heiten der Ehen. -- Concubinat. -- Politik ihrer Religion. -- Strenge gegen verliebte Fremde. -- Jhre Gesetze in Schuldsachen. -- Jn peinlichen Fällen. -- Jhre Strafen. -- Woher der Capi- tän seine Nachrichten gehabt. -- Neue Schwierig- keiten in Ansehung des Friedens. -- Veränderung des Ministerii. -- Neuer Tractat. -- Der Frie- de wird von neuem gebrochen. -- Der Czar thut dagegen Vorstellungen. -- Das Ministerium wird abermals verändert. -- Der Russische Ambassa- deur wird in die sieben Thürme geschickt. -- Gros- se Kriegesrüstungen.
1710. Er gehet in Russische Dienste.
Diesen Winter lud mich der General Bruce, welcher Russischer Feldzeugmeister und ein Großenkel des Jacob Bruce war, welcher mit meinem Großva- ter Schottland verlassen hatte, ein, in Russische Dienste zu treten, wenn ich es für rathsam hielt, die Preussi- schen zu verlassen. Er meldete mir zugleich, daß er sich jetzt zu Elbingen in Preussen befinde, wo er sich einige Zeit aufhalten würde, daher ich dahin kommen sollte, wenn ich sein Anerbiethen annehmen würde. So sehr mir auch dieser Antrag gefiel, so konnte ich mich doch nicht eher entschließen, als bis ich meine Verwandten zu Berlin befragt hatte, von deren Freundschaft ich hinlänglich überzeugt war, und diese riethen mir einmüthig, den Antrag anzunehmen. Nachdem ich nun meinen Abschied als Capitän bekom- men hatte, schickte ich mich zur Abreise an, und gieng 1711.den 25sten März 1711 von Dornick ab. Jch rei- sete über Oudenarde, Gent und Saß, und kam den 30sten nach Rotterdam, worauf ich über Delft und
Haag
heiten der Ehen. — Concubinat. — Politik ihrer Religion. — Strenge gegen verliebte Fremde. — Jhre Geſetze in Schuldſachen. — Jn peinlichen Faͤllen. — Jhre Strafen. — Woher der Capi- taͤn ſeine Nachrichten gehabt. — Neue Schwierig- keiten in Anſehung des Friedens. — Veraͤnderung des Miniſterii. — Neuer Tractat. — Der Frie- de wird von neuem gebrochen. — Der Czar thut dagegen Vorſtellungen. — Das Miniſterium wird abermals veraͤndert. — Der Ruſſiſche Ambaſſa- deur wird in die ſieben Thuͤrme geſchickt. — Groſ- ſe Kriegesruͤſtungen.
1710. Er gehet in Ruſſiſche Dienſte.
Dieſen Winter lud mich der General Bruce, welcher Ruſſiſcher Feldzeugmeiſter und ein Großenkel des Jacob Bruce war, welcher mit meinem Großva- ter Schottland verlaſſen hatte, ein, in Ruſſiſche Dienſte zu treten, wenn ich es fuͤr rathſam hielt, die Preuſſi- ſchen zu verlaſſen. Er meldete mir zugleich, daß er ſich jetzt zu Elbingen in Preuſſen befinde, wo er ſich einige Zeit aufhalten wuͤrde, daher ich dahin kommen ſollte, wenn ich ſein Anerbiethen annehmen wuͤrde. So ſehr mir auch dieſer Antrag gefiel, ſo konnte ich mich doch nicht eher entſchließen, als bis ich meine Verwandten zu Berlin befragt hatte, von deren Freundſchaft ich hinlaͤnglich uͤberzeugt war, und dieſe riethen mir einmuͤthig, den Antrag anzunehmen. Nachdem ich nun meinen Abſchied als Capitaͤn bekom- men hatte, ſchickte ich mich zur Abreiſe an, und gieng 1711.den 25ſten Maͤrz 1711 von Dornick ab. Jch rei- ſete uͤber Oudenarde, Gent und Saß, und kam den 30ſten nach Rotterdam, worauf ich uͤber Delft und
Haag
<TEI><text><body><divn="1"><argument><p><pbfacs="#f0048"n="38"/>
heiten der Ehen. — Concubinat. — Politik ihrer<lb/>
Religion. — Strenge gegen verliebte Fremde. —<lb/>
Jhre Geſetze in Schuldſachen. — Jn peinlichen<lb/>
Faͤllen. — Jhre Strafen. — Woher der Capi-<lb/>
