Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Thiere.
Wenn dieß immer weiter gienge! Um nun, nebst dem
schnellen Sterben,
Eine solche böse Brut auch noch ferner zu verderben,
Scheinet eine große Menge Thier und Vögel uns zu
nützen
Und uns gleichsam zu beschützen,
Recht mit Vorsicht zubereitet. Störche, Raben, Ha-
bicht, Eulen,
Füchse, Dächse, Wiesel, Jgel, müssen uns hier Hülf
ertheilen;
Ja noch viele andre mehr, wie wir denn sogar von
Schlangen
Gegen Mäuse Hülf empfangen.
Aber auf besondre Weise scheinen gegen Mäus' und Ra-
tzen,
Als ein rechter Gegengift, zu der Menschen Nutz, die
Katzen
Ganz verwunderlich formiret. Wobey wir uns selbst
zuweilen
Durch verschiedene Erfindung, Gift und Fallen, Rath
ertheilen.
Wie von diesen schlimmen Thieren so verschiedne Sorten
seyn,
Zeigte mir ein Zufall jüngst, da in einem Schloßthurm
sich
(Von den Eulen wohl vermuthlich hingetragen) ihrer
neun,
Und darunter sieben Sorten, welche alle sonderlich,
Und verschiedlich von Figur, auch von Farben, hin-
gelegt
Und nur erst erbissen funden; woraus denn gar leicht zu
schließen,
Daß
U 2
uͤber das Reich der Thiere.
Wenn dieß immer weiter gienge! Um nun, nebſt dem
ſchnellen Sterben,
Eine ſolche boͤſe Brut auch noch ferner zu verderben,
Scheinet eine große Menge Thier und Voͤgel uns zu
nuͤtzen
Und uns gleichſam zu beſchuͤtzen,
Recht mit Vorſicht zubereitet. Stoͤrche, Raben, Ha-
bicht, Eulen,
Fuͤchſe, Daͤchſe, Wieſel, Jgel, muͤſſen uns hier Huͤlf
ertheilen;
Ja noch viele andre mehr, wie wir denn ſogar von
Schlangen
Gegen Maͤuſe Huͤlf empfangen.
Aber auf beſondre Weiſe ſcheinen gegen Maͤuſ’ und Ra-
tzen,
Als ein rechter Gegengift, zu der Menſchen Nutz, die
Katzen
Ganz verwunderlich formiret. Wobey wir uns ſelbſt
zuweilen
Durch verſchiedene Erfindung, Gift und Fallen, Rath
ertheilen.
Wie von dieſen ſchlimmen Thieren ſo verſchiedne Sorten
ſeyn,
Zeigte mir ein Zufall juͤngſt, da in einem Schloßthurm
ſich
(Von den Eulen wohl vermuthlich hingetragen) ihrer
neun,
Und darunter ſieben Sorten, welche alle ſonderlich,
Und verſchiedlich von Figur, auch von Farben, hin-
gelegt
Und nur erſt erbiſſen funden; woraus denn gar leicht zu
ſchließen,
Daß
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0327" n="307"/>
          <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Thiere.</fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn dieß immer weiter gienge! Um nun, neb&#x017F;t dem</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chnellen Sterben,</hi> </l><lb/>
            <l>Eine &#x017F;olche bo&#x0364;&#x017F;e Brut auch noch ferner zu verderben,</l><lb/>
            <l>Scheinet eine große Menge Thier und Vo&#x0364;gel uns zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nu&#x0364;tzen</hi> </l><lb/>
            <l>Und uns gleich&#x017F;am zu be&#x017F;chu&#x0364;tzen,</l><lb/>
            <l>Recht mit Vor&#x017F;icht zubereitet. Sto&#x0364;rche, Raben, Ha-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bicht, Eulen,</hi> </l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;ch&#x017F;e, Da&#x0364;ch&#x017F;e, Wie&#x017F;el, Jgel, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns hier Hu&#x0364;lf</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ertheilen;</hi> </l><lb/>
            <l>Ja noch viele andre mehr, wie wir denn &#x017F;ogar von</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schlangen</hi> </l><lb/>
            <l>Gegen Ma&#x0364;u&#x017F;e Hu&#x0364;lf empfangen.</l><lb/>
            <l>Aber auf be&#x017F;ondre Wei&#x017F;e &#x017F;cheinen gegen Ma&#x0364;u&#x017F;&#x2019; und Ra-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">tzen,</hi> </l><lb/>
            <l>Als ein rechter Gegengift, zu der Men&#x017F;chen Nutz, die</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Katzen</hi> </l><lb/>
            <l>Ganz verwunderlich formiret. Wobey wir uns &#x017F;elb&#x017F;t</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zuweilen</hi> </l><lb/>
            <l>Durch ver&#x017F;chiedene Erfindung, Gift und Fallen, Rath</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ertheilen.</hi> </l><lb/>
            <l>Wie von die&#x017F;en &#x017F;chlimmen Thieren &#x017F;o ver&#x017F;chiedne Sorten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn,</hi> </l><lb/>
            <l>Zeigte mir ein Zufall ju&#x0364;ng&#x017F;t, da in einem Schloßthurm</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ich</hi> </l><lb/>
            <l>(Von den Eulen wohl vermuthlich hingetragen) ihrer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">neun,</hi> </l><lb/>
            <l>Und darunter &#x017F;ieben Sorten, welche alle &#x017F;onderlich,</l><lb/>
            <l>Und ver&#x017F;chiedlich von Figur, auch von Farben, hin-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gelegt</hi> </l><lb/>
            <l>Und nur er&#x017F;t erbi&#x017F;&#x017F;en funden; woraus denn gar leicht zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chließen,</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">U 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0327] uͤber das Reich der Thiere. Wenn dieß immer weiter gienge! Um nun, nebſt dem ſchnellen Sterben, Eine ſolche boͤſe Brut auch noch ferner zu verderben, Scheinet eine große Menge Thier und Voͤgel uns zu nuͤtzen Und uns gleichſam zu beſchuͤtzen, Recht mit Vorſicht zubereitet. Stoͤrche, Raben, Ha- bicht, Eulen, Fuͤchſe, Daͤchſe, Wieſel, Jgel, muͤſſen uns hier Huͤlf ertheilen; Ja noch viele andre mehr, wie wir denn ſogar von Schlangen Gegen Maͤuſe Huͤlf empfangen. Aber auf beſondre Weiſe ſcheinen gegen Maͤuſ’ und Ra- tzen, Als ein rechter Gegengift, zu der Menſchen Nutz, die Katzen Ganz verwunderlich formiret. Wobey wir uns ſelbſt zuweilen Durch verſchiedene Erfindung, Gift und Fallen, Rath ertheilen. Wie von dieſen ſchlimmen Thieren ſo verſchiedne Sorten ſeyn, Zeigte mir ein Zufall juͤngſt, da in einem Schloßthurm ſich (Von den Eulen wohl vermuthlich hingetragen) ihrer neun, Und darunter ſieben Sorten, welche alle ſonderlich, Und verſchiedlich von Figur, auch von Farben, hin- gelegt Und nur erſt erbiſſen funden; woraus denn gar leicht zu ſchließen, Daß U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/327
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/327>, abgerufen am 26.04.2024.