Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Jac
im Elternhause wurde sie frühzeitig
zum Lesen und Nachdenken angeregt
u. durch tüchtige Lehrer in die deut-
sche Literatur eingeführt. Mit 15
Jahren mußte sie Kränklichkeit hal-
ber die Schule verlassen, später, nach
Verheiratung ihrer älteren Schwester,
die Führung des Haushaltes über-
nehmen, da die Mutter schon 1891
gestorben war, und erst, als die jün-
geren Schwestern heranwuchsen, be-
suchte sie nebenher das Konservato-
rium, um sich zur Konzertsängerin
auszubilden. Doch gab sie diesen
Plan wieder auf, weil eine größere
Neigung sie zu schriftstellerischer Tä-
tigkeit hinzog. Jm Jahre 1901 ver-
heiratete sie sich mit einem Herrn
Jacoby in Berlin.

S:

Ruth von
Felseck (Eine lustige Pensionsgesch.),
1900. - Für junge Herzen (En. für
junge Mädchen), 1904. - Fräulein
Ungestüm (desgl.), 1904.

Jacoby, Käte,

bekannt unter ihrem
Mädchennamen Katy Andreae,
wurde am 13. Dezbr. 1870 in Frank-
furt a. M. geboren und ist eine Ur-
enkelin der Verfasserin des seiner Zeit
weitverbreiteten "Märchens von der
Katzenfamilie", Frau Johanna An-
dreae. Sie verheiratete sich 1893 mit
dem Rechtsanwalt Julius Jacoby in
Berlin, mit dem sie später nach Ham-
übersiedelte.

S:

Aus vergangener
Zeit (M. u. Sg.), 1895. - Humanum
amare est
(R.), 1905. - Das liebe
Jch (R.), 1907.

Jacoby, Leopold,

der "Dichter
des Proletariats", wie man ihn ge-
nannt hat, wurde am 29. April 1840
zu Lauenburg in Pommern als der
Sohn eines jüdischen Kantors gebo-
ren, besuchte unter vielen Entbehrun-
gen das Gymnasium in Danzig und
erlernte hier die damals noch wenig
geübte Kunst der Stenographie, die
ihn in den Stand setzte, unter leid-
lichen Verhältnissen in Berlin Ostern
1862 das Studium der Medizin an
der Universität zu beginnen. Er
[Spaltenumbruch]

Jac
wurde Sekretär im stenographischen
Bureau des Abgeordnetenhauses,
später Berichterstatter und Steno-
graph der "Oldenburgisch. Kammer-
korrespondenz" und hat zwölf Jahre
auf der Journalistentribüne des preu-
ßischen Landtags u. später des deut-
schen Reichstags gearbeitet. Zweimal
unterbrach er diese Tätigkeit für län-
gere Zeit. Jm Jahre 1868 ging er
nach Marburg, um das Studium der
Medizin wieder aufzunehmen, und
kaum hatte er es beendet, so zog er
1870 als Assistenzarzt mit ins Feld
u. kam bis nach Paris. Nach Berlin
zurückgekehrt, widmete er sich der
Schriftstellerei u. der Stenographie.
Mittlerweile war in ihm eine Wand-
lung vor sich gegangen; ursprünglich
liberal gesinnt, schloß er sich jetzt der
Sozialdemokratie an und gab dies in
seinem Buche "Es werde Licht" öffent-
lich bekannt. Bis 1877 verblieb J.
noch als Parlamentsstenograph in
Berlin; dann begann ein ruheloses
Wanderleben. Zunächst ging er nach
Zürich, dann nach Triest, hierauf
nach Cambridge in den Vereinigten
Staaten u. von dort nach Mailand,
wo er 1890 die Stelle eines Dozenten
für deutsche Sprache und Literatur
an der königl. wissenschaftlich-litera-
rischen Akademie erhielt. Jm Jahre
1892 wurde er auf dem Wege zur
Akademie von einem Schlaganfall be-
troffen; er siedelte nun nach Zürich
über, wo er nach längerem Siechtum
am 20. Dezbr. 1895 starb. Er war
Naturforscher, Literatur-Historiker,
Dichter und Philosoph. Als letzterer
suchte er in seinem Werke "Die Jdee
der Entwicklung" (II, 1874-76) die
Lehren Darwins für Philosophie u.
Volkswirtschaft nutzbar zu machen.

