Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

zum irdischen Vergnügen in Gott.

Und daß von Bürgern dieser Erde,
Und dem in Fleisch gehüllten Geist, Gott anders nicht
verlangen werde,

Als daß wir von der unbegränzten unendlichen Vollkom-
menheit,

Von seiner göttlichen Gewalt, Huld, Majestät und Herr-
lichkeit

Das Allerwürdigste gedenken, wozu wir hier gelangen
können.

Nun wird ein Geist, der billig ist, uns darinn seinen
Beyfall gönnen,

Daß die Jdee von einem Geist, der die mit nicht zu
zählnden Heeren

Von Sonn- und Welten angefüllte erschaffne allgemeine
Welt

Beseelt, belebet und erhält,
Nicht einem Gott am würdigsten, und ihn nach Mög-
lichkeit zu ehren,

Das allerbeste Denkbild sey, wozu vernünftger Menschen
Seelen

Jm Denken hingelangen können. Aufs wenigst' ist, im
Gegenhalt

Mit körperlichen Kreaturen, mit eines alten Manns Gestalt,
Mit Löwen, Lamms- und Tauben-Bildern, in nicht an-
ständigen Gemählen,

Sie Gott und Menschen würdiger. Da jene ja nichts
als die Spuren

Von kleinen Wesen die begränzt, von mensch- und thie-
rischen Figuren

Jn unsrer Phantasey formiren, die von der Unermäßlich-
keit

Des wahren Gottes, seiner Liebe, Macht, Weisheit
und Vollkommenheit

Ein
K k

zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.

Und daß von Buͤrgern dieſer Erde,
Und dem in Fleiſch gehuͤllten Geiſt, Gott anders nicht
verlangen werde,

Als daß wir von der unbegraͤnzten unendlichen Vollkom-
menheit,

Von ſeiner goͤttlichen Gewalt, Huld, Majeſtaͤt und Herr-
lichkeit

Das Allerwuͤrdigſte gedenken, wozu wir hier gelangen
koͤnnen.

Nun wird ein Geiſt, der billig iſt, uns darinn ſeinen
Beyfall goͤnnen,

Daß die Jdee von einem Geiſt, der die mit nicht zu
zaͤhlnden Heeren

Von Sonn- und Welten angefuͤllte erſchaffne allgemeine
Welt

Beſeelt, belebet und erhaͤlt,
Nicht einem Gott am wuͤrdigſten, und ihn nach Moͤg-
lichkeit zu ehren,

Das allerbeſte Denkbild ſey, wozu vernuͤnftger Menſchen
Seelen

Jm Denken hingelangen koͤnnen. Aufs wenigſt’ iſt, im
Gegenhalt

Mit koͤrperlichen Kreaturen, mit eines alten Manns Geſtalt,
Mit Loͤwen, Lamms- und Tauben-Bildern, in nicht an-
ſtaͤndigen Gemaͤhlen,

