Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Thiere.
Und kurz, die Spuren einer Gottheit, in diesem Werk der
Lieb' in Acht!

Ohn diese Theilung der Geschlechter wär' alle Süßigkeit
der Triebe,

Das allerzärtlichste Vergnügen, der Lüste Quelle, kurz,
die Liebe,

Die Mutter holder Regungen, voll Sanft- und Anmuth,
aus der Welt

Und fast die meiste Freude fort; so bleibet dieses festge-
stellt,

Daß Gott, bloß zum gemeinschaftlich- und allerseitigem
Vergnügen,

Geschlechter zu dem Zweck getheilt, um selbige, mit Lust,
zu fügen.
Daß in der wundersamen Ordnung nun ein Geheim-
niß müsse stecken,

So voller Unbegreiflichkeit, scheint selbst die Schrift uns
zu entdecken,

Wenn unter diesem ird'schen Gleichniß von Braut, von
Bräut'gam, von Vermählen,

Sich Christus selber bilden läßt, als wie ein Bräuti-
gam der Seelen.

Ob nun ein ehrerbietigs Schweigen sich gleich hieher am
besten schickt,

So wird jedoch, da es die Schrift mit Worten deutlich
ausgedrückt,

Dieß Wunder wenigstens gewürdigt, daß es zum Gleich-
niß solcher Höhe

Der heiligsten Verbindungen, den Gläubigen vor Augen
stehe.
Es
P 2
uͤber das Reich der Thiere.
Und kurz, die Spuren einer Gottheit, in dieſem Werk der
Lieb’ in Acht!

Ohn dieſe Theilung der Geſchlechter waͤr’ alle Suͤßigkeit
der Triebe,

Das allerzaͤrtlichſte Vergnuͤgen, der Luͤſte Quelle, kurz,
die Liebe,

Die Mutter holder Regungen, voll Sanft- und Anmuth,
aus der Welt

Und faſt die meiſte Freude fort; ſo bleibet dieſes feſtge-
ſtellt,

Daß Gott, bloß zum gemeinſchaftlich- und allerſeitigem
Vergnuͤgen,

Geſchlechter zu dem Zweck getheilt, um ſelbige, mit Luſt,
zu fuͤgen.
Daß in der wunderſamen Ordnung nun ein Geheim-
niß muͤſſe ſtecken,

So voller Unbegreiflichkeit, ſcheint ſelbſt die Schrift uns
zu entdecken,

Wenn unter dieſem ird’ſchen Gleichniß von Braut, von
Braͤut’gam, von Vermaͤhlen,

Sich Chriſtus ſelber bilden laͤßt, als wie ein Braͤuti-
gam der Seelen.

Ob nun ein ehrerbietigs Schweigen ſich gleich hieher am
beſten ſchickt,

So wird jedoch, da es die Schrift mit Worten deutlich
ausgedruͤckt,

Dieß Wunder wenigſtens gewuͤrdigt, daß es zum Gleich-
niß ſolcher Hoͤhe

Der heiligſten Verbindungen, den Glaͤubigen vor Augen
ſtehe.
Es
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0247" n="227"/>
          <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Thiere.</fw><lb/>
          <lg n="57">
            <l>Und kurz, die Spuren einer Gottheit, in die&#x017F;em Werk der<lb/><hi rendition="#et">Lieb&#x2019; in Acht!</hi></l><lb/>
            <l>Ohn die&#x017F;e Theilung der Ge&#x017F;chlechter wa&#x0364;r&#x2019; alle Su&#x0364;ßigkeit<lb/><hi rendition="#et">der Triebe,</hi></l><lb/>
            <l>Das allerza&#x0364;rtlich&#x017F;te Vergnu&#x0364;gen, der Lu&#x0364;&#x017F;te Quelle, kurz,<lb/><hi rendition="#et">die Liebe,</hi></l><lb/>
            <l>Die Mutter holder Regungen, voll Sanft- und Anmuth,<lb/><hi rendition="#et">aus der Welt</hi></l><lb/>
            <l>Und fa&#x017F;t die mei&#x017F;te Freude fort; &#x017F;o bleibet die&#x017F;es fe&#x017F;tge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tellt,</hi></l><lb/>
            <l>Daß Gott, bloß zum gemein&#x017F;chaftlich- und aller&#x017F;eitigem<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chlechter zu dem Zweck getheilt, um &#x017F;elbige, mit Lu&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#et">zu fu&#x0364;gen.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="58">
            <l>Daß in der wunder&#x017F;amen Ordnung nun ein Geheim-<lb/><hi rendition="#et">niß mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tecken,</hi></l><lb/>
            <l>So voller Unbegreiflichkeit, &#x017F;cheint &#x017F;elb&#x017F;t die Schrift uns<lb/><hi rendition="#et">zu entdecken,</hi></l><lb/>
            <l>Wenn unter die&#x017F;em ird&#x2019;&#x017F;chen Gleichniß von Braut, von<lb/><hi rendition="#et">Bra&#x0364;ut&#x2019;gam, von Verma&#x0364;hlen,</hi></l><lb/>
            <l>Sich Chri&#x017F;tus &#x017F;elber bilden la&#x0364;ßt, als wie ein Bra&#x0364;uti-<lb/><hi rendition="#et">gam der Seelen.</hi></l><lb/>
            <l>Ob nun ein ehrerbietigs Schweigen &#x017F;ich gleich hieher am<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;ten &#x017F;chickt,</hi></l><lb/>
            <l>So wird jedoch, da es die Schrift mit Worten deutlich<lb/><hi rendition="#et">ausgedru&#x0364;ckt,</hi></l><lb/>
            <l>Dieß Wunder wenig&#x017F;tens gewu&#x0364;rdigt, daß es zum Gleich-<lb/><hi rendition="#et">niß &#x017F;olcher Ho&#x0364;he</hi></l><lb/>
            <l>Der heilig&#x017F;ten Verbindungen, den Gla&#x0364;ubigen vor Augen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tehe.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0247] uͤber das Reich der Thiere. Und kurz, die Spuren einer Gottheit, in dieſem Werk der Lieb’ in Acht! Ohn dieſe Theilung der Geſchlechter waͤr’ alle Suͤßigkeit der Triebe, Das allerzaͤrtlichſte Vergnuͤgen, der Luͤſte Quelle, kurz, die Liebe, Die Mutter holder Regungen, voll Sanft- und Anmuth, aus der Welt Und faſt die meiſte Freude fort; ſo bleibet dieſes feſtge- ſtellt, Daß Gott, bloß zum gemeinſchaftlich- und allerſeitigem Vergnuͤgen, Geſchlechter zu dem Zweck getheilt, um ſelbige, mit Luſt, zu fuͤgen. Daß in der wunderſamen Ordnung nun ein Geheim- niß muͤſſe ſtecken, So voller Unbegreiflichkeit, ſcheint ſelbſt die Schrift uns zu entdecken, Wenn unter dieſem ird’ſchen Gleichniß von Braut, von Braͤut’gam, von Vermaͤhlen, Sich Chriſtus ſelber bilden laͤßt, als wie ein Braͤuti- gam der Seelen. Ob nun ein ehrerbietigs Schweigen ſich gleich hieher am beſten ſchickt, So wird jedoch, da es die Schrift mit Worten deutlich ausgedruͤckt, Dieß Wunder wenigſtens gewuͤrdigt, daß es zum Gleich- niß ſolcher Hoͤhe Der heiligſten Verbindungen, den Glaͤubigen vor Augen ſtehe. Es P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/247
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/247>, abgerufen am 23.04.2024.