Als ich durch meine Fensterscheiben jüngst meines Nachbarn Haus besah, Befand ich solches ordentlich und nach den Regeln auf- geführet, Mit Farben künstlich überstrichen, und, nach der Sym- metrie, gezieret. Allein, ich wußte, von Verwundrung gerühret, kaum, wie mir geschah, Als ich es plötzlich ganz verzogen, unordentlich und schief befand. Die Aenderung, der Unterscheid und schneller Wechsel nun entstand Von einer etwas eingebognen, gekrümmten, ungeraden Scheibe. Jch stutzte. Doch es fiel mir ein, was ich, uns hier zur Lehre, schreibe: Ein kleiner Umstand ändert alles. Man kann, in Din- gen dieser Erden, Nur leider gar zu leicht getäuscht, verwirret und ver- leitet werden.
Ein Conterfait hält einer ähnlich, ein andrer aber kennt es nicht; Vermuthlich ist in eines Auge die Haut ein wenig mehr gebogen, Es schneiden sich die Winkel anders, und hiedurch findet sein Gesicht Die Züge des gemahlten Bildes, schon etwas mehr als ich, verzogen.
Wer
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die Ungewißheit.
Als ich durch meine Fenſterſcheiben juͤngſt meines Nachbarn Haus beſah, Befand ich ſolches ordentlich und nach den Regeln auf- gefuͤhret, Mit Farben kuͤnſtlich uͤberſtrichen, und, nach der Sym- metrie, gezieret. Allein, ich wußte, von Verwundrung geruͤhret, kaum, wie mir geſchah, Als ich es ploͤtzlich ganz verzogen, unordentlich und ſchief befand. Die Aenderung, der Unterſcheid und ſchneller Wechſel nun entſtand Von einer etwas eingebognen, gekruͤmmten, ungeraden Scheibe. Jch ſtutzte. Doch es fiel mir ein, was ich, uns hier zur Lehre, ſchreibe: Ein kleiner Umſtand aͤndert alles. Man kann, in Din- gen dieſer Erden, Nur leider gar zu leicht getaͤuſcht, verwirret und ver- leitet werden.
Ein Conterfait haͤlt einer aͤhnlich, ein andrer aber kennt es nicht; Vermuthlich iſt in eines Auge die Haut ein wenig mehr gebogen, Es ſchneiden ſich die Winkel anders, und hiedurch findet ſein Geſicht Die Zuͤge des gemahlten Bildes, ſchon etwas mehr als ich, verzogen.
Wer
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die Ungewißheit.
Als ich durch meine Fenſterſcheiben juͤngſt meines
Nachbarn Haus beſah,
Befand ich ſolches ordentlich und nach den Regeln auf-
gefuͤhret,
Mit Farben kuͤnſtlich uͤberſtrichen, und, nach der Sym-
metrie, gezieret.
Allein, ich wußte, von Verwundrung geruͤhret, kaum,
wie mir geſchah,
Als ich es ploͤtzlich ganz verzogen, unordentlich und ſchief
befand.
Die Aenderung, der Unterſcheid und ſchneller Wechſel
nun entſtand
Von einer etwas eingebognen, gekruͤmmten, ungeraden
Scheibe.
Jch ſtutzte. Doch es fiel mir ein, was ich, uns hier
zur Lehre, ſchreibe:
Ein kleiner Umſtand aͤndert alles. Man kann, in Din-
gen dieſer Erden,
Nur leider gar zu leicht getaͤuſcht, verwirret und ver-
leitet werden.
Ein Conterfait haͤlt einer aͤhnlich, ein andrer aber
kennt es nicht;
Vermuthlich iſt in eines Auge die Haut ein wenig mehr
gebogen,
Es ſchneiden ſich die Winkel anders, und hiedurch findet
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Die Zuͤge des gemahlten Bildes, ſchon etwas mehr als
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/409>, abgerufen am 16.07.2024.
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