Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

bly den wehrlosen Zustand vorzustellen, und ihr zu
versichern, daß, wenn sie mir nur Materialien ver-
schaffen würden, ich die östliche Seite des Hafens in
kurzem in den gehörigen Vertheidigungsstand setzen
wollte, weil dieses der Ort war, wo wir am meisten
zu befürchten hätten, indem die Feinde allemal an die-
sem Orte gelandet hatten. Sie willigten alle einstim-
mig in dieses Verlangen, und gaben allen ihren
Schiffen und Bothen Befehl, mir eine hinlängliche
Menge Steine zu Errichtung einer Festung von gehö-
riger Größe, und eine Menge Mastix-Bäume zu
Pallisaden zuzuführen. Dieses setzte mich in den
Stand, daß ich alle meine Leute zum Baue brauchen
konnte, den ich auch mit der größten Eil fortsetzte.

Beschaffen-
heit der
Steine.

Den 10ten Junii legte der Gouverneur in Ge-
genwart der vornehmsten Einwohner den Grundstein,
und nannte sie Montagus-Festung, und die See-
Batterie Bladens-Batterie. Auf dieser und den
benachbarten Jnseln sind die Steine, wenn sie aus
dem Bruche kommen, so weich, daß wir ihnen ohne
große Mühe alle Gestalten geben konnten; sie wer-
den aber, wenn sie einige Zeit an der Luft gelegen ha-
ben, so hart, als Feuersteine, und haben die vortreff-
liche Eigenschaft, daß die Kugeln, wenn auf die
Mauern geschossen wird, wie in einer Lehmwand ste-
cken bleiben, und nicht die geringste Breche machen.
Jch versuchte dieses durch verschiedene Schüsse aus
einem Achtzehnpfünder. Jch hatte nicht geringe
Schwierigkeit, süßes Wasser zum Mörtel zu erhal-
ten; erstlich bekam ich dasselbe aus einem kleinen Tei-
che von Regenwasser, und als dieser ausgetrocknet
war, ließ ich in diesen weichen Felsen einen Brunnen

graben.

bly den wehrloſen Zuſtand vorzuſtellen, und ihr zu
verſichern, daß, wenn ſie mir nur Materialien ver-
ſchaffen wuͤrden, ich die oͤſtliche Seite des Hafens in
kurzem in den gehoͤrigen Vertheidigungsſtand ſetzen
wollte, weil dieſes der Ort war, wo wir am meiſten
zu befuͤrchten haͤtten, indem die Feinde allemal an die-
ſem Orte gelandet hatten. Sie willigten alle einſtim-
mig in dieſes Verlangen, und gaben allen ihren
Schiffen und Bothen Befehl, mir eine hinlaͤngliche
Menge Steine zu Errichtung einer Feſtung von gehoͤ-
riger Groͤße, und eine Menge Maſtix-Baͤume zu
Palliſaden zuzufuͤhren. Dieſes ſetzte mich in den
Stand, daß ich alle meine Leute zum Baue brauchen
konnte, den ich auch mit der groͤßten Eil fortſetzte.

Beſchaffen-
heit der
Steine.

Den 10ten Junii legte der Gouverneur in Ge-
genwart der vornehmſten Einwohner den Grundſtein,
und nannte ſie Montagus-Feſtung, und die See-
Batterie Bladens-Batterie. Auf dieſer und den
benachbarten Jnſeln ſind die Steine, wenn ſie aus
dem Bruche kommen, ſo weich, daß wir ihnen ohne
große Muͤhe alle Geſtalten geben konnten; ſie wer-
den aber, wenn ſie einige Zeit an der Luft gelegen ha-
ben, ſo hart, als Feuerſteine, und haben die vortreff-
liche Eigenſchaft, daß die Kugeln, wenn auf die
Mauern geſchoſſen wird, wie in einer Lehmwand ſte-
cken bleiben, und nicht die geringſte Breche machen.
Jch verſuchte dieſes durch verſchiedene Schuͤſſe aus
einem Achtzehnpfuͤnder. Jch hatte nicht geringe
Schwierigkeit, ſuͤßes Waſſer zum Moͤrtel zu erhal-
ten; erſtlich bekam ich daſſelbe aus einem kleinen Tei-
che von Regenwaſſer, und als dieſer ausgetrocknet
war, ließ ich in dieſen weichen Felſen einen Brunnen

graben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0476" n="466"/>
bly den wehrlo&#x017F;en Zu&#x017F;tand vorzu&#x017F;tellen, und ihr zu<lb/>
ver&#x017F;ichern, daß, wenn &#x017F;ie mir nur Materialien ver-<lb/>
&#x017F;chaffen wu&#x0364;rden, ich die o&#x0364;&#x017F;tliche Seite des Hafens in<lb/>
kurzem in den geho&#x0364;rigen Vertheidigungs&#x017F;tand &#x017F;etzen<lb/>
wollte, weil die&#x017F;es der Ort war, wo wir am mei&#x017F;ten<lb/>
zu befu&#x0364;rchten ha&#x0364;tten, indem die Feinde allemal an die-<lb/>
&#x017F;em Orte gelandet hatten. Sie willigten alle ein&#x017F;tim-<lb/>
mig in die&#x017F;es Verlangen, und gaben allen ihren<lb/>
Schiffen und Bothen Befehl, mir eine hinla&#x0364;ngliche<lb/>
Menge Steine zu Errichtung einer Fe&#x017F;tung von geho&#x0364;-<lb/>
riger Gro&#x0364;ße, und eine Menge Ma&#x017F;tix-Ba&#x0364;ume zu<lb/>
Palli&#x017F;aden zuzufu&#x0364;hren. Die&#x017F;es &#x017F;etzte mich in den<lb/>
Stand, daß ich alle meine Leute zum Baue brauchen<lb/>
konnte, den ich auch mit der gro&#x0364;ßten Eil fort&#x017F;etzte.</p><lb/>
        <note place="left">Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit der<lb/>
Steine.</note>
        <p>Den 10ten Junii legte der Gouverneur in Ge-<lb/>
genwart der vornehm&#x017F;ten Einwohner den Grund&#x017F;tein,<lb/>
und nannte &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Montagus-Fe&#x017F;tung,</hi> und die See-<lb/>
Batterie <hi rendition="#fr">Bladens-Batterie.</hi> Auf die&#x017F;er und den<lb/>
benachbarten Jn&#x017F;eln &#x017F;ind die Steine, wenn &#x017F;ie aus<lb/>
dem Bruche kommen, &#x017F;o weich, daß wir ihnen ohne<lb/>
große Mu&#x0364;he alle Ge&#x017F;talten geben konnten; &#x017F;ie wer-<lb/>
den aber, wenn &#x017F;ie einige Zeit an der Luft gelegen ha-<lb/>
ben, &#x017F;o hart, als Feuer&#x017F;teine, und haben die vortreff-<lb/>
liche Eigen&#x017F;chaft, daß die Kugeln, wenn auf die<lb/>
Mauern ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en wird, wie in einer Lehmwand &#x017F;te-<lb/>
cken bleiben, und nicht die gering&#x017F;te Breche machen.<lb/>
Jch ver&#x017F;uchte die&#x017F;es durch ver&#x017F;chiedene Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aus<lb/>
einem Achtzehnpfu&#x0364;nder. Jch hatte nicht geringe<lb/>
Schwierigkeit, &#x017F;u&#x0364;ßes Wa&#x017F;&#x017F;er zum Mo&#x0364;rtel zu erhal-<lb/>
ten; er&#x017F;tlich bekam ich da&#x017F;&#x017F;elbe aus einem kleinen Tei-<lb/>
che von Regenwa&#x017F;&#x017F;er, und als die&#x017F;er ausgetrocknet<lb/>
war, ließ ich in die&#x017F;en weichen Fel&#x017F;en einen Brunnen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">graben.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0476] bly den wehrloſen Zuſtand vorzuſtellen, und ihr zu verſichern, daß, wenn ſie mir nur Materialien ver- ſchaffen wuͤrden, ich die oͤſtliche Seite des Hafens in kurzem in den gehoͤrigen Vertheidigungsſtand ſetzen wollte, weil dieſes der Ort war, wo wir am meiſten zu befuͤrchten haͤtten, indem die Feinde allemal an die- ſem Orte gelandet hatten. Sie willigten alle einſtim- mig in dieſes Verlangen, und gaben allen ihren Schiffen und Bothen Befehl, mir eine hinlaͤngliche Menge Steine zu Errichtung einer Feſtung von gehoͤ- riger Groͤße, und eine Menge Maſtix-Baͤume zu Palliſaden zuzufuͤhren. Dieſes ſetzte mich in den Stand, daß ich alle meine Leute zum Baue brauchen konnte, den ich auch mit der groͤßten Eil fortſetzte. Den 10ten Junii legte der Gouverneur in Ge- genwart der vornehmſten Einwohner den Grundſtein, und nannte ſie Montagus-Feſtung, und die See- Batterie Bladens-Batterie. Auf dieſer und den benachbarten Jnſeln ſind die Steine, wenn ſie aus dem Bruche kommen, ſo weich, daß wir ihnen ohne große Muͤhe alle Geſtalten geben konnten; ſie wer- den aber, wenn ſie einige Zeit an der Luft gelegen ha- ben, ſo hart, als Feuerſteine, und haben die vortreff- liche Eigenſchaft, daß die Kugeln, wenn auf die Mauern geſchoſſen wird, wie in einer Lehmwand ſte- cken bleiben, und nicht die geringſte Breche machen. Jch verſuchte dieſes durch verſchiedene Schuͤſſe aus einem Achtzehnpfuͤnder. Jch hatte nicht geringe Schwierigkeit, ſuͤßes Waſſer zum Moͤrtel zu erhal- ten; erſtlich bekam ich daſſelbe aus einem kleinen Tei- che von Regenwaſſer, und als dieſer ausgetrocknet war, ließ ich in dieſen weichen Felſen einen Brunnen graben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/476
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/476>, abgerufen am 22.11.2024.