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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Hir
tischen Dichtung zugewendet.

S:

Ein
Auserwählter (Preisgekr. Schausp.),
1901. - Jm Himmelreich (Schausp.),
1904. - Jhr Wille (Schsp.), 1904.

Hirsch, Jenny,

psd. Fritz Arne-
seldt,
wurde am 25. Novbr. 1829 zu
Zerbst in Anhalt als die Tochter eines
jüdischen Kaufmanns geboren, ver-
lor ihre Mutter frühe, u. da sich der
Vater zu einer neuen Ehe nicht ent-
schließen konnte, blieb die Erziehung
der Tochter und ihrer Geschwister der
70 jährigen Großmutter überlassen.
Glücklicherweise hatte Zerbst den in
jener Zeit noch seltenen Vorzug, eine
höhere Töchterschule zu besitzen, welche
Jenny bis zu ihrem 15. Jahre be-
suchte, und welche ihr bei Begabung
und Lerneifer eine Ausbildung gab,
auf deren Grund sich vortrefflich fort-
bauen ließ. Jndessen mußte sie vor-
derhand die Leitung des väterlichen
Haushalts und die Erziehung ihrer
jüngeren Geschwister übernehmen,
auch im Warengeschäft des Vaters
mit tätig sein. Als letzteres nach dem
Tode der Großmutter wegen schlech-
ter Vermögensverhältnisse aufgelöst
werden mußte, kamen die jüngeren
Geschwister zu fremden Leuten, und
Jenny blieb bei dem alten Vater bis
zu dessen Tode (1856) zurück, diesen
treu pflegend und nebenher eifrig an
ihrer Fortbildung arbeitend. Sie
errichtete, nunmehr auf die eigene
Kraft angewiesen, eine Privatelemen-
tarschule für Kinder jeder Konfession
und leitete dieselbe bis 1860. Jn die-
sem Jahre berief sie der Begründer
und Besitzer der Berliner Frauenzei-
tung "Bazar" als Redaktrice dersel-
ben nach Berlin, und Jenny widmete
bis zum April 1864 diesem Blatte ihre
ganze Kraft. Danach beschäftigte sie
sich ohne bindendes Verhältnis lite-
rarisch, indem sie besonders viel aus
dem Englischen, Französischen und
Schwedischen übersetzte, Sprachen, die
sie alle durch Selbstunterricht erlernt
hatte. An der zu jener Zeit einsetzen-
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Hir
den Frauenbewegung nahm sie den
lebhaftesten Anteil und trat schon auf
dem ersten Frauentage in Leipzig
(1865) in die Reihen der leitenden
Persönlichkeiten. Jm folgenden Jahre
übernahm sie das Amt einer Schrift-
führerin im Letteverein, der zur Er-
werbfähigkeit des weiblichen Ge-
schlechts begründet worden war, und
verwaltete dasselbe bis zum April
1883. Sie besuchte in dieser amtlichen
Eigenschaft die Frauentage zu Leipzig
(1865), Berlin, Darmstadt, Ham-
burg, Wiesbaden, Breslau u. Lübeck,
redigierte auch von 1870-1881 den
"Frauenanwalt". Seit dem Früh-
jahr 1883 hat sie sich von aller Ver-
einstätigkeit zurückgezogen, um sich
wieder ausschließlich schriftstelleri-
scher Tätigkeit zu widmen. Sie lebte
nach wie vor in Berlin u. ist dort am
10. März 1902 gestorben.

S:

Fürstin
Frau Mutter (Hist. E.), 1881. - Be-
freit (N.), 1882. - Die Erben (R.),
1889. - Schlangenlist (E.), 1891. -
Vermißt (R.), 1893. - Der Amerikaner
(R.), 1894. - Umgarnt (N.), 1895. -
Löwenfelde (E.), 1896. - Der Amt-
mann von Rapshagen (R.); II, 1896.
- Eine Gedankensünde (R.), 1897. -
Die Juwelen der Tante (R.), 1897.
- Schuldig (E.), 1899. - Theresens
Glück (R.), 1899. - Märchen (R.); II,
1900. - Auf Umwegen (R.); II, 1900.
- Camilla Feinberg (E.), 1901. - Der
Sohn des Sträflings (R.), 1902. -
Verspielt (Krim.-R.), 1905. - Ein
Opfer der Pflicht (R.), 1906.

*Hirsch, Jsaak,

geb. am 14. April
1836 zu Oldenburg als der Sohn des
großherzoglichen Landrabbiners, be-
suchte die Schule zu Emden, wo sein
Vater von 1841-47 als Landrabbiner
der Landdrosteien Aurich und Osna-
brück fungierte, und seit 1847 das
Gymnasium zu Nikolsburg in Mäh-
ren, wohin der Vater als Oberlan-
desrabbiner von Mähren und Schle-
sien berufen worden war. Dann wid-
mete sich der Sohn dem Berufe eines

*


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Hir
tiſchen Dichtung zugewendet.

