Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Lasset uns hier nicht vergessen
Des berühmten Bruchsteins Kraft;
Sondern laßt uns doch ermessen
Seine große Eigenschaft:
Dieser, wenn ein Bein gebrochen,
Macht in Kurzem wieder Knochen,
Ja er lindert bald die Pein;
Laßt mir das ein Wunder seyn!
Ja, wie viele von ihm schreiben,
Kann der Bruchstein gar die Pest
Aus dem kranken Körper treiben,
Wenn man mit ihm schwitzen läßt.
Beinbruchspulver macht die Zähne
Feste, glänzend, weiß und schöne;
Ja selbst in des Fiebers Hitz
Jst er gleichfalls trefflich nütz.
Wenn wir nun noch weiter gehen,
Treffen wir den Kalkstein an,
Dessen Kraft man kaum verstehen,
Noch den Vortheil zählen kann;
Und daß wir ihn nützen können,
Muß stets gleiches Feur ihn brennen,
Weil, wo Kälte zu ihm dringt,
Jhn hernach kein Feur mehr zwingt.
Seine Wirkung scheint zu kommen,
Weil er von der steten Glut
Kleine Theilchen eingenommen,
Die, als Feinde von der Flut,
Alsbald, wenn sie Naß empfinden,
Schnell sich lösen und entzünden,
Daß das Wasser schäumt und saust,
Und gewaltig kocht und braust.
Wie
Betrachtungen
Laſſet uns hier nicht vergeſſen
Des beruͤhmten Bruchſteins Kraft;
Sondern laßt uns doch ermeſſen
Seine große Eigenſchaft:
Dieſer, wenn ein Bein gebrochen,
Macht in Kurzem wieder Knochen,
Ja er lindert bald die Pein;
Laßt mir das ein Wunder ſeyn!
Ja, wie viele von ihm ſchreiben,
Kann der Bruchſtein gar die Peſt
Aus dem kranken Koͤrper treiben,
Wenn man mit ihm ſchwitzen laͤßt.
Beinbruchspulver macht die Zaͤhne
Feſte, glaͤnzend, weiß und ſchoͤne;
Ja ſelbſt in des Fiebers Hitz
Jſt er gleichfalls trefflich nuͤtz.
Wenn wir nun noch weiter gehen,
Treffen wir den Kalkſtein an,
Deſſen Kraft man kaum verſtehen,
Noch den Vortheil zaͤhlen kann;
Und daß wir ihn nuͤtzen koͤnnen,
Muß ſtets gleiches Feur ihn brennen,
Weil, wo Kaͤlte zu ihm dringt,
Jhn hernach kein Feur mehr zwingt.
Seine Wirkung ſcheint zu kommen,
Weil er von der ſteten Glut
Kleine Theilchen eingenommen,
Die, als Feinde von der Flut,
Alsbald, wenn ſie Naß empfinden,
Schnell ſich loͤſen und entzuͤnden,
Daß das Waſſer ſchaͤumt und ſauſt,
Und gewaltig kocht und brauſt.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0068" n="48"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="180">
          <l>La&#x017F;&#x017F;et uns hier nicht verge&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Des beru&#x0364;hmten Bruch&#x017F;teins Kraft;</l><lb/>
          <l>Sondern laßt uns doch erme&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Seine große Eigen&#x017F;chaft:</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;er, wenn ein Bein gebrochen,</l><lb/>
          <l>Macht in Kurzem wieder Knochen,</l><lb/>
          <l>Ja er lindert bald die Pein;</l><lb/>
          <l>Laßt mir das ein Wunder &#x017F;eyn!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="181">
          <l>Ja, wie viele von ihm &#x017F;chreiben,</l><lb/>
          <l>Kann der Bruch&#x017F;tein gar die Pe&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Aus dem kranken Ko&#x0364;rper treiben,</l><lb/>
          <l>Wenn man mit ihm &#x017F;chwitzen la&#x0364;ßt.</l><lb/>
          <l>Beinbruchspulver macht die Za&#x0364;hne</l><lb/>
          <l>Fe&#x017F;te, gla&#x0364;nzend, weiß und &#x017F;cho&#x0364;ne;</l><lb/>
          <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t in des Fiebers Hitz</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t er gleichfalls trefflich nu&#x0364;tz.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="182">
          <l>Wenn wir nun noch weiter gehen,</l><lb/>
          <l>Treffen wir den Kalk&#x017F;tein an,</l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en Kraft man kaum ver&#x017F;tehen,</l><lb/>
          <l>Noch den Vortheil za&#x0364;hlen kann;</l><lb/>
          <l>Und daß wir ihn nu&#x0364;tzen ko&#x0364;nnen,</l><lb/>
          <l>Muß &#x017F;tets gleiches Feur ihn brennen,</l><lb/>
          <l>Weil, wo Ka&#x0364;lte zu ihm dringt,</l><lb/>
          <l>Jhn hernach kein Feur mehr zwingt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="183">
          <l>Seine Wirkung &#x017F;cheint zu kommen,</l><lb/>
          <l>Weil er von der &#x017F;teten Glut</l><lb/>
          <l>Kleine Theilchen eingenommen,</l><lb/>
          <l>Die, als Feinde von der Flut,</l><lb/>
          <l>Alsbald, wenn &#x017F;ie Naß empfinden,</l><lb/>
          <l>Schnell &#x017F;ich lo&#x0364;&#x017F;en und entzu&#x0364;nden,</l><lb/>
          <l>Daß das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;cha&#x0364;umt und &#x017F;au&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Und gewaltig kocht und brau&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0068] Betrachtungen Laſſet uns hier nicht vergeſſen Des beruͤhmten Bruchſteins Kraft; Sondern laßt uns doch ermeſſen Seine große Eigenſchaft: Dieſer, wenn ein Bein gebrochen, Macht in Kurzem wieder Knochen, Ja er lindert bald die Pein; Laßt mir das ein Wunder ſeyn! Ja, wie viele von ihm ſchreiben, Kann der Bruchſtein gar die Peſt Aus dem kranken Koͤrper treiben, Wenn man mit ihm ſchwitzen laͤßt. Beinbruchspulver macht die Zaͤhne Feſte, glaͤnzend, weiß und ſchoͤne; Ja ſelbſt in des Fiebers Hitz Jſt er gleichfalls trefflich nuͤtz. Wenn wir nun noch weiter gehen, Treffen wir den Kalkſtein an, Deſſen Kraft man kaum verſtehen, Noch den Vortheil zaͤhlen kann; Und daß wir ihn nuͤtzen koͤnnen, Muß ſtets gleiches Feur ihn brennen, Weil, wo Kaͤlte zu ihm dringt, Jhn hernach kein Feur mehr zwingt. Seine Wirkung ſcheint zu kommen, Weil er von der ſteten Glut Kleine Theilchen eingenommen, Die, als Feinde von der Flut, Alsbald, wenn ſie Naß empfinden, Schnell ſich loͤſen und entzuͤnden, Daß das Waſſer ſchaͤumt und ſauſt, Und gewaltig kocht und brauſt. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/68
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/68>, abgerufen am 23.11.2024.