tersburg anlangte, wo er die Czarinn von einer Prin- zessinn, der er den Nahmen Natalia gab, entbunden fand. Der Czar befahl, daß die Flotte in Cronslot abgetakelt werden sollte, so daß jedermann den Frie- Tod des Kö- nigs von Schweden.den mit Schweden für nahe ansahe. Diese Hoff- nung verschwand aber nach dem Tode des Königs von Schweden gar bald, der in der Nacht zwischen dem 29sten und 30sten November erfolgte, als ihm vor Friedrichshall in Norwegen eine Kugel durch den Kopf geschossen ward, wovon jedermann glaubte, daß es von einem seiner eigenen Leute geschehen sey. Der General-Feldmarschall Reinschield, der damals in den Trancheen war, und dem Könige seine Aufwartung machen wollte, fand ihn auf einem Ab- satze kniend mit dem Kopfe auf der Brustwehr nach einer Seite geneigt liegen; der Marschall glaubte er schliefe, und bemühte sich, ihn aufzuwecken, fand aber, daß er todt und kalt war.
Tod des Ba- ron Görtz.
Der Baron Görtz wurde hierauf, als er sich zu dem Könige begeben wollte, in Verhaft genommen, kurz darauf enthauptet und sein Körper unter den Gal- gen begraben. Es wurden auch verschiedene andere Personen, die mit Görtzen Umgang hatten, eingezo- gen, wie denn auch ein Officier nach Aland geschickt wurde, den Secretair Stamble in Verhaft zu neh- men und sich aller seiner Schriften zu bemächtigen. Durch diesen erfuhren wir, daß der König von Schwe- den todt, und seine Schwester, die Prinzessinn Ulrica, zur Königinn erkläret worden. Der Secretair Stamble gieng nach Petersburg, wo er unter des Czars Schutze blieb, und hernach in Russische Dien- ste trat. Diese plötzliche Veränderung stieß alle zum
Frieden
tersburg anlangte, wo er die Czarinn von einer Prin- zeſſinn, der er den Nahmen Natalia gab, entbunden fand. Der Czar befahl, daß die Flotte in Cronſlot abgetakelt werden ſollte, ſo daß jedermann den Frie- Tod des Koͤ- nigs von Schweden.den mit Schweden fuͤr nahe anſahe. Dieſe Hoff- nung verſchwand aber nach dem Tode des Koͤnigs von Schweden gar bald, der in der Nacht zwiſchen dem 29ſten und 30ſten November erfolgte, als ihm vor Friedrichshall in Norwegen eine Kugel durch den Kopf geſchoſſen ward, wovon jedermann glaubte, daß es von einem ſeiner eigenen Leute geſchehen ſey. Der General-Feldmarſchall Reinſchield, der damals in den Trancheen war, und dem Koͤnige ſeine Aufwartung machen wollte, fand ihn auf einem Ab- ſatze kniend mit dem Kopfe auf der Bruſtwehr nach einer Seite geneigt liegen; der Marſchall glaubte er ſchliefe, und bemuͤhte ſich, ihn aufzuwecken, fand aber, daß er todt und kalt war.
Tod des Ba- ron Goͤrtz.
Der Baron Goͤrtz wurde hierauf, als er ſich zu dem Koͤnige begeben wollte, in Verhaft genommen, kurz darauf enthauptet und ſein Koͤrper unter den Gal- gen begraben. Es wurden auch verſchiedene andere Perſonen, die mit Goͤrtzen Umgang hatten, eingezo- gen, wie denn auch ein Officier nach Aland geſchickt wurde, den Secretair Stamble in Verhaft zu neh- men und ſich aller ſeiner Schriften zu bemaͤchtigen. Durch dieſen erfuhren wir, daß der Koͤnig von Schwe- den todt, und ſeine Schweſter, die Prinzeſſinn Ulrica, zur Koͤniginn erklaͤret worden. Der Secretair Stamble gieng nach Petersburg, wo er unter des Czars Schutze blieb, und hernach in Ruſſiſche Dien- ſte trat. Dieſe ploͤtzliche Veraͤnderung ſtieß alle zum
Frieden
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0234"n="224"/>
tersburg anlangte, wo er die Czarinn von einer Prin-<lb/>
zeſſinn, der er den Nahmen Natalia gab, entbunden<lb/>
fand. Der Czar befahl, daß die Flotte in Cronſlot<lb/>
