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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Militärpflicht. Nach seiner Ordina-
tion (1894) wirkte er als Vikar in
Sulingen und Hedemünden, wurde
1896 Hilfsprediger an St. Marien
in Osnabrück und an derselben, nach-
dem er inzwischen noch ein Jahr als
Pfarrverwalter in Flögeln bei Stade
amtiert hatte, im Januar 1898 zum
4. Prediger gewählt. Seit Januar
1906 versieht er die 3. Pfarrstelle an
der St. Marienkirche in Osnabrück.

S:

Gott mein Heil (Geistl. L.), 1906.
- Gott mein Fels (Ge. u. geistl. L.),
1908. - Jm Lebensstern (Ge.), 1910.

Grabbe, Christian Dietrich,


wurde am 11. Dez. 1801 zu Detmold
geboren, wo sein Vater Zuchthaus-
u. Leihbankverwalter war. Die El-
tern hingen mit großer Liebe und
Treue an dem Kinde und legten sich
die größten Beschränkungen auf, um
durch ihre Ersparnisse dem Sohne
eine gelehrte Bildung verschaffen zu
können. Dieser besuchte das Gym-
nasium zu Detmold und zeichnete sich
hier durch Fleiß u. Fortschritte aus,
so daß er das Staunen seiner Lehrer
und Mitschüler erregte. Ostern 1819
bezog er die Universität Leipzig, wo
er sich dem Studium der Rechte wid-
men wollte, und ging im Jahre 1822
zu demselben Zweck nach Berlin.
Aber hier wie dort gab er sich seinem
Fachstudium nicht mit dem nötigen
Ernste hin, führte vielmehr ein so
ungebundenes Leben, daß er inner-
lich wie äußerlich verwilderte. Not
und Mangel stellten sich bald genug
ein, und um sich aus ihnen heraus-
zuwickeln, gab sich G. dem Gedanken
hin, die juristische Laufbahn ganz
aufzugeben u. sich eine Stellung als
Theaterdichter zu erringen. Jn Ber-
lin, wo er viel mit Heine u. Üchtritz
verkehrte, hatte er sein Trauerspiel
"Der Herzog von Gothland" 1822
vollendet und dasselbe an Tieck nach
Dresden zur Beurteilung gesandt.
Wenngleich sich dieser für das Grab-
besche Stück nicht erwärmen konnte,
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interessierte er sich doch für den Dich-
ter und lud ihn 1823 nach Dresden
ein, um ihm die Laufbahn eines
Schauspielers eröffnen zu helfen.
Jndessen fehlten G. dazu alle erfor-
derlichen Eigenschaften; eine Anstel-
lung wurde ihm abgeschlagen. Ebenso
vergebens waren G.'s Bemühungen
in Braunschweig u. Hannover, und
er mußte deshalb in die Heimat zu-
rückkehren und seine Rechtsstudien
wieder aufnehmen. Mit der ihm
eigenen Energie absolvierte er schon
am 2. Juni 1824 sein Advokaten-
examen und trat in Tätigkeit. Jm
Jahre 1827 erhielt er durch Vermit-
telung seines Gönners, des Archiv-
rats Klostermeier, die Stelle eines
Militärauditeurs in Detmold, wo-
neben er seine Advokatenpraxis fort-
führen konnte. Jm Jahre 1833 hei-
ratete er die Tochter seines oben er-
wähnten Gönners; allein das Glück
war von kurzer Dauer. Ohne Sinn
für Häuslichkeit, und zu schwach, sich
in geordnete Lebensverhältnisse ein-
zufügen, zerfiel er mit der Welt und
mit sich selbst immer mehr, ergab sich
dem Trunke und versäumte dadurch
seine amtlichen Pflichten, so daß er
endlich halb freiwillig, halb gegen
seinen Willen seine Entlassung nahm.
Er verließ nun Detmold und seine
Frau und führte seit 1834 ein un-
stetes Vagantenleben, das seine schon
stark zerrüttete Gesundheit völlig
untergrub. Er kehrte nach Detmold
zurück und + hier bald darauf in den
Armen seiner alten Mutter am 12.
September 1836.

S:

Dramatische
Dichtungen; II, 1827 [Jnhalt: Her-
zog Theodor von Gothland (Tr.). -
Nannette und Maria (Tr.). - Scherz,
Satire, Jronie und tiefere Bedeu-
tung (Lsp.). - Marius u. Sulla (Tr.,
unvollendet)]. - Don Juan u. Faust
(Tr.), 1829. Für die Bühne ein-
gerichtet von Dr. Ludwig Weber,
1909. - Die Hohenstaufen (Zyklus
von Tr.); II, 1829-30 - Napoleon,

* 27*


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Gra
Militärpflicht. Nach ſeiner Ordina-
tion (1894) wirkte er als Vikar in
Sulingen und Hedemünden, wurde
1896 Hilfsprediger an St. Marien
in Osnabrück und an derſelben, nach-
dem er inzwiſchen noch ein Jahr als
Pfarrverwalter in Flögeln bei Stade
amtiert hatte, im Januar 1898 zum
4. Prediger gewählt. Seit Januar
1906 verſieht er die 3. Pfarrſtelle an
der St. Marienkirche in Osnabrück.

