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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Gut
*Guttzeit, Lucy

(eigentlich Ludo-
wika), wurde am 14. April 1825 in
Memel als jüngstes Kind des Kreis-
physikus Bugisch geboren, verlor
frühe den Vater und verlebte ihre
Jugend bei der Mutter, bis sie sich
1852 mit dem Leutnant a. D., Mathe-
matik- und Sprachlehrer Robert G.
in Königsberg in Pr. verheiratete.
Einige Jahre später folgte sie ihrem
Gatten nach Berlin, wo er am Kadet-
tenhause unterrichtete, 1861 nach Höx-
ter, wo er Postmeister ward, u. 1867
nach Fraustadt, wo er die Stellung
eines Postdirektors erhielt. Dort
starb die kleine und schwächliche Frau
am 10. Mai 1876. Jhre Gedichte ver-
öffentlichte ihr Sohn aus ihrem Nach-
laß in der

S:

Unmoderne Gedichte
von Johannes Guttzeit. 2. A. Nebst
Anhang: Gedichte von Lucy G., 1896.

Gutzkow, Karl Ferdinand,

wurde
am 17. März 1811 in Berlin als der
Sohn eines prinzlichen Stallbeam-
ten, späteren Subalternbeamten im
Kriegsministerium geboren. Er zeigte
schon frühe bedeutende Anlagen und
einen äußerst regsamen Geist, ward
deshalb für das Studium bestimmt
und besuchte seit seinem 10. Jahre
das Friedrichs-Werdersche Gymna-
sium. Auf der Berliner Universität
studierte er dann Theologie u. Philo-
sophie, hörte auch Vorlesungen über
Rechts- u. Staatswissenschaften und
gewann mit einer Abhandlung "De
diis fatalibus"
den Preis über meh-
rere Mitbewerber gerade in dem
Augenblick, als die Nachricht von der
französischen Julirevolution in der
Universitätsaula eintraf. Von die-
sem Ereignis mächtig ergriffen, warf
er sich mit Eifer auf die Erörterung
der Fragen u. Forderungen der Zeit
und veröffentlichte in bezug darauf
die Schrift "Forum der Journallite-
ratur" (Berlin 1831). Jm Winter
d. J. 1831 ging er nach Stuttgart,
wohin ihn Wolfgang Menzel einge-
laden hatte, und hier lieferte er Bei-
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Gutz
träge für das von demselben redi-
gierte "Literaturblatt" zum Cotta-
schen Morgenblatt, u. a. auch die
Novelle "Der Sadduzäer v. Amster-
dam", die Unterlage seines späteren
Dramas "Uriel Acosta". Nach Ber-
lin zurückgekehrt, erwarb sich G. in
Jena die Würde eines Doktors der
Philosophie, bereiste 1833 Österreich,
Süddeutschland und Oberitalien und
lebte dann abwechselnd in Berlin,
Leipzig, Hamburg, wo er sich vorzüg-
lich mit Arbeiten für das "Morgen-
blatt" beschäftigte, und Frankfurt am
Main, wo er an dem von Duller ge-
gründeten "Phönix" teilnahm. Jn-
zwischen hatte G. seinen Roman
"Maha-Guru" veröffentlicht, der sei-
nen Dichterruhm begründete. Ge-
hoben wurde derselbe durch den zwei-
ten Roman G.s "Wally", wenngleich
dieser die bekannte Denunziation W.
Menzels veranlaßte, infolge deren
nicht nur "Wally", sondern alle
Schriften des "Jungen Deutsch-
lands
" im Gebiete des deutschen
Bundes verboten wurden u. G. selbst
auf drei Monate in das Mannheimer
Gefängnis wandern mußte. Diese
unfreiwillige Muße benutzte er, eine
Schrift "Zur Philosophie der "Ge-
schichte" (Hamb. 1836) zu verfassen,
worin er seine Denunziation vor das
Forum der gesunden Vernunft zog
u. die Roheit der Menzelschen Schrift
"Geist der Geschichte" aufdeckte. Nach
seiner Freilassung ging er nach Frank-
furt a. M. u. gründete hier unter der
Redaktion von Beurmann die Zeit-
schrift "Der Telegraph für Deutsch-
land", die er seit 1837 in Hamburg,
wohin er seinen Wohnsitz verlegt
hatte, unter Verantwortlichkeit der
Verlagshandlung weiter herausgab.
Hier begann nun G. seine Arbeiten
auf dem Gebiete des Dramas; in
rascher Folge erschienen mehrere Tra-
gödien und historische Lustspiele, die
teilweise die Runde über die deutschen
Bühnen machten und solchen Beifall