abgetakelt werden ſollte, ſo daß jedermann den Frie-<lb/><noteplace="left">Tod des Koͤ-<lb/>
nigs von<lb/>
Schweden.</note>den mit Schweden fuͤr nahe anſahe. Dieſe Hoff-<lb/>
nung verſchwand aber nach dem Tode des Koͤnigs<lb/>
von Schweden gar bald, der in der Nacht zwiſchen<lb/>
dem 29ſten und 30ſten November erfolgte, als ihm<lb/>
vor Friedrichshall in Norwegen eine Kugel durch den<lb/>
Kopf geſchoſſen ward, wovon jedermann glaubte,<lb/>
daß es von einem ſeiner eigenen Leute geſchehen<lb/>ſey. Der General-Feldmarſchall Reinſchield, der<lb/>
damals in den Trancheen war, und dem Koͤnige ſeine<lb/>
Aufwartung machen wollte, fand ihn auf einem Ab-<lb/>ſatze kniend mit dem Kopfe auf der Bruſtwehr nach<lb/>
einer Seite geneigt liegen; der Marſchall glaubte er<lb/>ſchliefe, und bemuͤhte ſich, ihn aufzuwecken, fand<lb/>
aber, daß er todt und kalt war.</p><lb/><noteplace="left">Tod des Ba-<lb/>
ron Goͤrtz.</note><p>Der Baron Goͤrtz wurde hierauf, als er ſich zu<lb/>
dem Koͤnige begeben wollte, in Verhaft genommen,<lb/>
kurz darauf enthauptet und ſein Koͤrper unter den Gal-<lb/>
gen begraben. Es wurden auch verſchiedene andere<lb/>
Perſonen, die mit Goͤrtzen Umgang hatten, eingezo-<lb/>
gen, wie denn auch ein Officier nach Aland geſchickt<lb/>
wurde, den Secretair Stamble in Verhaft zu neh-<lb/>
men und ſich aller ſeiner Schriften zu bemaͤchtigen.<lb/>
Durch dieſen erfuhren wir, daß der Koͤnig von Schwe-<lb/>
den todt, und ſeine Schweſter, die Prinzeſſinn Ulrica,<lb/>
zur Koͤniginn erklaͤret worden. Der Secretair<lb/>
Stamble gieng nach Petersburg, wo er unter des<lb/>
Czars Schutze blieb, und hernach in Ruſſiſche Dien-<lb/>ſte trat. Dieſe ploͤtzliche Veraͤnderung ſtieß alle zum<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Frieden</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[224/0234]
tersburg anlangte, wo er die Czarinn von einer Prin-
zeſſinn, der er den Nahmen Natalia gab, entbunden
fand. Der Czar befahl, daß die Flotte in Cronſlot
abgetakelt werden ſollte, ſo daß jedermann den Frie-
den mit Schweden fuͤr nahe anſahe. Dieſe Hoff-
nung verſchwand aber nach dem Tode des Koͤnigs
von Schweden gar bald, der in der Nacht zwiſchen
dem 29ſten und 30ſten November erfolgte, als ihm
vor Friedrichshall in Norwegen eine Kugel durch den
Kopf geſchoſſen ward, wovon jedermann glaubte,
daß es von einem ſeiner eigenen Leute geſchehen
ſey. Der General-Feldmarſchall Reinſchield, der
damals in den Trancheen war, und dem Koͤnige ſeine
Aufwartung machen wollte, fand ihn auf einem Ab-
ſatze kniend mit dem Kopfe auf der Bruſtwehr nach
einer Seite geneigt liegen; der Marſchall glaubte er
ſchliefe, und bemuͤhte ſich, ihn aufzuwecken, fand
aber, daß er todt und kalt war.
Tod des Koͤ-
nigs von
Schweden.
Der Baron Goͤrtz wurde hierauf, als er ſich zu
dem Koͤnige begeben wollte, in Verhaft genommen,
kurz darauf enthauptet und ſein Koͤrper unter den Gal-
gen begraben. Es wurden auch verſchiedene andere
Perſonen, die mit Goͤrtzen Umgang hatten, eingezo-
gen, wie denn auch ein Officier nach Aland geſchickt
wurde, den Secretair Stamble in Verhaft zu neh-
men und ſich aller ſeiner Schriften zu bemaͤchtigen.
Durch dieſen erfuhren wir, daß der Koͤnig von Schwe-
den todt, und ſeine Schweſter, die Prinzeſſinn Ulrica,
zur Koͤniginn erklaͤret worden. Der Secretair
Stamble gieng nach Petersburg, wo er unter des
Czars Schutze blieb, und hernach in Ruſſiſche Dien-
ſte trat. Dieſe ploͤtzliche Veraͤnderung ſtieß alle zum
Frieden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/234>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.