Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Trost aus Bluhmen.
Damit es von den Bluhmen nun nicht mag, nur
beym Register, bleiben;

Will ich, von so verschiednen Schönen, doch eine, we-
nigstens, beschreiben.

Dieß ist die schöne Merian, die man la Burghemaitre
nennet,

Die fast, von allen andern Bluhmen, an Pracht, nicht
ihres Gleichen kennet;

Und die sowohl an ihrem Bau, als in der schönen Farbe,
wehrt,

Daß man, zur Dankbarkeit getrieben, in unsrer Lust,
den Schöpfer ehrt.

Sie ist von ganz besondrer Größe; sie übertrifft und
übersteiget

Das Ansehn aller andern fast. Die Form ist recht ver-
wunderlich;

Jndem an ihr Figur und Umstrich, auch für den besten
Künstler, sich,

Durch fremde Biegung, ungewiß, und gleichsam un-
nachahmbar, zeiget:

Symmetrisch ohne Symmetrie: scheint recht, als ob
ein jedes Blatt

Mit andern Blättern nichts gemein, und eine eigne
Bildung, hat;

Aus denen sich dennoch, mit Ecken und runden Spitzen
ausgeziert,

Sowohl am Rand, als in der Mitten, ein wunderwür-
digs Ganz formiert.

Die Blätter scheinen fest und dicke, und recht, als
wenn sie sich erhüben,

An manchem Ort, auf Goldschmids-Art, wie Laubwerk,
in die Höh getrieben,
An
8 Theil. F
Troſt aus Bluhmen.
Damit es von den Bluhmen nun nicht mag, nur
beym Regiſter, bleiben;

Will ich, von ſo verſchiednen Schoͤnen, doch eine, we-
nigſtens, beſchreiben.

Dieß iſt die ſchoͤne Merian, die man la Burghemaitre
nennet,

Die faſt, von allen andern Bluhmen, an Pracht, nicht
ihres Gleichen kennet;

Und die ſowohl an ihrem Bau, als in der ſchoͤnen Farbe,
wehrt,

Daß man, zur Dankbarkeit getrieben, in unſrer Luſt,
den Schoͤpfer ehrt.

Sie iſt von ganz beſondrer Groͤße; ſie uͤbertrifft und
uͤberſteiget

Das Anſehn aller andern faſt. Die Form iſt recht ver-
wunderlich;

Jndem an ihr Figur und Umſtrich, auch fuͤr den beſten
Kuͤnſtler, ſich,

Durch fremde Biegung, ungewiß, und gleichſam un-
nachahmbar, zeiget:

Symmetriſch ohne Symmetrie: ſcheint recht, als ob
ein jedes Blatt

Mit andern Blaͤttern nichts gemein, und eine eigne
Bildung, hat;

Aus denen ſich dennoch, mit Ecken und runden Spitzen
ausgeziert,

Sowohl am Rand, als in der Mitten, ein wunderwuͤr-
digs Ganz formiert.