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Gut
*Guttzeit, Lucy

(eigentlich Ludo-
wika), wurde am 14. April 1825 in
Memel als jüngſtes Kind des Kreis-
phyſikus Bugiſch geboren, verlor
frühe den Vater und verlebte ihre
Jugend bei der Mutter, bis ſie ſich
1852 mit dem Leutnant a. D., Mathe-
matik- und Sprachlehrer Robert G.
in Königsberg in Pr. verheiratete.
Einige Jahre ſpäter folgte ſie ihrem
Gatten nach Berlin, wo er am Kadet-
tenhauſe unterrichtete, 1861 nach Höx-
ter, wo er Poſtmeiſter ward, u. 1867
nach Frauſtadt, wo er die Stellung
eines Poſtdirektors erhielt. Dort
ſtarb die kleine und ſchwächliche Frau
am 10. Mai 1876. Jhre Gedichte ver-
öffentlichte ihr Sohn aus ihrem Nach-
laß in der

S:

Unmoderne Gedichte
von Johannes Guttzeit. 2. A. Nebſt
Anhang: Gedichte von Lucy G., 1896.

Gutzkow, Karl Ferdinand,

wurde
am 17. März 1811 in Berlin als der
Sohn eines prinzlichen Stallbeam-
ten, ſpäteren Subalternbeamten im
Kriegsminiſterium geboren. Er zeigte
ſchon frühe bedeutende Anlagen und
einen äußerſt regſamen Geiſt, ward
deshalb für das Studium beſtimmt
und beſuchte ſeit ſeinem 10. Jahre
das Friedrichs-Werderſche Gymna-
ſium. Auf der Berliner Univerſität
ſtudierte er dann Theologie u. Philo-
ſophie, hörte auch Vorleſungen über
Rechts- u. Staatswiſſenſchaften und
gewann mit einer Abhandlung „De
diis fatalibus“
den Preis über meh-
rere Mitbewerber gerade in dem
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franzöſiſchen Julirevolution in der
Univerſitätsaula eintraf. Von die-
ſem Ereignis mächtig ergriffen, warf
er ſich mit Eifer auf die Erörterung
der Fragen u. Forderungen der Zeit
und veröffentlichte in bezug darauf
die Schrift „Forum der Journallite-
ratur“ (Berlin 1831). Jm Winter
d. J. 1831 ging er nach Stuttgart,
wohin ihn Wolfgang Menzel einge-
laden hatte, und hier lieferte er Bei-
[Spaltenumbruch]

Gutz
träge für das von demſelben redi-
gierte „Literaturblatt“ zum Cotta-
ſchen Morgenblatt, u. a. auch die
Novelle „Der Sadduzäer v. Amſter-
dam“, die Unterlage ſeines ſpäteren
Dramas „Uriel Acoſta“. Nach Ber-
lin zurückgekehrt, erwarb ſich G. in
Jena die Würde eines Doktors der
Philoſophie, bereiſte 1833 Öſterreich,
Süddeutſchland und Oberitalien und
lebte dann abwechſelnd in Berlin,
Leipzig, Hamburg, wo er ſich vorzüg-
lich mit Arbeiten für das „Morgen-
blatt“ beſchäftigte, und Frankfurt am
Main, wo er an dem von Duller ge-
gründeten „Phönix“ teilnahm. Jn-
zwiſchen hatte G. ſeinen Roman
„Maha-Guru“ veröffentlicht, der ſei-
nen Dichterruhm begründete. Ge-
hoben wurde derſelbe durch den zwei-
ten Roman G.s „Wally“, wenngleich
dieſer die bekannte Denunziation W.
Menzels veranlaßte, infolge deren
nicht nur „Wally“, ſondern alle
Schriften des „Jungen Deutſch-
lands
“ im Gebiete des deutſchen
Bundes verboten wurden u. G. ſelbſt
auf drei Monate in das Mannheimer
Gefängnis wandern mußte. Dieſe
unfreiwillige Muße benutzte er, eine
Schrift „Zur Philoſophie der „Ge-
ſchichte“ (Hamb. 1836) zu verfaſſen,
worin er ſeine Denunziation vor das
Forum der geſunden Vernunft zog
u. die Roheit der Menzelſchen Schrift
„Geiſt der Geſchichte“ aufdeckte. Nach
ſeiner Freilaſſung ging er nach Frank-
furt a. M. u. gründete hier unter der
Redaktion von Beurmann die Zeit-
ſchrift „Der Telegraph für Deutſch-
land“, die er ſeit 1837 in Hamburg,
wohin er ſeinen Wohnſitz verlegt
hatte, unter Verantwortlichkeit der
Verlagshandlung weiter herausgab.
Hier begann nun G. ſeine Arbeiten
auf dem Gebiete des Dramas; in
raſcher Folge erſchienen mehrere Tra-
gödien und hiſtoriſche Luſtſpiele, die
teilweiſe die Runde über die deutſchen
Bühnen machten und ſolchen Beifall

