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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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die Armee zurückversetzt und zwar als
Kompagniechef der Festungsartillerie
nach Mainz, mit welcher Stadt G.'s
schönste Jugenderinnerungen ver-
knüpft sind. Die Reize der Landschaft,
sowie Anregungen von seiten seiner
gemütvollen und für Poesie begeister-
ten Mutter weckten früh seine dichte-
rischen Anlagen. Schon in den oberen
Gymnasialklassen versuchte er sich in
Dramen, welche in ungewöhnlichem
Grade die Aufmerksamkeit seiner Leh-
rer und anderer Literaturfreunde er-
regten. Daneben trat er in Mainzer
Unterhaltungsblättern als Kritiker
auf, so z. B. über die ersten Werke
Gutzkows, den er dann auch persön-
lich kennen lernte. Nachdem im Jahre
1839 der Vater seinen Abschied ge-
nommen hatte und nach dem ostpreu-
ßischen Städtchen Rastenburg über-
gesiedelt war, vollendete hier der
Sohn seine Gymnasialstudien und
bezog 1841, mit einem glänzenden
Maturitätszeugnis ausgerüstet, die
Universität Königsberg, um sich dem
Studium der Rechtswissenschaften zu
widmen. Er geriet alsbald in die
Kreise der damaligen liberalen Be-
wegung und schloß sich mit jugend-
licher Begeisterung dieser Partei an.
Sein Feuereifer zog ihm aber man-
cherlei Unannehmlichkeiten zu, und
als er seine "Lieder der Gegenwart"
1842 veröffentlichte, sandte ihm der
Rektor der Universität das consi-
lium abeundi
zu. Er ging nach
Breslau u., als er hier im folgenden
Jahre wegen Teilnahme an einer
verbotenen Studentenversammlung
ausgewiesen ward, nach Oberschle-
sien, wo er sich teils bei dem ihm be-
freundeten Grafen Reichenbach, teils
bei einer alten Tante aufhielt. Ein
Versuch, sich in Leipzig zum akademi-
schen Bürger machen zu lassen, miß-
lang, und erst im Herbst 1844 erhielt
er die Erlaubnis, in Berlin fortstu-
dieren zu dürfen. Nachdem er seine
Studien beendigt und sich 1846 in
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Got
Königsberg die Würde eines Doktors
der Rechte erworben hatte, wollte er
sich dort als Dozent niederlassen; er
mußte jedoch diesen Plan aufgeben,
weil der damalige Minister Eichhorn
verlangte, daß er binnen Jahresfrist
Beweise seiner veränderten politi-
schen Gesinnung beibringen müsse u.
G. auf diese Bedingung nicht ein-
gehen wollte. Er folgte lieber einer
Aufforderung des Theaterdirektors
Woltersdorff in Königsberg, der ihm
die dramaturgische Mitleitung der
Bühne angetragen. Jn dieser Stel-
lung verfaßte er die Dramen "Der
Blinde von Alcala" u. "Lord Byron
in Jtalien" (1848), welche in Königs-
berg mit Erfolg aufgeführt wurden.
Bald darauf ging er auf Einladung
des Theaterdirektors Baison nach
Hamburg; seit seiner Vermählung
mit Marie Freiin von Seherr-Toß
zu Olbersdorf bei Reichenbach (1852)
lebte er kurze Zeit in Hamburg und
Berlin, dann aber vorwiegend in
Schlesien. 1862 siedelte er behufs
Übernahme der Redaktion der "Ost-
deutschen Zeitung" nach Posen über,
trat indes noch in demselben Jahre
davon zurück. Nachdem er 1863 eine
Reise nach Jtalien unternommen
hatte, ließ er sich 1865 in Leipzig nie-
der, wo er als Nachfolger Herm.
