Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Pflanzen. Wer mit Andacht eine Blume Recht mit Menschenaugen sieht, Wie sie, zu des Schöpfers Ruhme, Jn so schönen Farben glüht, Wie die Glut der Granadiljen, Wie das Silber weißer Liljen So gar unbeschreiblich schön, Muß in ihnen Gott erhöhn. Wer kann den Geruch ergründen, Der in solchem Unterscheid Jn der Blumen Heer zu finden, Und, mit solcher Lieblichkeit, Unser Herz und Hirn ergetzet, Ja fast in Erstaunen setzet, Denkt man, wie das, was man spürt, Aus verworfnem Koth herrührt? Was der Blumen Meng' aushauchet, Balsamiret Luft und Wind: Welch ein Ambra dampft und rauchet Aus der frühen Hyacinth! Wie weis doch der Dunst der Rosen Unsrer Nasen liebzukosen! Hat nicht unsrer Nelken Kraft Des Gewürzes Eigenschaft? Wie durchdringt der Aepfel Blüte, Tuberosen und Jesmin Nas' und Herz, Sinn und Gemüthe, Deren Duft wir an uns ziehn! Wie wird durch die Blüt der Linden, Durch Muskat und Zimmetrinden, Die der Luftkreis zu uns schickt, Unser Herze nicht erquickt! Wie G
uͤber das Reich der Pflanzen. Wer mit Andacht eine Blume Recht mit Menſchenaugen ſieht, Wie ſie, zu des Schoͤpfers Ruhme, Jn ſo ſchoͤnen Farben gluͤht, Wie die Glut der Granadiljen, Wie das Silber weißer Liljen So gar unbeſchreiblich ſchoͤn, Muß in ihnen Gott erhoͤhn. Wer kann den Geruch ergruͤnden, Der in ſolchem Unterſcheid Jn der Blumen Heer zu finden, Und, mit ſolcher Lieblichkeit, Unſer Herz und Hirn ergetzet, Ja faſt in Erſtaunen ſetzet, Denkt man, wie das, was man ſpuͤrt, Aus verworfnem Koth herruͤhrt? Was der Blumen Meng’ aushauchet, Balſamiret Luft und Wind: Welch ein Ambra dampft und rauchet Aus der fruͤhen Hyacinth! Wie weis doch der Dunſt der Roſen Unſrer Naſen liebzukoſen! Hat nicht unſrer Nelken Kraft Des Gewuͤrzes Eigenſchaft? Wie durchdringt der Aepfel Bluͤte, Tuberoſen und Jesmin Naſ’ und Herz, Sinn und Gemuͤthe, Deren Duft wir an uns ziehn! Wie wird durch die Bluͤt der Linden, Durch Muskat und Zimmetrinden, Die der Luftkreis zu uns ſchickt, Unſer Herze nicht erquickt! Wie G
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uͤber das Reich der Pflanzen.
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Wie die Glut der Granadiljen,
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So gar unbeſchreiblich ſchoͤn,
Muß in ihnen Gott erhoͤhn.
Wer kann den Geruch ergruͤnden,
Der in ſolchem Unterſcheid
Jn der Blumen Heer zu finden,
Und, mit ſolcher Lieblichkeit,
Unſer Herz und Hirn ergetzet,
Ja faſt in Erſtaunen ſetzet,
Denkt man, wie das, was man ſpuͤrt,
Aus verworfnem Koth herruͤhrt?
Was der Blumen Meng’ aushauchet,
Balſamiret Luft und Wind:
Welch ein Ambra dampft und rauchet
Aus der fruͤhen Hyacinth!
Wie weis doch der Dunſt der Roſen
Unſrer Naſen liebzukoſen!
Hat nicht unſrer Nelken Kraft
Des Gewuͤrzes Eigenſchaft?
Wie durchdringt der Aepfel Bluͤte,
Tuberoſen und Jesmin
Naſ’ und Herz, Sinn und Gemuͤthe,
Deren Duft wir an uns ziehn!
Wie wird durch die Bluͤt der Linden,
Durch Muskat und Zimmetrinden,
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