Sie Gott und Menſchen wuͤrdiger. Da jene ja nichts
als die Spuren

Von kleinen Weſen die begraͤnzt, von menſch- und thie-
riſchen Figuren

Jn unſrer Phantaſey formiren, die von der Unermaͤßlich-
keit

Des wahren Gottes, ſeiner Liebe, Macht, Weisheit
und Vollkommenheit

Ein
K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="28">
            <l>
              <pb facs="#f0533" n="513"/>
              <fw place="top" type="header">zum irdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen in Gott.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Und daß von Bu&#x0364;rgern die&#x017F;er Erde,</l><lb/>
            <l>Und dem in Flei&#x017F;ch gehu&#x0364;llten Gei&#x017F;t, Gott anders nicht<lb/><hi rendition="#et">verlangen werde,</hi></l><lb/>
            <l>Als daß wir von der unbegra&#x0364;nzten unendlichen Vollkom-<lb/><hi rendition="#et">menheit,</hi></l><lb/>
            <l>Von &#x017F;einer go&#x0364;ttlichen Gewalt, Huld, Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Herr-<lb/><hi rendition="#et">lichkeit</hi></l><lb/>
            <l>Das Allerwu&#x0364;rdig&#x017F;te gedenken, wozu wir hier gelangen<lb/><hi rendition="#et">ko&#x0364;nnen.</hi></l><lb/>
            <l>Nun wird ein Gei&#x017F;t, der billig i&#x017F;t, uns darinn &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#et">Beyfall go&#x0364;nnen,</hi></l><lb/>
            <l>Daß die Jdee von einem Gei&#x017F;t, der die mit nicht zu<lb/><hi rendition="#et">za&#x0364;hlnden Heeren</hi></l><lb/>
            <l>Von Sonn- und Welten angefu&#x0364;llte er&#x017F;chaffne allgemeine<lb/><hi rendition="#et">Welt</hi></l><lb/>
            <l>Be&#x017F;eelt, belebet und erha&#x0364;lt,</l><lb/>
            <l>Nicht einem Gott am wu&#x0364;rdig&#x017F;ten, und ihn nach Mo&#x0364;g-<lb/><hi rendition="#et">lichkeit zu ehren,</hi></l><lb/>
            <l>Das allerbe&#x017F;te Denkbild &#x017F;ey, wozu vernu&#x0364;nftger Men&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Seelen</hi></l><lb/>
            <l>Jm Denken hingelangen ko&#x0364;nnen. Aufs wenig&#x017F;t&#x2019; i&#x017F;t, im<lb/><hi rendition="#et">Gegenhalt</hi></l><lb/>
            <l>Mit ko&#x0364;rperlichen Kreaturen, mit eines alten Manns Ge&#x017F;talt,</l><lb/>
            <l>Mit Lo&#x0364;wen, Lamms- und Tauben-Bildern, in nicht an-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ta&#x0364;ndigen Gema&#x0364;hlen,</hi></l><lb/>
            <l>Sie Gott und Men&#x017F;chen wu&#x0364;rdiger. Da jene ja nichts<lb/><hi rendition="#et">als die Spuren</hi></l><lb/>
            <l>Von kleinen We&#x017F;en die begra&#x0364;nzt, von men&#x017F;ch- und thie-<lb/><hi rendition="#et">ri&#x017F;chen Figuren</hi></l><lb/>
            <l>Jn un&#x017F;rer Phanta&#x017F;ey formiren, die von der Unerma&#x0364;ßlich-<lb/><hi rendition="#et">keit</hi></l><lb/>
            <l>Des wahren Gottes, &#x017F;einer Liebe, Macht, Weisheit<lb/><hi rendition="#et">und Vollkommenheit</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k</fw><fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0533] zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Und daß von Buͤrgern dieſer Erde, Und dem in Fleiſch gehuͤllten Geiſt, Gott anders nicht verlangen werde, Als daß wir von der unbegraͤnzten unendlichen Vollkom- menheit, Von ſeiner goͤttlichen Gewalt, Huld, Majeſtaͤt und Herr- lichkeit Das Allerwuͤrdigſte gedenken, wozu wir hier gelangen koͤnnen. Nun wird ein Geiſt, der billig iſt, uns darinn ſeinen Beyfall goͤnnen, Daß die Jdee von einem Geiſt, der die mit nicht zu zaͤhlnden Heeren Von Sonn- und Welten angefuͤllte erſchaffne allgemeine Welt Beſeelt, belebet und erhaͤlt, Nicht einem Gott am wuͤrdigſten, und ihn nach Moͤg- lichkeit zu ehren, Das allerbeſte Denkbild ſey, wozu vernuͤnftger Menſchen Seelen Jm Denken hingelangen koͤnnen. Aufs wenigſt’ iſt, im Gegenhalt Mit koͤrperlichen Kreaturen, mit eines alten Manns Geſtalt, Mit Loͤwen, Lamms- und Tauben-Bildern, in nicht an- ſtaͤndigen Gemaͤhlen, Sie Gott und Menſchen wuͤrdiger. Da jene ja nichts als die Spuren Von kleinen Weſen die begraͤnzt, von menſch- und thie- riſchen Figuren Jn unſrer Phantaſey formiren, die von der Unermaͤßlich- keit Des wahren Gottes, ſeiner Liebe, Macht, Weisheit und Vollkommenheit Ein K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/533
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/533>, abgerufen am 03.05.2024.