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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Jhre harte Schalen decket
Eine fleischlichrauhe Haut,
Welche grün, worinn sie stecket,
Wie man Welschenüsse schaut.
Diese berstet meist an allen,
Da sie dann herunterfallen,
Wenn sie reifen im August,
Uns zum Nutzen und zur Lust.
Sie sind von verschiednen Sorten,
Da sie süß und bitter seyn;
Und man theilt sie nach den Orten,
Wo sie wachsen, meistens ein.
Es sind Mandeln oftermalen
Spröde, dünn und hart von Schalen;
Wenn hingegen eine Art
Zähe, feste, dick und hart.
Jhr Geschmack ist unterschiedlich,
Und besonders schmeckt ihr Kern
Mit Rosin'n und Feigen niedlich,
Fast ein jeder ißt sie gern;
So allein, als auch gemischet,
Wird man durch die Frucht erfrischer.
Wie so mancherley Gericht
Machen wir aus Mandeln nicht?
Wenn wir denn auch Mandeln essen,
Laßt uns mit gerührter Brust,
Daß sie ein Geschöpf, ermessen,
Und mit inniglicher Lust
An derselben Schöpfer denken,
Der sie uns hat wollen schenken;
Der uns eine Gnad erweist,
Wenn er uns mit Mandeln speist.
Bey
Betrachtungen
Jhre harte Schalen decket
Eine fleiſchlichrauhe Haut,
Welche gruͤn, worinn ſie ſtecket,
Wie man Welſchenuͤſſe ſchaut.
Dieſe berſtet meiſt an allen,
Da ſie dann herunterfallen,
Wenn ſie reifen im Auguſt,
Uns zum Nutzen und zur Luſt.
Sie ſind von verſchiednen Sorten,
Da ſie ſuͤß und bitter ſeyn;
Und man theilt ſie nach den Orten,
Wo ſie wachſen, meiſtens ein.
Es ſind Mandeln oftermalen
Sproͤde, duͤnn und hart von Schalen;
Wenn hingegen eine Art
Zaͤhe, feſte, dick und hart.
Jhr Geſchmack iſt unterſchiedlich,
Und beſonders ſchmeckt ihr Kern
Mit Roſin’n und Feigen niedlich,
Faſt ein jeder ißt ſie gern;
So allein, als auch gemiſchet,
Wird man durch die Frucht erfriſcheꝛ.
Wie ſo mancherley Gericht
Machen wir aus Mandeln nicht?
Wenn wir denn auch Mandeln eſſen,
Laßt uns mit geruͤhrter Bruſt,
Daß ſie ein Geſchoͤpf, ermeſſen,
Und mit inniglicher Luſt
An derſelben Schoͤpfer denken,
Der ſie uns hat wollen ſchenken;
Der uns eine Gnad erweiſt,
Wenn er uns mit Mandeln ſpeiſt.
Bey
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[182/0202] Betrachtungen Jhre harte Schalen decket Eine fleiſchlichrauhe Haut, Welche gruͤn, worinn ſie ſtecket, Wie man Welſchenuͤſſe ſchaut. Dieſe berſtet meiſt an allen, Da ſie dann herunterfallen, Wenn ſie reifen im Auguſt, Uns zum Nutzen und zur Luſt. Sie ſind von verſchiednen Sorten, Da ſie ſuͤß und bitter ſeyn; Und man theilt ſie nach den Orten, Wo ſie wachſen, meiſtens ein. Es ſind Mandeln oftermalen Sproͤde, duͤnn und hart von Schalen; Wenn hingegen eine Art Zaͤhe, feſte, dick und hart. Jhr Geſchmack iſt unterſchiedlich, Und beſonders ſchmeckt ihr Kern Mit Roſin’n und Feigen niedlich, Faſt ein jeder ißt ſie gern; So allein, als auch gemiſchet, Wird man durch die Frucht erfriſcheꝛ. Wie ſo mancherley Gericht Machen wir aus Mandeln nicht? Wenn wir denn auch Mandeln eſſen, Laßt uns mit geruͤhrter Bruſt, Daß ſie ein Geſchoͤpf, ermeſſen, Und mit inniglicher Luſt An derſelben Schoͤpfer denken, Der ſie uns hat wollen ſchenken; Der uns eine Gnad erweiſt, Wenn er uns mit Mandeln ſpeiſt. Bey

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/202>, abgerufen am 26.04.2024.