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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Vermischte Gedichte
Der Geruch.
Der Blumen Balsam zu genießen,
Riecht unsre Seele kräftiger, wenn wir im Ruch
die Augen schließen.
Sie schließen sich auch von sich selbst, vermuthlich daß
wir unser Denken,
Von Gegenwürfen nicht zerstreut, mehr auf die Lust im
Riechen lenken,
Uns mehr daran ergetzen sollen. Jch seh dieß, als ein
Wunder, an,
So sonder Absicht nicht gewirkt, und danke Gott, daß ich
die Gabe
Bedachtsamlich zu riechen habe,
Daß ich so dann die Augen schließen, und sie schnell wieder
öffnen kann.


Die
Vermiſchte Gedichte
Der Geruch.
Der Blumen Balſam zu genießen,
Riecht unſre Seele kraͤftiger, wenn wir im Ruch
die Augen ſchließen.
Sie ſchließen ſich auch von ſich ſelbſt, vermuthlich daß
wir unſer Denken,
Von Gegenwuͤrfen nicht zerſtreut, mehr auf die Luſt im
Riechen lenken,
Uns mehr daran ergetzen ſollen. Jch ſeh dieß, als ein
Wunder, an,
So ſonder Abſicht nicht gewirkt, und danke Gott, daß ich
die Gabe
Bedachtſamlich zu riechen habe,
Daß ich ſo dann die Augen ſchließen, und ſie ſchnell wieder
oͤffnen kann.


Die
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[328/0348] Vermiſchte Gedichte Der Geruch. Der Blumen Balſam zu genießen, Riecht unſre Seele kraͤftiger, wenn wir im Ruch die Augen ſchließen. Sie ſchließen ſich auch von ſich ſelbſt, vermuthlich daß wir unſer Denken, Von Gegenwuͤrfen nicht zerſtreut, mehr auf die Luſt im Riechen lenken, Uns mehr daran ergetzen ſollen. Jch ſeh dieß, als ein Wunder, an, So ſonder Abſicht nicht gewirkt, und danke Gott, daß ich die Gabe Bedachtſamlich zu riechen habe, Daß ich ſo dann die Augen ſchließen, und ſie ſchnell wieder oͤffnen kann. Die

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/348>, abgerufen am 29.03.2024.