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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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beklagte, daß ihm ein schöner Leoparde und ein Affe
unter Weges gestorben sey.

Uebungen
zur See.

Bey dieser Gelegenheit wurde das Zeichen zu den
Jachten, und zugleich allen Bojaren Befehl gegeben,
daß sie Seine Majestät nach Cronslot begleiten sollten.
Jch gieng mit dem General-Feldzeugmeister in seiner
Jacht, und wir kamen des Abends zu Cronslot an,
wo wir auf der Jacht schliefen. Der Czar hatte den
Tartarischen Gesandten ersucht, ihm dem Tag mit
dem Groß-Canzler, dem Grafen Golofkin, auf einer
Snaue nachzufolgen, und sie fuhren gegen Mittage
nebst 7 Senatoren ab. Das Wetter war schwühl,
und sie fuhren mit gutem Winde, bis sie ohngefähr
7 Meilen von Petersburg durch die Ungeschicklichkeit
des Russischen Capitäns auf die seichten Oerter kamen,
und das Schiff auf den Sand zu sitzen kam. Die
Matrosen arbeiteten bis 7 Uhr des Abend, ehe sie es
wieder los brachten, und gegen 9 Uhr entstand ein so
heftiger Sturm, dergleichen man in vielen Jahren
hier nicht erlebt hatte. Gegen 12 Uhr waren ihre
Bothe alle in Stücken zerbrochen; ihr bester Anker,
und mit diesem alle ihre Hoffnung gieng verlohren,
so daß sie nunmehr nichts als den Tod erwarteten.
Der Gesandte, der vorher niemals auf einer solchen
See gewesen war, wurde blaß, und wickelte sich end-
lich in eine seidene Madratze, ließ seinen Priester sich
ihm zu den Füßen setzen, und sich etwas aus einem
Buche von dem Propheten Ali vorlesen, denn er war
Persianischer Religion. Gegen Morgen fieng der
Sturm an nachzulassen, das Schiff wurde glücklich
aus der Untiefe gezogen, und so bald als es geankert
hatte, begab sich der Czar darauf, gratulirte ihm zu

seiner

beklagte, daß ihm ein ſchoͤner Leoparde und ein Affe
unter Weges geſtorben ſey.

Uebungen
zur See.

Bey dieſer Gelegenheit wurde das Zeichen zu den
Jachten, und zugleich allen Bojaren Befehl gegeben,
daß ſie Seine Majeſtaͤt nach Cronſlot begleiten ſollten.
Jch gieng mit dem General-Feldzeugmeiſter in ſeiner
Jacht, und wir kamen des Abends zu Cronſlot an,
wo wir auf der Jacht ſchliefen. Der Czar hatte den
Tartariſchen Geſandten erſucht, ihm dem Tag mit
dem Groß-Canzler, dem Grafen Golofkin, auf einer
Snaue nachzufolgen, und ſie fuhren gegen Mittage
nebſt 7 Senatoren ab. Das Wetter war ſchwuͤhl,
und ſie fuhren mit gutem Winde, bis ſie ohngefaͤhr
7 Meilen von Petersburg durch die Ungeſchicklichkeit
des Ruſſiſchen Capitaͤns auf die ſeichten Oerter kamen,
und das Schiff auf den Sand zu ſitzen kam. Die
Matroſen arbeiteten bis 7 Uhr des Abend, ehe ſie es
wieder los brachten, und gegen 9 Uhr entſtand ein ſo
heftiger Sturm, dergleichen man in vielen Jahren
hier nicht erlebt hatte. Gegen 12 Uhr waren ihre
Bothe alle in Stuͤcken zerbrochen; ihr beſter Anker,
und mit dieſem alle ihre Hoffnung gieng verlohren,
ſo daß ſie nunmehr nichts als den Tod erwarteten.
Der Geſandte, der vorher niemals auf einer ſolchen
See geweſen war, wurde blaß, und wickelte ſich end-
lich in eine ſeidene Madratze, ließ ſeinen Prieſter ſich
ihm zu den Fuͤßen ſetzen, und ſich etwas aus einem
Buche von dem Propheten Ali vorleſen, denn er war
Perſianiſcher Religion. Gegen Morgen fieng der
Sturm an nachzulaſſen, das Schiff wurde gluͤcklich
aus der Untiefe gezogen, und ſo bald als es geankert
hatte, begab ſich der Czar darauf, gratulirte ihm zu

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[142/0152] beklagte, daß ihm ein ſchoͤner Leoparde und ein Affe unter Weges geſtorben ſey. Bey dieſer Gelegenheit wurde das Zeichen zu den Jachten, und zugleich allen Bojaren Befehl gegeben, daß ſie Seine Majeſtaͤt nach Cronſlot begleiten ſollten. Jch gieng mit dem General-Feldzeugmeiſter in ſeiner Jacht, und wir kamen des Abends zu Cronſlot an, wo wir auf der Jacht ſchliefen. Der Czar hatte den Tartariſchen Geſandten erſucht, ihm dem Tag mit dem Groß-Canzler, dem Grafen Golofkin, auf einer Snaue nachzufolgen, und ſie fuhren gegen Mittage nebſt 7 Senatoren ab. Das Wetter war ſchwuͤhl, und ſie fuhren mit gutem Winde, bis ſie ohngefaͤhr 7 Meilen von Petersburg durch die Ungeſchicklichkeit des Ruſſiſchen Capitaͤns auf die ſeichten Oerter kamen, und das Schiff auf den Sand zu ſitzen kam. Die Matroſen arbeiteten bis 7 Uhr des Abend, ehe ſie es wieder los brachten, und gegen 9 Uhr entſtand ein ſo heftiger Sturm, dergleichen man in vielen Jahren hier nicht erlebt hatte. Gegen 12 Uhr waren ihre Bothe alle in Stuͤcken zerbrochen; ihr beſter Anker, und mit dieſem alle ihre Hoffnung gieng verlohren, ſo daß ſie nunmehr nichts als den Tod erwarteten. Der Geſandte, der vorher niemals auf einer ſolchen See geweſen war, wurde blaß, und wickelte ſich end- lich in eine ſeidene Madratze, ließ ſeinen Prieſter ſich ihm zu den Fuͤßen ſetzen, und ſich etwas aus einem Buche von dem Propheten Ali vorleſen, denn er war Perſianiſcher Religion. Gegen Morgen fieng der Sturm an nachzulaſſen, das Schiff wurde gluͤcklich aus der Untiefe gezogen, und ſo bald als es geankert hatte, begab ſich der Czar darauf, gratulirte ihm zu ſeiner

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/152>, abgerufen am 03.05.2024.