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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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nach einem Bilde um, und als er keines gewahr wur-
de, fragte er mich, wo ist dein Gott? Jch antwortete,
im Himmel; hierauf gieng er sogleich unverrichteter
Sachen wieder fort. Jch erzählte diesen Umstand
dem General, und er ließ sogleich ein Bildniß eines
Heiligen in meiner Stube aufhängen, um künftig
kein solches Aergerniß zu geben.

Jhre Bäder.

Alle Russen, sie mögen seyn wer sie wollen,
schlafen nach der Mittagsmahlzeit, so daß gegen
Mittag alle Gewölber geschlossen werden, und man,
als wenn es Mitternacht wäre, mit niemanden spre-
chen kann. Sie baden sich sehr oft. Personen von
Stande haben ihre eigene Bäder, und baden sich we-
nigstens wöchentlich zwey Mahl, ihre öffentlichen
Badeplätze aber sind alle nahe an den Flüssen. Jh-
re Stuben sind enge und haben Oefen, die sie sehr
stark heizen, und, um desto mehr Dunst zu machen,
öfters kaltes Wasser an den Ofen gießen. Rings
herum sind in einiger Entfernung Bänke eine über der
andern angebracht, so daß sich jeder den Grad der Hi-
tze erwählet, der sich am besten für ihn schickt. Auf
eine von diesen Bänken legen sie sich ganz nackend,
und wenn sie so lange, als sie es für gut befinden, ge-
schwitzet haben, so lassen sie sich mit warmem Wasser
waschen und mit einer Handvoll Kräuter reiben.
Hierauf trinken sie einen Schluck Brandwein und ge-
hen ihren Gang. Das wunderbarste aber ist, wenn
ihnen die Hitze zu groß ist, so gehen so wohl Manns-
als Weibspersonen, so nackend, wie sie sind, aus der
Stube heraus, werfen sich in den Fluß, und schwim-
men einige Zeit darinn, oder wälzen sich im Winter
im Schnee. Diese öffentlichen Bäder sind so leicht

gebaut,

nach einem Bilde um, und als er keines gewahr wur-
de, fragte er mich, wo iſt dein Gott? Jch antwortete,
im Himmel; hierauf gieng er ſogleich unverrichteter
Sachen wieder fort. Jch erzaͤhlte dieſen Umſtand
dem General, und er ließ ſogleich ein Bildniß eines
Heiligen in meiner Stube aufhaͤngen, um kuͤnftig
kein ſolches Aergerniß zu geben.

Jhre Baͤder.

Alle Ruſſen, ſie moͤgen ſeyn wer ſie wollen,
ſchlafen nach der Mittagsmahlzeit, ſo daß gegen
Mittag alle Gewoͤlber geſchloſſen werden, und man,
als wenn es Mitternacht waͤre, mit niemanden ſpre-
chen kann. Sie baden ſich ſehr oft. Perſonen von
Stande haben ihre eigene Baͤder, und baden ſich we-
nigſtens woͤchentlich zwey Mahl, ihre oͤffentlichen
Badeplaͤtze aber ſind alle nahe an den Fluͤſſen. Jh-
re Stuben ſind enge und haben Oefen, die ſie ſehr
ſtark heizen, und, um deſto mehr Dunſt zu machen,
oͤfters kaltes Waſſer an den Ofen gießen. Rings
herum ſind in einiger Entfernung Baͤnke eine uͤber der
andern angebracht, ſo daß ſich jeder den Grad der Hi-
tze erwaͤhlet, der ſich am beſten fuͤr ihn ſchickt. Auf
eine von dieſen Baͤnken legen ſie ſich ganz nackend,
und wenn ſie ſo lange, als ſie es fuͤr gut befinden, ge-
ſchwitzet haben, ſo laſſen ſie ſich mit warmem Waſſer
waſchen und mit einer Handvoll Kraͤuter reiben.
Hierauf trinken ſie einen Schluck Brandwein und ge-
hen ihren Gang. Das wunderbarſte aber iſt, wenn
ihnen die Hitze zu groß iſt, ſo gehen ſo wohl Manns-
als Weibsperſonen, ſo nackend, wie ſie ſind, aus der
Stube heraus, werfen ſich in den Fluß, und ſchwim-
men einige Zeit darinn, oder waͤlzen ſich im Winter
im Schnee. Dieſe oͤffentlichen Baͤder ſind ſo leicht

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[120/0130] nach einem Bilde um, und als er keines gewahr wur- de, fragte er mich, wo iſt dein Gott? Jch antwortete, im Himmel; hierauf gieng er ſogleich unverrichteter Sachen wieder fort. Jch erzaͤhlte dieſen Umſtand dem General, und er ließ ſogleich ein Bildniß eines Heiligen in meiner Stube aufhaͤngen, um kuͤnftig kein ſolches Aergerniß zu geben. Alle Ruſſen, ſie moͤgen ſeyn wer ſie wollen, ſchlafen nach der Mittagsmahlzeit, ſo daß gegen Mittag alle Gewoͤlber geſchloſſen werden, und man, als wenn es Mitternacht waͤre, mit niemanden ſpre- chen kann. Sie baden ſich ſehr oft. Perſonen von Stande haben ihre eigene Baͤder, und baden ſich we- nigſtens woͤchentlich zwey Mahl, ihre oͤffentlichen Badeplaͤtze aber ſind alle nahe an den Fluͤſſen. Jh- re Stuben ſind enge und haben Oefen, die ſie ſehr ſtark heizen, und, um deſto mehr Dunſt zu machen, oͤfters kaltes Waſſer an den Ofen gießen. Rings herum ſind in einiger Entfernung Baͤnke eine uͤber der andern angebracht, ſo daß ſich jeder den Grad der Hi- tze erwaͤhlet, der ſich am beſten fuͤr ihn ſchickt. Auf eine von dieſen Baͤnken legen ſie ſich ganz nackend, und wenn ſie ſo lange, als ſie es fuͤr gut befinden, ge- ſchwitzet haben, ſo laſſen ſie ſich mit warmem Waſſer waſchen und mit einer Handvoll Kraͤuter reiben. Hierauf trinken ſie einen Schluck Brandwein und ge- hen ihren Gang. Das wunderbarſte aber iſt, wenn ihnen die Hitze zu groß iſt, ſo gehen ſo wohl Manns- als Weibsperſonen, ſo nackend, wie ſie ſind, aus der Stube heraus, werfen ſich in den Fluß, und ſchwim- men einige Zeit darinn, oder waͤlzen ſich im Winter im Schnee. Dieſe oͤffentlichen Baͤder ſind ſo leicht gebaut,

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/130>, abgerufen am 21.11.2024.