Da doch das Unglück unvermeidlich? Jch kann kein' Absicht hier ergründen, Und folglich keine Handlung hier von einem weisen Wesen finden. Wär' aber durch dergleichen Ahndung und Traum ein Uebel abgekehrt; So find' ich, daß es allerdings zu dieser Art mit Recht gehört, Die unsrer Untersuchung würdig. Nun müßt' ein solches Prophezeyhn Entweder in den Seelen liegen, wie oder auch von andern Wesen, Die außer uns sind, an sie kommen, und welche dazu auserlesen, Wie oder müßt' es selbst vom Schöpfer unmittelbar ge- wirket seyn. Das letzte scheinet mir von Gott nicht groß, nicht wür- dig gnug gedacht, Denn ob man von dergleichen Träumen gleich vieles in der Bibel lehrt; So haben doch dergleichen Wunder, wie man uns lehret, aufgehört. Das andre lieget zwar für uns verborgen und in dunkler Nacht, Doch hielt' ichs eben nicht unmöglich. Der Zweifel aber fällt mir ein: Wie muß die Zahl dergleichen Wesen, die uns belehren, doch so klein, Weil sie so selten lehren, seyn! So müßt' es dann im dritten liegen, und müßten einige von Seelen Jn sich was ganz besonders haben, daß Dinge, die sich sonst verheelen,
Sich
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Da doch das Ungluͤck unvermeidlich? Jch kann kein’ Abſicht hier ergruͤnden, Und folglich keine Handlung hier von einem weiſen Weſen finden. Waͤr’ aber durch dergleichen Ahndung und Traum ein Uebel abgekehrt; So find’ ich, daß es allerdings zu dieſer Art mit Recht gehoͤrt, Die unſrer Unterſuchung wuͤrdig. Nun muͤßt’ ein ſolches Prophezeyhn Entweder in den Seelen liegen, wie oder auch von andern Weſen, Die außer uns ſind, an ſie kommen, und welche dazu auserleſen, Wie oder muͤßt’ es ſelbſt vom Schoͤpfer unmittelbar ge- wirket ſeyn. Das letzte ſcheinet mir von Gott nicht groß, nicht wuͤr- dig gnug gedacht, Denn ob man von dergleichen Traͤumen gleich vieles in der Bibel lehrt; So haben doch dergleichen Wunder, wie man uns lehret, aufgehoͤrt. Das andre lieget zwar fuͤr uns verborgen und in dunkler Nacht, Doch hielt’ ichs eben nicht unmoͤglich. Der Zweifel aber faͤllt mir ein: Wie muß die Zahl dergleichen Weſen, die uns belehren, doch ſo klein, Weil ſie ſo ſelten lehren, ſeyn! So muͤßt’ es dann im dritten liegen, und muͤßten einige von Seelen Jn ſich was ganz beſonders haben, daß Dinge, die ſich ſonſt verheelen,
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[503/0523]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Da doch das Ungluͤck unvermeidlich? Jch kann kein’
Abſicht hier ergruͤnden,
Und folglich keine Handlung hier von einem weiſen Weſen
finden.
Waͤr’ aber durch dergleichen Ahndung und Traum ein
Uebel abgekehrt;
So find’ ich, daß es allerdings zu dieſer Art mit Recht
gehoͤrt,
Die unſrer Unterſuchung wuͤrdig. Nun muͤßt’ ein ſolches
Prophezeyhn
Entweder in den Seelen liegen, wie oder auch von andern
Weſen,
Die außer uns ſind, an ſie kommen, und welche dazu
auserleſen,
Wie oder muͤßt’ es ſelbſt vom Schoͤpfer unmittelbar ge-
wirket ſeyn.
Das letzte ſcheinet mir von Gott nicht groß, nicht wuͤr-
dig gnug gedacht,
Denn ob man von dergleichen Traͤumen gleich vieles in
der Bibel lehrt;
So haben doch dergleichen Wunder, wie man uns lehret,
aufgehoͤrt.
Das andre lieget zwar fuͤr uns verborgen und in dunkler
Nacht,
Doch hielt’ ichs eben nicht unmoͤglich. Der Zweifel aber
faͤllt mir ein:
Wie muß die Zahl dergleichen Weſen, die uns belehren,
doch ſo klein,
Weil ſie ſo ſelten lehren, ſeyn!
So muͤßt’ es dann im dritten liegen, und muͤßten einige
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Jn ſich was ganz beſonders haben, daß Dinge, die ſich
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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