Der Tugend Neiz verdient zwar immer, daß jedes Herz sich ihr ergiebt; Wann aber hat man sie wohl schöner, als, Pamela, in dir geliebt?
W.
Ein großer Bücherfreund besaß, was alle Weisen, Die Tugend einzusehn, die Tugend anzupreisen, Jn alt- und neuer Zeit mit Sorgfalt ausgedacht, Jn alt- und neuer Zeit zur Beßrung kund gemacht. Allein, war dieß gleich alles da, So blieb doch eins, ach eins! vergessen: Jhm fehlte ja so viel, als er bisher besessen; Jhm fehlte Pamela!
W.
Wer ist, o Pamela, wer ist, der dich mit Recht Der niedern Abkunft wegen tadelt? Ein Weiser sieht auf kein Geschlecht: Beglückter Edelmann, den Pamela geadelt!
W.
Die
Vermiſchte Gedichte
Der Tugend Neiz verdient zwar immer, daß jedes Herz ſich ihr ergiebt; Wann aber hat man ſie wohl ſchoͤner, als, Pamela, in dir geliebt?
W.
Ein großer Buͤcherfreund beſaß, was alle Weiſen, Die Tugend einzuſehn, die Tugend anzupreiſen, Jn alt- und neuer Zeit mit Sorgfalt ausgedacht, Jn alt- und neuer Zeit zur Beßrung kund gemacht. Allein, war dieß gleich alles da, So blieb doch eins, ach eins! vergeſſen: Jhm fehlte ja ſo viel, als er bisher beſeſſen; Jhm fehlte Pamela!
W.
Wer iſt, o Pamela, wer iſt, der dich mit Recht Der niedern Abkunft wegen tadelt? Ein Weiſer ſieht auf kein Geſchlecht: Begluͤckter Edelmann, den Pamela geadelt!
W.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0578"n="558"/><fwplace="top"type="header">Vermiſchte Gedichte</fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>er Tugend Neiz verdient zwar immer, daß jedes</l><lb/><l><hirendition="#et">Herz ſich ihr ergiebt;</hi></l><lb/><l>Wann aber hat man ſie wohl ſchoͤner, als, Pamela, in dir</l><lb/><l><hirendition="#et">geliebt?</hi></l></lg><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">W.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>in großer Buͤcherfreund beſaß, was alle Weiſen,</l><lb/><l>Die Tugend einzuſehn, die Tugend anzupreiſen,</l><lb/><l>Jn alt- und neuer Zeit mit Sorgfalt ausgedacht,</l><lb/><l>Jn alt- und neuer Zeit zur Beßrung kund gemacht.</l><lb/><l>Allein, war dieß gleich alles da,</l><lb/><l>So blieb doch eins, ach eins! vergeſſen:</l><lb/><l>Jhm fehlte ja ſo viel, als er bisher beſeſſen;</l><lb/><l>Jhm fehlte Pamela!</l></lg><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">W.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>er iſt, o Pamela, wer iſt, der dich mit Recht</l><lb/><l><hirendition="#et">Der niedern Abkunft wegen tadelt?</hi></l><lb/><l>Ein Weiſer ſieht auf kein Geſchlecht:</l><lb/><l>Begluͤckter Edelmann, den Pamela geadelt!</l></lg><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">W.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Die</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[558/0578]
Vermiſchte Gedichte
Der Tugend Neiz verdient zwar immer, daß jedes
Herz ſich ihr ergiebt;
Wann aber hat man ſie wohl ſchoͤner, als, Pamela, in dir
geliebt?
W.
Ein großer Buͤcherfreund beſaß, was alle Weiſen,
Die Tugend einzuſehn, die Tugend anzupreiſen,
Jn alt- und neuer Zeit mit Sorgfalt ausgedacht,
Jn alt- und neuer Zeit zur Beßrung kund gemacht.
Allein, war dieß gleich alles da,
So blieb doch eins, ach eins! vergeſſen:
Jhm fehlte ja ſo viel, als er bisher beſeſſen;
Jhm fehlte Pamela!
W.
Wer iſt, o Pamela, wer iſt, der dich mit Recht
Der niedern Abkunft wegen tadelt?
Ein Weiſer ſieht auf kein Geſchlecht:
Begluͤckter Edelmann, den Pamela geadelt!
W.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/578>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.