Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

der Erde wieder auf ohne sich im geringsten an-
zuhalten.

Die Kleidung der Mannspersonen bestehet inJhre Klei-
dung.

langen Beinkleidern, die bis an die Knöchel herunter
gehen, nebst ledernen Strümpfen, die unten an den-
selben befestiget sind, und ein Chacksir genennet wird,
und kurzen rothledernen Stiefeln; in einem Hemde
von feinem baumwollenen Zeuge, das wie ein Frauen-
zimmer-Hemde gemacht, und nur besonders an den
Aermeln etwas weiter ist, welche offen sind. Ueber die-
ses tragen sie einen Caftan, der eine Art von einem
langen Priesterrocke ist, mit Ermeln, die unten an der
Hand zugeknöpft sind; der Sommer-Caftan ist von
weißem baumwollenen Zeuge, im Winter aber tragen
sie seidne, die mit Baumwolle gefüttert sind. Um die
Weste gürten sie eine seidene Scherpe, worein sie
ihren Dolch stecken, dessen Griff von Silber oder El-
fenbein, und mit Juwelen besetzt ist; sie gehen nie-
mals mit einen Säbel, außer wenn sie aufs Land rei-
sen. Das Oberkleid ist ein weiter Rock von Zeug,
welchen sie West nennen; im Sommer ist er mit Taf-
fet, und im Winter mit kostbarem Pelze gefüttert.
Diese machen nebst dem Turban die völlige Kleidung
einer Mannsperson aus.

Die Kleidung der Frauenzimmer ist wenig un-Kleidung des
andern Ge-
schlechts.

terschieden, und bestehet hauptsächlich darin, daß sie
viel reicher ist. Sie tragen einen goldbrocatenen
Caftan, den sie vorne mit großen Perlen oder einem
kleinen Knopf von Diamanten befestigen. Der Caf-
tan bedeckt die Schultern völlig, ist aber vorne eben
so tief ausgeschnitten, daß ihre Brüste bloß bleiben
würden, wenn sie nicht mit dem Hemde, und einer

kleinen
E 3

der Erde wieder auf ohne ſich im geringſten an-
zuhalten.

Die Kleidung der Mannsperſonen beſtehet inJhre Klei-
dung.

langen Beinkleidern, die bis an die Knoͤchel herunter
gehen, nebſt ledernen Struͤmpfen, die unten an den-
ſelben befeſtiget ſind, und ein Chackſir genennet wird,
und kurzen rothledernen Stiefeln; in einem Hemde
von feinem baumwollenen Zeuge, das wie ein Frauen-
zimmer-Hemde gemacht, und nur beſonders an den
Aermeln etwas weiter iſt, welche offen ſind. Ueber die-
ſes tragen ſie einen Caftan, der eine Art von einem
langen Prieſterrocke iſt, mit Ermeln, die unten an der
Hand zugeknoͤpft ſind; der Sommer-Caftan iſt von
weißem baumwollenen Zeuge, im Winter aber tragen
ſie ſeidne, die mit Baumwolle gefuͤttert ſind. Um die
Weſte guͤrten ſie eine ſeidene Scherpe, worein ſie
ihren Dolch ſtecken, deſſen Griff von Silber oder El-
fenbein, und mit Juwelen beſetzt iſt; ſie gehen nie-
mals mit einen Saͤbel, außer wenn ſie aufs Land rei-
ſen. Das Oberkleid iſt ein weiter Rock von Zeug,
welchen ſie Weſt nennen; im Sommer iſt er mit Taf-
fet, und im Winter mit koſtbarem Pelze gefuͤttert.
Dieſe machen nebſt dem Turban die voͤllige Kleidung
einer Mannsperſon aus.

Die Kleidung der Frauenzimmer iſt wenig un-Kleidung des
andern Ge-
ſchlechts.

terſchieden, und beſtehet hauptſaͤchlich darin, daß ſie
viel reicher iſt. Sie tragen einen goldbrocatenen
Caftan, den ſie vorne mit großen Perlen oder einem
kleinen Knopf von Diamanten befeſtigen. Der Caf-
tan bedeckt die Schultern voͤllig, iſt aber vorne eben
ſo tief ausgeſchnitten, daß ihre Bruͤſte bloß bleiben
wuͤrden, wenn ſie nicht mit dem Hemde, und einer