S:

Weinphantasien (Ge.), 1869. -
Ein Lustspiel (Lsp.), 1870. - Es werde
Licht (Poesien), 1872. 4. A. 1893. -
Ein Ausflug nach Comacchio, 1881.
- Cunita (Ep. G. aus Jndien), 1884.
Neue Ausg. mit biogr. Vorwort von

*


[Spaltenumbruch]

Jac
im Elternhauſe wurde ſie frühzeitig
zum Leſen und Nachdenken angeregt
u. durch tüchtige Lehrer in die deut-
ſche Literatur eingeführt. Mit 15
Jahren mußte ſie Kränklichkeit hal-
ber die Schule verlaſſen, ſpäter, nach
Verheiratung ihrer älteren Schweſter,
die Führung des Haushaltes über-
nehmen, da die Mutter ſchon 1891
geſtorben war, und erſt, als die jün-
geren Schweſtern heranwuchſen, be-
ſuchte ſie nebenher das Konſervato-
rium, um ſich zur Konzertſängerin
auszubilden. Doch gab ſie dieſen
Plan wieder auf, weil eine größere
Neigung ſie zu ſchriftſtelleriſcher Tä-
tigkeit hinzog. Jm Jahre 1901 ver-
heiratete ſie ſich mit einem Herrn
Jacoby in Berlin.

S:

Ruth von
Felseck (Eine luſtige Penſionsgeſch.),
1900. – Für junge Herzen (En. für
junge Mädchen), 1904. – Fräulein
Ungeſtüm (desgl.), 1904.

Jacoby, Käte,

bekannt unter ihrem
Mädchennamen Katy Andreae,
wurde am 13. Dezbr. 1870 in Frank-
furt a. M. geboren und iſt eine Ur-
enkelin der Verfaſſerin des ſeiner Zeit
weitverbreiteten „Märchens von der
Katzenfamilie“, Frau Johanna An-
dreae. Sie verheiratete ſich 1893 mit
dem Rechtsanwalt Julius Jacoby in
Berlin, mit dem ſie ſpäter nach Ham-
überſiedelte.

S:

Aus vergangener
Zeit (M. u. Sg.), 1895. – Humanum
amare est
(R.), 1905. – Das liebe
Jch (R.), 1907.

Jacoby, Leopold,

der „Dichter
des Proletariats“, wie man ihn ge-
nannt hat, wurde am 29. April 1840
zu Lauenburg in Pommern als der
Sohn eines jüdiſchen Kantors gebo-
ren, beſuchte unter vielen Entbehrun-
gen das Gymnaſium in Danzig und
erlernte hier die damals noch wenig
geübte Kunſt der Stenographie, die
ihn in den Stand ſetzte, unter leid-
lichen Verhältniſſen in Berlin Oſtern
1862 das Studium der Medizin an
der Univerſität zu beginnen. Er
[Spaltenumbruch]

Jac
wurde Sekretär im ſtenographiſchen
Bureau des Abgeordnetenhauſes,
ſpäter Berichterſtatter und Steno-
graph der „Oldenburgiſch. Kammer-
korreſpondenz“ und hat zwölf Jahre
auf der Journaliſtentribüne des preu-
ßiſchen Landtags u. ſpäter des deut-
ſchen Reichstags gearbeitet. Zweimal
unterbrach er dieſe Tätigkeit für län-
gere Zeit. Jm Jahre 1868 ging er
nach Marburg, um das Studium der
Medizin wieder aufzunehmen, und
kaum hatte er es beendet, ſo zog er
1870 als Aſſiſtenzarzt mit ins Feld
u. kam bis nach Paris. Nach Berlin
zurückgekehrt, widmete er ſich der
Schriftſtellerei u. der Stenographie.
Mittlerweile war in ihm eine Wand-
lung vor ſich gegangen; urſprünglich
liberal geſinnt, ſchloß er ſich jetzt der
Sozialdemokratie an und gab dies in
ſeinem Buche „Es werde Licht“ öffent-
lich bekannt. Bis 1877 verblieb J.
noch als Parlamentsſtenograph in
Berlin; dann begann ein ruheloſes
Wanderleben. Zunächſt ging er nach
Zürich, dann nach Trieſt, hierauf
nach Cambridge in den Vereinigten
Staaten u. von dort nach Mailand,
wo er 1890 die Stelle eines Dozenten
für deutſche Sprache und Literatur
an der königl. wiſſenſchaftlich-litera-
riſchen Akademie erhielt. Jm Jahre
1892 wurde er auf dem Wege zur
Akademie von einem Schlaganfall be-
troffen; er ſiedelte nun nach Zürich
über, wo er nach längerem Siechtum
am 20. Dezbr. 1895 ſtarb. Er war
Naturforſcher, Literatur-Hiſtoriker,
Dichter und Philoſoph. Als letzterer
ſuchte er in ſeinem Werke „Die Jdee
der Entwicklung“ (II, 1874–76) die
Lehren Darwins für Philoſophie u.
Volkswirtſchaft nutzbar zu machen.

