Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Könige getroffenen Verträge noch immer nicht einge-
hen; der Czar drang daher nunmehr darauf, daß er
über das, was er vorher von Schweden verlangt hat-
te, auch ganz Carelien und Kecksholm behalten woll-
te; weil aber diese Vorschläge mit Verachtung ver-
worfen wurden, so hörte der Congreß in Aland auf,
und die Minister giengen aus einander.

Die Engli-
sche Flotte
kommt zu
spät an.

Den 21sten August kam die Englische Flotte,
unter dem Admiral Norris, acht Tage hernach, als
sich unsere Flotte bereits in ihre verschiedene Häfen
zurück begeben hatte, vor Stockholm an. Kurz dar-
auf kam Herr Berkeley mit Briefen von dem Lord
Carteret und dem Admiral John Norris an den
Czar in Aland an, und wollte von dem Grafen Bruce
einen Paß nach Petersburg haben. Weil aber der
Graf von dem Jnhalte derselben unterrichtet war, so
schlug er es aus, dem Czar diese Briefe zu überschi-
cken, und gab auch dem Herrn Berkeley keinen Paß
nach Petersburg, sondern schickte ihn mit einer Ant-
wort an den Lord Carteret fort, worinn er ihm sagte,
daß er den Jnhalt der Briefe, die sie an Seine Ma-
jestät überschickt hätten, so sonderbar, und so wenig
mit dem Bündnisse und der Freundschaft, die noch
zwischen seiner Czarischen und Brittischen Majestäten
bestünden, übereinstimmend gefunden, daß er das
unmöglich thun könne, was sie von ihm verlangten,
bis er nicht vom Czar, seinem Herrn, Befehl dazu er-
Bruch mit
England.
halten habe. Ueberdieses sey er auch überzeugt, daß
seine Britannische Majestät nicht unterlassen würde,
dem Czar Dero Gedanken oder die Ansprüche in einer
so wichtigen Sache, entweder durch Briefe an ihn
selbst, oder durch Jhren Minister in Petersburg, be-

kannt

Koͤnige getroffenen Vertraͤge noch immer nicht einge-
hen; der Czar drang daher nunmehr darauf, daß er
uͤber das, was er vorher von Schweden verlangt hat-
te, auch ganz Carelien und Kecksholm behalten woll-
te; weil aber dieſe Vorſchlaͤge mit Verachtung ver-
worfen wurden, ſo hoͤrte der Congreß in Aland auf,
und die Miniſter giengen aus einander.

Die Engli-
ſche Flotte
kommt zu
ſpaͤt an.

Den 21ſten Auguſt kam die Engliſche Flotte,
unter dem Admiral Norris, acht Tage hernach, als
ſich unſere Flotte bereits in ihre verſchiedene Haͤfen
zuruͤck begeben hatte, vor Stockholm an. Kurz dar-
auf kam Herr Berkeley mit Briefen von dem Lord
Carteret und dem Admiral John Norris an den
Czar in Aland an, und wollte von dem Grafen Bruce
einen Paß nach Petersburg haben. Weil aber der
Graf von dem Jnhalte derſelben unterrichtet war, ſo
ſchlug er es aus, dem Czar dieſe Briefe zu uͤberſchi-
cken, und gab auch dem Herrn Berkeley keinen Paß
nach Petersburg, ſondern ſchickte ihn mit einer Ant-
wort an den Lord Carteret fort, worinn er ihm ſagte,
daß er den Jnhalt der Briefe, die ſie an Seine Ma-
jeſtaͤt uͤberſchickt haͤtten, ſo ſonderbar, und ſo wenig
mit dem Buͤndniſſe und der Freundſchaft, die noch
zwiſchen ſeiner Czariſchen und Brittiſchen Majeſtaͤten
beſtuͤnden, uͤbereinſtimmend gefunden, daß er das
unmoͤglich thun koͤnne, was ſie von ihm verlangten,
bis er nicht vom Czar, ſeinem Herrn, Befehl dazu er-
Bruch mit
England.
halten habe. Ueberdieſes ſey er auch uͤberzeugt, daß
ſeine Britanniſche Majeſtaͤt nicht unterlaſſen wuͤrde,
dem Czar Dero Gedanken oder die Anſpruͤche in einer
ſo wichtigen Sache, entweder durch Briefe an ihn
ſelbſt, oder durch Jhren Miniſter in Petersburg, be-