S:

Gott mein Heil (Geiſtl. L.), 1906.
– Gott mein Fels (Ge. u. geiſtl. L.),
1908. – Jm Lebensſtern (Ge.), 1910.

Grabbe, Chriſtian Dietrich,


wurde am 11. Dez. 1801 zu Detmold
geboren, wo ſein Vater Zuchthaus-
u. Leihbankverwalter war. Die El-
tern hingen mit großer Liebe und
Treue an dem Kinde und legten ſich
die größten Beſchränkungen auf, um
durch ihre Erſparniſſe dem Sohne
eine gelehrte Bildung verſchaffen zu
können. Dieſer beſuchte das Gym-
naſium zu Detmold und zeichnete ſich
hier durch Fleiß u. Fortſchritte aus,
ſo daß er das Staunen ſeiner Lehrer
und Mitſchüler erregte. Oſtern 1819
bezog er die Univerſität Leipzig, wo
er ſich dem Studium der Rechte wid-
men wollte, und ging im Jahre 1822
zu demſelben Zweck nach Berlin.
Aber hier wie dort gab er ſich ſeinem
Fachſtudium nicht mit dem nötigen
Ernſte hin, führte vielmehr ein ſo
ungebundenes Leben, daß er inner-
lich wie äußerlich verwilderte. Not
und Mangel ſtellten ſich bald genug
ein, und um ſich aus ihnen heraus-
zuwickeln, gab ſich G. dem Gedanken
hin, die juriſtiſche Laufbahn ganz
aufzugeben u. ſich eine Stellung als
Theaterdichter zu erringen. Jn Ber-
lin, wo er viel mit Heine u. Üchtritz
verkehrte, hatte er ſein Trauerſpiel
„Der Herzog von Gothland“ 1822
vollendet und dasſelbe an Tieck nach
Dresden zur Beurteilung geſandt.
Wenngleich ſich dieſer für das Grab-
beſche Stück nicht erwärmen konnte,
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Gra
intereſſierte er ſich doch für den Dich-
ter und lud ihn 1823 nach Dresden
ein, um ihm die Laufbahn eines
Schauſpielers eröffnen zu helfen.
Jndeſſen fehlten G. dazu alle erfor-
derlichen Eigenſchaften; eine Anſtel-
lung wurde ihm abgeſchlagen. Ebenſo
vergebens waren G.’s Bemühungen
in Braunſchweig u. Hannover, und
er mußte deshalb in die Heimat zu-
rückkehren und ſeine Rechtsſtudien
wieder aufnehmen. Mit der ihm
eigenen Energie abſolvierte er ſchon
am 2. Juni 1824 ſein Advokaten-
examen und trat in Tätigkeit. Jm
Jahre 1827 erhielt er durch Vermit-
telung ſeines Gönners, des Archiv-
rats Kloſtermeier, die Stelle eines
Militärauditeurs in Detmold, wo-
neben er ſeine Advokatenpraxis fort-
führen konnte. Jm Jahre 1833 hei-
ratete er die Tochter ſeines oben er-
wähnten Gönners; allein das Glück
war von kurzer Dauer. Ohne Sinn
für Häuslichkeit, und zu ſchwach, ſich
in geordnete Lebensverhältniſſe ein-
zufügen, zerfiel er mit der Welt und
mit ſich ſelbſt immer mehr, ergab ſich
dem Trunke und verſäumte dadurch
ſeine amtlichen Pflichten, ſo daß er
endlich halb freiwillig, halb gegen
ſeinen Willen ſeine Entlaſſung nahm.
Er verließ nun Detmold und ſeine
Frau und führte ſeit 1834 ein un-
ſtetes Vagantenleben, das ſeine ſchon
ſtark zerrüttete Geſundheit völlig
untergrub. Er kehrte nach Detmold
zurück und † hier bald darauf in den
Armen ſeiner alten Mutter am 12.
September 1836.