S:

Weinphantaſien (Ge.), 1869. –
Ein Luſtſpiel (Lſp.), 1870. – Es werde
Licht (Poeſien), 1872. 4. A. 1893. –
Ein Ausflug nach Comacchio, 1881.
Çunita (Ep. G. aus Jndien), 1884.
Neue Ausg. mit biogr. Vorwort von

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0335" n="331"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Jac</hi></fw><lb/>
im Elternhau&#x017F;e wurde &#x017F;ie frühzeitig<lb/>
zum Le&#x017F;en und Nachdenken angeregt<lb/>
u. durch tüchtige Lehrer in die deut-<lb/>
&#x017F;che Literatur eingeführt. Mit 15<lb/>
Jahren mußte &#x017F;ie Kränklichkeit hal-<lb/>
ber die Schule verla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;päter, nach<lb/>
Verheiratung ihrer älteren Schwe&#x017F;ter,<lb/>
die Führung des Haushaltes über-<lb/>
nehmen, da die Mutter &#x017F;chon 1891<lb/>
ge&#x017F;torben war, und er&#x017F;t, als die jün-<lb/>
geren Schwe&#x017F;tern heranwuch&#x017F;en, be-<lb/>
&#x017F;uchte &#x017F;ie nebenher das Kon&#x017F;ervato-<lb/>
rium, um &#x017F;ich zur Konzert&#x017F;ängerin<lb/>
auszubilden. Doch gab &#x017F;ie die&#x017F;en<lb/>
Plan wieder auf, weil eine größere<lb/>
Neigung &#x017F;ie zu &#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;cher Tä-<lb/>
tigkeit hinzog. Jm Jahre 1901 ver-<lb/>
heiratete &#x017F;ie &#x017F;ich mit einem Herrn<lb/>
Jacoby in Berlin. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Ruth von<lb/>
Felseck (Eine lu&#x017F;tige Pen&#x017F;ionsge&#x017F;ch.),<lb/>
1900. &#x2013; Für junge Herzen (En. für<lb/>
junge Mädchen), 1904. &#x2013; Fräulein<lb/>
Unge&#x017F;tüm (desgl.), 1904.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Jacoby,</hi> Käte,</head>
        <p> bekannt unter ihrem<lb/>
Mädchennamen <hi rendition="#g">Katy Andreae,</hi><lb/>
wurde am 13. Dezbr. 1870 in Frank-<lb/>
furt a. M. geboren und i&#x017F;t eine Ur-<lb/>
enkelin der Verfa&#x017F;&#x017F;erin des &#x017F;einer Zeit<lb/>
weitverbreiteten &#x201E;Märchens von der<lb/>
Katzenfamilie&#x201C;, Frau Johanna An-<lb/>
dreae. Sie verheiratete &#x017F;ich 1893 mit<lb/>
dem Rechtsanwalt Julius Jacoby in<lb/>
Berlin, mit dem &#x017F;ie &#x017F;päter nach Ham-<lb/>
über&#x017F;iedelte. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Aus vergangener<lb/>
Zeit (M. u. Sg.), 1895. &#x2013; <hi rendition="#aq">Humanum<lb/>
amare est</hi> (R.), 1905. &#x2013; Das liebe<lb/>
Jch (R.), 1907.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Jacoby,</hi> Leopold,</head>
        <p> der &#x201E;Dichter<lb/>
des Proletariats&#x201C;, wie man ihn ge-<lb/>
nannt hat, wurde am 29. April 1840<lb/>
zu Lauenburg in Pommern als der<lb/>
Sohn eines jüdi&#x017F;chen Kantors gebo-<lb/>
ren, be&#x017F;uchte unter vielen Entbehrun-<lb/>
gen das Gymna&#x017F;ium in Danzig und<lb/>
erlernte hier die damals noch wenig<lb/>
geübte Kun&#x017F;t der Stenographie, die<lb/>
ihn in den Stand &#x017F;etzte, unter leid-<lb/>
lichen Verhältni&#x017F;&#x017F;en in Berlin O&#x017F;tern<lb/>
1862 das Studium der Medizin an<lb/>
der Univer&#x017F;ität zu beginnen. Er<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Jac</hi></fw><lb/>
wurde Sekretär im &#x017F;tenographi&#x017F;chen<lb/>
Bureau des Abgeordnetenhau&#x017F;es,<lb/>
&#x017F;päter Berichter&#x017F;tatter und Steno-<lb/>
graph der &#x201E;Oldenburgi&#x017F;ch. Kammer-<lb/>
korre&#x017F;pondenz&#x201C; und hat zwölf Jahre<lb/>
auf der Journali&#x017F;tentribüne des preu-<lb/>
ßi&#x017F;chen Landtags u. &#x017F;päter des deut-<lb/>
&#x017F;chen Reichstags gearbeitet. Zweimal<lb/>
unterbrach er die&#x017F;e Tätigkeit für län-<lb/>
gere Zeit. Jm Jahre 1868 ging er<lb/>
nach Marburg, um das Studium der<lb/>
Medizin wieder aufzunehmen, und<lb/>
kaum hatte er es beendet, &#x017F;o zog er<lb/>
1870 als A&#x017F;&#x017F;i&#x017F;tenzarzt mit ins Feld<lb/>
u. kam bis nach Paris. Nach Berlin<lb/>
zurückgekehrt, widmete er &#x017F;ich der<lb/>
Schrift&#x017F;tellerei u. der Stenographie.<lb/>
Mittlerweile war in ihm eine Wand-<lb/>
lung vor &#x017F;ich gegangen; ur&#x017F;prünglich<lb/>
liberal ge&#x017F;innt, &#x017F;chloß er &#x017F;ich jetzt der<lb/>
Sozialdemokratie an und gab dies in<lb/>
&#x017F;einem Buche &#x201E;Es werde Licht&#x201C; öffent-<lb/>
lich bekannt. Bis 1877 verblieb J.<lb/>
noch als Parlaments&#x017F;tenograph in<lb/>
Berlin; dann begann ein ruhelo&#x017F;es<lb/>
Wanderleben. Zunäch&#x017F;t ging er nach<lb/>
Zürich, dann nach Trie&#x017F;t, hierauf<lb/>
nach Cambridge in den Vereinigten<lb/>
Staaten u. von dort nach Mailand,<lb/>
wo er 1890 die Stelle eines Dozenten<lb/>
für deut&#x017F;che Sprache und Literatur<lb/>
an der königl. wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich-litera-<lb/>
ri&#x017F;chen Akademie erhielt. Jm Jahre<lb/>
1892 wurde er auf dem Wege zur<lb/>
Akademie von einem Schlaganfall be-<lb/>
troffen; er &#x017F;iedelte nun nach Zürich<lb/>
über, wo er nach längerem Siechtum<lb/>
am 20. Dezbr. 1895 &#x017F;tarb. Er war<lb/>
Naturfor&#x017F;cher, Literatur-Hi&#x017F;toriker,<lb/>
Dichter und Philo&#x017F;oph. Als letzterer<lb/>
&#x017F;uchte er in &#x017F;einem Werke &#x201E;Die Jdee<lb/>
der Entwicklung&#x201C; (<hi rendition="#aq">II,</hi> 1874&#x2013;76) die<lb/>
Lehren Darwins für Philo&#x017F;ophie u.<lb/>
Volkswirt&#x017F;chaft nutzbar zu machen.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Weinphanta&#x017F;ien (Ge.), 1869. &#x2013;<lb/>
Ein Lu&#x017F;t&#x017F;piel (L&#x017F;p.), 1870. &#x2013; Es werde<lb/>
Licht (Poe&#x017F;ien), 1872. 4. A. 1893. &#x2013;<lb/>
Ein Ausflug nach Comacchio, 1881.<lb/>
&#x2013; <hi rendition="#aq">Çunita</hi> (Ep. G. aus Jndien), 1884.<lb/>
Neue Ausg. mit biogr. Vorwort von<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0335] Jac Jac im Elternhauſe wurde ſie frühzeitig zum Leſen und Nachdenken angeregt u. durch tüchtige Lehrer in die deut- ſche Literatur eingeführt. Mit 15 Jahren mußte ſie Kränklichkeit hal- ber die Schule verlaſſen, ſpäter, nach Verheiratung ihrer älteren Schweſter, die Führung des Haushaltes über- nehmen, da die Mutter ſchon 1891 geſtorben war, und erſt, als die jün- geren Schweſtern heranwuchſen, be- ſuchte ſie nebenher das Konſervato- rium, um ſich zur Konzertſängerin auszubilden. Doch gab ſie dieſen Plan wieder auf, weil eine größere Neigung ſie zu ſchriftſtelleriſcher Tä- tigkeit hinzog. Jm Jahre 1901 ver- heiratete ſie ſich mit einem Herrn Jacoby in Berlin. S: Ruth von Felseck (Eine luſtige Penſionsgeſch.), 1900. – Für junge Herzen (En. für junge Mädchen), 1904. – Fräulein Ungeſtüm (desgl.), 1904. Jacoby, Käte, bekannt unter ihrem Mädchennamen Katy Andreae, wurde am 13. Dezbr. 1870 in Frank- furt a. M. geboren und iſt eine Ur- enkelin der Verfaſſerin des ſeiner Zeit weitverbreiteten „Märchens von der Katzenfamilie“, Frau Johanna An- dreae. Sie verheiratete ſich 1893 mit dem Rechtsanwalt Julius Jacoby in Berlin, mit dem ſie ſpäter nach Ham- überſiedelte. S: Aus vergangener Zeit (M. u. Sg.), 1895. – Humanum amare est (R.), 1905. – Das liebe Jch (R.), 1907. Jacoby, Leopold, der „Dichter des Proletariats“, wie man ihn ge- nannt hat, wurde am 29. April 1840 zu Lauenburg in Pommern als der Sohn eines jüdiſchen Kantors gebo- ren, beſuchte unter vielen Entbehrun- gen das Gymnaſium in Danzig und erlernte hier die damals noch wenig geübte Kunſt der Stenographie, die ihn in den Stand ſetzte, unter leid- lichen Verhältniſſen in Berlin Oſtern 1862 das Studium der Medizin an der Univerſität zu beginnen. Er wurde Sekretär im ſtenographiſchen Bureau des Abgeordnetenhauſes, ſpäter Berichterſtatter und Steno- graph der „Oldenburgiſch. Kammer- korreſpondenz“ und hat zwölf Jahre auf der Journaliſtentribüne des preu- ßiſchen Landtags u. ſpäter des deut- ſchen Reichstags gearbeitet. Zweimal unterbrach er dieſe Tätigkeit für län- gere Zeit. Jm Jahre 1868 ging er nach Marburg, um das Studium der Medizin wieder aufzunehmen, und kaum hatte er es beendet, ſo zog er 1870 als Aſſiſtenzarzt mit ins Feld u. kam bis nach Paris. Nach Berlin zurückgekehrt, widmete er ſich der Schriftſtellerei u. der Stenographie. Mittlerweile war in ihm eine Wand- lung vor ſich gegangen; urſprünglich liberal geſinnt, ſchloß er ſich jetzt der Sozialdemokratie an und gab dies in ſeinem Buche „Es werde Licht“ öffent- lich bekannt. Bis 1877 verblieb J. noch als Parlamentsſtenograph in Berlin; dann begann ein ruheloſes Wanderleben. Zunächſt ging er nach Zürich, dann nach Trieſt, hierauf nach Cambridge in den Vereinigten Staaten u. von dort nach Mailand, wo er 1890 die Stelle eines Dozenten für deutſche Sprache und Literatur an der königl. wiſſenſchaftlich-litera- riſchen Akademie erhielt. Jm Jahre 1892 wurde er auf dem Wege zur Akademie von einem Schlaganfall be- troffen; er ſiedelte nun nach Zürich über, wo er nach längerem Siechtum am 20. Dezbr. 1895 ſtarb. Er war Naturforſcher, Literatur-Hiſtoriker, Dichter und Philoſoph. Als letzterer ſuchte er in ſeinem Werke „Die Jdee der Entwicklung“ (II, 1874–76) die Lehren Darwins für Philoſophie u. Volkswirtſchaft nutzbar zu machen. S: Weinphantaſien (Ge.), 1869. – Ein Luſtſpiel (Lſp.), 1870. – Es werde Licht (Poeſien), 1872. 4. A. 1893. – Ein Ausflug nach Comacchio, 1881. – Çunita (Ep. G. aus Jndien), 1884. Neue Ausg. mit biogr. Vorwort von *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/335
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/335>, abgerufen am 25.11.2024.