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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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zur Ausbildung von Kindergärtne-
rinnen und leitete nach bestandener
Prüfung einen ihr von der Mutter
eingerichteten Kindergarten mit gro-
ßer Freude und reichem Erfolge. Jn-
dessen war der Wunsch, Schauspiele-
rin zu werden, dadurch niemals erstickt
worden, u. schließlich erreichte sie es,
daß sie bei der berühmten Schauspie-
lerin Frau Minona Frieb-Blumauer
dramatisch. Unterricht nehmen durfte.
Nach drei Jahren unterzog sie sich
einer Prüfung durch den Berliner
Generalintendanten von Hülsen, und
dieser empfahl sie dem Hoftheater in
Koburg-Gotha als erste Liebhaberin.
Um diese Zeit hatte der Vater durch
übernommene Garantien sein Ver-
mögen verloren, und da die Kinder
nun genötigt waren, sich auf eigene
Füße zu stellen, so gab er auch seine
Einwilligung, daß Olga das Engage-
ment annahm. Aber schon nach zwei
Jahren gab diese das Bühnenleben
auf u. kehrte nach Berlin zurück, um
hinfort als dramatische Lehrerin, als
Vortragskünstlerin u. Dichterin tätig
zu sein, zu welchem Zwecke sie auch
noch ein halbes Jahr lang Schülerin
von Joseph Lewinski in Wien wurde.
Für ihre Zöglinge schrieb sie "Für
gesellige Kreise. Sammlg. ernster u.
heiterer Deklamationsstücke, nebst
einem Anhang von Gelegenheitsge-
dichten" (1888. 2. A. 1897), ferner
"Ein Freundschaftstag" (Lsp., 1894)
und "Dramatisiertes Märchenbilder-
buch" (1891). Diese Märchen führte
sie auch in Breslau und im Hambur-
ger Stadttheater auf u. sprach selbst
den verbindenden Text zu den leben-
den Bildern; als Vortragskünstlerin
machte sie Tourneen in die Städte
der Provinzen Posen und Schlesien,
nach Mecklenburg u. a. m. Jm Jahre
1893 verheiratete sie sich mit dem
Reichstags- und Landtagsabgeord-
neten Dr. Otto Arendt. Nach der Ge-
burt ihres dritten Kindes erkrankte
sie an der Nierenwassersucht, die sie
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31/2 Jahre an das Krankenlager fes-
selte und schließlich am 29. Mai 1902
ihren Tod herbeiführte. Auf dem
Krankenlager noch schrieb sie die Kin-
derschrift "Ullas Kindheit" (hrsg. von
ihrer Mutter 1903).

S:

Sylvester-
nacht (Romant. E.), 1893. - Gedichte;
hrsg. von ihrer Mutter, 1902.

*Arendt, Wilhelm

(früher Wil-
helm Arent), pseud. Kosakaute,
Hans Derlon, Karl Ludwig,
Arent-Cesari,
wurde am 7. März
1864 zu Berlin als der Sohn des
fürstlich Wittgensteinschen Forstmei-
sters Karl Arendt geboren, erhielt
seine Bildung auf der Landesschule
Pforta und mehreren Berliner Gym-
nasien, mußte aber seit 1881 wegen
hochgradiger Nervosität den Weg
eines Autodidakten einschlagen. Nach-
dem er dann in Darmstadt durch den
kaiserlich russischen Hofschauspieler
Julius Fiala für die Bühne vorge-
bildet war, trat er als Schauspieler
auf, bildete sich später (1885) am
Sternschen Konservatorium in Berlin
für die Oper aus und war daselbst
auch als Schriftsteller (Herausgeber
der "Kyffhäuserzeitung") tätig. Von
1890-94 wirkte er wieder als Schau-
spieler (unter dem Namen Wilhelm
Cesari
) in Berlin und der Provinz
Brandenburg und lebt seitdem als
Schriftsteller in Berlin. Jm Juni
1895 gründete er eine neue Zeitschrift,
"Die Musen", die indes nur wenige
Jahre Bestand hatte. Eine dann
eintretende schwere Erkrankung hat
A. an weiterem Schaffen bis jetzt
gehindert.