Die Blaͤtter ſcheinen feſt und dicke, und recht, als
wenn ſie ſich erhuͤben,

An manchem Ort, auf Goldſchmids-Art, wie Laubwerk,
in die Hoͤh getrieben,
An
8 Theil. F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0095" n="81"/>
              <fw place="top" type="header">Tro&#x017F;t aus Bluhmen.</fw><lb/>
              <lg n="22">
                <l>Damit es von den Bluhmen nun nicht mag, nur<lb/><hi rendition="#et">beym Regi&#x017F;ter, bleiben;</hi></l><lb/>
                <l>Will ich, von &#x017F;o ver&#x017F;chiednen Scho&#x0364;nen, doch eine, we-<lb/><hi rendition="#et">nig&#x017F;tens, be&#x017F;chreiben.</hi></l><lb/>
                <l>Dieß i&#x017F;t die &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">Merian,</hi> die man la Burghemaitre<lb/><hi rendition="#et">nennet,</hi></l><lb/>
                <l>Die fa&#x017F;t, von allen andern Bluhmen, an Pracht, nicht<lb/><hi rendition="#et">ihres Gleichen kennet;</hi></l><lb/>
                <l>Und die &#x017F;owohl an ihrem Bau, als in der &#x017F;cho&#x0364;nen Farbe,<lb/><hi rendition="#et">wehrt,</hi></l><lb/>
                <l>Daß man, zur Dankbarkeit getrieben, in un&#x017F;rer Lu&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#et">den Scho&#x0364;pfer ehrt.</hi></l><lb/>
                <l>Sie i&#x017F;t von ganz be&#x017F;ondrer Gro&#x0364;ße; &#x017F;ie u&#x0364;bertrifft und<lb/><hi rendition="#et">u&#x0364;ber&#x017F;teiget</hi></l><lb/>
                <l>Das An&#x017F;ehn aller andern fa&#x017F;t. Die Form i&#x017F;t recht ver-<lb/><hi rendition="#et">wunderlich;</hi></l><lb/>
                <l>Jndem an ihr Figur und Um&#x017F;trich, auch fu&#x0364;r den be&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Ku&#x0364;n&#x017F;tler, &#x017F;ich,</hi></l><lb/>
                <l>Durch fremde Biegung, ungewiß, und gleich&#x017F;am un-<lb/><hi rendition="#et">nachahmbar, zeiget:</hi></l><lb/>
                <l>Symmetri&#x017F;ch ohne Symmetrie: &#x017F;cheint recht, als ob<lb/><hi rendition="#et">ein jedes Blatt</hi></l><lb/>
                <l>Mit andern Bla&#x0364;ttern nichts gemein, und eine eigne<lb/><hi rendition="#et">Bildung, hat;</hi></l><lb/>
                <l>Aus denen &#x017F;ich dennoch, mit Ecken und runden Spitzen<lb/><hi rendition="#et">ausgeziert,</hi></l><lb/>
                <l>Sowohl am Rand, als in der Mitten, ein wunderwu&#x0364;r-<lb/><hi rendition="#et">digs Ganz formiert.</hi></l><lb/>
                <l>Die Bla&#x0364;tter &#x017F;cheinen fe&#x017F;t und dicke, und recht, als<lb/><hi rendition="#et">wenn &#x017F;ie &#x017F;ich erhu&#x0364;ben,</hi></l><lb/>
                <l>An manchem Ort, auf Gold&#x017F;chmids-Art, wie Laubwerk,<lb/><hi rendition="#et">in die Ho&#x0364;h getrieben,</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">8 Theil. F</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0095] Troſt aus Bluhmen. Damit es von den Bluhmen nun nicht mag, nur beym Regiſter, bleiben; Will ich, von ſo verſchiednen Schoͤnen, doch eine, we- nigſtens, beſchreiben. Dieß iſt die ſchoͤne Merian, die man la Burghemaitre nennet, Die faſt, von allen andern Bluhmen, an Pracht, nicht ihres Gleichen kennet; Und die ſowohl an ihrem Bau, als in der ſchoͤnen Farbe, wehrt, Daß man, zur Dankbarkeit getrieben, in unſrer Luſt, den Schoͤpfer ehrt. Sie iſt von ganz beſondrer Groͤße; ſie uͤbertrifft und uͤberſteiget Das Anſehn aller andern faſt. Die Form iſt recht ver- wunderlich; Jndem an ihr Figur und Umſtrich, auch fuͤr den beſten Kuͤnſtler, ſich, Durch fremde Biegung, ungewiß, und gleichſam un- nachahmbar, zeiget: Symmetriſch ohne Symmetrie: ſcheint recht, als ob ein jedes Blatt Mit andern Blaͤttern nichts gemein, und eine eigne Bildung, hat; Aus denen ſich dennoch, mit Ecken und runden Spitzen ausgeziert, Sowohl am Rand, als in der Mitten, ein wunderwuͤr- digs Ganz formiert. Die Blaͤtter ſcheinen feſt und dicke, und recht, als wenn ſie ſich erhuͤben, An manchem Ort, auf Goldſchmids-Art, wie Laubwerk, in die Hoͤh getrieben, An 8 Theil. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/95
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/95>, abgerufen am 23.11.2024.