Aus Sorgen für ein künftig Uebel könnt' uns sogar ein Nutz entsprießen, Gebrauchte man nur die Vernunft. Man wird von ihr mit Recht belehrt, (Da uns das Gegenwärtige von unsrer Zeit nur zugehört) Bey einem noch entfernten Bösen das gegenwärtge Gut genießen, Um so viel mehr als wir erfahren, und auch von andern oft gelesen, Daß viele Sorgen überflüßig, unnöthig und umsonst gewesen.
Verlanget ihr durch seltne Gaben, durch Schönheit, durch Gelehrsamkeit, Durch gutes Ansehn, durch Verstand, durch Schriften, durch ein schönes Kleid Der Welt Bewundrung zu erhalten; verliert ihr eure Müh bey allen. Die Menschen wollen nicht bewundern, sie wollen alle selbst gefallen.
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Aus Sorgen fuͤr ein kuͤnftig Uebel koͤnnt’ uns ſogar ein Nutz entſprießen, Gebrauchte man nur die Vernunft. Man wird von ihr mit Recht belehrt, (Da uns das Gegenwaͤrtige von unſrer Zeit nur zugehoͤrt) Bey einem noch entfernten Boͤſen das gegenwaͤrtge Gut genießen, Um ſo viel mehr als wir erfahren, und auch von andern oft geleſen, Daß viele Sorgen uͤberfluͤßig, unnoͤthig und umſonſt geweſen.
Verlanget ihr durch ſeltne Gaben, durch Schoͤnheit, durch Gelehrſamkeit, Durch gutes Anſehn, durch Verſtand, durch Schriften, durch ein ſchoͤnes Kleid Der Welt Bewundrung zu erhalten; verliert ihr eure Muͤh bey allen. Die Menſchen wollen nicht bewundern, ſie wollen alle ſelbſt gefallen.
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Aus Sorgen fuͤr ein kuͤnftig Uebel koͤnnt’ uns ſogar
ein Nutz entſprießen,
Gebrauchte man nur die Vernunft. Man wird von ihr
mit Recht belehrt,
(Da uns das Gegenwaͤrtige von unſrer Zeit nur zugehoͤrt)
Bey einem noch entfernten Boͤſen das gegenwaͤrtge Gut
genießen,
Um ſo viel mehr als wir erfahren, und auch von andern
oft geleſen,
Daß viele Sorgen uͤberfluͤßig, unnoͤthig und umſonſt
geweſen.
Verlanget ihr durch ſeltne Gaben, durch Schoͤnheit,
durch Gelehrſamkeit,
Durch gutes Anſehn, durch Verſtand, durch Schriften,
durch ein ſchoͤnes Kleid
Der Welt Bewundrung zu erhalten; verliert ihr eure
Muͤh bey allen.
Die Menſchen wollen nicht bewundern, ſie wollen alle
ſelbſt gefallen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/553>, abgerufen am 03.12.2024.
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