Es scheinet ja mit allem Recht, dieß nöthige Geschäfft allein Vernünft'ger Geister bester Vorwurf, und unsre größte Pflicht zu seyn. Wohin ich meiner Seelen Kräfte und ihre Fähigkeiten lenke, Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich hinabwerts senke, Was ich, nach möglichem Erforschen der Höhen und der Tiefen denke, So scheinet meines Wesens Absicht, der Zweck, daß ich hervorgebracht, Bloß die Verherrlichung des Schöpfers. Des Körpers Kräfte mit der Seelen (Um den, der alle beyde schuf, dadurch zu preisen) zu vermählen: Dieß scheint und ist unwidersprechlich der Wille des, der mich gemacht. Man halte gegen diese Handlung doch alle Handlungen auf Erden, Die wir verrichten, die noch werden, und die schon auf der Welt geschehn: So wird, wenn auch die allerbesten mit diesem Thun ver- glichen werden, Man, daß sie dieser das Gewicht nicht halten können, gern gestehn. Wir finden in uns Geist und Körper, wir finden hier in unserm Leben, Auch außer uns in allen Orten, mit Geist- und Körpern uns umgeben, Die sollen billig ihrer Quell, woraus sie stammen, ganz allein Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unsrer Kräfte seyn.
Nach-
N 3
uͤber das Reich der Thiere.
Es ſcheinet ja mit allem Recht, dieß noͤthige Geſchaͤfft allein Vernuͤnft’ger Geiſter beſter Vorwurf, und unſre groͤßte Pflicht zu ſeyn. Wohin ich meiner Seelen Kraͤfte und ihre Faͤhigkeiten lenke, Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich hinabwerts ſenke, Was ich, nach moͤglichem Erforſchen der Hoͤhen und der Tiefen denke, So ſcheinet meines Weſens Abſicht, der Zweck, daß ich hervorgebracht, Bloß die Verherrlichung des Schoͤpfers. Des Koͤrpers Kraͤfte mit der Seelen (Um den, der alle beyde ſchuf, dadurch zu preiſen) zu vermaͤhlen: Dieß ſcheint und iſt unwiderſprechlich der Wille des, der mich gemacht. Man halte gegen dieſe Handlung doch alle Handlungen auf Erden, Die wir verrichten, die noch werden, und die ſchon auf der Welt geſchehn: So wird, wenn auch die allerbeſten mit dieſem Thun ver- glichen werden, Man, daß ſie dieſer das Gewicht nicht halten koͤnnen, gern geſtehn. Wir finden in uns Geiſt und Koͤrper, wir finden hier in unſerm Leben, Auch außer uns in allen Orten, mit Geiſt- und Koͤrpern uns umgeben, Die ſollen billig ihrer Quell, woraus ſie ſtammen, ganz allein Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unſrer Kraͤfte ſeyn.
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uͤber das Reich der Thiere.
Es ſcheinet ja mit allem Recht, dieß noͤthige Geſchaͤfft
allein
Vernuͤnft’ger Geiſter beſter Vorwurf, und unſre groͤßte
Pflicht zu ſeyn.
Wohin ich meiner Seelen Kraͤfte und ihre Faͤhigkeiten
lenke,
Wie hoch ich aufwerts mich erhebe, wie tief ich mich
hinabwerts ſenke,
Was ich, nach moͤglichem Erforſchen der Hoͤhen und der
Tiefen denke,
So ſcheinet meines Weſens Abſicht, der Zweck, daß ich
hervorgebracht,
Bloß die Verherrlichung des Schoͤpfers. Des Koͤrpers
Kraͤfte mit der Seelen
(Um den, der alle beyde ſchuf, dadurch zu preiſen) zu
vermaͤhlen:
Dieß ſcheint und iſt unwiderſprechlich der Wille des, der
mich gemacht.
Man halte gegen dieſe Handlung doch alle Handlungen
auf Erden,
Die wir verrichten, die noch werden, und die ſchon auf der
Welt geſchehn:
So wird, wenn auch die allerbeſten mit dieſem Thun ver-
glichen werden,
Man, daß ſie dieſer das Gewicht nicht halten koͤnnen,
gern geſtehn.
Wir finden in uns Geiſt und Koͤrper, wir finden hier in
unſerm Leben,
Auch außer uns in allen Orten, mit Geiſt- und Koͤrpern
uns umgeben,
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allein
Zum Ruhm und zur Verherrlichung der Vorwurf unſrer
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/217>, abgerufen am 16.07.2024.
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