Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vernünftige Gottes-Dienst.
Jst es nur eine; muß dieselbe, da sie von Gott stammt,
deutlich, klar,

So unveränderlich, so rein, so überzeuglich, offenbar,
Ohn' alle Fehler, Zweifel, Zwist, unwidersprechlich, all-
gemein,

Und auf Verträglichkeit und Liebe, zu Dessen Ruhm,
gegründet seyn,

Aus welchem sie, und alles, stammt. Dieß scheint nun
die: Jn Gottes Werken,

Voll stets bewundernden Vergnügens, Sein' All-
macht, Lieb' und Weisheit merken;
Nach den Gesetzen der Natur vergönnte Freud',
erlaubte Lust,
Zum Ruhm Des, Der sie schenkt, geniessen, be-
freyt von aller Laster Wust;
Den Nächsten, unser Mitgeschöpf, wie uns, zu lie-
ben, uns bestreben,
Und, in gelaßner Zuversicht auf Seine Liebe, Gott
erheben:
Dieß scheint ein wahrer Gottes-Dienst, und Gott,
was Gottes ist, gegeben.

Das Christenthum hat selber nicht,
Was dieser Wahrheit widerspricht:
Es ist auf diesen Grund gegründet.
Je mehr man, ihren wahren Sätzen recht nachzusinnen,
sich bestrebt;

Je mehr es ihren großen Ursprung, im Beyfall, und
sich selbst, erhebt;

Je mehr man Seine Größe findet.

Worinn

Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
Jſt es nur eine; muß dieſelbe, da ſie von Gott ſtammt,
deutlich, klar,

So unveraͤnderlich, ſo rein, ſo uͤberzeuglich, offenbar,
Ohn’ alle Fehler, Zweifel, Zwiſt, unwiderſprechlich, all-
gemein,

Und auf Vertraͤglichkeit und Liebe, zu Deſſen Ruhm,
gegruͤndet ſeyn,

Aus welchem ſie, und alles, ſtammt. Dieß ſcheint nun
die: Jn Gottes Werken,

Voll ſtets bewundernden Vergnuͤgens, Sein’ All-
macht, Lieb’ und Weisheit merken;
Nach den Geſetzen der Natur vergoͤnnte Freud’,
erlaubte Luſt,
Zum Ruhm Des, Der ſie ſchenkt, genieſſen, be-
freyt von aller Laſter Wuſt;
Den Naͤchſten, unſer Mitgeſchoͤpf, wie uns, zu lie-
ben, uns beſtreben,
Und, in gelaßner Zuverſicht auf Seine Liebe, Gott
erheben:
Dieß ſcheint ein wahrer Gottes-Dienſt, und Gott,
was Gottes iſt, gegeben.

Das Chriſtenthum hat ſelber nicht,
Was dieſer Wahrheit widerſpricht:
Es iſt auf dieſen Grund gegruͤndet.
Je mehr man, ihren wahren Saͤtzen recht nachzuſinnen,
ſich beſtrebt;

Je mehr es ihren großen Urſprung, im Beyfall, und
ſich ſelbſt, erhebt;

Je mehr man Seine Groͤße findet.

