inzwi-
ſchen die Stenographie und wurde
dann ſtenographiſcher Sekretär erſt
beim Aſtronomen Dr. Bäblich, dann
beim Chefredakteur der „Tribüne“.
Um ſich eine geſicherte Zukunft u. ſei-
nen Angehörigen Unterſtützung ver-
ſchaffen zu können, nahm er im Mai
1878 eine Lehrerſtelle in Neu-Anſpach
bei Drieſen (Neumark) an. Nachdem
er im Aug. 1879 ſeine Lehrerprüfung
in Königsberg in der Neumark ab-
gelegt, ging er Oſtern 1880 nach Ber-
lin zurück, wo er erſt an einer höheren
Mädchenſchule wirkte und im Herbſt
1881 in den ſtädtiſchen Gemeindedienſt
trat. Außer einigen volkstümlichen
Biographien über „Unſer Fritz“
(1888), „Graf Moltke“ (1888), „Kö-
nigin Luiſe“ (1894) und „Der eiſerne
Prinz“ (1902) u. einigen ſogenannten
„Volksabenden“ veröffentlichte er
S:
Herrn Wilhelm Schulze’s Badereiſe
(Hum.), 1891. ‒ Die ſtumme Schuld
(Eine Geſch. a. d. Leben), 1901.
Müller-Caſſala, ſiehe Guſtav
Adolf Müller-München!
*Müller von Davenport, A.
O., geb. 1845 in der Altmark als der
Sohn eines Oberförſters, füllte in
den Wäldern ſeiner Heimat die Seele
mit warmer Liebe zur Natur, die
immer nen in ſeinen Liedern hervor-
tritt. Er ſtudierte in Halle u. Tübin-
gen und lebte nach vollendeten Stu-
dien mit kurzen Unterbrechungen im
Auslande: in England, Jndien,
Frankreich, der Schweiz u. ſeit 1899
in den Verein. Staaten von Nord-
amerika, wo er zuletzt Superreviſor des
deutſchen Unterrichts in Davenport
(Jova) war. Zu Anfang d. J. 1907
mußte er ſeine Tätigkeit wegen Bron-
chialkatarrhs und Aſthmas aufgeben
worauf er erſt in Texas, dann in
Mexiko Erleichterung von ſeinem Lei-
den ſuchte. Als Lyriker ſchuf er be-
ſonders ſangbare Lieder, deren etliche
ſchon in Studentenkreiſe Eingang ge-
funden haben.
S: Müllerlieder (Lr.
u. Ge.), 1905.
Müller-Eberhart, W., ſ. Wal-
demar Müller!
*Müller-Grählert, Martha,
wurde 1876 in Barth in Pommern
geboren, verbrachte dort im Hauſe
ihrer Großmutter die erſten drei
Jahre ihres Lebens, worauf ſie in
das Elternhaus in dem kleinen Kirch-
dorfe Zingſt auf der gleichnamigen
pommerſchen Landzunge kam, wo ihr
Vater eine kleine Mühle beſaß. Hier
wuchs ſie im Kreiſe ihrer Geſchwiſter
in ländlicher Ungebundenheit heran,
und je mehr Fortſchritte im Lernen
ſie in der verhältnismäßig guten
Dorfſchule machte, um ſo mehr wider-
ſtanden ihr alle die praktiſchen, nüch-
ternen Arbeiten der Landbewohner,
wozu ſie und ihre Geſchwiſter von den
Eltern angehalten wurden. Am lieb-
ſten lag ſie im Sande auf der Düne
und lauſchte dem monotonen Brauſen
der Wellen, während ihre Phantaſie
den öden Strand mit den kühnſten,
buntfarbigſten Bildern belebte, und
unbewußt trachtete ſie, ihre Gedanken
in Reim und Rhythmus zu bringen.
Sie dichtete, ohne zu wiſſen, was
dichten heißt. Für ſo ein unprak-
tiſches, verträumtes Menſchenkind
war natürlich keines Bleibens da-
heim, und ſo gaben denn endlich die
Eltern ihrem glühenden Wunſche, den
Lehrerinnenberuf zu ergreifen, nach.
Mit 16 Jahren ging Martha als Er-
zieherin ohne Examen in die Fremde,
und nun begann die Zeit der Lehr-
und Wanderjahre voller Streben und
Hoffnungen, Unruhe und Torheiten,
auf dem Seminar, in häufig wechſeln-
den Stellungen uſw., bis ſie das
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