Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

mit 24 Mann, und einen Dolmetscher abschickte, der
mit den Leuten auf dem Ufer reden sollte. Sie wa-
ren aber kaum nahe genug gekommen, als die Tar-
tarn eine ganze Menge Pfeile auf sie abschossen, un-
sere Leute aber diese Begrüßung durch eine Salve aus
ihrem kleinen Gewehre erwiederten, worauf wir eine
von unsern Kanonen auf sie abfeuerten, welches sie
denn bewog, sich mit großer Eile gegen die Berge
zurück zu ziehen. Sie kamen allemal in großen Par-
thien zum Vorschein, und wir sahen in der Ferne
verschiedene von ihren Horden und Lagern, die sie nach
Belieben abbrechen, und damit von einem Orte zum
andern ziehen; denn diese Tartarn haben keine gewisse
Wohnung. Sie begleiteten uns täglich in großen
Parthien, und gaben auf unsere Bewegungen Ach-
tung, doch so, daß wir sie mit unsern Kanonen nicht
erreichen konnten, und sie endlich völlig verlohren,
als wir in den Meerbusen Jskander ankamen, wel-Meerbusen
Jskander.

cher 184 Werste von der Jnsel Kulala entfernt ist.
Jn diesem Meerbusen, der von Osten gegen Westen
30 Werste lang und 18 breit ist, fanden wir nahe
am Ufer von 5 zu 6 Faden Wasser, wie auch reinen
und guten Boden zum Ankern. Er würde einer der
besten Häfen in der Welt seyn, indem beyde Seiten
sehr bequem sind, Festungen zu dessen Vertheidigung
anzulegen. Er liegt im 43sten Grade und 20 Mi-
nuten gegen Norden, und es fallen viele kleine Flüsse
von den Bergen hinein.

Wir verließen den 26sten den Meerbusen Jskan-Fluß Oxus.
der, und fuhren zwey Tage längs dem Ufer in guter
Tiefe, und kamen endlich in den Fluß Oxus, der 90
Werste von dem Meerbusen entfernt ist. Dieser

Fluß
A a

mit 24 Mann, und einen Dolmetſcher abſchickte, der
mit den Leuten auf dem Ufer reden ſollte. Sie wa-
ren aber kaum nahe genug gekommen, als die Tar-
tarn eine ganze Menge Pfeile auf ſie abſchoſſen, un-
ſere Leute aber dieſe Begruͤßung durch eine Salve aus
ihrem kleinen Gewehre erwiederten, worauf wir eine
von unſern Kanonen auf ſie abfeuerten, welches ſie
denn bewog, ſich mit großer Eile gegen die Berge
zuruͤck zu ziehen. Sie kamen allemal in großen Par-
thien zum Vorſchein, und wir ſahen in der Ferne
verſchiedene von ihren Horden und Lagern, die ſie nach
Belieben abbrechen, und damit von einem Orte zum
andern ziehen; denn dieſe Tartarn haben keine gewiſſe
Wohnung. Sie begleiteten uns taͤglich in großen
Parthien, und gaben auf unſere Bewegungen Ach-
tung, doch ſo, daß wir ſie mit unſern Kanonen nicht
erreichen konnten, und ſie endlich voͤllig verlohren,
als wir in den Meerbuſen Jskander ankamen, wel-Meerbuſen
Jskander.

cher 184 Werſte von der Jnſel Kulala entfernt iſt.
Jn dieſem Meerbuſen, der von Oſten gegen Weſten
30 Werſte lang und 18 breit iſt, fanden wir nahe
am Ufer von 5 zu 6 Faden Waſſer, wie auch reinen
und guten Boden zum Ankern. Er wuͤrde einer der
beſten Haͤfen in der Welt ſeyn, indem beyde Seiten
ſehr bequem ſind, Feſtungen zu deſſen Vertheidigung
anzulegen. Er liegt im 43ſten Grade und 20 Mi-
nuten gegen Norden, und es fallen viele kleine Fluͤſſe
von den Bergen hinein.

Wir verließen den 26ſten den Meerbuſen Jskan-Fluß Oxus.
der, und fuhren zwey Tage laͤngs dem Ufer in guter
Tiefe, und kamen endlich in den Fluß Oxus, der 90
Werſte von dem Meerbuſen entfernt iſt. Dieſer