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[20/0024] Gut Gutz *Guttzeit, Lucy (eigentlich Ludo- wika), wurde am 14. April 1825 in Memel als jüngſtes Kind des Kreis- phyſikus Bugiſch geboren, verlor frühe den Vater und verlebte ihre Jugend bei der Mutter, bis ſie ſich 1852 mit dem Leutnant a. D., Mathe- matik- und Sprachlehrer Robert G. in Königsberg in Pr. verheiratete. Einige Jahre ſpäter folgte ſie ihrem Gatten nach Berlin, wo er am Kadet- tenhauſe unterrichtete, 1861 nach Höx- ter, wo er Poſtmeiſter ward, u. 1867 nach Frauſtadt, wo er die Stellung eines Poſtdirektors erhielt. Dort ſtarb die kleine und ſchwächliche Frau am 10. Mai 1876. Jhre Gedichte ver- öffentlichte ihr Sohn aus ihrem Nach- laß in der S: Unmoderne Gedichte von Johannes Guttzeit. 2. A. Nebſt Anhang: Gedichte von Lucy G., 1896. Gutzkow, Karl Ferdinand, wurde am 17. März 1811 in Berlin als der Sohn eines prinzlichen Stallbeam- ten, ſpäteren Subalternbeamten im Kriegsminiſterium geboren. Er zeigte ſchon frühe bedeutende Anlagen und einen äußerſt regſamen Geiſt, ward deshalb für das Studium beſtimmt und beſuchte ſeit ſeinem 10. Jahre das Friedrichs-Werderſche Gymna- ſium. Auf der Berliner Univerſität ſtudierte er dann Theologie u. Philo- ſophie, hörte auch Vorleſungen über Rechts- u. Staatswiſſenſchaften und gewann mit einer Abhandlung „De diis fatalibus“ den Preis über meh- rere Mitbewerber gerade in dem Augenblick, als die Nachricht von der franzöſiſchen Julirevolution in der Univerſitätsaula eintraf. Von die- ſem Ereignis mächtig ergriffen, warf er ſich mit Eifer auf die Erörterung der Fragen u. Forderungen der Zeit und veröffentlichte in bezug darauf die Schrift „Forum der Journallite- ratur“ (Berlin 1831). Jm Winter d. J. 1831 ging er nach Stuttgart, wohin ihn Wolfgang Menzel einge- laden hatte, und hier lieferte er Bei- träge für das von demſelben redi- gierte „Literaturblatt“ zum Cotta- ſchen Morgenblatt, u. a. auch die Novelle „Der Sadduzäer v. Amſter- dam“, die Unterlage ſeines ſpäteren Dramas „Uriel Acoſta“. Nach Ber- lin zurückgekehrt, erwarb ſich G. in Jena die Würde eines Doktors der Philoſophie, bereiſte 1833 Öſterreich, Süddeutſchland und Oberitalien und lebte dann abwechſelnd in Berlin, Leipzig, Hamburg, wo er ſich vorzüg- lich mit Arbeiten für das „Morgen- blatt“ beſchäftigte, und Frankfurt am Main, wo er an dem von Duller ge- gründeten „Phönix“ teilnahm. Jn- zwiſchen hatte G. ſeinen Roman „Maha-Guru“ veröffentlicht, der ſei- nen Dichterruhm begründete. Ge- hoben wurde derſelbe durch den zwei- ten Roman G.s „Wally“, wenngleich dieſer die bekannte Denunziation W. Menzels veranlaßte, infolge deren nicht nur „Wally“, ſondern alle Schriften des „Jungen Deutſch- lands“ im Gebiete des deutſchen Bundes verboten wurden u. G. ſelbſt auf drei Monate in das Mannheimer Gefängnis wandern mußte. Dieſe unfreiwillige Muße benutzte er, eine Schrift „Zur Philoſophie der „Ge- ſchichte“ (Hamb. 1836) zu verfaſſen, worin er ſeine Denunziation vor das Forum der geſunden Vernunft zog u. die Roheit der Menzelſchen Schrift „Geiſt der Geſchichte“ aufdeckte. Nach ſeiner Freilaſſung ging er nach Frank- furt a. M. u. gründete hier unter der Redaktion von Beurmann die Zeit- ſchrift „Der Telegraph für Deutſch- land“, die er ſeit 1837 in Hamburg, wohin er ſeinen Wohnſitz verlegt hatte, unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung weiter herausgab. Hier begann nun G. ſeine Arbeiten auf dem Gebiete des Dramas; in raſcher Folge erſchienen mehrere Tra- gödien und hiſtoriſche Luſtſpiele, die teilweiſe die Runde über die deutſchen Bühnen machten und ſolchen Beifall *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/24>, abgerufen am 25.11.2024.