Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Thiere.
Es scheinet ja mit allem Recht, dieß nöthige Geschäfft
allein

Vernünft'ger Geister bester Vorwurf, und unsre größte
Pflicht zu seyn.

Wohin ich meiner Seelen Kräfte und ihre Fähigkeiten
lenke,

Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich
hinabwerts senke,

Was ich, nach möglichem Erforschen der Höhen und der
Tiefen denke,

So scheinet meines Wesens Absicht, der Zweck, daß ich
hervorgebracht,

Bloß die Verherrlichung des Schöpfers. Des Körpers
Kräfte mit der Seelen
(Um den, der alle beyde schuf, dadurch zu preisen) zu
vermählen:

Dieß scheint und ist unwidersprechlich der Wille des, der
mich gemacht.

Man halte gegen diese Handlung doch alle Handlungen
auf Erden,

Die wir verrichten, die noch werden, und die schon auf der
Welt geschehn:

So wird, wenn auch die allerbesten mit diesem Thun ver-
glichen werden,

Man, daß sie dieser das Gewicht nicht halten können,
gern gestehn.

Wir finden in uns Geist und Körper, wir finden hier in
unserm Leben,

Auch außer uns in allen Orten, mit Geist- und Körpern
uns umgeben,

Die sollen billig ihrer Quell, woraus sie stammen, ganz
allein

Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unsrer
Kräfte seyn.
Nach-
N 3
uͤber das Reich der Thiere.
Es ſcheinet ja mit allem Recht, dieß noͤthige Geſchaͤfft
allein

Vernuͤnft’ger Geiſter beſter Vorwurf, und unſre groͤßte
Pflicht zu ſeyn.

Wohin ich meiner Seelen Kraͤfte und ihre Faͤhigkeiten
lenke,

Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich
hinabwerts ſenke,

Was ich, nach moͤglichem Erforſchen der Hoͤhen und der
Tiefen denke,

So ſcheinet meines Weſens Abſicht, der Zweck, daß ich
hervorgebracht,

Bloß die Verherrlichung des Schoͤpfers. Des Koͤrpers
Kraͤfte mit der Seelen
(Um den, der alle beyde ſchuf, dadurch zu preiſen) zu
vermaͤhlen:

Dieß ſcheint und iſt unwiderſprechlich der Wille des, der
mich gemacht.

Man halte gegen dieſe Handlung doch alle Handlungen
auf Erden,

Die wir verrichten, die noch werden, und die ſchon auf der
Welt geſchehn:

So wird, wenn auch die allerbeſten mit dieſem Thun ver-
glichen werden,

Man, daß ſie dieſer das Gewicht nicht halten koͤnnen,
gern geſtehn.