S:

Ein
Auserwählter (Preisgekr. Schauſp.),
1901. – Jm Himmelreich (Schauſp.),
1904. – Jhr Wille (Schſp.), 1904.

Hirſch, Jenny,

pſd. Fritz Arne-
ſeldt,
wurde am 25. Novbr. 1829 zu
Zerbſt in Anhalt als die Tochter eines
jüdiſchen Kaufmanns geboren, ver-
lor ihre Mutter frühe, u. da ſich der
Vater zu einer neuen Ehe nicht ent-
ſchließen konnte, blieb die Erziehung
der Tochter und ihrer Geſchwiſter der
70 jährigen Großmutter überlaſſen.
Glücklicherweiſe hatte Zerbſt den in
jener Zeit noch ſeltenen Vorzug, eine
höhere Töchterſchule zu beſitzen, welche
Jenny bis zu ihrem 15. Jahre be-
ſuchte, und welche ihr bei Begabung
und Lerneifer eine Ausbildung gab,
auf deren Grund ſich vortrefflich fort-
bauen ließ. Jndeſſen mußte ſie vor-
derhand die Leitung des väterlichen
Haushalts und die Erziehung ihrer
jüngeren Geſchwiſter übernehmen,
auch im Warengeſchäft des Vaters
mit tätig ſein. Als letzteres nach dem
Tode der Großmutter wegen ſchlech-
ter Vermögensverhältniſſe aufgelöſt
werden mußte, kamen die jüngeren
Geſchwiſter zu fremden Leuten, und
Jenny blieb bei dem alten Vater bis
zu deſſen Tode (1856) zurück, dieſen
treu pflegend und nebenher eifrig an
ihrer Fortbildung arbeitend. Sie
errichtete, nunmehr auf die eigene
Kraft angewieſen, eine Privatelemen-
tarſchule für Kinder jeder Konfeſſion
und leitete dieſelbe bis 1860. Jn die-
ſem Jahre berief ſie der Begründer
und Beſitzer der Berliner Frauenzei-
tung „Bazar“ als Redaktrice derſel-
ben nach Berlin, und Jenny widmete
bis zum April 1864 dieſem Blatte ihre
ganze Kraft. Danach beſchäftigte ſie
ſich ohne bindendes Verhältnis lite-
rariſch, indem ſie beſonders viel aus
dem Engliſchen, Franzöſiſchen und
Schwediſchen überſetzte, Sprachen, die
ſie alle durch Selbſtunterricht erlernt
hatte. An der zu jener Zeit einſetzen-
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Hir
den Frauenbewegung nahm ſie den
lebhafteſten Anteil und trat ſchon auf
dem erſten Frauentage in Leipzig
(1865) in die Reihen der leitenden
Perſönlichkeiten. Jm folgenden Jahre
übernahm ſie das Amt einer Schrift-
führerin im Letteverein, der zur Er-
werbfähigkeit des weiblichen Ge-
ſchlechts begründet worden war, und
verwaltete dasſelbe bis zum April
1883. Sie beſuchte in dieſer amtlichen
Eigenſchaft die Frauentage zu Leipzig
(1865), Berlin, Darmſtadt, Ham-
burg, Wiesbaden, Breslau u. Lübeck,
redigierte auch von 1870–1881 den
„Frauenanwalt“. Seit dem Früh-
jahr 1883 hat ſie ſich von aller Ver-
einstätigkeit zurückgezogen, um ſich
wieder ausſchließlich ſchriftſtelleri-
ſcher Tätigkeit zu widmen. Sie lebte
nach wie vor in Berlin u. iſt dort am
10. März 1902 geſtorben.

S:

Fürſtin
Frau Mutter (Hiſt. E.), 1881. – Be-
freit (N.), 1882. – Die Erben (R.),
1889. – Schlangenliſt (E.), 1891. –
Vermißt (R.), 1893. – Der Amerikaner
(R.), 1894. – Umgarnt (N.), 1895. –
Löwenfelde (E.), 1896. – Der Amt-
mann von Rapshagen (R.); II, 1896.
– Eine Gedankenſünde (R.), 1897. –
Die Juwelen der Tante (R.), 1897.
– Schuldig (E.), 1899. – Thereſens
Glück (R.), 1899. – Märchen (R.); II,
1900. – Auf Umwegen (R.); II, 1900.
– Camilla Feinberg (E.), 1901. – Der
Sohn des Sträflings (R.), 1902. –
Verſpielt (Krim.-R.), 1905. – Ein
Opfer der Pflicht (R.), 1906.

