Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Ganz erschrecklich, ganz entsetzlich
Jst die wütende Gewalt
Dieses Pulvers, da es plötzlich
Alles stürzt und dergestalt
Alles sprenget und zerschmeißet,
Daß es splittert und zerreißet,
Wodurch seine wilde Glut
Gut' und böse Wunder thut.
Des Salpeters Form ist immer
Langschüßig und sechsgeeckt;
Er hat einen weißen Schimmer,
Wie Crystall. Und man entdeckt,
Wenn er rein, an ihm ein Brennen,
So wir nicht beschreiben können:
Seine Glut brennt wunderlich,
Nicht nur aufwerts; unter sich.
Der
Borax.
Ferner, an so manchem Orte,
Auch in Persien, trifft man
Von dem Salz ein' andre Sorte,
Die man Borax nennet, an.
Dieses Salz ist mineralisch,
Weder sauer, noch alkalisch;
Sondern es ist, wie man meynt,
Beyder Kraft in ihm vereint.
Wobey, wenn mans recht ergründet,
Man in seinem Wesen auch
Noch ein ölicht Wesen findet;
Dieses dienet zum Gebrauch,
Daß durch selben die Metallen
Leicht in Fluß zergehn, und fallen;
Und deswegen nützet er
Sonderlich den Gürtlern sehr.
Aber
Betrachtungen
Ganz erſchrecklich, ganz entſetzlich
Jſt die wuͤtende Gewalt
Dieſes Pulvers, da es ploͤtzlich
Alles ſtuͤrzt und dergeſtalt
Alles ſprenget und zerſchmeißet,
Daß es ſplittert und zerreißet,
Wodurch ſeine wilde Glut
Gut’ und boͤſe Wunder thut.
Des Salpeters Form iſt immer
Langſchuͤßig und ſechsgeeckt;
Er hat einen weißen Schimmer,
Wie Cryſtall. Und man entdeckt,
Wenn er rein, an ihm ein Brennen,
So wir nicht beſchreiben koͤnnen:
Seine Glut brennt wunderlich,
Nicht nur aufwerts; unter ſich.
Der
Borax.
Ferner, an ſo manchem Orte,
Auch in Perſien, trifft man
Von dem Salz ein’ andre Sorte,
Die man Borax nennet, an.
Dieſes Salz iſt mineraliſch,
Weder ſauer, noch alkaliſch;
Sondern es iſt, wie man meynt,
Beyder Kraft in ihm vereint.
Wobey, wenn mans recht ergruͤndet,
Man in ſeinem Weſen auch
Noch ein oͤlicht Weſen findet;
Dieſes dienet zum Gebrauch,
Daß durch ſelben die Metallen
Leicht in Fluß zergehn, und fallen;
Und deswegen nuͤtzet er
Sonderlich den Guͤrtlern ſehr.
Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="86"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="330">
          <l>Ganz er&#x017F;chrecklich, ganz ent&#x017F;etzlich</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t die wu&#x0364;tende Gewalt</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es Pulvers, da es plo&#x0364;tzlich</l><lb/>
          <l>Alles &#x017F;tu&#x0364;rzt und derge&#x017F;talt</l><lb/>
          <l>Alles &#x017F;prenget und zer&#x017F;chmeißet,</l><lb/>
          <l>Daß es &#x017F;plittert und zerreißet,</l><lb/>
          <l>Wodurch &#x017F;eine wilde Glut</l><lb/>
          <l>Gut&#x2019; und bo&#x0364;&#x017F;e Wunder thut.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="331">
          <l>Des Salpeters Form i&#x017F;t immer</l><lb/>
          <l>Lang&#x017F;chu&#x0364;ßig und &#x017F;echsgeeckt;</l><lb/>
          <l>Er hat einen weißen Schimmer,</l><lb/>
          <l>Wie Cry&#x017F;tall. Und man entdeckt,</l><lb/>
          <l>Wenn er rein, an ihm ein Brennen,</l><lb/>
          <l>So wir nicht be&#x017F;chreiben ko&#x0364;nnen:</l><lb/>
          <l>Seine Glut brennt wunderlich,</l><lb/>
          <l>Nicht nur aufwerts; unter &#x017F;ich.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Der<lb/>
Borax.</note>
        <lg n="332">
          <l>Ferner, an &#x017F;o manchem Orte,</l><lb/>
          <l>Auch in Per&#x017F;ien, trifft man</l><lb/>
          <l>Von dem Salz ein&#x2019; andre Sorte,</l><lb/>
          <l>Die man Borax nennet, an.</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es Salz i&#x017F;t minerali&#x017F;ch,</l><lb/>
          <l>Weder &#x017F;auer, noch alkali&#x017F;ch;</l><lb/>
          <l>Sondern es i&#x017F;t, wie man meynt,</l><lb/>
          <l>Beyder Kraft in ihm vereint.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="333">
          <l>Wobey, wenn mans recht ergru&#x0364;ndet,</l><lb/>
          <l>Man in &#x017F;einem We&#x017F;en auch</l><lb/>
          <l>Noch ein o&#x0364;licht We&#x017F;en findet;</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es dienet zum Gebrauch,</l><lb/>
          <l>Daß durch &#x017F;elben die Metallen</l><lb/>
          <l>Leicht in Fluß zergehn, und fallen;</l><lb/>
          <l>Und deswegen nu&#x0364;tzet er</l><lb/>
          <l>Sonderlich den Gu&#x0364;rtlern &#x017F;ehr.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0106] Betrachtungen Ganz erſchrecklich, ganz entſetzlich Jſt die wuͤtende Gewalt Dieſes Pulvers, da es ploͤtzlich Alles ſtuͤrzt und dergeſtalt Alles ſprenget und zerſchmeißet, Daß es ſplittert und zerreißet, Wodurch ſeine wilde Glut Gut’ und boͤſe Wunder thut. Des Salpeters Form iſt immer Langſchuͤßig und ſechsgeeckt; Er hat einen weißen Schimmer, Wie Cryſtall. Und man entdeckt, Wenn er rein, an ihm ein Brennen, So wir nicht beſchreiben koͤnnen: Seine Glut brennt wunderlich, Nicht nur aufwerts; unter ſich. Ferner, an ſo manchem Orte, Auch in Perſien, trifft man Von dem Salz ein’ andre Sorte, Die man Borax nennet, an. Dieſes Salz iſt mineraliſch, Weder ſauer, noch alkaliſch; Sondern es iſt, wie man meynt, Beyder Kraft in ihm vereint. Wobey, wenn mans recht ergruͤndet, Man in ſeinem Weſen auch Noch ein oͤlicht Weſen findet; Dieſes dienet zum Gebrauch, Daß durch ſelben die Metallen Leicht in Fluß zergehn, und fallen; Und deswegen nuͤtzet er Sonderlich den Guͤrtlern ſehr. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/106
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/106>, abgerufen am 23.11.2024.