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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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dreier gräflich Kleistscher Güter war.
Er genoß den Volksschul- u. Privat-
unterricht in Friedland, besuchte dann
bis zum 18. Jahre das Gymnasium
in Dramburg (Pommern) und trat
nun als Lehrling in die Apotheke in
Friedland ein. Als Gehilfe weilte er
ein halbes Jahr in Karden a. d. Mosel,
u. benutzte er diesen Aufenthalt, das
Rhein- und Moselgebiet näher kennen
zu lernen. Dann wandte er sich nach
Lügumkloster in Nordschleswig, wo
er in seinen Mußestunden eifrig der
Schriftstellerei huldigte, deren Er-
träge ihm Reisen nach Dänemark,
Schweden, Holland, Belgien, Frank-
reich u. England ermöglichten. Nach-
dem er dann in München u. Greifs-
wald die pharmazeutischen Studien
beendet u. seiner Militärpflicht, teils
als Artillerist, teils als Militärapo-
theker, in Spandau, Flensburg und
Stettin genügt hatte, erwarb er 1905
die Apotheke in Neuwedell (Neumark).
Von seinen in Zeitschriften erschiene-
nen Novellen sind bisher veröffent-
licht

S:

Die Sühne des Fischers (E.),
1906.

*Blumenreich, Franziska,

be-
kannt als Schriftstellerin unter ihrem
Mädchennamen Franziska Es-
senther
u. ihrem späteren Frauen-
namen von Kapff-Essenther,
wurde am 2. April 1849 auf Schloß
Waldstein bei Leutomischel in Böh-
men als die Tochter eines k. k. Staats-
beamten geboren und verlebte ihre
Jugend still u. zurückgezogen in klei-
nen böhmischen Städten, sich durch
andauernde Privatstudien eine um-
fassende literarische u. philosophische
Bildung aneignend. Auf autodidak-
tischem Wege gewann sie auch die
Kenntnisse zur Ablegung des Lehre-
rinnenexamens, worauf sie eine Zeit-
lang eine Privatmädchenschule leitete.
Später lebte sie in Wien, wo sie sich
1880 mit dem Musikschriftsteller und
Kunstkritiker Otto von Kapff ver-
mählte. Diese Ehe wurde aber in der
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Folge wieder gelöst, und 1887 ver-
mählte sich die Dichterin mit dem
Schauspieler und Schriftsteller Paul
Blumenreich, mit dem sie bis 1892 in
Berlin, dann ein Jahr in Stuttgart
lebte, seit 1893 aber wieder in Berlin
weilte. Sie geriet nach der Flucht
ihres Gatten (s. d. folgenden!) in
schwere finanzielle Bedrängnis, und
im Zustande hochgradiger Erregung
machte sie am 28. Oktbr. 1899 durch
einen Sturz aus dem Fenster ihrem
Leben freiwillig ein Ende.

S:

Frauen-
ehre (R.); III, 1872. - Die soziale
Revolution im Tierreich (Kom. Ep.),
1876. - Wiener Sittenbilder; II, 1884.
- Moderne Helden (Charakterbilder);
II, 1885. (Jnhalt: Nur ein Mensch.
- Hans, der nicht sterben wollte. -
Sommernachtstraum.) - Ziel u. Ende
(Wiener R.); III, 1888. - Blumen-
geschichten, 1888. - Am Abgrund der
Ehe (Nn.), II, 1888. - Allerlei Liebe
(6 Nn.), 1889. - Auf einsamer Höhe
(R.), 1889. - Mein Wien (Sitten-
bilder; neue Folge), 1889. - Glück-
beladen (N.), 1890. - Neue Novellen;
II, 1890. - Engel auf Erden, 1891. -
Stürme im Hafen (R.); II, 1891. -
Siegfried (R.), 1893. - Himmel und
Hölle (R.), 1894. - Versorgung (R.),
1895. - Das arme Ding (N.), 1895. -
Evas Erziehung (R.), 1895. - Schul-
den (R.), 1896. - Jn der kleinsten
Hütte (R.), 1896. - Die graue Mauer
(R.), 1896. - Don-Juan-Phantasie,
1897. - Der Wert des Lebens. Der
Ring des Polykrates (Nn.), 1897. -
Die Brieftasche (R.), 1898. - Mitgift-
jäger (R.), 1898. - Jenseits von gut
und böse (R.), 1899. - Kollegenehe
(R.), 1900. - Jns Bodenlose. Mit-
gift. Liane. Lilie (4 En.), 1900. -
Dienstbotengeschichten. Der gnädige
Herr. Lächerlich. Nur ein Diener!
Das Christkindl. "Verzeih's!" (6 En.),
1901. - Kleineleuts-Geschichten (Wie
kleine Leute hausen. - Edis Väter. -
Ein guter Kerl. - Der Freier der
Johanna. - Berthas Glück. - Aller-

