Allein, was war doch alles dieß, im Gegenhalt der bunten Glut, Die mich als wie ein Blitz durchstralte, und mein da- durch erregtes Blut Vor schneller Freude wallen machte! Von meinen Kin- dern hatten zwey, Und zwar die jüngsten, einen Tisch, mich unvermuthet zu vergnügen, Mit frischen Rosen ganz bedeckt. Mein Gott, wie viel- wie mancherley Jst dieser Blumen röthlichs Brennen! Hier sieht man Weiß und Noth sich fügen Jn solcher lieblichen Vermischung! Wie glänzet, funkelt, glühet, scheint Die sonst vertheilte Pracht des Gartens hier auf so engem Platz vereint! Was ich in dieser innern Schooß, was ich in jener äußern Ründe Für eine volle dunkle Röthe, für eine rothe Weiße finde, Jst unbeschreiblich, unausdrücklich! Um alles mehr noch zu erhöhn, Und daß sie durch die Nachbarschaft noch schöner wären anzusehn, So hatten sie den Tisch vorher mit dunklem Weinlaub überdecket: Durch welcher schönen Fulge denn ihr Glanz sich weiter noch erstrecket. Wobey ich auch noch hie und da Den gelben Brand der Ringelblume, die bläuliche Cam- panula, Den glüenden Nasturtium, nebst weißen Rosen liegen sah,
Wovon
Vermiſchte Gedichte
Allein, was war doch alles dieß, im Gegenhalt der bunten Glut, Die mich als wie ein Blitz durchſtralte, und mein da- durch erregtes Blut Vor ſchneller Freude wallen machte! Von meinen Kin- dern hatten zwey, Und zwar die juͤngſten, einen Tiſch, mich unvermuthet zu vergnuͤgen, Mit friſchen Roſen ganz bedeckt. Mein Gott, wie viel- wie mancherley Jſt dieſer Blumen roͤthlichs Brennen! Hier ſieht man Weiß und Noth ſich fuͤgen Jn ſolcher lieblichen Vermiſchung! Wie glaͤnzet, funkelt, gluͤhet, ſcheint Die ſonſt vertheilte Pracht des Gartens hier auf ſo engem Platz vereint! Was ich in dieſer innern Schooß, was ich in jener aͤußern Ruͤnde Fuͤr eine volle dunkle Roͤthe, fuͤr eine rothe Weiße finde, Jſt unbeſchreiblich, unausdruͤcklich! Um alles mehr noch zu erhoͤhn, Und daß ſie durch die Nachbarſchaft noch ſchoͤner waͤren anzuſehn, So hatten ſie den Tiſch vorher mit dunklem Weinlaub uͤberdecket: Durch welcher ſchoͤnen Fulge denn ihr Glanz ſich weiter noch erſtrecket. Wobey ich auch noch hie und da Den gelben Brand der Ringelblume, die blaͤuliche Cam- panula, Den gluͤenden Naſturtium, nebſt weißen Roſen liegen ſah,
Wovon
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Vermiſchte Gedichte
Allein, was war doch alles dieß, im Gegenhalt der
bunten Glut,
Die mich als wie ein Blitz durchſtralte, und mein da-
durch erregtes Blut
Vor ſchneller Freude wallen machte! Von meinen Kin-
dern hatten zwey,
Und zwar die juͤngſten, einen Tiſch, mich unvermuthet
zu vergnuͤgen,
Mit friſchen Roſen ganz bedeckt. Mein Gott, wie viel-
wie mancherley
Jſt dieſer Blumen roͤthlichs Brennen! Hier ſieht man
Weiß und Noth ſich fuͤgen
Jn ſolcher lieblichen Vermiſchung! Wie glaͤnzet, funkelt,
gluͤhet, ſcheint
Die ſonſt vertheilte Pracht des Gartens hier auf ſo
engem Platz vereint!
Was ich in dieſer innern Schooß, was ich in jener
aͤußern Ruͤnde
Fuͤr eine volle dunkle Roͤthe, fuͤr eine rothe Weiße finde,
Jſt unbeſchreiblich, unausdruͤcklich! Um alles mehr noch
zu erhoͤhn,
Und daß ſie durch die Nachbarſchaft noch ſchoͤner waͤren
anzuſehn,
So hatten ſie den Tiſch vorher mit dunklem Weinlaub
uͤberdecket:
Durch welcher ſchoͤnen Fulge denn ihr Glanz ſich weiter
noch erſtrecket.
Wobey ich auch noch hie und da
Den gelben Brand der Ringelblume, die blaͤuliche Cam-
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Den gluͤenden Naſturtium, nebſt weißen Roſen liegen
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/378>, abgerufen am 16.02.2025.
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