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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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grobes weißes Tuch eingewickelt, so daß man kaum
etwas anders, als ihre Gesichter siehet. Die Manns-
personen tragen einen Rock von Leinwand und Bein-
kleider darunter. Sie scheren sich insgesammt das
Haupt, die jungen unverheiratheten Personen aber
lassen einen Zopf stehen, der zum Unterschiede auf ih-
rem Rücken lang herunter hängt. Sie haben eine ih-
nen ganz eigene Sprache, die keine Aehnlichkeit weder
mit der Sprache der benachbarten Tartarn, noch mit
der Türkischen oder Russischen hat; obgleich einige, die
mit Russen zu thun haben, einige Kenntniß von die-
ser Sprache erlanget haben. Vierzig Werste von
Basiligorod liegt die Stadt Kasmademiunski, an
dem Fuße eines Berges zur Rechten des Flusses;
das ganze Land in dieser Gegend ist ein langer Wald
von Erlen, die ungewöhnlich groß sind. Vierzig
Werste am Flusse herunter, stehet an eben dem Ufer
die Stadt Sabakzar, die wegen ihrer Lage eine der
schönsten in diesen Gegenden ist. Wenn man noch
25 Werste weiter hinunter gefahren, und über drey
Jnseln auf der linken Seite des Flusses paßiret ist,
kommt man zu der Stadt Kockschage. Auf eben
der Seite, etliche Werste hinunter, stehet die Stadt
Suiatski, an einem Berge erbauet; das Schloß
und die Kirchen sind von Steinen, die übrigen Ge-
bäude und Festungswerke bestehen aus Holz.

Casanische
Tartarn.

Als wir von hier des Nachts ab- und auf den Fluß
Casanski zufuhren, wurde mein Fahrzeug leck, und
wäre beynahe verlohren gegangen, ehe wir es entdeck-
ten. Wir hatten sehr viel Schwierigkeiten, ehe wir ans
Ufer kamen, und sobald wir das Wasser ausgeschöpfet
und die Lücke so gut wir konnten verstopft hatten, fuh-

ren

grobes weißes Tuch eingewickelt, ſo daß man kaum
etwas anders, als ihre Geſichter ſiehet. Die Manns-
perſonen tragen einen Rock von Leinwand und Bein-
kleider darunter. Sie ſcheren ſich insgeſammt das
Haupt, die jungen unverheiratheten Perſonen aber
laſſen einen Zopf ſtehen, der zum Unterſchiede auf ih-
rem Ruͤcken lang herunter haͤngt. Sie haben eine ih-
nen ganz eigene Sprache, die keine Aehnlichkeit weder
mit der Sprache der benachbarten Tartarn, noch mit
der Tuͤrkiſchen oder Ruſſiſchen hat; obgleich einige, die
mit Ruſſen zu thun haben, einige Kenntniß von die-
ſer Sprache erlanget haben. Vierzig Werſte von
Baſiligorod liegt die Stadt Kasmademiunski, an
dem Fuße eines Berges zur Rechten des Fluſſes;
das ganze Land in dieſer Gegend iſt ein langer Wald
von Erlen, die ungewoͤhnlich groß ſind. Vierzig
Werſte am Fluſſe herunter, ſtehet an eben dem Ufer
die Stadt Sabakzar, die wegen ihrer Lage eine der
ſchoͤnſten in dieſen Gegenden iſt. Wenn man noch
25 Werſte weiter hinunter gefahren, und uͤber drey
Jnſeln auf der linken Seite des Fluſſes paßiret iſt,
kommt man zu der Stadt Kockſchage. Auf eben
der Seite, etliche Werſte hinunter, ſtehet die Stadt
Suiatski, an einem Berge erbauet; das Schloß
und die Kirchen ſind von Steinen, die uͤbrigen Ge-
baͤude und Feſtungswerke beſtehen aus Holz.

Caſaniſche
Tartarn.

Als wir von hier des Nachts ab- und auf den Fluß
Caſanski zufuhren, wurde mein Fahrzeug leck, und
waͤre beynahe verlohren gegangen, ehe wir es entdeck-
ten. Wir hatten ſehr viel Schwierigkeiten, ehe wir ans
Ufer kamen, und ſobald wir das Waſſer ausgeſchoͤpfet
und die Luͤcke ſo gut wir konnten verſtopft hatten, fuh-

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[274/0284] grobes weißes Tuch eingewickelt, ſo daß man kaum etwas anders, als ihre Geſichter ſiehet. Die Manns- perſonen tragen einen Rock von Leinwand und Bein- kleider darunter. Sie ſcheren ſich insgeſammt das Haupt, die jungen unverheiratheten Perſonen aber laſſen einen Zopf ſtehen, der zum Unterſchiede auf ih- rem Ruͤcken lang herunter haͤngt. Sie haben eine ih- nen ganz eigene Sprache, die keine Aehnlichkeit weder mit der Sprache der benachbarten Tartarn, noch mit der Tuͤrkiſchen oder Ruſſiſchen hat; obgleich einige, die mit Ruſſen zu thun haben, einige Kenntniß von die- ſer Sprache erlanget haben. Vierzig Werſte von Baſiligorod liegt die Stadt Kasmademiunski, an dem Fuße eines Berges zur Rechten des Fluſſes; das ganze Land in dieſer Gegend iſt ein langer Wald von Erlen, die ungewoͤhnlich groß ſind. Vierzig Werſte am Fluſſe herunter, ſtehet an eben dem Ufer die Stadt Sabakzar, die wegen ihrer Lage eine der ſchoͤnſten in dieſen Gegenden iſt. Wenn man noch 25 Werſte weiter hinunter gefahren, und uͤber drey Jnſeln auf der linken Seite des Fluſſes paßiret iſt, kommt man zu der Stadt Kockſchage. Auf eben der Seite, etliche Werſte hinunter, ſtehet die Stadt Suiatski, an einem Berge erbauet; das Schloß und die Kirchen ſind von Steinen, die uͤbrigen Ge- baͤude und Feſtungswerke beſtehen aus Holz. Als wir von hier des Nachts ab- und auf den Fluß Caſanski zufuhren, wurde mein Fahrzeug leck, und waͤre beynahe verlohren gegangen, ehe wir es entdeck- ten. Wir hatten ſehr viel Schwierigkeiten, ehe wir ans Ufer kamen, und ſobald wir das Waſſer ausgeſchoͤpfet und die Luͤcke ſo gut wir konnten verſtopft hatten, fuh- ren

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/284>, abgerufen am 22.11.2024.