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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Frisch getünchte Zimmer schmücket
Mahlwerk, so des Künstlers Geist
Jn den Gyps mit Farben drücket,
Welches man al fresco heißt.
Zartes Laubwerk wird formiret,
Und so nett aus Gyps poßiret,
Daß es oft, als wenn es lebt,
Unterm Boden gleichsam schwebt.
Nach betrachteten gemeinen,
So zu Gottes Ruhm geschehn,
Laßt uns itzo von den Steinen
Auch die Mittelgattung sehn,
Die sich füglich in drey Classen
Nach der Ordnung theilen lassen,
Da sie so an Form und Schein,
Als am Nutzen, schätzbar seyn.
Die man Schönheits halber schätzet,
Das sind: Marmor, Fraueneis,
Spath, und was kein Feur verletzet,
Talk, imgleichen Federweiß.
Marmor ist ein festes Wesen,
Rein, subtil und auserlesen
Jst der Sand, draus er besteht,
Der daher nicht leicht zergeht.
Weil sein Stoff, draus er formiret,
Gleich auf allen Seiten drückt,
So wird er so leicht poliret,
Und mit solchem Glanz geschmückt;
Wenn man ihn zu anfangs gräbet
Und ihn aus der Erden hebet,
Jst er anfangs nicht so fest,
Daß er sich leicht spalten läßt.
Aber
Betrachtungen
Friſch getuͤnchte Zimmer ſchmuͤcket
Mahlwerk, ſo des Kuͤnſtlers Geiſt
Jn den Gyps mit Farben druͤcket,
Welches man al freſco heißt.
Zartes Laubwerk wird formiret,
Und ſo nett aus Gyps poßiret,
Daß es oft, als wenn es lebt,
Unterm Boden gleichſam ſchwebt.
Nach betrachteten gemeinen,
So zu Gottes Ruhm geſchehn,
Laßt uns itzo von den Steinen
Auch die Mittelgattung ſehn,
Die ſich fuͤglich in drey Claſſen
Nach der Ordnung theilen laſſen,
Da ſie ſo an Form und Schein,
Als am Nutzen, ſchaͤtzbar ſeyn.
Die man Schoͤnheits halber ſchaͤtzet,
Das ſind: Marmor, Fraueneis,
Spath, und was kein Feur verletzet,
Talk, imgleichen Federweiß.
Marmor iſt ein feſtes Weſen,
Rein, ſubtil und auserleſen
Jſt der Sand, draus er beſteht,
Der daher nicht leicht zergeht.
Weil ſein Stoff, draus er formiret,
Gleich auf allen Seiten druͤckt,
So wird er ſo leicht poliret,
Und mit ſolchem Glanz geſchmuͤckt;
Wenn man ihn zu anfangs graͤbet
Und ihn aus der Erden hebet,
Jſt er anfangs nicht ſo feſt,
Daß er ſich leicht ſpalten laͤßt.
Aber
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[50/0070] Betrachtungen Friſch getuͤnchte Zimmer ſchmuͤcket Mahlwerk, ſo des Kuͤnſtlers Geiſt Jn den Gyps mit Farben druͤcket, Welches man al freſco heißt. Zartes Laubwerk wird formiret, Und ſo nett aus Gyps poßiret, Daß es oft, als wenn es lebt, Unterm Boden gleichſam ſchwebt. Nach betrachteten gemeinen, So zu Gottes Ruhm geſchehn, Laßt uns itzo von den Steinen Auch die Mittelgattung ſehn, Die ſich fuͤglich in drey Claſſen Nach der Ordnung theilen laſſen, Da ſie ſo an Form und Schein, Als am Nutzen, ſchaͤtzbar ſeyn. Die man Schoͤnheits halber ſchaͤtzet, Das ſind: Marmor, Fraueneis, Spath, und was kein Feur verletzet, Talk, imgleichen Federweiß. Marmor iſt ein feſtes Weſen, Rein, ſubtil und auserleſen Jſt der Sand, draus er beſteht, Der daher nicht leicht zergeht. Weil ſein Stoff, draus er formiret, Gleich auf allen Seiten druͤckt, So wird er ſo leicht poliret, Und mit ſolchem Glanz geſchmuͤckt; Wenn man ihn zu anfangs graͤbet Und ihn aus der Erden hebet, Jſt er anfangs nicht ſo feſt, Daß er ſich leicht ſpalten laͤßt. Aber

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/70>, abgerufen am 23.11.2024.