Aber, wenn man, wie sie stralen, Wie so schön sie funkeln, sieht; Wie, in ihren glatten Schalen, Ein gefärbter Schimmer glüht; Wie sie glänzen, wie sie spielen: Kann das Herz durchs Auge fühlen, Jhre Zierd' und ihre Pracht Sey zu unsrer Lust gemacht.
Denn, obgleich ihr funkelnd Prangen, Glanz, und Farben anders nichts, Als ein Gut, so sie empfangen, Als ein Wiederschlag des Lichts; Kann es keiner doch verneinen, Daß ihr Glanz und Lieblichsscheinen, So in ihnen blinkt und flammt, Nicht aus ihrem Stoff mit stammt.
Wenn ein Stein die Härt' und Glätte, Und zwar im gewissen Grad, Nicht in seinem Wesen hätte, Wie er itzo wirklich hat, Würde nie das Wiederprallen Von dem Licht' uns so gefallen, Würd' es nie so hell, so rein Von uns anzusehen seyn.
Laßt uns also, Gott zu Ehren, Wenn sich Licht und Stein vereint Und, um unsre Lust zu mehren, So vortrefflich wiederscheint, Mit vergnügtem Herzen denken, Daß nur Gott uns können schenken Schöne Vorwürf, das Gesicht, Und das helle Sonnenlicht.
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Betrachtungen
Aber, wenn man, wie ſie ſtralen, Wie ſo ſchoͤn ſie funkeln, ſieht; Wie, in ihren glatten Schalen, Ein gefaͤrbter Schimmer gluͤht; Wie ſie glaͤnzen, wie ſie ſpielen: Kann das Herz durchs Auge fuͤhlen, Jhre Zierd’ und ihre Pracht Sey zu unſrer Luſt gemacht.
Denn, obgleich ihr funkelnd Prangen, Glanz, und Farben anders nichts, Als ein Gut, ſo ſie empfangen, Als ein Wiederſchlag des Lichts; Kann es keiner doch verneinen, Daß ihr Glanz und Lieblichsſcheinen, So in ihnen blinkt und flammt, Nicht aus ihrem Stoff mit ſtammt.
Wenn ein Stein die Haͤrt’ und Glaͤtte, Und zwar im gewiſſen Grad, Nicht in ſeinem Weſen haͤtte, Wie er itzo wirklich hat, Wuͤrde nie das Wiederprallen Von dem Licht’ uns ſo gefallen, Wuͤrd’ es nie ſo hell, ſo rein Von uns anzuſehen ſeyn.
Laßt uns alſo, Gott zu Ehren, Wenn ſich Licht und Stein vereint Und, um unſre Luſt zu mehren, So vortrefflich wiederſcheint, Mit vergnuͤgtem Herzen denken, Daß nur Gott uns koͤnnen ſchenken Schoͤne Vorwuͤrf, das Geſicht, Und das helle Sonnenlicht.
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[68/0088]
Betrachtungen
Aber, wenn man, wie ſie ſtralen,
Wie ſo ſchoͤn ſie funkeln, ſieht;
Wie, in ihren glatten Schalen,
Ein gefaͤrbter Schimmer gluͤht;
Wie ſie glaͤnzen, wie ſie ſpielen:
Kann das Herz durchs Auge fuͤhlen,
Jhre Zierd’ und ihre Pracht
Sey zu unſrer Luſt gemacht.
Denn, obgleich ihr funkelnd Prangen,
Glanz, und Farben anders nichts,
Als ein Gut, ſo ſie empfangen,
Als ein Wiederſchlag des Lichts;
Kann es keiner doch verneinen,
Daß ihr Glanz und Lieblichsſcheinen,
So in ihnen blinkt und flammt,
Nicht aus ihrem Stoff mit ſtammt.
Wenn ein Stein die Haͤrt’ und Glaͤtte,
Und zwar im gewiſſen Grad,
Nicht in ſeinem Weſen haͤtte,
Wie er itzo wirklich hat,
Wuͤrde nie das Wiederprallen
Von dem Licht’ uns ſo gefallen,
Wuͤrd’ es nie ſo hell, ſo rein
Von uns anzuſehen ſeyn.
Laßt uns alſo, Gott zu Ehren,
Wenn ſich Licht und Stein vereint
Und, um unſre Luſt zu mehren,
So vortrefflich wiederſcheint,
Mit vergnuͤgtem Herzen denken,
Daß nur Gott uns koͤnnen ſchenken
Schoͤne Vorwuͤrf, das Geſicht,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/88>, abgerufen am 16.07.2024.
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