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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Audienz, und gieng nach Derbent zurück, wo er sich
so lange aufhielt, bis er vernahm, daß wir uns nach
Astrakan eingeschifft hatten. Wir ließen 500 Mann
in der kleinen Festung am Flusse Millukenti, und
einen Gouverneur mit 3000 Mann Besatzung in
Derbent zurück, und weil wir diesen Tag 15 Werste
marschirten, so hielten wir den 8ten Rasttag. Der
starke Thau fieng nunmehr an zu fallen, und machte,
daß wir kalte Nächte hatten. Die schnelle Verände-
rung der brennenden Hitze des Tages und der kalten
Nächte machte es unerträglich. Den 9ten mar-
schirten wir abermals 15 Werste, und hielten den
10ten Rasttag, da denn diese Nacht die Berge mit
einem tiefen Schnee bedeckt wurden, der sie so kalt
machte, daß wir herzlich bedauerten, daß wir unsere
warmen Kleider in Astrakan zurück gelassen hatten,
weil wir geglaubt, daß wir sie in einem so heißen Cli-
ma nicht nöthig haben würden.

Beschwerli-
cher und ge-
fährlicher
Marsch.

Wir marschirten den 11ten 24 Werste bis an
den Fluß Nitzi, wo wir die Festung von dem Baron
Roue in den gehörigen Stand gesetzet fanden, zu de-
ren Vertheidigung wir 100 Soldaten und 200 Ko-
saken zurück gelassen hatten. Hier war es, wo wir
von des Sultan Udenachs Armee waren angegriffen
worden, und wir fanden, daß sie die Körper ihrer
Landsleute, die wir aus Repreßalien für die Ermor-
dung der Kosaken aufgehangen, des Nachts weg-
geschafft hatten. Hier kam auch ein von Der-
bent Abgeschickter an, und brachte die Nachricht,
daß Udenach nebst dem Persischen Usmei und dem
Sultan Maghmud von Utimischof 20000 Mann zu-
sammen gebracht hätten, und gesonnen wären uns in

der

Audienz, und gieng nach Derbent zuruͤck, wo er ſich
ſo lange aufhielt, bis er vernahm, daß wir uns nach
Aſtrakan eingeſchifft hatten. Wir ließen 500 Mann
in der kleinen Feſtung am Fluſſe Millukenti, und
einen Gouverneur mit 3000 Mann Beſatzung in
Derbent zuruͤck, und weil wir dieſen Tag 15 Werſte
marſchirten, ſo hielten wir den 8ten Raſttag. Der
ſtarke Thau fieng nunmehr an zu fallen, und machte,
daß wir kalte Naͤchte hatten. Die ſchnelle Veraͤnde-
rung der brennenden Hitze des Tages und der kalten
Naͤchte machte es unertraͤglich. Den 9ten mar-
ſchirten wir abermals 15 Werſte, und hielten den
10ten Raſttag, da denn dieſe Nacht die Berge mit
einem tiefen Schnee bedeckt wurden, der ſie ſo kalt
machte, daß wir herzlich bedauerten, daß wir unſere
warmen Kleider in Aſtrakan zuruͤck gelaſſen hatten,
weil wir geglaubt, daß wir ſie in einem ſo heißen Cli-
ma nicht noͤthig haben wuͤrden.

Beſchwerli-
cher und ge-
faͤhrlicher
Marſch.

Wir marſchirten den 11ten 24 Werſte bis an
den Fluß Nitzi, wo wir die Feſtung von dem Baron
Roue in den gehoͤrigen Stand geſetzet fanden, zu de-
ren Vertheidigung wir 100 Soldaten und 200 Ko-
ſaken zuruͤck gelaſſen hatten. Hier war es, wo wir
von des Sultan Udenachs Armee waren angegriffen
worden, und wir fanden, daß ſie die Koͤrper ihrer
Landsleute, die wir aus Repreßalien fuͤr die Ermor-
dung der Koſaken aufgehangen, des Nachts weg-
geſchafft hatten. Hier kam auch ein von Der-
bent Abgeſchickter an, und brachte die Nachricht,
daß Udenach nebſt dem Perſiſchen Usmei und dem
Sultan Maghmud von Utimiſchof 20000 Mann zu-
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[342/0352] Audienz, und gieng nach Derbent zuruͤck, wo er ſich ſo lange aufhielt, bis er vernahm, daß wir uns nach Aſtrakan eingeſchifft hatten. Wir ließen 500 Mann in der kleinen Feſtung am Fluſſe Millukenti, und einen Gouverneur mit 3000 Mann Beſatzung in Derbent zuruͤck, und weil wir dieſen Tag 15 Werſte marſchirten, ſo hielten wir den 8ten Raſttag. Der ſtarke Thau fieng nunmehr an zu fallen, und machte, daß wir kalte Naͤchte hatten. Die ſchnelle Veraͤnde- rung der brennenden Hitze des Tages und der kalten Naͤchte machte es unertraͤglich. Den 9ten mar- ſchirten wir abermals 15 Werſte, und hielten den 10ten Raſttag, da denn dieſe Nacht die Berge mit einem tiefen Schnee bedeckt wurden, der ſie ſo kalt machte, daß wir herzlich bedauerten, daß wir unſere warmen Kleider in Aſtrakan zuruͤck gelaſſen hatten, weil wir geglaubt, daß wir ſie in einem ſo heißen Cli- ma nicht noͤthig haben wuͤrden. Wir marſchirten den 11ten 24 Werſte bis an den Fluß Nitzi, wo wir die Feſtung von dem Baron Roue in den gehoͤrigen Stand geſetzet fanden, zu de- ren Vertheidigung wir 100 Soldaten und 200 Ko- ſaken zuruͤck gelaſſen hatten. Hier war es, wo wir von des Sultan Udenachs Armee waren angegriffen worden, und wir fanden, daß ſie die Koͤrper ihrer Landsleute, die wir aus Repreßalien fuͤr die Ermor- dung der Koſaken aufgehangen, des Nachts weg- geſchafft hatten. Hier kam auch ein von Der- bent Abgeſchickter an, und brachte die Nachricht, daß Udenach nebſt dem Perſiſchen Usmei und dem Sultan Maghmud von Utimiſchof 20000 Mann zu- ſammen gebracht haͤtten, und geſonnen waͤren uns in der

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/352>, abgerufen am 13.05.2024.