kannt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0244" n="234"/>
Ko&#x0364;nige getroffenen Vertra&#x0364;ge noch immer nicht einge-<lb/>
hen; der Czar drang daher nunmehr darauf, daß er<lb/>
u&#x0364;ber das, was er vorher von Schweden verlangt hat-<lb/>
te, auch ganz Carelien und Kecksholm behalten woll-<lb/>
te; weil aber die&#x017F;e Vor&#x017F;chla&#x0364;ge mit Verachtung ver-<lb/>
worfen wurden, &#x017F;o ho&#x0364;rte der Congreß in Aland auf,<lb/>
und die Mini&#x017F;ter giengen aus einander.</p><lb/>
        <note place="left">Die Engli-<lb/>
&#x017F;che Flotte<lb/>
kommt zu<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;t an.</note>
        <p>Den 21&#x017F;ten Augu&#x017F;t kam die Engli&#x017F;che Flotte,<lb/>
unter dem Admiral Norris, acht Tage hernach, als<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;ere Flotte bereits in ihre ver&#x017F;chiedene Ha&#x0364;fen<lb/>
zuru&#x0364;ck begeben hatte, vor Stockholm an. Kurz dar-<lb/>
auf kam Herr Berkeley mit Briefen von dem Lord<lb/>
Carteret und dem Admiral John Norris an den<lb/>
Czar in Aland an, und wollte von dem Grafen Bruce<lb/>
einen Paß nach Petersburg haben. Weil aber der<lb/>
Graf von dem Jnhalte der&#x017F;elben unterrichtet war, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlug er es aus, dem Czar die&#x017F;e Briefe zu u&#x0364;ber&#x017F;chi-<lb/>
cken, und gab auch dem Herrn Berkeley keinen Paß<lb/>
nach Petersburg, &#x017F;ondern &#x017F;chickte ihn mit einer Ant-<lb/>
wort an den Lord Carteret fort, worinn er ihm &#x017F;agte,<lb/>
daß er den Jnhalt der Briefe, die &#x017F;ie an Seine Ma-<lb/>
je&#x017F;ta&#x0364;t u&#x0364;ber&#x017F;chickt ha&#x0364;tten, &#x017F;o &#x017F;onderbar, und &#x017F;o wenig<lb/>
mit dem Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e und der Freund&#x017F;chaft, die noch<lb/>
zwi&#x017F;chen &#x017F;einer Czari&#x017F;chen und Britti&#x017F;chen Maje&#x017F;ta&#x0364;ten<lb/>
be&#x017F;tu&#x0364;nden, u&#x0364;berein&#x017F;timmend gefunden, daß er das<lb/>
unmo&#x0364;glich thun ko&#x0364;nne, was &#x017F;ie von ihm verlangten,<lb/>
bis er nicht vom Czar, &#x017F;einem Herrn, Befehl dazu er-<lb/><note place="left">Bruch mit<lb/>
England.</note>halten habe. Ueberdie&#x017F;es &#x017F;ey er auch u&#x0364;berzeugt, daß<lb/>
&#x017F;eine Britanni&#x017F;che Maje&#x017F;ta&#x0364;t nicht unterla&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde,<lb/>
dem Czar Dero Gedanken oder die An&#x017F;pru&#x0364;che in einer<lb/>
&#x017F;o wichtigen Sache, entweder durch Briefe an ihn<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, oder durch Jhren Mini&#x017F;ter in Petersburg, be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kannt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0244] Koͤnige getroffenen Vertraͤge noch immer nicht einge- hen; der Czar drang daher nunmehr darauf, daß er uͤber das, was er vorher von Schweden verlangt hat- te, auch ganz Carelien und Kecksholm behalten woll- te; weil aber dieſe Vorſchlaͤge mit Verachtung ver- worfen wurden, ſo hoͤrte der Congreß in Aland auf, und die Miniſter giengen aus einander. Den 21ſten Auguſt kam die Engliſche Flotte, unter dem Admiral Norris, acht Tage hernach, als ſich unſere Flotte bereits in ihre verſchiedene Haͤfen zuruͤck begeben hatte, vor Stockholm an. Kurz dar- auf kam Herr Berkeley mit Briefen von dem Lord Carteret und dem Admiral John Norris an den Czar in Aland an, und wollte von dem Grafen Bruce einen Paß nach Petersburg haben. Weil aber der Graf von dem Jnhalte derſelben unterrichtet war, ſo ſchlug er es aus, dem Czar dieſe Briefe zu uͤberſchi- cken, und gab auch dem Herrn Berkeley keinen Paß nach Petersburg, ſondern ſchickte ihn mit einer Ant- wort an den Lord Carteret fort, worinn er ihm ſagte, daß er den Jnhalt der Briefe, die ſie an Seine Ma- jeſtaͤt uͤberſchickt haͤtten, ſo ſonderbar, und ſo wenig mit dem Buͤndniſſe und der Freundſchaft, die noch zwiſchen ſeiner Czariſchen und Brittiſchen Majeſtaͤten beſtuͤnden, uͤbereinſtimmend gefunden, daß er das unmoͤglich thun koͤnne, was ſie von ihm verlangten, bis er nicht vom Czar, ſeinem Herrn, Befehl dazu er- halten habe. Ueberdieſes ſey er auch uͤberzeugt, daß ſeine Britanniſche Majeſtaͤt nicht unterlaſſen wuͤrde, dem Czar Dero Gedanken oder die Anſpruͤche in einer ſo wichtigen Sache, entweder durch Briefe an ihn ſelbſt, oder durch Jhren Miniſter in Petersburg, be- kannt Bruch mit England.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/244
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/244>, abgerufen am 23.11.2024.