Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.zum irdischen Vergnügen in Gott. Der Herbst. Willkommen kühler, traubenreicher, mit süßem Obst beladner Herbst, Der du die Wälder übergüldest, mit rothem Glanz die Früchte färbst, Die Welt in bunten Flor verhüllst, das Feld mit feuch- tem Silber tränkest, Uns, das mit Lust verzehrte Wild, nebst tausend Schaaren Vögel schenkest Von Wachteln, Krammetsvögeln, Lerchen, uns Tische, Küch' und Keller füllst Mit süßem Wein und fettem Mastvieh, mit Lust, so Durst als Hunger stillst, Und uns, für künftgen Frost, versorgst! Wer kann die Gaben alle zählen, Die du uns recht verschwendrisch reichst, daß uns kein Mangel möge quälen Jm strengen unfruchtbaren Winter! Wir kommen, durch dich, auf die Spur Und finden: Deine schöne Zeit sey recht die Absicht der Natur. Es wirkt das ganze Jahr für dich, in dir für uns. Uns zu ernähren, Jm Frost, wenn unsre Mutter schläft, den Unterhalt uns zu gewehren. Gebenedeyet sey die Liebe, zusammt der Weisheit und der Macht, Die, in der wunderreichen Ordnung, uns zeigt, daß sie an uns gedacht! Die, B b 4
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Der Herbſt. Willkommen kuͤhler, traubenreicher, mit ſuͤßem Obſt beladner Herbſt, Der du die Waͤlder uͤberguͤldeſt, mit rothem Glanz die Fruͤchte faͤrbſt, Die Welt in bunten Flor verhuͤllſt, das Feld mit feuch- tem Silber traͤnkeſt, Uns, das mit Luſt verzehrte Wild, nebſt tauſend Schaaren Voͤgel ſchenkeſt Von Wachteln, Krammetsvoͤgeln, Lerchen, uns Tiſche, Kuͤch’ und Keller fuͤllſt Mit ſuͤßem Wein und fettem Maſtvieh, mit Luſt, ſo Durſt als Hunger ſtillſt, Und uns, fuͤr kuͤnftgen Froſt, verſorgſt! Wer kann die Gaben alle zaͤhlen, Die du uns recht verſchwendriſch reichſt, daß uns kein Mangel moͤge quaͤlen Jm ſtrengen unfruchtbaren Winter! Wir kommen, durch dich, auf die Spur Und finden: Deine ſchoͤne Zeit ſey recht die Abſicht der Natur. Es wirkt das ganze Jahr fuͤr dich, in dir fuͤr uns. Uns zu ernaͤhren, Jm Froſt, wenn unſre Mutter ſchlaͤft, den Unterhalt uns zu gewehren. Gebenedeyet ſey die Liebe, zuſammt der Weisheit und der Macht, Die, in der wunderreichen Ordnung, uns zeigt, daß ſie an uns gedacht! Die, B b 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0411" n="391"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Herbſt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>illkommen kuͤhler, traubenreicher, mit ſuͤßem Obſt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">beladner Herbſt,</hi> </l><lb/> <l>Der du die Waͤlder uͤberguͤldeſt, mit rothem Glanz die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Fruͤchte faͤrbſt,</hi> </l><lb/> <l>Die Welt in bunten Flor verhuͤllſt, das Feld mit feuch-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">tem Silber traͤnkeſt,</hi> </l><lb/> <l>Uns, das mit Luſt verzehrte Wild, nebſt tauſend Schaaren</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Voͤgel ſchenkeſt</hi> </l><lb/> <l>Von Wachteln, Krammetsvoͤgeln, Lerchen, uns Tiſche,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Kuͤch’ und Keller fuͤllſt</hi> </l><lb/> <l>Mit ſuͤßem Wein und fettem Maſtvieh, mit Luſt, ſo</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Durſt als Hunger ſtillſt,</hi> </l><lb/> <l>Und uns, fuͤr kuͤnftgen Froſt, verſorgſt! Wer kann</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">die Gaben alle zaͤhlen,</hi> </l><lb/> <l>Die du uns recht verſchwendriſch reichſt, daß uns kein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Mangel moͤge quaͤlen</hi> </l><lb/> <l>Jm ſtrengen unfruchtbaren Winter! Wir kommen,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">durch dich, auf die Spur</hi> </l><lb/> <l>Und finden: Deine ſchoͤne Zeit ſey recht die Abſicht der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Natur.</hi> </l><lb/> <l>Es wirkt das ganze Jahr fuͤr dich, in dir fuͤr uns.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Uns zu ernaͤhren,</hi> </l><lb/> <l>Jm Froſt, wenn unſre Mutter ſchlaͤft, den Unterhalt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">uns zu gewehren.</hi> </l><lb/> <l>Gebenedeyet ſey die Liebe, zuſammt der Weisheit und</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">der Macht,</hi> </l><lb/> <l>Die, in der wunderreichen Ordnung, uns zeigt, daß</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſie an uns gedacht!</hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Die,</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0411]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Der Herbſt.
Willkommen kuͤhler, traubenreicher, mit ſuͤßem Obſt
beladner Herbſt,
Der du die Waͤlder uͤberguͤldeſt, mit rothem Glanz die
Fruͤchte faͤrbſt,
Die Welt in bunten Flor verhuͤllſt, das Feld mit feuch-
tem Silber traͤnkeſt,
Uns, das mit Luſt verzehrte Wild, nebſt tauſend Schaaren
Voͤgel ſchenkeſt
Von Wachteln, Krammetsvoͤgeln, Lerchen, uns Tiſche,
Kuͤch’ und Keller fuͤllſt
Mit ſuͤßem Wein und fettem Maſtvieh, mit Luſt, ſo
Durſt als Hunger ſtillſt,
Und uns, fuͤr kuͤnftgen Froſt, verſorgſt! Wer kann
die Gaben alle zaͤhlen,
Die du uns recht verſchwendriſch reichſt, daß uns kein
Mangel moͤge quaͤlen
Jm ſtrengen unfruchtbaren Winter! Wir kommen,
durch dich, auf die Spur
Und finden: Deine ſchoͤne Zeit ſey recht die Abſicht der
Natur.
Es wirkt das ganze Jahr fuͤr dich, in dir fuͤr uns.
Uns zu ernaͤhren,
Jm Froſt, wenn unſre Mutter ſchlaͤft, den Unterhalt
uns zu gewehren.
Gebenedeyet ſey die Liebe, zuſammt der Weisheit und
der Macht,
Die, in der wunderreichen Ordnung, uns zeigt, daß
ſie an uns gedacht!
Die,
B b 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |