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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Han
den hervorragendsten Poeten, Hebbel,
A. Stifter, L. A. Frankl, J. Rank u.
anderen viel verkehrt hatte, trat er
1846 in den Staatsdienst. Zuerst
kam H. als Konzeptspraktikant nach
Jungbunzlau in Böhmen, wurde
aber schon 1847 wegen Einsendung
eines Gedichts in die "Grenzboten"
gemaßregelt u. an das Landesguber-
nium in Prag versetzt. Hier blieb er
bis zur Neuorganisierung der politi-
schen Behörden (1850), wurde nun
zum Konzeptionspraktikanten bei der
Bezirkshauptmannschaft in dem klei-
nen Städtchen Plan bei Marienbad
ernannt und 1852 zum Bezirkskom-
missar in Kaplitz bei Budweis beför-
dert. 1854 wurde er nach Winterberg
im Böhmerwald versetzt, 1855 zum
Bezirksamtsadjunkten in Joachims-
thal ernannt u. Ende 1857 als Kreis-
kommissär nach seiner Vaterstadt Pil-
sen berufen, wo er bis 1864 in ver-
schiedenen Richtungen tätig war. Der
Eisenbahnbau, an dessen Zustande-
kommen er in seiner amtlichen Eigen-
schaft stark beteiligt gewesen war, gab
ihm Anlaß zu Abhandlungen über
denselben, die er in verschiedenen
Blättern durch beschreibende Darstel-
lung verwertete. Als echter Deutscher
gründete er hier auch 1861 zur Stär-
kung des bedrohten deutschnationa-
len Elements die deutsche Zeitschrift
"Westbahn", deren Redaktion er bis
1864 führte. Dann kam H. als Be-
zirksvorsteher nach Bergreichenstein
u. 1868 als Bezirkshauptmann nach
Joachimsthal, wo er schon einmal ge-
lebt hatte. Während des großen
Brandes, der am 31. März 1873 diese
alte Bergstadt völlig in Asche legte,
hatte er die schwierige Mission der
Hilfe und die Leitung der Unterstüt-
zungen. Jn Würdigung seines Ver-
haltens in dieser Richtung, sowie mit
Rücksicht auf seine sonstige humani-
täre und literarische Wirksamkeit ge-
stattete der Kaiser von Österreich die
Übertragung des Ritterstandes von
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Han
der Person seines Oheims Karl Egon
Ritter von Ebert auf H. Dieser starb
nach kurzer Krankheit an einem gastri-
schen Fieber am 23. Januar 1877.

S:

Heimatstimmen (Ge.), 1844. -
Die Physiognomie der Stadt Prag
in den März- und Apriltagen des
Jahres 1848; 1848. - Lorbeer- und
Eichenblätter (Ge.), 1858. 2. A. 1859.
- Begebnisse auf einem böhmischen
Grenzschlosse (R.), 1863. - Des Kai-
sers Gnadenquell (Festsp.), 1863. -
Liederbuch für Deutsche in Böhmen,
1864. - Kaiserkronen und Schwert-
lilien (Patriot. Dn.), 1868. 4. Aufl.
1869. - Glockenstimmen (Ge.), 1871.
- Jch oder Du (R.), 1871. - Liebe u.
Leben (Son.), 1873. - Orient und
Okzident (Ep. Dn.), 1876.

*Hansgirg, Therese von,

pseud.
Theodor Reinwald, wurde am
28. März 1833 als die Tochter des
Landesgerichtsrats Matthias To-
bisch
zu Budweis in Böhmen gebo-
ren u. erwuchs dort unter der Obhut
strenger Elternzucht. Jhre früh her-
vortretende Neigung zu schriftstelle-
rischer Tätigkeit suchten die Eltern
womöglich im Keime zu ersticken; erst
als sie 1855 Karl Viktor Hansgirg,
der sie während seiner Amtierung in
Kaplitz kennen gelernt und sich mit ihr
verlobt hatte, ihre Hand als Gattin
gereicht, fand sie Muße u. Anregung
genug, das Feld der Novelle zu pfle-
gen, wofür sie ganz entschiedene Be-
gabung besaß. Nach dem Tode ihres
Gatten (1877), mit dem sie in der
glücklichsten Ehe in Pilsen, Bergrei-
chenstein und Joachimsthal gelebt
hatte, scheint ihre Feder zu ruhen.
Die Dichterin lebte seitdem zu Brüx
in Böhmen und später in Graz.

S:

Dunkle Fügungen (R.); II, 1862.
- Gesammelte Novellen; II, 1874
(Jnhalt: Viola. - Zwei Geheim-
nisse. - Adelaide. - Spät gesühnt. -
Stranden und Landen. - Zwischen
Lippe und Becher. - Vom Förster-
haus zum Schloß. - Vererbtes Leben.

* 5*


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Han
den hervorragendſten Poeten, Hebbel,
A. Stifter, L. A. Frankl, J. Rank u.
anderen viel verkehrt hatte, trat er
1846 in den Staatsdienſt. Zuerſt
kam H. als Konzeptspraktikant nach
Jungbunzlau in Böhmen, wurde
aber ſchon 1847 wegen Einſendung
eines Gedichts in die „Grenzboten“
gemaßregelt u. an das Landesguber-
nium in Prag verſetzt. Hier blieb er
bis zur Neuorganiſierung der politi-
ſchen Behörden (1850), wurde nun
zum Konzeptionspraktikanten bei der
Bezirkshauptmannſchaft in dem klei-
nen Städtchen Plan bei Marienbad
ernannt und 1852 zum Bezirkskom-
miſſar in Kaplitz bei Budweis beför-
dert. 1854 wurde er nach Winterberg
im Böhmerwald verſetzt, 1855 zum
Bezirksamtsadjunkten in Joachims-
thal ernannt u. Ende 1857 als Kreis-
kommiſſär nach ſeiner Vaterſtadt Pil-
ſen berufen, wo er bis 1864 in ver-
ſchiedenen Richtungen tätig war. Der
Eiſenbahnbau, an deſſen Zuſtande-
kommen er in ſeiner amtlichen Eigen-
ſchaft ſtark beteiligt geweſen war, gab
ihm Anlaß zu Abhandlungen über
denſelben, die er in verſchiedenen
Blättern durch beſchreibende Darſtel-
lung verwertete. Als echter Deutſcher
gründete er hier auch 1861 zur Stär-
kung des bedrohten deutſchnationa-
len Elements die deutſche Zeitſchrift
„Weſtbahn“, deren Redaktion er bis
1864 führte. Dann kam H. als Be-
zirksvorſteher nach Bergreichenſtein
u. 1868 als Bezirkshauptmann nach
Joachimsthal, wo er ſchon einmal ge-
lebt hatte. Während des großen
Brandes, der am 31. März 1873 dieſe
alte Bergſtadt völlig in Aſche legte,
hatte er die ſchwierige Miſſion der
Hilfe und die Leitung der Unterſtüt-
zungen. Jn Würdigung ſeines Ver-
haltens in dieſer Richtung, ſowie mit
Rückſicht auf ſeine ſonſtige humani-
täre und literariſche Wirkſamkeit ge-
ſtattete der Kaiſer von Öſterreich die
Übertragung des Ritterſtandes von
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Han
der Perſon ſeines Oheims Karl Egon
Ritter von Ebert auf H. Dieſer ſtarb
nach kurzer Krankheit an einem gaſtri-
ſchen Fieber am 23. Januar 1877.

S:

Heimatſtimmen (Ge.), 1844. –
Die Phyſiognomie der Stadt Prag
in den März- und Apriltagen des
Jahres 1848; 1848. – Lorbeer- und
Eichenblätter (Ge.), 1858. 2. A. 1859.
– Begebniſſe auf einem böhmiſchen
Grenzſchloſſe (R.), 1863. – Des Kai-
ſers Gnadenquell (Feſtſp.), 1863. –
Liederbuch für Deutſche in Böhmen,
1864. – Kaiſerkronen und Schwert-
lilien (Patriot. Dn.), 1868. 4. Aufl.
1869. – Glockenſtimmen (Ge.), 1871.
– Jch oder Du (R.), 1871. – Liebe u.
Leben (Son.), 1873. – Orient und
Okzident (Ep. Dn.), 1876.

*Hansgirg, Thereſe von,

pſeud.
Theodor Reinwald, wurde am
28. März 1833 als die Tochter des
Landesgerichtsrats Matthias To-
biſch
zu Budweis in Böhmen gebo-
ren u. erwuchs dort unter der Obhut
ſtrenger Elternzucht. Jhre früh her-
vortretende Neigung zu ſchriftſtelle-
riſcher Tätigkeit ſuchten die Eltern
womöglich im Keime zu erſticken; erſt
als ſie 1855 Karl Viktor Hansgirg,
der ſie während ſeiner Amtierung in
Kaplitz kennen gelernt und ſich mit ihr
verlobt hatte, ihre Hand als Gattin
gereicht, fand ſie Muße u. Anregung
genug, das Feld der Novelle zu pfle-
gen, wofür ſie ganz entſchiedene Be-
gabung beſaß. Nach dem Tode ihres
Gatten (1877), mit dem ſie in der
glücklichſten Ehe in Pilſen, Bergrei-
chenſtein und Joachimsthal gelebt
hatte, ſcheint ihre Feder zu ruhen.
Die Dichterin lebte ſeitdem zu Brüx
in Böhmen und ſpäter in Graz.

S:

Dunkle Fügungen (R.); II, 1862.
– Geſammelte Novellen; II, 1874
(Jnhalt: Viola. – Zwei Geheim-
niſſe. – Adelaide. – Spät geſühnt. –
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Lippe und Becher. – Vom Förſter-
haus zum Schloß. – Vererbtes Leben.

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[67/0071] Han Han den hervorragendſten Poeten, Hebbel, A. Stifter, L. A. Frankl, J. Rank u. anderen viel verkehrt hatte, trat er 1846 in den Staatsdienſt. Zuerſt kam H. als Konzeptspraktikant nach Jungbunzlau in Böhmen, wurde aber ſchon 1847 wegen Einſendung eines Gedichts in die „Grenzboten“ gemaßregelt u. an das Landesguber- nium in Prag verſetzt. Hier blieb er bis zur Neuorganiſierung der politi- ſchen Behörden (1850), wurde nun zum Konzeptionspraktikanten bei der Bezirkshauptmannſchaft in dem klei- nen Städtchen Plan bei Marienbad ernannt und 1852 zum Bezirkskom- miſſar in Kaplitz bei Budweis beför- dert. 1854 wurde er nach Winterberg im Böhmerwald verſetzt, 1855 zum Bezirksamtsadjunkten in Joachims- thal ernannt u. Ende 1857 als Kreis- kommiſſär nach ſeiner Vaterſtadt Pil- ſen berufen, wo er bis 1864 in ver- ſchiedenen Richtungen tätig war. Der Eiſenbahnbau, an deſſen Zuſtande- kommen er in ſeiner amtlichen Eigen- ſchaft ſtark beteiligt geweſen war, gab ihm Anlaß zu Abhandlungen über denſelben, die er in verſchiedenen Blättern durch beſchreibende Darſtel- lung verwertete. Als echter Deutſcher gründete er hier auch 1861 zur Stär- kung des bedrohten deutſchnationa- len Elements die deutſche Zeitſchrift „Weſtbahn“, deren Redaktion er bis 1864 führte. Dann kam H. als Be- zirksvorſteher nach Bergreichenſtein u. 1868 als Bezirkshauptmann nach Joachimsthal, wo er ſchon einmal ge- lebt hatte. Während des großen Brandes, der am 31. März 1873 dieſe alte Bergſtadt völlig in Aſche legte, hatte er die ſchwierige Miſſion der Hilfe und die Leitung der Unterſtüt- zungen. Jn Würdigung ſeines Ver- haltens in dieſer Richtung, ſowie mit Rückſicht auf ſeine ſonſtige humani- täre und literariſche Wirkſamkeit ge- ſtattete der Kaiſer von Öſterreich die Übertragung des Ritterſtandes von der Perſon ſeines Oheims Karl Egon Ritter von Ebert auf H. Dieſer ſtarb nach kurzer Krankheit an einem gaſtri- ſchen Fieber am 23. Januar 1877. S: Heimatſtimmen (Ge.), 1844. – Die Phyſiognomie der Stadt Prag in den März- und Apriltagen des Jahres 1848; 1848. – Lorbeer- und Eichenblätter (Ge.), 1858. 2. A. 1859. – Begebniſſe auf einem böhmiſchen Grenzſchloſſe (R.), 1863. – Des Kai- ſers Gnadenquell (Feſtſp.), 1863. – Liederbuch für Deutſche in Böhmen, 1864. – Kaiſerkronen und Schwert- lilien (Patriot. Dn.), 1868. 4. Aufl. 1869. – Glockenſtimmen (Ge.), 1871. – Jch oder Du (R.), 1871. – Liebe u. Leben (Son.), 1873. – Orient und Okzident (Ep. Dn.), 1876. *Hansgirg, Thereſe von, pſeud. Theodor Reinwald, wurde am 28. März 1833 als die Tochter des Landesgerichtsrats Matthias To- biſch zu Budweis in Böhmen gebo- ren u. erwuchs dort unter der Obhut ſtrenger Elternzucht. Jhre früh her- vortretende Neigung zu ſchriftſtelle- riſcher Tätigkeit ſuchten die Eltern womöglich im Keime zu erſticken; erſt als ſie 1855 Karl Viktor Hansgirg, der ſie während ſeiner Amtierung in Kaplitz kennen gelernt und ſich mit ihr verlobt hatte, ihre Hand als Gattin gereicht, fand ſie Muße u. Anregung genug, das Feld der Novelle zu pfle- gen, wofür ſie ganz entſchiedene Be- gabung beſaß. Nach dem Tode ihres Gatten (1877), mit dem ſie in der glücklichſten Ehe in Pilſen, Bergrei- chenſtein und Joachimsthal gelebt hatte, ſcheint ihre Feder zu ruhen. Die Dichterin lebte ſeitdem zu Brüx in Böhmen und ſpäter in Graz. S: Dunkle Fügungen (R.); II, 1862. – Geſammelte Novellen; II, 1874 (Jnhalt: Viola. – Zwei Geheim- niſſe. – Adelaide. – Spät geſühnt. – Stranden und Landen. – Zwiſchen Lippe und Becher. – Vom Förſter- haus zum Schloß. – Vererbtes Leben. * 5*

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/71>, abgerufen am 28.11.2024.