Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
zum irdischen Vergnügen in Gott.
Vergnügen auf unsrer
Lagerstatt.
Wenn wir oft, nach sanftem Schlaf, nebst den Glie-
dern, unsre Sehnen,

Jn Verändrung unsrer Lage, sanfte von einander deh-
nen,

So ist unser Geist und Körper so vom Schöpfer zuge-
richt,

Daß man eine Lust verspürt, merkt man es gleich leider!
nicht.

Dauret dieß Vergnügen nun gleich nur einen Augen-
blick,

Jst es doch von unserm Leben ein, obgleich nur kleines,
Stück;

Und, da wir es oft empfinden, muß ein ofters Theil, das
klein,

Wenn man sie zusammen nimmt, billig groß gerechnet
seyn.

Um denn nun ein solch Vergnügen, wie vorhin, nicht zu
verlieren,

Laßt uns uns dazu gewehnen, mit Bedacht es zu verspü-
ren;

So erhalten wir im Leben nicht nur ein Vergnügen
mehr,

Sondern es gereicht zugleich dem, der es uns schenkt,
zur Ehr.
O Gott,
Y
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Vergnuͤgen auf unſrer
Lagerſtatt.
Wenn wir oft, nach ſanftem Schlaf, nebſt den Glie-
dern, unſre Sehnen,

Jn Veraͤndrung unſrer Lage, ſanfte von einander deh-
nen,

So iſt unſer Geiſt und Koͤrper ſo vom Schoͤpfer zuge-
richt,

Daß man eine Luſt verſpuͤrt, merkt man es gleich leider!
nicht.

Dauret dieß Vergnuͤgen nun gleich nur einen Augen-
blick,

Jſt es doch von unſerm Leben ein, obgleich nur kleines,
Stuͤck;

Und, da wir es oft empfinden, muß ein ofters Theil, das
klein,

Wenn man ſie zuſammen nimmt, billig groß gerechnet
ſeyn.

Um denn nun ein ſolch Vergnuͤgen, wie vorhin, nicht zu
verlieren,

Laßt uns uns dazu gewehnen, mit Bedacht es zu verſpuͤ-
ren;

So erhalten wir im Leben nicht nur ein Vergnuͤgen
mehr,

Sondern es gereicht zugleich dem, der es uns ſchenkt,
zur Ehr.
O Gott,
Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0357" n="337"/>
        <fw place="top" type="header">zum irdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen in Gott.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vergnu&#x0364;gen auf un&#x017F;rer<lb/>
Lager&#x017F;tatt.</hi> </head><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn wir oft, nach &#x017F;anftem Schlaf, neb&#x017F;t den Glie-<lb/><hi rendition="#et">dern, un&#x017F;re Sehnen,</hi></l><lb/>
            <l>Jn Vera&#x0364;ndrung un&#x017F;rer Lage, &#x017F;anfte von einander deh-<lb/><hi rendition="#et">nen,</hi></l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t un&#x017F;er Gei&#x017F;t und Ko&#x0364;rper &#x017F;o vom Scho&#x0364;pfer zuge-<lb/><hi rendition="#et">richt,</hi></l><lb/>
            <l>Daß man eine Lu&#x017F;t ver&#x017F;pu&#x0364;rt, merkt man es gleich leider!<lb/><hi rendition="#et">nicht.</hi></l><lb/>
            <l>Dauret dieß Vergnu&#x0364;gen nun gleich nur einen Augen-<lb/><hi rendition="#et">blick,</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t es doch von un&#x017F;erm Leben ein, obgleich nur kleines,<lb/><hi rendition="#et">Stu&#x0364;ck;</hi></l><lb/>
            <l>Und, da wir es oft empfinden, muß ein ofters Theil, das<lb/><hi rendition="#et">klein,</hi></l><lb/>
            <l>Wenn man &#x017F;ie zu&#x017F;ammen nimmt, billig groß gerechnet<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
            <l>Um denn nun ein &#x017F;olch Vergnu&#x0364;gen, wie vorhin, nicht zu<lb/><hi rendition="#et">verlieren,</hi></l><lb/>
            <l>Laßt uns uns dazu gewehnen, mit Bedacht es zu ver&#x017F;pu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">ren;</hi></l><lb/>
            <l>So erhalten wir im Leben nicht nur ein Vergnu&#x0364;gen<lb/><hi rendition="#et">mehr,</hi></l><lb/>
            <l>Sondern es gereicht zugleich dem, der es uns &#x017F;chenkt,<lb/><hi rendition="#et">zur Ehr.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Y</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">O Gott,</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0357] zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Vergnuͤgen auf unſrer Lagerſtatt. Wenn wir oft, nach ſanftem Schlaf, nebſt den Glie- dern, unſre Sehnen, Jn Veraͤndrung unſrer Lage, ſanfte von einander deh- nen, So iſt unſer Geiſt und Koͤrper ſo vom Schoͤpfer zuge- richt, Daß man eine Luſt verſpuͤrt, merkt man es gleich leider! nicht. Dauret dieß Vergnuͤgen nun gleich nur einen Augen- blick, Jſt es doch von unſerm Leben ein, obgleich nur kleines, Stuͤck; Und, da wir es oft empfinden, muß ein ofters Theil, das klein, Wenn man ſie zuſammen nimmt, billig groß gerechnet ſeyn. Um denn nun ein ſolch Vergnuͤgen, wie vorhin, nicht zu verlieren, Laßt uns uns dazu gewehnen, mit Bedacht es zu verſpuͤ- ren; So erhalten wir im Leben nicht nur ein Vergnuͤgen mehr, Sondern es gereicht zugleich dem, der es uns ſchenkt, zur Ehr. O Gott, Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/357
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/357>, abgerufen am 21.11.2024.