Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
2. Des Gehörs.
Mein, durch der hellen Vögel Chöre,
Jn dem empfindenden Gehöre,
Gerührtes und vergnügtes Herz,
Betäubt durch ihren süßen Scherz,
Denkt, überleget und erwäget
Die Weisheit, welche solchen Klang,
Und herzentzückenden Gesang,
Jn solcher Thierchen Schnäbel leget.
Der solche schnelle Dehnungskraft,
So lieblichschallend' Eigenschaft
Den dünnen Lüften eingepräget.
Der uns zu dem Genuß erkohren,
Und uns das Werkzeug unsrer Ohren
Dazu formiret und geschenkt,
Wodurch sich, sonder alle Müh,
Die liederreiche Harmonie
Jn die gerührte Seele senkt.
Will man nun recht, und menschlich hören;
Muß man des Wohllauts Ursprung ehren.


3. Des
Vermiſchte Gedichte
2. Des Gehoͤrs.
Mein, durch der hellen Voͤgel Choͤre,
Jn dem empfindenden Gehoͤre,
Geruͤhrtes und vergnuͤgtes Herz,
Betaͤubt durch ihren ſuͤßen Scherz,
Denkt, uͤberleget und erwaͤget
Die Weisheit, welche ſolchen Klang,
Und herzentzuͤckenden Geſang,
Jn ſolcher Thierchen Schnaͤbel leget.
Der ſolche ſchnelle Dehnungskraft,
So lieblichſchallend’ Eigenſchaft
Den duͤnnen Luͤften eingepraͤget.
Der uns zu dem Genuß erkohren,
Und uns das Werkzeug unſrer Ohren
Dazu formiret und geſchenkt,
Wodurch ſich, ſonder alle Muͤh,
Die liederreiche Harmonie
Jn die geruͤhrte Seele ſenkt.
Will man nun recht, und menſchlich hoͤren;
Muß man des Wohllauts Urſprung ehren.


3. Des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0416" n="396"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">2. Des Geho&#x0364;rs.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>ein, durch der hellen Vo&#x0364;gel Cho&#x0364;re,</l><lb/>
              <l>Jn dem empfindenden Geho&#x0364;re,</l><lb/>
              <l>Geru&#x0364;hrtes und vergnu&#x0364;gtes Herz,</l><lb/>
              <l>Beta&#x0364;ubt durch ihren &#x017F;u&#x0364;ßen Scherz,</l><lb/>
              <l>Denkt, u&#x0364;berleget und erwa&#x0364;get</l><lb/>
              <l>Die Weisheit, welche &#x017F;olchen Klang,</l><lb/>
              <l>Und herzentzu&#x0364;ckenden Ge&#x017F;ang,</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;olcher Thierchen Schna&#x0364;bel leget.</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;olche &#x017F;chnelle Dehnungskraft,</l><lb/>
              <l>So lieblich&#x017F;challend&#x2019; Eigen&#x017F;chaft</l><lb/>
              <l>Den du&#x0364;nnen Lu&#x0364;ften eingepra&#x0364;get.</l><lb/>
              <l>Der uns zu dem Genuß erkohren,</l><lb/>
              <l>Und uns das Werkzeug un&#x017F;rer Ohren</l><lb/>
              <l>Dazu formiret und ge&#x017F;chenkt,</l><lb/>
              <l>Wodurch &#x017F;ich, &#x017F;onder alle Mu&#x0364;h,</l><lb/>
              <l>Die liederreiche Harmonie</l><lb/>
              <l>Jn die geru&#x0364;hrte Seele &#x017F;enkt.</l><lb/>
              <l>Will man nun recht, und men&#x017F;chlich ho&#x0364;ren;</l><lb/>
              <l>Muß man des Wohllauts Ur&#x017F;prung ehren.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">3. Des</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0416] Vermiſchte Gedichte 2. Des Gehoͤrs. Mein, durch der hellen Voͤgel Choͤre, Jn dem empfindenden Gehoͤre, Geruͤhrtes und vergnuͤgtes Herz, Betaͤubt durch ihren ſuͤßen Scherz, Denkt, uͤberleget und erwaͤget Die Weisheit, welche ſolchen Klang, Und herzentzuͤckenden Geſang, Jn ſolcher Thierchen Schnaͤbel leget. Der ſolche ſchnelle Dehnungskraft, So lieblichſchallend’ Eigenſchaft Den duͤnnen Luͤften eingepraͤget. Der uns zu dem Genuß erkohren, Und uns das Werkzeug unſrer Ohren Dazu formiret und geſchenkt, Wodurch ſich, ſonder alle Muͤh, Die liederreiche Harmonie Jn die geruͤhrte Seele ſenkt. Will man nun recht, und menſchlich hoͤren; Muß man des Wohllauts Urſprung ehren. 3. Des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/416
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/416>, abgerufen am 03.12.2024.