Zum Denken scheint der Mensch geschaffen. Nun hat die vordre Welt gedacht, Und, durch ihr so verschiednes Denken, viel Meynungen hervorgebracht; Wenn nun die jetzige vermerkt, wie oft die ersteren ge- irrt, So scheinet, daß doch diese Wahrheit, für uns, hier- aus entdecket wird: Daß bloß dadurch, daß so viel Fehler, die wir erkannt, vermieden werden, Wir näher zu der Wahrheit kommen, und daß der Zu- stand unsrer Erden Sich ganz gewiß verbessert finde. Je mehr man Jrrweg meiden lernt, Je mehr man Abweg' erst gewahr wird, und dann von ih- nen sich entfernt, Je mehr er Nachricht von den Steigen, die abwerts lei- ten, hat empfangen; Je näher wird ein Reisender zum rechten Weg und Zweck gelangen.
Unter-
E e 5
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die verbeſſerte Welt.
Zum Denken ſcheint der Menſch geſchaffen. Nun hat die vordre Welt gedacht, Und, durch ihr ſo verſchiednes Denken, viel Meynungen hervorgebracht; Wenn nun die jetzige vermerkt, wie oft die erſteren ge- irrt, So ſcheinet, daß doch dieſe Wahrheit, fuͤr uns, hier- aus entdecket wird: Daß bloß dadurch, daß ſo viel Fehler, die wir erkannt, vermieden werden, Wir naͤher zu der Wahrheit kommen, und daß der Zu- ſtand unſrer Erden Sich ganz gewiß verbeſſert finde. Je mehr man Jrrweg meiden lernt, Je mehr man Abweg’ erſt gewahr wird, und dann von ih- nen ſich entfernt, Je mehr er Nachricht von den Steigen, die abwerts lei- ten, hat empfangen; Je naͤher wird ein Reiſender zum rechten Weg und Zweck gelangen.
Unter-
E e 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0461"n="441"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Die verbeſſerte Welt.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">Z</hi>um Denken ſcheint der Menſch geſchaffen. Nun hat</l><lb/><l><hirendition="#et">die vordre Welt gedacht,</hi></l><lb/><l>Und, durch ihr ſo verſchiednes Denken, viel Meynungen</l><lb/><l><hirendition="#et">hervorgebracht;</hi></l><lb/><l>Wenn nun die jetzige vermerkt, wie oft die erſteren ge-</l><lb/><l><hirendition="#et">irrt,</hi></l><lb/><l>So ſcheinet, daß doch dieſe Wahrheit, fuͤr uns, hier-</l><lb/><l><hirendition="#et">aus entdecket wird:</hi></l><lb/><l>Daß bloß dadurch, daß ſo viel Fehler, die wir erkannt,</l><lb/><l><hirendition="#et">vermieden werden,</hi></l><lb/><l>Wir naͤher zu der Wahrheit kommen, und daß der Zu-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſtand unſrer Erden</hi></l><lb/><l>Sich ganz gewiß verbeſſert finde. Je mehr man Jrrweg</l><lb/><l><hirendition="#et">meiden lernt,</hi></l><lb/><l>Je mehr man Abweg’ erſt gewahr wird, und dann von ih-</l><lb/><l><hirendition="#et">nen ſich entfernt,</hi></l><lb/><l>Je mehr er Nachricht von den Steigen, die abwerts lei-</l><lb/><l><hirendition="#et">ten, hat empfangen;</hi></l><lb/><l>Je naͤher wird ein Reiſender zum rechten Weg und Zweck</l><lb/><l><hirendition="#et">gelangen.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Unter-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[441/0461]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die verbeſſerte Welt.
Zum Denken ſcheint der Menſch geſchaffen. Nun hat
die vordre Welt gedacht,
Und, durch ihr ſo verſchiednes Denken, viel Meynungen
hervorgebracht;
Wenn nun die jetzige vermerkt, wie oft die erſteren ge-
irrt,
So ſcheinet, daß doch dieſe Wahrheit, fuͤr uns, hier-
aus entdecket wird:
Daß bloß dadurch, daß ſo viel Fehler, die wir erkannt,
vermieden werden,
Wir naͤher zu der Wahrheit kommen, und daß der Zu-
ſtand unſrer Erden
Sich ganz gewiß verbeſſert finde. Je mehr man Jrrweg
meiden lernt,
Je mehr man Abweg’ erſt gewahr wird, und dann von ih-
nen ſich entfernt,
Je mehr er Nachricht von den Steigen, die abwerts lei-
ten, hat empfangen;
Je naͤher wird ein Reiſender zum rechten Weg und Zweck
gelangen.
Unter-
E e 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/461>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.