S:

Dramatiſche
Dichtungen; II, 1827 [Jnhalt: Her-
zog Theodor von Gothland (Tr.). –
Nannette und Maria (Tr.). – Scherz,
Satire, Jronie und tiefere Bedeu-
tung (Lſp.). – Marius u. Sulla (Tr.,
unvollendet)]. – Don Juan u. Fauſt
(Tr.), 1829. Für die Bühne ein-
gerichtet von Dr. Ludwig Weber,
1909. – Die Hohenſtaufen (Zyklus
von Tr.); II, 1829–30 – Napoleon,

* 27*
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[419/0423] Gra Gra Militärpflicht. Nach ſeiner Ordina- tion (1894) wirkte er als Vikar in Sulingen und Hedemünden, wurde 1896 Hilfsprediger an St. Marien in Osnabrück und an derſelben, nach- dem er inzwiſchen noch ein Jahr als Pfarrverwalter in Flögeln bei Stade amtiert hatte, im Januar 1898 zum 4. Prediger gewählt. Seit Januar 1906 verſieht er die 3. Pfarrſtelle an der St. Marienkirche in Osnabrück. S: Gott mein Heil (Geiſtl. L.), 1906. – Gott mein Fels (Ge. u. geiſtl. L.), 1908. – Jm Lebensſtern (Ge.), 1910. Grabbe, Chriſtian Dietrich, wurde am 11. Dez. 1801 zu Detmold geboren, wo ſein Vater Zuchthaus- u. Leihbankverwalter war. Die El- tern hingen mit großer Liebe und Treue an dem Kinde und legten ſich die größten Beſchränkungen auf, um durch ihre Erſparniſſe dem Sohne eine gelehrte Bildung verſchaffen zu können. Dieſer beſuchte das Gym- naſium zu Detmold und zeichnete ſich hier durch Fleiß u. Fortſchritte aus, ſo daß er das Staunen ſeiner Lehrer und Mitſchüler erregte. Oſtern 1819 bezog er die Univerſität Leipzig, wo er ſich dem Studium der Rechte wid- men wollte, und ging im Jahre 1822 zu demſelben Zweck nach Berlin. Aber hier wie dort gab er ſich ſeinem Fachſtudium nicht mit dem nötigen Ernſte hin, führte vielmehr ein ſo ungebundenes Leben, daß er inner- lich wie äußerlich verwilderte. Not und Mangel ſtellten ſich bald genug ein, und um ſich aus ihnen heraus- zuwickeln, gab ſich G. dem Gedanken hin, die juriſtiſche Laufbahn ganz aufzugeben u. ſich eine Stellung als Theaterdichter zu erringen. Jn Ber- lin, wo er viel mit Heine u. Üchtritz verkehrte, hatte er ſein Trauerſpiel „Der Herzog von Gothland“ 1822 vollendet und dasſelbe an Tieck nach Dresden zur Beurteilung geſandt. Wenngleich ſich dieſer für das Grab- beſche Stück nicht erwärmen konnte, intereſſierte er ſich doch für den Dich- ter und lud ihn 1823 nach Dresden ein, um ihm die Laufbahn eines Schauſpielers eröffnen zu helfen. Jndeſſen fehlten G. dazu alle erfor- derlichen Eigenſchaften; eine Anſtel- lung wurde ihm abgeſchlagen. Ebenſo vergebens waren G.’s Bemühungen in Braunſchweig u. Hannover, und er mußte deshalb in die Heimat zu- rückkehren und ſeine Rechtsſtudien wieder aufnehmen. Mit der ihm eigenen Energie abſolvierte er ſchon am 2. Juni 1824 ſein Advokaten- examen und trat in Tätigkeit. Jm Jahre 1827 erhielt er durch Vermit- telung ſeines Gönners, des Archiv- rats Kloſtermeier, die Stelle eines Militärauditeurs in Detmold, wo- neben er ſeine Advokatenpraxis fort- führen konnte. Jm Jahre 1833 hei- ratete er die Tochter ſeines oben er- wähnten Gönners; allein das Glück war von kurzer Dauer. Ohne Sinn für Häuslichkeit, und zu ſchwach, ſich in geordnete Lebensverhältniſſe ein- zufügen, zerfiel er mit der Welt und mit ſich ſelbſt immer mehr, ergab ſich dem Trunke und verſäumte dadurch ſeine amtlichen Pflichten, ſo daß er endlich halb freiwillig, halb gegen ſeinen Willen ſeine Entlaſſung nahm. Er verließ nun Detmold und ſeine Frau und führte ſeit 1834 ein un- ſtetes Vagantenleben, das ſeine ſchon ſtark zerrüttete Geſundheit völlig untergrub. Er kehrte nach Detmold zurück und † hier bald darauf in den Armen ſeiner alten Mutter am 12. September 1836. S: Dramatiſche Dichtungen; II, 1827 [Jnhalt: Her- zog Theodor von Gothland (Tr.). – Nannette und Maria (Tr.). – Scherz, Satire, Jronie und tiefere Bedeu- tung (Lſp.). – Marius u. Sulla (Tr., unvollendet)]. – Don Juan u. Fauſt (Tr.), 1829. Für die Bühne ein- gerichtet von Dr. Ludwig Weber, 1909. – Die Hohenſtaufen (Zyklus von Tr.); II, 1829–30 – Napoleon, * 27*

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/423>, abgerufen am 23.11.2024.