*Hirſch, Jſaak,

geb. am 14. April
1836 zu Oldenburg als der Sohn des
großherzoglichen Landrabbiners, be-
ſuchte die Schule zu Emden, wo ſein
Vater von 1841–47 als Landrabbiner
der Landdroſteien Aurich und Osna-
brück fungierte, und ſeit 1847 das
Gymnaſium zu Nikolsburg in Mäh-
ren, wohin der Vater als Oberlan-
desrabbiner von Mähren und Schle-
ſien berufen worden war. Dann wid-
mete ſich der Sohn dem Berufe eines

*
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[223/0227] Hir Hir tiſchen Dichtung zugewendet. S: Ein Auserwählter (Preisgekr. Schauſp.), 1901. – Jm Himmelreich (Schauſp.), 1904. – Jhr Wille (Schſp.), 1904. Hirſch, Jenny, pſd. Fritz Arne- ſeldt, wurde am 25. Novbr. 1829 zu Zerbſt in Anhalt als die Tochter eines jüdiſchen Kaufmanns geboren, ver- lor ihre Mutter frühe, u. da ſich der Vater zu einer neuen Ehe nicht ent- ſchließen konnte, blieb die Erziehung der Tochter und ihrer Geſchwiſter der 70 jährigen Großmutter überlaſſen. Glücklicherweiſe hatte Zerbſt den in jener Zeit noch ſeltenen Vorzug, eine höhere Töchterſchule zu beſitzen, welche Jenny bis zu ihrem 15. Jahre be- ſuchte, und welche ihr bei Begabung und Lerneifer eine Ausbildung gab, auf deren Grund ſich vortrefflich fort- bauen ließ. Jndeſſen mußte ſie vor- derhand die Leitung des väterlichen Haushalts und die Erziehung ihrer jüngeren Geſchwiſter übernehmen, auch im Warengeſchäft des Vaters mit tätig ſein. Als letzteres nach dem Tode der Großmutter wegen ſchlech- ter Vermögensverhältniſſe aufgelöſt werden mußte, kamen die jüngeren Geſchwiſter zu fremden Leuten, und Jenny blieb bei dem alten Vater bis zu deſſen Tode (1856) zurück, dieſen treu pflegend und nebenher eifrig an ihrer Fortbildung arbeitend. Sie errichtete, nunmehr auf die eigene Kraft angewieſen, eine Privatelemen- tarſchule für Kinder jeder Konfeſſion und leitete dieſelbe bis 1860. Jn die- ſem Jahre berief ſie der Begründer und Beſitzer der Berliner Frauenzei- tung „Bazar“ als Redaktrice derſel- ben nach Berlin, und Jenny widmete bis zum April 1864 dieſem Blatte ihre ganze Kraft. Danach beſchäftigte ſie ſich ohne bindendes Verhältnis lite- rariſch, indem ſie beſonders viel aus dem Engliſchen, Franzöſiſchen und Schwediſchen überſetzte, Sprachen, die ſie alle durch Selbſtunterricht erlernt hatte. An der zu jener Zeit einſetzen- den Frauenbewegung nahm ſie den lebhafteſten Anteil und trat ſchon auf dem erſten Frauentage in Leipzig (1865) in die Reihen der leitenden Perſönlichkeiten. Jm folgenden Jahre übernahm ſie das Amt einer Schrift- führerin im Letteverein, der zur Er- werbfähigkeit des weiblichen Ge- ſchlechts begründet worden war, und verwaltete dasſelbe bis zum April 1883. Sie beſuchte in dieſer amtlichen Eigenſchaft die Frauentage zu Leipzig (1865), Berlin, Darmſtadt, Ham- burg, Wiesbaden, Breslau u. Lübeck, redigierte auch von 1870–1881 den „Frauenanwalt“. Seit dem Früh- jahr 1883 hat ſie ſich von aller Ver- einstätigkeit zurückgezogen, um ſich wieder ausſchließlich ſchriftſtelleri- ſcher Tätigkeit zu widmen. Sie lebte nach wie vor in Berlin u. iſt dort am 10. März 1902 geſtorben. S: Fürſtin Frau Mutter (Hiſt. E.), 1881. – Be- freit (N.), 1882. – Die Erben (R.), 1889. – Schlangenliſt (E.), 1891. – Vermißt (R.), 1893. – Der Amerikaner (R.), 1894. – Umgarnt (N.), 1895. – Löwenfelde (E.), 1896. – Der Amt- mann von Rapshagen (R.); II, 1896. – Eine Gedankenſünde (R.), 1897. – Die Juwelen der Tante (R.), 1897. – Schuldig (E.), 1899. – Thereſens Glück (R.), 1899. – Märchen (R.); II, 1900. – Auf Umwegen (R.); II, 1900. – Camilla Feinberg (E.), 1901. – Der Sohn des Sträflings (R.), 1902. – Verſpielt (Krim.-R.), 1905. – Ein Opfer der Pflicht (R.), 1906. *Hirſch, Jſaak, geb. am 14. April 1836 zu Oldenburg als der Sohn des großherzoglichen Landrabbiners, be- ſuchte die Schule zu Emden, wo ſein Vater von 1841–47 als Landrabbiner der Landdroſteien Aurich und Osna- brück fungierte, und ſeit 1847 das Gymnaſium zu Nikolsburg in Mäh- ren, wohin der Vater als Oberlan- desrabbiner von Mähren und Schle- ſien berufen worden war. Dann wid- mete ſich der Sohn dem Berufe eines *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/227>, abgerufen am 21.11.2024.