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Blu
dreier gräflich Kleiſtſcher Güter war.
Er genoß den Volksſchul- u. Privat-
unterricht in Friedland, beſuchte dann
bis zum 18. Jahre das Gymnaſium
in Dramburg (Pommern) und trat
nun als Lehrling in die Apotheke in
Friedland ein. Als Gehilfe weilte er
ein halbes Jahr in Karden a. d. Moſel,
u. benutzte er dieſen Aufenthalt, das
Rhein- und Moſelgebiet näher kennen
zu lernen. Dann wandte er ſich nach
Lügumkloſter in Nordſchleswig, wo
er in ſeinen Mußeſtunden eifrig der
Schriftſtellerei huldigte, deren Er-
träge ihm Reiſen nach Dänemark,
Schweden, Holland, Belgien, Frank-
reich u. England ermöglichten. Nach-
dem er dann in München u. Greifs-
wald die pharmazeutiſchen Studien
beendet u. ſeiner Militärpflicht, teils
als Artilleriſt, teils als Militärapo-
theker, in Spandau, Flensburg und
Stettin genügt hatte, erwarb er 1905
die Apotheke in Neuwedell (Neumark).
Von ſeinen in Zeitſchriften erſchiene-
nen Novellen ſind bisher veröffent-
licht

S:

Die Sühne des Fiſchers (E.),
1906.

*Blumenreich, Franziska,

be-
kannt als Schriftſtellerin unter ihrem
Mädchennamen Franziska Eſ-
ſenther
u. ihrem ſpäteren Frauen-
namen von Kapff-Eſſenther,
wurde am 2. April 1849 auf Schloß
Waldſtein bei Leutomiſchel in Böh-
men als die Tochter eines k. k. Staats-
beamten geboren und verlebte ihre
Jugend ſtill u. zurückgezogen in klei-
nen böhmiſchen Städten, ſich durch
andauernde Privatſtudien eine um-
faſſende literariſche u. philoſophiſche
Bildung aneignend. Auf autodidak-
tiſchem Wege gewann ſie auch die
Kenntniſſe zur Ablegung des Lehre-
rinnenexamens, worauf ſie eine Zeit-
lang eine Privatmädchenſchule leitete.
Später lebte ſie in Wien, wo ſie ſich
1880 mit dem Muſikſchriftſteller und
Kunſtkritiker Otto von Kapff ver-
mählte. Dieſe Ehe wurde aber in der
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Folge wieder gelöſt, und 1887 ver-
mählte ſich die Dichterin mit dem
Schauſpieler und Schriftſteller Paul
Blumenreich, mit dem ſie bis 1892 in
Berlin, dann ein Jahr in Stuttgart
lebte, ſeit 1893 aber wieder in Berlin
weilte. Sie geriet nach der Flucht
ihres Gatten (ſ. d. folgenden!) in
ſchwere finanzielle Bedrängnis, und
im Zuſtande hochgradiger Erregung
machte ſie am 28. Oktbr. 1899 durch
einen Sturz aus dem Fenſter ihrem
Leben freiwillig ein Ende.

S:

Frauen-
ehre (R.); III, 1872. – Die ſoziale
Revolution im Tierreich (Kom. Ep.),
1876. – Wiener Sittenbilder; II, 1884.
– Moderne Helden (Charakterbilder);
II, 1885. (Jnhalt: Nur ein Menſch.
– Hans, der nicht ſterben wollte. –
Sommernachtstraum.) – Ziel u. Ende
(Wiener R.); III, 1888. – Blumen-
geſchichten, 1888. – Am Abgrund der
Ehe (Nn.), II, 1888. – Allerlei Liebe
(6 Nn.), 1889. – Auf einſamer Höhe
(R.), 1889. – Mein Wien (Sitten-
bilder; neue Folge), 1889. – Glück-
beladen (N.), 1890. – Neue Novellen;
II, 1890. – Engel auf Erden, 1891. –
Stürme im Hafen (R.); II, 1891. –
Siegfried (R.), 1893. – Himmel und
Hölle (R.), 1894. – Verſorgung (R.),
1895. – Das arme Ding (N.), 1895. –
Evas Erziehung (R.), 1895. – Schul-
den (R.), 1896. – Jn der kleinſten
Hütte (R.), 1896. – Die graue Mauer
(R.), 1896. – Don-Juan-Phantaſie,
1897. – Der Wert des Lebens. Der
Ring des Polykrates (Nn.), 1897. –
Die Brieftaſche (R.), 1898. – Mitgift-
jäger (R.), 1898. – Jenſeits von gut
und böſe (R.), 1899. – Kollegenehe
(R.), 1900. – Jns Bodenloſe. Mit-
gift. Liane. Lilie (4 En.), 1900. –
Dienſtbotengeſchichten. Der gnädige
Herr. Lächerlich. Nur ein Diener!
Das Chriſtkindl. „Verzeih’s!“ (6 En.),
1901. – Kleineleuts-Geſchichten (Wie
kleine Leute hauſen. – Edis Väter. –
Ein guter Kerl. – Der Freier der
Johanna. – Berthas Glück. – Aller-