Wir finden in uns Geiſt und Koͤrper, wir finden hier in
unſerm Leben,

Auch außer uns in allen Orten, mit Geiſt- und Koͤrpern
uns umgeben,

Die ſollen billig ihrer Quell, woraus ſie ſtammen, ganz
allein

Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unſrer
Kraͤfte ſeyn.
Nach-
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0217" n="197"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Thiere.</fw><lb/>
        <lg n="760">
          <l>Es &#x017F;cheinet ja mit allem Recht, dieß no&#x0364;thige Ge&#x017F;cha&#x0364;fft<lb/><hi rendition="#et">allein</hi></l><lb/>
          <l>Vernu&#x0364;nft&#x2019;ger Gei&#x017F;ter be&#x017F;ter Vorwurf, und un&#x017F;re gro&#x0364;ßte<lb/><hi rendition="#et">Pflicht zu &#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
          <l>Wohin ich meiner Seelen Kra&#x0364;fte und ihre Fa&#x0364;higkeiten<lb/><hi rendition="#et">lenke,</hi></l><lb/>
          <l>Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich<lb/><hi rendition="#et">hinabwerts &#x017F;enke,</hi></l><lb/>
          <l>Was ich, nach mo&#x0364;glichem Erfor&#x017F;chen der Ho&#x0364;hen und der<lb/><hi rendition="#et">Tiefen denke,</hi></l><lb/>
          <l>So &#x017F;cheinet meines We&#x017F;ens Ab&#x017F;icht, der Zweck, daß ich<lb/><hi rendition="#et">hervorgebracht,</hi></l><lb/>
          <l>Bloß die Verherrlichung des Scho&#x0364;pfers. Des Ko&#x0364;rpers<lb/><hi rendition="#et">Kra&#x0364;fte mit der Seelen</hi><lb/>
(Um den, der alle beyde &#x017F;chuf, dadurch zu prei&#x017F;en) zu<lb/><hi rendition="#et">verma&#x0364;hlen:</hi></l><lb/>
          <l>Dieß &#x017F;cheint und i&#x017F;t unwider&#x017F;prechlich der Wille des, der<lb/><hi rendition="#et">mich gemacht.</hi></l><lb/>
          <l>Man halte gegen die&#x017F;e Handlung doch alle Handlungen<lb/><hi rendition="#et">auf Erden,</hi></l><lb/>
          <l>Die wir verrichten, die noch werden, und die &#x017F;chon auf der<lb/><hi rendition="#et">Welt ge&#x017F;chehn:</hi></l><lb/>
          <l>So wird, wenn auch die allerbe&#x017F;ten mit die&#x017F;em Thun ver-<lb/><hi rendition="#et">glichen werden,</hi></l><lb/>
          <l>Man, daß &#x017F;ie die&#x017F;er das Gewicht nicht halten ko&#x0364;nnen,<lb/><hi rendition="#et">gern ge&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
          <l>Wir finden in uns Gei&#x017F;t und Ko&#x0364;rper, wir finden hier in<lb/><hi rendition="#et">un&#x017F;erm Leben,</hi></l><lb/>
          <l>Auch außer uns in allen Orten, mit Gei&#x017F;t- und Ko&#x0364;rpern<lb/><hi rendition="#et">uns umgeben,</hi></l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ollen billig ihrer Quell, woraus &#x017F;ie &#x017F;tammen, ganz<lb/><hi rendition="#et">allein</hi></l><lb/>
          <l>Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf un&#x017F;rer<lb/><hi rendition="#et">Kra&#x0364;fte &#x017F;eyn.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">N 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0217] uͤber das Reich der Thiere. Es ſcheinet ja mit allem Recht, dieß noͤthige Geſchaͤfft allein Vernuͤnft’ger Geiſter beſter Vorwurf, und unſre groͤßte Pflicht zu ſeyn. Wohin ich meiner Seelen Kraͤfte und ihre Faͤhigkeiten lenke, Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich hinabwerts ſenke, Was ich, nach moͤglichem Erforſchen der Hoͤhen und der Tiefen denke, So ſcheinet meines Weſens Abſicht, der Zweck, daß ich hervorgebracht, Bloß die Verherrlichung des Schoͤpfers. Des Koͤrpers Kraͤfte mit der Seelen (Um den, der alle beyde ſchuf, dadurch zu preiſen) zu vermaͤhlen: Dieß ſcheint und iſt unwiderſprechlich der Wille des, der mich gemacht. Man halte gegen dieſe Handlung doch alle Handlungen auf Erden, Die wir verrichten, die noch werden, und die ſchon auf der Welt geſchehn: So wird, wenn auch die allerbeſten mit dieſem Thun ver- glichen werden, Man, daß ſie dieſer das Gewicht nicht halten koͤnnen, gern geſtehn. Wir finden in uns Geiſt und Koͤrper, wir finden hier in unſerm Leben, Auch außer uns in allen Orten, mit Geiſt- und Koͤrpern uns umgeben, Die ſollen billig ihrer Quell, woraus ſie ſtammen, ganz allein Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unſrer Kraͤfte ſeyn. Nach- N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/217
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/217>, abgerufen am 19.04.2024.