kleinen
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0079" n="69"/>
der Erde wieder auf ohne &#x017F;ich im gering&#x017F;ten an-<lb/>
zuhalten.</p><lb/>
        <p>Die Kleidung der Mannsper&#x017F;onen be&#x017F;tehet in<note place="right">Jhre Klei-<lb/>
dung.</note><lb/>
langen Beinkleidern, die bis an die Kno&#x0364;chel herunter<lb/>
gehen, neb&#x017F;t ledernen Stru&#x0364;mpfen, die unten an den-<lb/>
&#x017F;elben befe&#x017F;tiget &#x017F;ind, und ein Chack&#x017F;ir genennet wird,<lb/>
und kurzen rothledernen Stiefeln; in einem Hemde<lb/>
von feinem baumwollenen Zeuge, das wie ein Frauen-<lb/>
zimmer-Hemde gemacht, und nur be&#x017F;onders an den<lb/>
Aermeln etwas weiter i&#x017F;t, welche offen &#x017F;ind. Ueber die-<lb/>
&#x017F;es tragen &#x017F;ie einen Caftan, der eine Art von einem<lb/>
langen Prie&#x017F;terrocke i&#x017F;t, mit Ermeln, die unten an der<lb/>
Hand zugekno&#x0364;pft &#x017F;ind; der Sommer-Caftan i&#x017F;t von<lb/>
weißem baumwollenen Zeuge, im Winter aber tragen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eidne, die mit Baumwolle gefu&#x0364;ttert &#x017F;ind. Um die<lb/>
We&#x017F;te gu&#x0364;rten &#x017F;ie eine &#x017F;eidene Scherpe, worein &#x017F;ie<lb/>
ihren Dolch &#x017F;tecken, de&#x017F;&#x017F;en Griff von Silber oder El-<lb/>
fenbein, und mit Juwelen be&#x017F;etzt i&#x017F;t; &#x017F;ie gehen nie-<lb/>
mals mit einen Sa&#x0364;bel, außer wenn &#x017F;ie aufs Land rei-<lb/>
&#x017F;en. Das Oberkleid i&#x017F;t ein weiter Rock von Zeug,<lb/>
welchen &#x017F;ie We&#x017F;t nennen; im Sommer i&#x017F;t er mit Taf-<lb/>
fet, und im Winter mit ko&#x017F;tbarem Pelze gefu&#x0364;ttert.<lb/>
Die&#x017F;e machen neb&#x017F;t dem Turban die vo&#x0364;llige Kleidung<lb/>
einer Mannsper&#x017F;on aus.</p><lb/>
        <p>Die Kleidung der Frauenzimmer i&#x017F;t wenig un-<note place="right">Kleidung des<lb/>
andern Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts.</note><lb/>
ter&#x017F;chieden, und be&#x017F;tehet haupt&#x017F;a&#x0364;chlich darin, daß &#x017F;ie<lb/>
viel reicher i&#x017F;t. Sie tragen einen goldbrocatenen<lb/>
Caftan, den &#x017F;ie vorne mit großen Perlen oder einem<lb/>
kleinen Knopf von Diamanten befe&#x017F;tigen. Der Caf-<lb/>
tan bedeckt die Schultern vo&#x0364;llig, i&#x017F;t aber vorne eben<lb/>
&#x017F;o tief ausge&#x017F;chnitten, daß ihre Bru&#x0364;&#x017F;te bloß bleiben<lb/>
wu&#x0364;rden, wenn &#x017F;ie nicht mit dem Hemde, und einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">kleinen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0079] der Erde wieder auf ohne ſich im geringſten an- zuhalten. Die Kleidung der Mannsperſonen beſtehet in langen Beinkleidern, die bis an die Knoͤchel herunter gehen, nebſt ledernen Struͤmpfen, die unten an den- ſelben befeſtiget ſind, und ein Chackſir genennet wird, und kurzen rothledernen Stiefeln; in einem Hemde von feinem baumwollenen Zeuge, das wie ein Frauen- zimmer-Hemde gemacht, und nur beſonders an den Aermeln etwas weiter iſt, welche offen ſind. Ueber die- ſes tragen ſie einen Caftan, der eine Art von einem langen Prieſterrocke iſt, mit Ermeln, die unten an der Hand zugeknoͤpft ſind; der Sommer-Caftan iſt von weißem baumwollenen Zeuge, im Winter aber tragen ſie ſeidne, die mit Baumwolle gefuͤttert ſind. Um die Weſte guͤrten ſie eine ſeidene Scherpe, worein ſie ihren Dolch ſtecken, deſſen Griff von Silber oder El- fenbein, und mit Juwelen beſetzt iſt; ſie gehen nie- mals mit einen Saͤbel, außer wenn ſie aufs Land rei- ſen. Das Oberkleid iſt ein weiter Rock von Zeug, welchen ſie Weſt nennen; im Sommer iſt er mit Taf- fet, und im Winter mit koſtbarem Pelze gefuͤttert. Dieſe machen nebſt dem Turban die voͤllige Kleidung einer Mannsperſon aus. Jhre Klei- dung. Die Kleidung der Frauenzimmer iſt wenig un- terſchieden, und beſtehet hauptſaͤchlich darin, daß ſie viel reicher iſt. Sie tragen einen goldbrocatenen Caftan, den ſie vorne mit großen Perlen oder einem kleinen Knopf von Diamanten befeſtigen. Der Caf- tan bedeckt die Schultern voͤllig, iſt aber vorne eben ſo tief ausgeſchnitten, daß ihre Bruͤſte bloß bleiben wuͤrden, wenn ſie nicht mit dem Hemde, und einer kleinen Kleidung des andern Ge- ſchlechts. E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/79
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/79>, abgerufen am 22.11.2024.