Marggraffs die von F. A. Brockhaus
verlegten "Blätter für literarische
Unterhaltung" und die neue Folge
der Monatsschrift "Unsere Zeit" redi-
gierte. Der Großherzog von Weimar
ernannte ihn 1864 zum Hofrat und
1875 zum Geh. Hofrat, u. der deut-
sche Kaiser erhob ihn 1877 in den erb-
lichen Adelstand. Jm Jahre 1887 gab
G. seine Tätigkeit als Redakteur auf
u. lebte er seitdem ganz seiner freien
schriftstellerischen Tätigkeit. Jm Jahre
1896 traf ihn der große Schmerz,
seine Gattin durch den Tod zu ver-
lieren. Große Ehrungen wurden
ihm an seinem 80. Geburtstage zu-
teil: die Stadt Leipzig, die Schiller-

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die Armee zurückverſetzt und zwar als
Kompagniechef der Feſtungsartillerie
nach Mainz, mit welcher Stadt G.’s
ſchönſte Jugenderinnerungen ver-
knüpft ſind. Die Reize der Landſchaft,
ſowie Anregungen von ſeiten ſeiner
gemütvollen und für Poeſie begeiſter-
ten Mutter weckten früh ſeine dichte-
riſchen Anlagen. Schon in den oberen
Gymnaſialklaſſen verſuchte er ſich in
Dramen, welche in ungewöhnlichem
Grade die Aufmerkſamkeit ſeiner Leh-
rer und anderer Literaturfreunde er-
regten. Daneben trat er in Mainzer
Unterhaltungsblättern als Kritiker
auf, ſo z. B. über die erſten Werke
Gutzkows, den er dann auch perſön-
lich kennen lernte. Nachdem im Jahre
1839 der Vater ſeinen Abſchied ge-
nommen hatte und nach dem oſtpreu-
ßiſchen Städtchen Raſtenburg über-
geſiedelt war, vollendete hier der
Sohn ſeine Gymnaſialſtudien und
bezog 1841, mit einem glänzenden
Maturitätszeugnis ausgerüſtet, die
Univerſität Königsberg, um ſich dem
Studium der Rechtswiſſenſchaften zu
widmen. Er geriet alsbald in die
Kreiſe der damaligen liberalen Be-
wegung und ſchloß ſich mit jugend-
licher Begeiſterung dieſer Partei an.
Sein Feuereifer zog ihm aber man-
cherlei Unannehmlichkeiten zu, und
als er ſeine „Lieder der Gegenwart“
1842 veröffentlichte, ſandte ihm der
Rektor der Univerſität das consi-
lium abeundi
zu. Er ging nach
Breslau u., als er hier im folgenden
Jahre wegen Teilnahme an einer
verbotenen Studentenverſammlung
ausgewieſen ward, nach Oberſchle-
ſien, wo er ſich teils bei dem ihm be-
freundeten Grafen Reichenbach, teils
bei einer alten Tante aufhielt. Ein
Verſuch, ſich in Leipzig zum akademi-
ſchen Bürger machen zu laſſen, miß-
lang, und erſt im Herbſt 1844 erhielt
er die Erlaubnis, in Berlin fortſtu-
dieren zu dürfen. Nachdem er ſeine
Studien beendigt und ſich 1846 in
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Got
Königsberg die Würde eines Doktors
der Rechte erworben hatte, wollte er
ſich dort als Dozent niederlaſſen; er
mußte jedoch dieſen Plan aufgeben,
weil der damalige Miniſter Eichhorn
verlangte, daß er binnen Jahresfriſt
Beweiſe ſeiner veränderten politi-
ſchen Geſinnung beibringen müſſe u.
G. auf dieſe Bedingung nicht ein-
gehen wollte. Er folgte lieber einer
Aufforderung des Theaterdirektors
Woltersdorff in Königsberg, der ihm
die dramaturgiſche Mitleitung der
Bühne angetragen. Jn dieſer Stel-
lung verfaßte er die Dramen „Der
Blinde von Alcala“ u. „Lord Byron
in Jtalien“ (1848), welche in Königs-
berg mit Erfolg aufgeführt wurden.
Bald darauf ging er auf Einladung
des Theaterdirektors Baiſon nach
Hamburg; ſeit ſeiner Vermählung
mit Marie Freiin von Seherr-Toß
zu Olbersdorf bei Reichenbach (1852)
lebte er kurze Zeit in Hamburg und
Berlin, dann aber vorwiegend in
Schleſien. 1862 ſiedelte er behufs
Übernahme der Redaktion der „Oſt-
deutſchen Zeitung“ nach Poſen über,
trat indes noch in demſelben Jahre
davon zurück. Nachdem er 1863 eine
Reiſe nach Jtalien unternommen
hatte, ließ er ſich 1865 in Leipzig nie-
der, wo er als Nachfolger Herm.
