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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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ten, mit ohngefähr 100 Cherokesen in seinem Gefol-te der Che-
rokesen.

ge, unter dem Vorwande, seine Allianz mit dem Kö-
nige Georg zu erneuern. Allein ich glaube, es geschahe
bloß, die gewöhnlichen Geschenke in Empfang zu neh-
men. Sie kommen bey dieser Gelegenheit alle nackend,
und gehen wohl bekleidet zurück. Sie sind insgesammt
wohl gestaltet, gemeiniglich olivenfarbig, und haben
ihre Gesichter auf verschiedene Art gemahlt, nachdem
sie glauben, ihren Feinden damit Schrecken einzujagen.
Einige haben die eine Seite schwarz, die andere roth;
andere mahlen sie mit vier verschiedenen Farben; ihre
Köpfe waren mit allen Arten von Federn, die mit
Flaumfedern statt des Puders vermischt waren, gezie-
ret. Sie bedecken ihre Blöße mit einem kleinen Stücke
Leder; sie sind sehr große Liebhaber von Branntwein,
den sie so lange trinken, bis sie völlig betrunken sind.
Jhr Lager war eine Meile von der Stadt, wohin sie
alle Abende giengen. Nachdem sie sich hier eine Wo-
che aufgehalten, alle neue Kleidung bekommen, und
ihre Geschenke erhalten hatten, so brachen sie ihr Lager
ab, und giengen wieder nach Hause. Jch habe verges-
sen zu erwähnen, daß ihr König oder Oberster nebst
zweyen von seinen vornehmsten Officieren und drey
Weibern neu gekleidet wurden, ehe sie ihren öffentlichen
Einzug in die Stadt hielten; hierauf wurde der Ober-
ste nebst seinen zwey Adelichen im Staate in einer Kut-
sche mit sechs Pferden in das Rathszimmer gebracht,
wo sie ihre Rede hielten, die in sehr wenig Worten be-
stand, worinn sie uns ihrer beständigen Ergebenheit
gegen die Krone Britannien versicherten. Nachdem
das Feyerliche ihres Besuchs zu Ende war, gaben sie
jedem, der im Zimmer war, die Hand, nahmen ihren
Abschied, und wurden in eben der Kutsche, die sie ge-

bracht
K k 3

ten, mit ohngefaͤhr 100 Cherokeſen in ſeinem Gefol-te der Che-
rokeſen.

ge, unter dem Vorwande, ſeine Allianz mit dem Koͤ-
nige Georg zu erneuern. Allein ich glaube, es geſchahe
bloß, die gewoͤhnlichen Geſchenke in Empfang zu neh-
men. Sie kommen bey dieſer Gelegenheit alle nackend,
und gehen wohl bekleidet zuruͤck. Sie ſind insgeſammt
wohl geſtaltet, gemeiniglich olivenfarbig, und haben
ihre Geſichter auf verſchiedene Art gemahlt, nachdem
ſie glauben, ihren Feinden damit Schrecken einzujagen.
Einige haben die eine Seite ſchwarz, die andere roth;
andere mahlen ſie mit vier verſchiedenen Farben; ihre
Koͤpfe waren mit allen Arten von Federn, die mit
Flaumfedern ſtatt des Puders vermiſcht waren, gezie-
ret. Sie bedecken ihre Bloͤße mit einem kleinen Stuͤcke
Leder; ſie ſind ſehr große Liebhaber von Branntwein,
den ſie ſo lange trinken, bis ſie voͤllig betrunken ſind.
Jhr Lager war eine Meile von der Stadt, wohin ſie
alle Abende giengen. Nachdem ſie ſich hier eine Wo-
che aufgehalten, alle neue Kleidung bekommen, und
ihre Geſchenke erhalten hatten, ſo brachen ſie ihr Lager
ab, und giengen wieder nach Hauſe. Jch habe vergeſ-
ſen zu erwaͤhnen, daß ihr Koͤnig oder Oberſter nebſt
zweyen von ſeinen vornehmſten Officieren und drey
Weibern neu gekleidet wurden, ehe ſie ihren oͤffentlichen
Einzug in die Stadt hielten; hierauf wurde der Ober-
ſte nebſt ſeinen zwey Adelichen im Staate in einer Kut-
ſche mit ſechs Pferden in das Rathszimmer gebracht,
wo ſie ihre Rede hielten, die in ſehr wenig Worten be-
ſtand, worinn ſie uns ihrer beſtaͤndigen Ergebenheit
gegen die Krone Britannien verſicherten. Nachdem
das Feyerliche ihres Beſuchs zu Ende war, gaben ſie
jedem, der im Zimmer war, die Hand, nahmen ihren
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bracht
K k 3
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[517/0527] ten, mit ohngefaͤhr 100 Cherokeſen in ſeinem Gefol- ge, unter dem Vorwande, ſeine Allianz mit dem Koͤ- nige Georg zu erneuern. Allein ich glaube, es geſchahe bloß, die gewoͤhnlichen Geſchenke in Empfang zu neh- men. Sie kommen bey dieſer Gelegenheit alle nackend, und gehen wohl bekleidet zuruͤck. Sie ſind insgeſammt wohl geſtaltet, gemeiniglich olivenfarbig, und haben ihre Geſichter auf verſchiedene Art gemahlt, nachdem ſie glauben, ihren Feinden damit Schrecken einzujagen. Einige haben die eine Seite ſchwarz, die andere roth; andere mahlen ſie mit vier verſchiedenen Farben; ihre Koͤpfe waren mit allen Arten von Federn, die mit Flaumfedern ſtatt des Puders vermiſcht waren, gezie- ret. Sie bedecken ihre Bloͤße mit einem kleinen Stuͤcke Leder; ſie ſind ſehr große Liebhaber von Branntwein, den ſie ſo lange trinken, bis ſie voͤllig betrunken ſind. Jhr Lager war eine Meile von der Stadt, wohin ſie alle Abende giengen. Nachdem ſie ſich hier eine Wo- che aufgehalten, alle neue Kleidung bekommen, und ihre Geſchenke erhalten hatten, ſo brachen ſie ihr Lager ab, und giengen wieder nach Hauſe. Jch habe vergeſ- ſen zu erwaͤhnen, daß ihr Koͤnig oder Oberſter nebſt zweyen von ſeinen vornehmſten Officieren und drey Weibern neu gekleidet wurden, ehe ſie ihren oͤffentlichen Einzug in die Stadt hielten; hierauf wurde der Ober- ſte nebſt ſeinen zwey Adelichen im Staate in einer Kut- ſche mit ſechs Pferden in das Rathszimmer gebracht, wo ſie ihre Rede hielten, die in ſehr wenig Worten be- ſtand, worinn ſie uns ihrer beſtaͤndigen Ergebenheit gegen die Krone Britannien verſicherten. Nachdem das Feyerliche ihres Beſuchs zu Ende war, gaben ſie jedem, der im Zimmer war, die Hand, nahmen ihren Abſchied, und wurden in eben der Kutſche, die ſie ge- bracht te der Che- rokeſen. K k 3

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/527>, abgerufen am 06.05.2024.