S:

Lieder des Leides,
1882. Neue Folge, 1883. - Poetische
Erstlinge (Ge.), 1883. - Gedichte,
1884. - Aus tiefster Seele (Ge.), 1885.
- Verschollene Dichter (Anthol., mit
H. Hart), 1885. - Reinhold Lenz. Ly-
risches aus seinem Nachlasse, hrsg. v.
Karl Ludwig (pseud.), 1884. (Jst
nur Mystisikation; die Ge. rühren
von Arendt selbst her). - Moderne
Dichtercharaktere, 1885. - Kopenha-

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zur Ausbildung von Kindergärtne-
rinnen und leitete nach beſtandener
Prüfung einen ihr von der Mutter
eingerichteten Kindergarten mit gro-
ßer Freude und reichem Erfolge. Jn-
deſſen war der Wunſch, Schauſpiele-
rin zu werden, dadurch niemals erſtickt
worden, u. ſchließlich erreichte ſie es,
daß ſie bei der berühmten Schauſpie-
lerin Frau Minona Frieb-Blumauer
dramatiſch. Unterricht nehmen durfte.
Nach drei Jahren unterzog ſie ſich
einer Prüfung durch den Berliner
Generalintendanten von Hülſen, und
dieſer empfahl ſie dem Hoftheater in
Koburg-Gotha als erſte Liebhaberin.
Um dieſe Zeit hatte der Vater durch
übernommene Garantien ſein Ver-
mögen verloren, und da die Kinder
nun genötigt waren, ſich auf eigene
Füße zu ſtellen, ſo gab er auch ſeine
Einwilligung, daß Olga das Engage-
ment annahm. Aber ſchon nach zwei
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auf u. kehrte nach Berlin zurück, um
hinfort als dramatiſche Lehrerin, als
Vortragskünſtlerin u. Dichterin tätig
zu ſein, zu welchem Zwecke ſie auch
noch ein halbes Jahr lang Schülerin
von Joſeph Lewinski in Wien wurde.
Für ihre Zöglinge ſchrieb ſie „Für
geſellige Kreiſe. Sammlg. ernſter u.
heiterer Deklamationsſtücke, nebſt
einem Anhang von Gelegenheitsge-
dichten“ (1888. 2. A. 1897), ferner
„Ein Freundſchaftstag“ (Lſp., 1894)
und „Dramatiſiertes Märchenbilder-
buch“ (1891). Dieſe Märchen führte
ſie auch in Breslau und im Hambur-
ger Stadttheater auf u. ſprach ſelbſt
den verbindenden Text zu den leben-
den Bildern; als Vortragskünſtlerin
machte ſie Tourneen in die Städte
der Provinzen Poſen und Schleſien,
nach Mecklenburg u. a. m. Jm Jahre
1893 verheiratete ſie ſich mit dem
Reichstags- und Landtagsabgeord-
neten Dr. Otto Arendt. Nach der Ge-
burt ihres dritten Kindes erkrankte
ſie an der Nierenwaſſerſucht, die ſie
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Are
3½ Jahre an das Krankenlager feſ-
ſelte und ſchließlich am 29. Mai 1902
ihren Tod herbeiführte. Auf dem
Krankenlager noch ſchrieb ſie die Kin-
derſchrift „Ullas Kindheit“ (hrsg. von
ihrer Mutter 1903).

S:

Sylveſter-
nacht (Romant. E.), 1893. – Gedichte;
hrsg. von ihrer Mutter, 1902.

*Arendt, Wilhelm

(früher Wil-
helm Arent), pſeud. Koſakaute,
Hans Derlon, Karl Ludwig,
Arent-Ceſari,
wurde am 7. März
1864 zu Berlin als der Sohn des
fürſtlich Wittgenſteinſchen Forſtmei-
ſters Karl Arendt geboren, erhielt
ſeine Bildung auf der Landesſchule
Pforta und mehreren Berliner Gym-
naſien, mußte aber ſeit 1881 wegen
hochgradiger Nervoſität den Weg
eines Autodidakten einſchlagen. Nach-
dem er dann in Darmſtadt durch den
kaiſerlich ruſſiſchen Hofſchauſpieler
Julius Fiala für die Bühne vorge-
bildet war, trat er als Schauſpieler
auf, bildete ſich ſpäter (1885) am
Sternſchen Konſervatorium in Berlin
für die Oper aus und war daſelbſt
auch als Schriftſteller (Herausgeber
der „Kyffhäuſerzeitung“) tätig. Von
1890–94 wirkte er wieder als Schau-
ſpieler (unter dem Namen Wilhelm
Ceſari
) in Berlin und der Provinz
Brandenburg und lebt ſeitdem als
Schriftſteller in Berlin. Jm Juni
1895 gründete er eine neue Zeitſchrift,
„Die Muſen“, die indes nur wenige
Jahre Beſtand hatte. Eine dann
eintretende ſchwere Erkrankung hat
A. an weiterem Schaffen bis jetzt
gehindert.