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[265/0269] Blu Blu dreier gräflich Kleiſtſcher Güter war. Er genoß den Volksſchul- u. Privat- unterricht in Friedland, beſuchte dann bis zum 18. Jahre das Gymnaſium in Dramburg (Pommern) und trat nun als Lehrling in die Apotheke in Friedland ein. Als Gehilfe weilte er ein halbes Jahr in Karden a. d. Moſel, u. benutzte er dieſen Aufenthalt, das Rhein- und Moſelgebiet näher kennen zu lernen. Dann wandte er ſich nach Lügumkloſter in Nordſchleswig, wo er in ſeinen Mußeſtunden eifrig der Schriftſtellerei huldigte, deren Er- träge ihm Reiſen nach Dänemark, Schweden, Holland, Belgien, Frank- reich u. England ermöglichten. Nach- dem er dann in München u. Greifs- wald die pharmazeutiſchen Studien beendet u. ſeiner Militärpflicht, teils als Artilleriſt, teils als Militärapo- theker, in Spandau, Flensburg und Stettin genügt hatte, erwarb er 1905 die Apotheke in Neuwedell (Neumark). Von ſeinen in Zeitſchriften erſchiene- nen Novellen ſind bisher veröffent- licht S: Die Sühne des Fiſchers (E.), 1906. *Blumenreich, Franziska, be- kannt als Schriftſtellerin unter ihrem Mädchennamen Franziska Eſ- ſenther u. ihrem ſpäteren Frauen- namen von Kapff-Eſſenther, wurde am 2. April 1849 auf Schloß Waldſtein bei Leutomiſchel in Böh- men als die Tochter eines k. k. Staats- beamten geboren und verlebte ihre Jugend ſtill u. zurückgezogen in klei- nen böhmiſchen Städten, ſich durch andauernde Privatſtudien eine um- faſſende literariſche u. philoſophiſche Bildung aneignend. Auf autodidak- tiſchem Wege gewann ſie auch die Kenntniſſe zur Ablegung des Lehre- rinnenexamens, worauf ſie eine Zeit- lang eine Privatmädchenſchule leitete. Später lebte ſie in Wien, wo ſie ſich 1880 mit dem Muſikſchriftſteller und Kunſtkritiker Otto von Kapff ver- mählte. Dieſe Ehe wurde aber in der Folge wieder gelöſt, und 1887 ver- mählte ſich die Dichterin mit dem Schauſpieler und Schriftſteller Paul Blumenreich, mit dem ſie bis 1892 in Berlin, dann ein Jahr in Stuttgart lebte, ſeit 1893 aber wieder in Berlin weilte. Sie geriet nach der Flucht ihres Gatten (ſ. d. folgenden!) in ſchwere finanzielle Bedrängnis, und im Zuſtande hochgradiger Erregung machte ſie am 28. Oktbr. 1899 durch einen Sturz aus dem Fenſter ihrem Leben freiwillig ein Ende. S: Frauen- ehre (R.); III, 1872. – Die ſoziale Revolution im Tierreich (Kom. Ep.), 1876. – Wiener Sittenbilder; II, 1884. – Moderne Helden (Charakterbilder); II, 1885. (Jnhalt: Nur ein Menſch. – Hans, der nicht ſterben wollte. – Sommernachtstraum.) – Ziel u. Ende (Wiener R.); III, 1888. – Blumen- geſchichten, 1888. – Am Abgrund der Ehe (Nn.), II, 1888. – Allerlei Liebe (6 Nn.), 1889. – Auf einſamer Höhe (R.), 1889. – Mein Wien (Sitten- bilder; neue Folge), 1889. – Glück- beladen (N.), 1890. – Neue Novellen; II, 1890. – Engel auf Erden, 1891. – Stürme im Hafen (R.); II, 1891. – Siegfried (R.), 1893. – Himmel und Hölle (R.), 1894. – Verſorgung (R.), 1895. – Das arme Ding (N.), 1895. – Evas Erziehung (R.), 1895. – Schul- den (R.), 1896. – Jn der kleinſten Hütte (R.), 1896. – Die graue Mauer (R.), 1896. – Don-Juan-Phantaſie, 1897. – Der Wert des Lebens. Der Ring des Polykrates (Nn.), 1897. – Die Brieftaſche (R.), 1898. – Mitgift- jäger (R.), 1898. – Jenſeits von gut und böſe (R.), 1899. – Kollegenehe (R.), 1900. – Jns Bodenloſe. Mit- gift. Liane. Lilie (4 En.), 1900. – Dienſtbotengeſchichten. Der gnädige Herr. Lächerlich. Nur ein Diener! Das Chriſtkindl. „Verzeih’s!“ (6 En.), 1901. – Kleineleuts-Geſchichten (Wie kleine Leute hauſen. – Edis Väter. – Ein guter Kerl. – Der Freier der Johanna. – Berthas Glück. – Aller- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/269>, abgerufen am 23.11.2024.