taͤn ſeine Nachrichten gehabt. — Neue Schwierig-<lb/>
keiten in Anſehung des Friedens. — Veraͤnderung<lb/>
des Miniſterii. — Neuer Tractat. — Der Frie-<lb/>
de wird von neuem gebrochen. — Der Czar thut<lb/>
dagegen Vorſtellungen. — Das Miniſterium wird<lb/>
abermals veraͤndert. — Der Ruſſiſche Ambaſſa-<lb/>
deur wird in die ſieben Thuͤrme geſchickt. — Groſ-<lb/>ſe Kriegesruͤſtungen.</p></argument><lb/><noteplace="left">1710.<lb/>
Er gehet in<lb/>
Ruſſiſche<lb/>
Dienſte.</note><p><hirendition="#in">D</hi>ieſen Winter lud mich der General Bruce, welcher<lb/>
Ruſſiſcher Feldzeugmeiſter und ein Großenkel<lb/>
des Jacob Bruce war, welcher mit meinem Großva-<lb/>
ter Schottland verlaſſen hatte, ein, in Ruſſiſche Dienſte<lb/>
zu treten, wenn ich es fuͤr rathſam hielt, die Preuſſi-<lb/>ſchen zu verlaſſen. Er meldete mir zugleich, daß er<lb/>ſich jetzt zu Elbingen in Preuſſen befinde, wo er ſich<lb/>
einige Zeit aufhalten wuͤrde, daher ich dahin kommen<lb/>ſollte, wenn ich ſein Anerbiethen annehmen wuͤrde.<lb/>
So ſehr mir auch dieſer Antrag gefiel, ſo konnte ich<lb/>
mich doch nicht eher entſchließen, als bis ich meine<lb/>
Verwandten zu Berlin befragt hatte, von deren<lb/>
Freundſchaft ich hinlaͤnglich uͤberzeugt war, und dieſe<lb/>
riethen mir einmuͤthig, den Antrag anzunehmen.<lb/>
Nachdem ich nun meinen Abſchied als Capitaͤn bekom-<lb/>
men hatte, ſchickte ich mich zur Abreiſe an, und gieng<lb/><noteplace="left">1711.</note>den 25ſten Maͤrz 1711 von Dornick ab. Jch rei-<lb/>ſete uͤber Oudenarde, Gent und Saß, und kam den<lb/>
30ſten nach Rotterdam, worauf ich uͤber Delft und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Haag</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[38/0048]
heiten der Ehen. — Concubinat. — Politik ihrer
Religion. — Strenge gegen verliebte Fremde. —
Jhre Geſetze in Schuldſachen. — Jn peinlichen
Faͤllen. — Jhre Strafen. — Woher der Capi-
taͤn ſeine Nachrichten gehabt. — Neue Schwierig-
keiten in Anſehung des Friedens. — Veraͤnderung
des Miniſterii. — Neuer Tractat. — Der Frie-
de wird von neuem gebrochen. — Der Czar thut
dagegen Vorſtellungen. — Das Miniſterium wird
abermals veraͤndert. — Der Ruſſiſche Ambaſſa-
deur wird in die ſieben Thuͤrme geſchickt. — Groſ-
ſe Kriegesruͤſtungen.
Dieſen Winter lud mich der General Bruce, welcher
Ruſſiſcher Feldzeugmeiſter und ein Großenkel
des Jacob Bruce war, welcher mit meinem Großva-
ter Schottland verlaſſen hatte, ein, in Ruſſiſche Dienſte
zu treten, wenn ich es fuͤr rathſam hielt, die Preuſſi-
ſchen zu verlaſſen. Er meldete mir zugleich, daß er
ſich jetzt zu Elbingen in Preuſſen befinde, wo er ſich
einige Zeit aufhalten wuͤrde, daher ich dahin kommen
ſollte, wenn ich ſein Anerbiethen annehmen wuͤrde.
So ſehr mir auch dieſer Antrag gefiel, ſo konnte ich
mich doch nicht eher entſchließen, als bis ich meine
Verwandten zu Berlin befragt hatte, von deren
Freundſchaft ich hinlaͤnglich uͤberzeugt war, und dieſe
riethen mir einmuͤthig, den Antrag anzunehmen.
Nachdem ich nun meinen Abſchied als Capitaͤn bekom-
men hatte, ſchickte ich mich zur Abreiſe an, und gieng
den 25ſten Maͤrz 1711 von Dornick ab. Jch rei-
ſete uͤber Oudenarde, Gent und Saß, und kam den
30ſten nach Rotterdam, worauf ich uͤber Delft und
Haag
1711.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/48>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.