neurs in diesen Gegenden seufzeten, eine Neigung, das Russische Joch abzuschütteln, und brachte also ein beträchtliches Corps zusammen, und marschirte, da ihm viele von den Donischen Kosaken beystunden, an ihrer Spitze wider die Stadt Astrakan, die er bela- gerte und nach einem kleinen Widerstande einnahm. Von da gieng er auf Casan zu, und drohete nicht al- lein dieser Stadt, sondern auch dem südlichen Ruß- lande mit einem fürchterlichen Einfalle, weil sich seine Armee durch die vielen Tartarn, die sich zu ihm bega- ben, sehr vermehrte. Aber anstatt sich dieser Gele- genheit zu seinem Vortheil zu bedienen, überließ er sich allen Arten von Ausschweifungen und Schwelge- rey, wodurch die Russen Zeit bekamen, ihre Armee zusammen zu ziehen und ihn in seinem Fortgange auf- zuhalten. Sie eilten hierinn so sehr, daß sie eher in Casan ankamen, als er diesen Ort belagern konnte, und nachdem sie also alle Gemeinschaft zwischen den herumliegenden Gegenden abgeschnitten hatten, aus denen Astrakan und die dabeyliegenden Gegenden mit Korn versehen werden, so gerieth diese rebellische Ar- mee aus Mangel des Unterhalts in solsche Noth, daß die Tartarn, die sich vor der ihnen nähernden Gefahr fürchteten, meistentheils ihren Anführer verließen. Des- sen ungeachtet hielten die Kosaken tapfer aus, beschlos- sen, das Feld wider die Russen zu behaupten, und verschanzten sich daher an den Mauern bey Astrakan. Als die Russen den festen Entschluß der Kosaken sa- hen, so hielten sie es für besser, sie, wo möglich, durch gelinde Mittel und durch ein Versprechen, ihnen alles vergangene zu vergeben, als durch Gewalt der Waf- fen, zum Gehorsam zu bringen, welches auch den ge-
wünschten
neurs in dieſen Gegenden ſeufzeten, eine Neigung, das Ruſſiſche Joch abzuſchuͤtteln, und brachte alſo ein betraͤchtliches Corps zuſammen, und marſchirte, da ihm viele von den Doniſchen Koſaken beyſtunden, an ihrer Spitze wider die Stadt Aſtrakan, die er bela- gerte und nach einem kleinen Widerſtande einnahm. Von da gieng er auf Caſan zu, und drohete nicht al- lein dieſer Stadt, ſondern auch dem ſuͤdlichen Ruß- lande mit einem fuͤrchterlichen Einfalle, weil ſich ſeine Armee durch die vielen Tartarn, die ſich zu ihm bega- ben, ſehr vermehrte. Aber anſtatt ſich dieſer Gele- genheit zu ſeinem Vortheil zu bedienen, uͤberließ er ſich allen Arten von Ausſchweifungen und Schwelge- rey, wodurch die Ruſſen Zeit bekamen, ihre Armee zuſammen zu ziehen und ihn in ſeinem Fortgange auf- zuhalten. Sie eilten hierinn ſo ſehr, daß ſie eher in Caſan ankamen, als er dieſen Ort belagern konnte, und nachdem ſie alſo alle Gemeinſchaft zwiſchen den herumliegenden Gegenden abgeſchnitten hatten, aus denen Aſtrakan und die dabeyliegenden Gegenden mit Korn verſehen werden, ſo gerieth dieſe rebelliſche Ar- mee aus Mangel des Unterhalts in ſolſche Noth, daß die Tartarn, die ſich vor der ihnen naͤhernden Gefahr fuͤrchteten, meiſtentheils ihren Anfuͤhrer verließen. Deſ- ſen ungeachtet hielten die Koſaken tapfer aus, beſchloſ- ſen, das Feld wider die Ruſſen zu behaupten, und verſchanzten ſich daher an den Mauern bey Aſtrakan. Als die Ruſſen den feſten Entſchluß der Koſaken ſa- hen, ſo hielten ſie es fuͤr beſſer, ſie, wo moͤglich, durch gelinde Mittel und durch ein Verſprechen, ihnen alles vergangene zu vergeben, als durch Gewalt der Waf- fen, zum Gehorſam zu bringen, welches auch den ge-
wuͤnſchten
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neurs in dieſen Gegenden ſeufzeten, eine Neigung,
das Ruſſiſche Joch abzuſchuͤtteln, und brachte alſo ein
betraͤchtliches Corps zuſammen, und marſchirte, da
ihm viele von den Doniſchen Koſaken beyſtunden, an
ihrer Spitze wider die Stadt Aſtrakan, die er bela-
gerte und nach einem kleinen Widerſtande einnahm.
Von da gieng er auf Caſan zu, und drohete nicht al-
lein dieſer Stadt, ſondern auch dem ſuͤdlichen Ruß-
lande mit einem fuͤrchterlichen Einfalle, weil ſich ſeine
Armee durch die vielen Tartarn, die ſich zu ihm bega-
ben, ſehr vermehrte. Aber anſtatt ſich dieſer Gele-
genheit zu ſeinem Vortheil zu bedienen, uͤberließ er
ſich allen Arten von Ausſchweifungen und Schwelge-
rey, wodurch die Ruſſen Zeit bekamen, ihre Armee
zuſammen zu ziehen und ihn in ſeinem Fortgange auf-
zuhalten. Sie eilten hierinn ſo ſehr, daß ſie eher in
Caſan ankamen, als er dieſen Ort belagern konnte,
und nachdem ſie alſo alle Gemeinſchaft zwiſchen den
herumliegenden Gegenden abgeſchnitten hatten, aus
denen Aſtrakan und die dabeyliegenden Gegenden mit
Korn verſehen werden, ſo gerieth dieſe rebelliſche Ar-
mee aus Mangel des Unterhalts in ſolſche Noth, daß
die Tartarn, die ſich vor der ihnen naͤhernden Gefahr
fuͤrchteten, meiſtentheils ihren Anfuͤhrer verließen. Deſ-
ſen ungeachtet hielten die Koſaken tapfer aus, beſchloſ-
ſen, das Feld wider die Ruſſen zu behaupten, und
verſchanzten ſich daher an den Mauern bey Aſtrakan.
Als die Ruſſen den feſten Entſchluß der Koſaken ſa-
hen, ſo hielten ſie es fuͤr beſſer, ſie, wo moͤglich, durch
gelinde Mittel und durch ein Verſprechen, ihnen alles
vergangene zu vergeben, als durch Gewalt der Waf-
fen, zum Gehorſam zu bringen, welches auch den ge-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/374>, abgerufen am 25.11.2024.
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