Fluß
A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0379" n="369"/>
mit 24 Mann, und einen Dolmet&#x017F;cher ab&#x017F;chickte, der<lb/>
mit den Leuten auf dem Ufer reden &#x017F;ollte. Sie wa-<lb/>
ren aber kaum nahe genug gekommen, als die Tar-<lb/>
tarn eine ganze Menge Pfeile auf &#x017F;ie ab&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, un-<lb/>
&#x017F;ere Leute aber die&#x017F;e Begru&#x0364;ßung durch eine Salve aus<lb/>
ihrem kleinen Gewehre erwiederten, worauf wir eine<lb/>
von un&#x017F;ern Kanonen auf &#x017F;ie abfeuerten, welches &#x017F;ie<lb/>
denn bewog, &#x017F;ich mit großer Eile gegen die Berge<lb/>
zuru&#x0364;ck zu ziehen. Sie kamen allemal in großen Par-<lb/>
thien zum Vor&#x017F;chein, und wir &#x017F;ahen in der Ferne<lb/>
ver&#x017F;chiedene von ihren Horden und Lagern, die &#x017F;ie nach<lb/>
Belieben abbrechen, und damit von einem Orte zum<lb/>
andern ziehen; denn die&#x017F;e Tartarn haben keine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Wohnung. Sie begleiteten uns ta&#x0364;glich in großen<lb/>
Parthien, und gaben auf un&#x017F;ere Bewegungen Ach-<lb/>
tung, doch &#x017F;o, daß wir &#x017F;ie mit un&#x017F;ern Kanonen nicht<lb/>
erreichen konnten, und &#x017F;ie endlich vo&#x0364;llig verlohren,<lb/>
als wir in den Meerbu&#x017F;en Jskander ankamen, wel-<note place="right">Meerbu&#x017F;en<lb/>
Jskander.</note><lb/>
cher 184 Wer&#x017F;te von der Jn&#x017F;el Kulala entfernt i&#x017F;t.<lb/>
Jn die&#x017F;em Meerbu&#x017F;en, der von O&#x017F;ten gegen We&#x017F;ten<lb/>
30 Wer&#x017F;te lang und 18 breit i&#x017F;t, fanden wir nahe<lb/>
am Ufer von 5 zu 6 Faden Wa&#x017F;&#x017F;er, wie auch reinen<lb/>
und guten Boden zum Ankern. Er wu&#x0364;rde einer der<lb/>
be&#x017F;ten Ha&#x0364;fen in der Welt &#x017F;eyn, indem beyde Seiten<lb/>
&#x017F;ehr bequem &#x017F;ind, Fe&#x017F;tungen zu de&#x017F;&#x017F;en Vertheidigung<lb/>
anzulegen. Er liegt im 43&#x017F;ten Grade und 20 Mi-<lb/>
nuten gegen Norden, und es fallen viele kleine Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
von den Bergen hinein.</p><lb/>
        <p>Wir verließen den 26&#x017F;ten den Meerbu&#x017F;en Jskan-<note place="right">Fluß Oxus.</note><lb/>
der, und fuhren zwey Tage la&#x0364;ngs dem Ufer in guter<lb/>
Tiefe, und kamen endlich in den Fluß Oxus, der 90<lb/>
Wer&#x017F;te von dem Meerbu&#x017F;en entfernt i&#x017F;t. Die&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a</fw><fw place="bottom" type="catch">Fluß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0379] mit 24 Mann, und einen Dolmetſcher abſchickte, der mit den Leuten auf dem Ufer reden ſollte. Sie wa- ren aber kaum nahe genug gekommen, als die Tar- tarn eine ganze Menge Pfeile auf ſie abſchoſſen, un- ſere Leute aber dieſe Begruͤßung durch eine Salve aus ihrem kleinen Gewehre erwiederten, worauf wir eine von unſern Kanonen auf ſie abfeuerten, welches ſie denn bewog, ſich mit großer Eile gegen die Berge zuruͤck zu ziehen. Sie kamen allemal in großen Par- thien zum Vorſchein, und wir ſahen in der Ferne verſchiedene von ihren Horden und Lagern, die ſie nach Belieben abbrechen, und damit von einem Orte zum andern ziehen; denn dieſe Tartarn haben keine gewiſſe Wohnung. Sie begleiteten uns taͤglich in großen Parthien, und gaben auf unſere Bewegungen Ach- tung, doch ſo, daß wir ſie mit unſern Kanonen nicht erreichen konnten, und ſie endlich voͤllig verlohren, als wir in den Meerbuſen Jskander ankamen, wel- cher 184 Werſte von der Jnſel Kulala entfernt iſt. Jn dieſem Meerbuſen, der von Oſten gegen Weſten 30 Werſte lang und 18 breit iſt, fanden wir nahe am Ufer von 5 zu 6 Faden Waſſer, wie auch reinen und guten Boden zum Ankern. Er wuͤrde einer der beſten Haͤfen in der Welt ſeyn, indem beyde Seiten ſehr bequem ſind, Feſtungen zu deſſen Vertheidigung anzulegen. Er liegt im 43ſten Grade und 20 Mi- nuten gegen Norden, und es fallen viele kleine Fluͤſſe von den Bergen hinein. Meerbuſen Jskander. Wir verließen den 26ſten den Meerbuſen Jskan- der, und fuhren zwey Tage laͤngs dem Ufer in guter Tiefe, und kamen endlich in den Fluß Oxus, der 90 Werſte von dem Meerbuſen entfernt iſt. Dieſer Fluß Fluß Oxus. A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/379
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/379>, abgerufen am 12.05.2024.