Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Die Katze.
Auch dieß ist ein besonder Thier, wofür dem Schöpfer
Dank gebühret,
Wovon sowohl im Haus als Felde man wahr- und großen
Nutzen spüret,
Da es den Mäusen und den Ratzen, und anderm Ungeziefer
feind,
Die uns dadurch, daß sie so sehr und monatlich fast sich
vermehren,
Auf eine Weise, die nicht leidlich, mehr als man fast ge-
denkt, beschweren,
Uns schaden und uns plagen würden. Ja gegen diesen
Zufall scheint
Die Katze recht mit Fleiß geschaffen. Derselben Unver-
drossenheit,
Gelenker Körper, schnelle Glieder, Geduld, beherzte
Schlauigkeit,
Ein scharf Gehör, nebst dem Geruch, und, über alles,
solche Augen,
Die in der dunklen Nacht zu sehn, nicht minder als am
Tage, taugen,
Daß ein verborgner Zug in ihnen, wie wild sie gleich,
sie zähmen kann:
Dieß alles zeiget Absicht, Weisheit und Lieb unwider-
sprechlich an
Von einem allgemeinen Schöpfer. Man kann auch an
den Katzen sehn,
Wie alle Dinge, die geschehen, nach Maaß und Ord-
nungen geschehn.
Die
Betrachtungen
Die Katze.
Auch dieß iſt ein beſonder Thier, wofuͤr dem Schoͤpfer
Dank gebuͤhret,
Wovon ſowohl im Haus als Felde man wahr- und großen
Nutzen ſpuͤret,
Da es den Maͤuſen und den Ratzen, und anderm Ungeziefer
feind,
Die uns dadurch, daß ſie ſo ſehr und monatlich faſt ſich
vermehren,
Auf eine Weiſe, die nicht leidlich, mehr als man faſt ge-
denkt, beſchweren,
Uns ſchaden und uns plagen wuͤrden. Ja gegen dieſen
Zufall ſcheint
Die Katze recht mit Fleiß geſchaffen. Derſelben Unver-
droſſenheit,
Gelenker Koͤrper, ſchnelle Glieder, Geduld, beherzte
Schlauigkeit,
Ein ſcharf Gehoͤr, nebſt dem Geruch, und, uͤber alles,
ſolche Augen,
Die in der dunklen Nacht zu ſehn, nicht minder als am
Tage, taugen,
Daß ein verborgner Zug in ihnen, wie wild ſie gleich,
ſie zaͤhmen kann:
Dieß alles zeiget Abſicht, Weisheit und Lieb unwider-
ſprechlich an
Von einem allgemeinen Schoͤpfer. Man kann auch an
den Katzen ſehn,
Wie alle Dinge, die geſchehen, nach Maaß und Ord-
nungen geſchehn.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0310" n="290"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Katze.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>uch dieß i&#x017F;t ein be&#x017F;onder Thier, wofu&#x0364;r dem Scho&#x0364;pfer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dank gebu&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
            <l>Wovon &#x017F;owohl im Haus als Felde man wahr- und großen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Nutzen &#x017F;pu&#x0364;ret,</hi> </l><lb/>
            <l>Da es den Ma&#x0364;u&#x017F;en und den Ratzen, und anderm Ungeziefer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">feind,</hi> </l><lb/>
            <l>Die uns dadurch, daß &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;ehr und monatlich fa&#x017F;t &#x017F;ich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">vermehren,</hi> </l><lb/>
            <l>Auf eine Wei&#x017F;e, die nicht leidlich, mehr als man fa&#x017F;t ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">denkt, be&#x017F;chweren,</hi> </l><lb/>
            <l>Uns &#x017F;chaden und uns plagen wu&#x0364;rden. Ja gegen die&#x017F;en</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Zufall &#x017F;cheint</hi> </l><lb/>
            <l>Die Katze recht mit Fleiß ge&#x017F;chaffen. Der&#x017F;elben Unver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">dro&#x017F;&#x017F;enheit,</hi> </l><lb/>
            <l>Gelenker Ko&#x0364;rper, &#x017F;chnelle Glieder, Geduld, beherzte</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schlauigkeit,</hi> </l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;charf Geho&#x0364;r, neb&#x017F;t dem Geruch, und, u&#x0364;ber alles,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;olche Augen,</hi> </l><lb/>
            <l>Die in der dunklen Nacht zu &#x017F;ehn, nicht minder als am</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Tage, taugen,</hi> </l><lb/>
            <l>Daß ein verborgner Zug in ihnen, wie wild &#x017F;ie gleich,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ie za&#x0364;hmen kann:</hi> </l><lb/>
            <l>Dieß alles zeiget Ab&#x017F;icht, Weisheit und Lieb unwider-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;prechlich an</hi> </l><lb/>
            <l>Von einem allgemeinen Scho&#x0364;pfer. Man kann auch an</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">den Katzen &#x017F;ehn,</hi> </l><lb/>
            <l>Wie alle Dinge, die ge&#x017F;chehen, nach Maaß und Ord-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nungen ge&#x017F;chehn.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0310] Betrachtungen Die Katze. Auch dieß iſt ein beſonder Thier, wofuͤr dem Schoͤpfer Dank gebuͤhret, Wovon ſowohl im Haus als Felde man wahr- und großen Nutzen ſpuͤret, Da es den Maͤuſen und den Ratzen, und anderm Ungeziefer feind, Die uns dadurch, daß ſie ſo ſehr und monatlich faſt ſich vermehren, Auf eine Weiſe, die nicht leidlich, mehr als man faſt ge- denkt, beſchweren, Uns ſchaden und uns plagen wuͤrden. Ja gegen dieſen Zufall ſcheint Die Katze recht mit Fleiß geſchaffen. Derſelben Unver- droſſenheit, Gelenker Koͤrper, ſchnelle Glieder, Geduld, beherzte Schlauigkeit, Ein ſcharf Gehoͤr, nebſt dem Geruch, und, uͤber alles, ſolche Augen, Die in der dunklen Nacht zu ſehn, nicht minder als am Tage, taugen, Daß ein verborgner Zug in ihnen, wie wild ſie gleich, ſie zaͤhmen kann: Dieß alles zeiget Abſicht, Weisheit und Lieb unwider- ſprechlich an Von einem allgemeinen Schoͤpfer. Man kann auch an den Katzen ſehn, Wie alle Dinge, die geſchehen, nach Maaß und Ord- nungen geſchehn. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/310
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/310>, abgerufen am 29.03.2024.