Marggraffs die von F. A. Brockhaus
verlegten „Blätter für literariſche
Unterhaltung“ und die neue Folge
der Monatsſchrift „Unſere Zeit“ redi-
gierte. Der Großherzog von Weimar
ernannte ihn 1864 zum Hofrat und
1875 zum Geh. Hofrat, u. der deut-
ſche Kaiſer erhob ihn 1877 in den erb-
lichen Adelſtand. Jm Jahre 1887 gab
G. ſeine Tätigkeit als Redakteur auf
u. lebte er ſeitdem ganz ſeiner freien
ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit. Jm Jahre
1896 traf ihn der große Schmerz,
ſeine Gattin durch den Tod zu ver-
lieren. Große Ehrungen wurden
ihm an ſeinem 80. Geburtstage zu-
teil: die Stadt Leipzig, die Schiller-

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[415/0419] Got Got die Armee zurückverſetzt und zwar als Kompagniechef der Feſtungsartillerie nach Mainz, mit welcher Stadt G.’s ſchönſte Jugenderinnerungen ver- knüpft ſind. Die Reize der Landſchaft, ſowie Anregungen von ſeiten ſeiner gemütvollen und für Poeſie begeiſter- ten Mutter weckten früh ſeine dichte- riſchen Anlagen. Schon in den oberen Gymnaſialklaſſen verſuchte er ſich in Dramen, welche in ungewöhnlichem Grade die Aufmerkſamkeit ſeiner Leh- rer und anderer Literaturfreunde er- regten. Daneben trat er in Mainzer Unterhaltungsblättern als Kritiker auf, ſo z. B. über die erſten Werke Gutzkows, den er dann auch perſön- lich kennen lernte. Nachdem im Jahre 1839 der Vater ſeinen Abſchied ge- nommen hatte und nach dem oſtpreu- ßiſchen Städtchen Raſtenburg über- geſiedelt war, vollendete hier der Sohn ſeine Gymnaſialſtudien und bezog 1841, mit einem glänzenden Maturitätszeugnis ausgerüſtet, die Univerſität Königsberg, um ſich dem Studium der Rechtswiſſenſchaften zu widmen. Er geriet alsbald in die Kreiſe der damaligen liberalen Be- wegung und ſchloß ſich mit jugend- licher Begeiſterung dieſer Partei an. Sein Feuereifer zog ihm aber man- cherlei Unannehmlichkeiten zu, und als er ſeine „Lieder der Gegenwart“ 1842 veröffentlichte, ſandte ihm der Rektor der Univerſität das consi- lium abeundi zu. Er ging nach Breslau u., als er hier im folgenden Jahre wegen Teilnahme an einer verbotenen Studentenverſammlung ausgewieſen ward, nach Oberſchle- ſien, wo er ſich teils bei dem ihm be- freundeten Grafen Reichenbach, teils bei einer alten Tante aufhielt. Ein Verſuch, ſich in Leipzig zum akademi- ſchen Bürger machen zu laſſen, miß- lang, und erſt im Herbſt 1844 erhielt er die Erlaubnis, in Berlin fortſtu- dieren zu dürfen. Nachdem er ſeine Studien beendigt und ſich 1846 in Königsberg die Würde eines Doktors der Rechte erworben hatte, wollte er ſich dort als Dozent niederlaſſen; er mußte jedoch dieſen Plan aufgeben, weil der damalige Miniſter Eichhorn verlangte, daß er binnen Jahresfriſt Beweiſe ſeiner veränderten politi- ſchen Geſinnung beibringen müſſe u. G. auf dieſe Bedingung nicht ein- gehen wollte. Er folgte lieber einer Aufforderung des Theaterdirektors Woltersdorff in Königsberg, der ihm die dramaturgiſche Mitleitung der Bühne angetragen. Jn dieſer Stel- lung verfaßte er die Dramen „Der Blinde von Alcala“ u. „Lord Byron in Jtalien“ (1848), welche in Königs- berg mit Erfolg aufgeführt wurden. Bald darauf ging er auf Einladung des Theaterdirektors Baiſon nach Hamburg; ſeit ſeiner Vermählung mit Marie Freiin von Seherr-Toß zu Olbersdorf bei Reichenbach (1852) lebte er kurze Zeit in Hamburg und Berlin, dann aber vorwiegend in Schleſien. 1862 ſiedelte er behufs Übernahme der Redaktion der „Oſt- deutſchen Zeitung“ nach Poſen über, trat indes noch in demſelben Jahre davon zurück. Nachdem er 1863 eine Reiſe nach Jtalien unternommen hatte, ließ er ſich 1865 in Leipzig nie- der, wo er als Nachfolger Herm. Marggraffs die von F. A. Brockhaus verlegten „Blätter für literariſche Unterhaltung“ und die neue Folge der Monatsſchrift „Unſere Zeit“ redi- gierte. Der Großherzog von Weimar ernannte ihn 1864 zum Hofrat und 1875 zum Geh. Hofrat, u. der deut- ſche Kaiſer erhob ihn 1877 in den erb- lichen Adelſtand. Jm Jahre 1887 gab G. ſeine Tätigkeit als Redakteur auf u. lebte er ſeitdem ganz ſeiner freien ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit. Jm Jahre 1896 traf ihn der große Schmerz, ſeine Gattin durch den Tod zu ver- lieren. Große Ehrungen wurden ihm an ſeinem 80. Geburtstage zu- teil: die Stadt Leipzig, die Schiller- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/419>, abgerufen am 21.11.2024.