Worinn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="4">
                <pb facs="#f0633" n="619"/>
                <fw place="top" type="header">Der vernu&#x0364;nftige Gottes-Dien&#x017F;t.</fw><lb/>
                <l>J&#x017F;t es nur <hi rendition="#fr">eine;</hi> muß die&#x017F;elbe, da &#x017F;ie von Gott &#x017F;tammt,<lb/><hi rendition="#et">deutlich, klar,</hi></l><lb/>
                <l>So unvera&#x0364;nderlich, &#x017F;o rein, &#x017F;o u&#x0364;berzeuglich, offenbar,</l><lb/>
                <l>Ohn&#x2019; alle Fehler, Zweifel, Zwi&#x017F;t, unwider&#x017F;prechlich, all-<lb/><hi rendition="#et">gemein,</hi></l><lb/>
                <l>Und auf Vertra&#x0364;glichkeit und Liebe, zu De&#x017F;&#x017F;en Ruhm,<lb/><hi rendition="#et">gegru&#x0364;ndet &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
                <l>Aus welchem &#x017F;ie, und alles, &#x017F;tammt. Dieß &#x017F;cheint nun<lb/><hi rendition="#et">die: <hi rendition="#fr">Jn Gottes Werken,</hi></hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Voll &#x017F;tets bewundernden Vergnu&#x0364;gens, Sein&#x2019; All-</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">macht, Lieb&#x2019; und Weisheit merken;</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#et">Nach den Ge&#x017F;etzen der Natur vergo&#x0364;nnte Freud&#x2019;,<lb/><hi rendition="#et">erlaubte Lu&#x017F;t,</hi><lb/>
Zum Ruhm Des, Der &#x017F;ie &#x017F;chenkt, genie&#x017F;&#x017F;en, be-<lb/><hi rendition="#et">freyt von aller La&#x017F;ter Wu&#x017F;t;</hi><lb/>
Den Na&#x0364;ch&#x017F;ten, un&#x017F;er Mitge&#x017F;cho&#x0364;pf, wie uns, zu lie-<lb/><hi rendition="#et">ben, uns be&#x017F;treben,</hi><lb/>
Und, in gelaßner Zuver&#x017F;icht auf Seine Liebe, Gott<lb/><hi rendition="#et">erheben:</hi><lb/>
Dieß &#x017F;cheint ein wahrer Gottes-Dien&#x017F;t, und Gott,<lb/><hi rendition="#et">was Gottes i&#x017F;t, gegeben.</hi></hi> </l><lb/>
                <l>Das Chri&#x017F;tenthum hat &#x017F;elber nicht,</l><lb/>
                <l>Was die&#x017F;er Wahrheit wider&#x017F;pricht:</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t auf die&#x017F;en Grund gegru&#x0364;ndet.</l><lb/>
                <l>Je mehr man, ihren wahren Sa&#x0364;tzen recht nachzu&#x017F;innen,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich be&#x017F;trebt;</hi></l><lb/>
                <l>Je mehr es ihren großen Ur&#x017F;prung, im Beyfall, und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, erhebt;</hi></l><lb/>
                <l>Je mehr man Seine Gro&#x0364;ße findet.</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Worinn</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0633] Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt. Jſt es nur eine; muß dieſelbe, da ſie von Gott ſtammt, deutlich, klar, So unveraͤnderlich, ſo rein, ſo uͤberzeuglich, offenbar, Ohn’ alle Fehler, Zweifel, Zwiſt, unwiderſprechlich, all- gemein, Und auf Vertraͤglichkeit und Liebe, zu Deſſen Ruhm, gegruͤndet ſeyn, Aus welchem ſie, und alles, ſtammt. Dieß ſcheint nun die: Jn Gottes Werken, Voll ſtets bewundernden Vergnuͤgens, Sein’ All- macht, Lieb’ und Weisheit merken; Nach den Geſetzen der Natur vergoͤnnte Freud’, erlaubte Luſt, Zum Ruhm Des, Der ſie ſchenkt, genieſſen, be- freyt von aller Laſter Wuſt; Den Naͤchſten, unſer Mitgeſchoͤpf, wie uns, zu lie- ben, uns beſtreben, Und, in gelaßner Zuverſicht auf Seine Liebe, Gott erheben: Dieß ſcheint ein wahrer Gottes-Dienſt, und Gott, was Gottes iſt, gegeben. Das Chriſtenthum hat ſelber nicht, Was dieſer Wahrheit widerſpricht: Es iſt auf dieſen Grund gegruͤndet. Je mehr man, ihren wahren Saͤtzen recht nachzuſinnen, ſich beſtrebt; Je mehr es ihren großen Urſprung, im Beyfall, und ſich ſelbſt, erhebt; Je mehr man Seine Groͤße findet. Worinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/633
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/633>, abgerufen am 24.11.2024.