S:

Lieder des Leides,
1882. Neue Folge, 1883. – Poetiſche
Erſtlinge (Ge.), 1883. – Gedichte,
1884. – Aus tiefſter Seele (Ge.), 1885.
– Verſchollene Dichter (Anthol., mit
H. Hart), 1885. – Reinhold Lenz. Ly-
riſches aus ſeinem Nachlaſſe, hrsg. v.
Karl Ludwig (pſeud.), 1884. (Jſt
nur Myſtiſikation; die Ge. rühren
von Arendt ſelbſt her). – Moderne
Dichtercharaktere, 1885. – Kopenha-

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[73/0077] Are Are zur Ausbildung von Kindergärtne- rinnen und leitete nach beſtandener Prüfung einen ihr von der Mutter eingerichteten Kindergarten mit gro- ßer Freude und reichem Erfolge. Jn- deſſen war der Wunſch, Schauſpiele- rin zu werden, dadurch niemals erſtickt worden, u. ſchließlich erreichte ſie es, daß ſie bei der berühmten Schauſpie- lerin Frau Minona Frieb-Blumauer dramatiſch. Unterricht nehmen durfte. Nach drei Jahren unterzog ſie ſich einer Prüfung durch den Berliner Generalintendanten von Hülſen, und dieſer empfahl ſie dem Hoftheater in Koburg-Gotha als erſte Liebhaberin. Um dieſe Zeit hatte der Vater durch übernommene Garantien ſein Ver- mögen verloren, und da die Kinder nun genötigt waren, ſich auf eigene Füße zu ſtellen, ſo gab er auch ſeine Einwilligung, daß Olga das Engage- ment annahm. Aber ſchon nach zwei Jahren gab dieſe das Bühnenleben auf u. kehrte nach Berlin zurück, um hinfort als dramatiſche Lehrerin, als Vortragskünſtlerin u. Dichterin tätig zu ſein, zu welchem Zwecke ſie auch noch ein halbes Jahr lang Schülerin von Joſeph Lewinski in Wien wurde. Für ihre Zöglinge ſchrieb ſie „Für geſellige Kreiſe. Sammlg. ernſter u. heiterer Deklamationsſtücke, nebſt einem Anhang von Gelegenheitsge- dichten“ (1888. 2. A. 1897), ferner „Ein Freundſchaftstag“ (Lſp., 1894) und „Dramatiſiertes Märchenbilder- buch“ (1891). Dieſe Märchen führte ſie auch in Breslau und im Hambur- ger Stadttheater auf u. ſprach ſelbſt den verbindenden Text zu den leben- den Bildern; als Vortragskünſtlerin machte ſie Tourneen in die Städte der Provinzen Poſen und Schleſien, nach Mecklenburg u. a. m. Jm Jahre 1893 verheiratete ſie ſich mit dem Reichstags- und Landtagsabgeord- neten Dr. Otto Arendt. Nach der Ge- burt ihres dritten Kindes erkrankte ſie an der Nierenwaſſerſucht, die ſie 3½ Jahre an das Krankenlager feſ- ſelte und ſchließlich am 29. Mai 1902 ihren Tod herbeiführte. Auf dem Krankenlager noch ſchrieb ſie die Kin- derſchrift „Ullas Kindheit“ (hrsg. von ihrer Mutter 1903). S: Sylveſter- nacht (Romant. E.), 1893. – Gedichte; hrsg. von ihrer Mutter, 1902. *Arendt, Wilhelm (früher Wil- helm Arent), pſeud. Koſakaute, Hans Derlon, Karl Ludwig, Arent-Ceſari, wurde am 7. März 1864 zu Berlin als der Sohn des fürſtlich Wittgenſteinſchen Forſtmei- ſters Karl Arendt geboren, erhielt ſeine Bildung auf der Landesſchule Pforta und mehreren Berliner Gym- naſien, mußte aber ſeit 1881 wegen hochgradiger Nervoſität den Weg eines Autodidakten einſchlagen. Nach- dem er dann in Darmſtadt durch den kaiſerlich ruſſiſchen Hofſchauſpieler Julius Fiala für die Bühne vorge- bildet war, trat er als Schauſpieler auf, bildete ſich ſpäter (1885) am Sternſchen Konſervatorium in Berlin für die Oper aus und war daſelbſt auch als Schriftſteller (Herausgeber der „Kyffhäuſerzeitung“) tätig. Von 1890–94 wirkte er wieder als Schau- ſpieler (unter dem Namen Wilhelm Ceſari) in Berlin und der Provinz Brandenburg und lebt ſeitdem als Schriftſteller in Berlin. Jm Juni 1895 gründete er eine neue Zeitſchrift, „Die Muſen“, die indes nur wenige Jahre Beſtand hatte. Eine dann eintretende ſchwere Erkrankung hat A. an weiterem Schaffen bis jetzt gehindert. S: Lieder des Leides, 1882. Neue Folge, 1883. – Poetiſche Erſtlinge (Ge.), 1883. – Gedichte, 1884. – Aus tiefſter Seele (Ge.), 1885. – Verſchollene Dichter (Anthol., mit H. Hart), 1885. – Reinhold Lenz. Ly- riſches aus ſeinem Nachlaſſe, hrsg. v. Karl Ludwig (pſeud.), 1884. (Jſt nur Myſtiſikation; die Ge. rühren von Arendt ſelbſt her). – Moderne Dichtercharaktere, 1885. – Kopenha- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/77>, abgerufen am 23.11.2024.