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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Das Leben.
Doch höre! laß uns weiter gehn!
Wie wär' es, wenn sie alle blieben, und daß, im Schooße
der Natur,

Sie andre Stamina belebten,
Die etwa besser, als die ersten; daß sie sich allemal
bestrebten,

Den ersten Zustand zu verbessern? Daß dieses Gott
nicht möglich sey,

Zu glauben, fällt dir, (wie ich hoffe) mein Leser, ja wohl
nimmer bey.

So fragt sich: Ob, bey diesem Satz, man wohl geden-
ken könn' und solle,

Daß es die Gottheit also wolle?
Und ob, von Seiner weisen Macht,
Dieß auch sey würdiglich gedacht?
Es scheint der Wahrheit nicht zuwider; wofern man
diese Meynung nimmt:

"Daß alles das, was Gott geschaffen, sey zur Ver-
besserung bestimmt.

Vermuthlich käm' es darauf an: Wie es der Menschen
Schuldigkeit,

Von Gott das Vollenkommenste, wozu sie fähig, zu ge-
denken;

Ob (wenn wir unsrer Seelen Kräfte auf Gott in dieser
Sache lenken)

Es eine Seiner Gottheit würdig- und größere Voll-
kommenheit

Bezeug', ein Wesen, das Er schuff, noch immer weiter
zu verbessern,

Und das ihm eingesenkte Gut noch stets zu mehren,
zu vergrößern;

Wie,
Das Leben.
Doch hoͤre! laß uns weiter gehn!
Wie waͤr’ es, wenn ſie alle blieben, und daß, im Schooße
der Natur,

Sie andre Stamina belebten,
Die etwa beſſer, als die erſten; daß ſie ſich allemal
beſtrebten,

Den erſten Zuſtand zu verbeſſern? Daß dieſes Gott
nicht moͤglich ſey,

Zu glauben, faͤllt dir, (wie ich hoffe) mein Leſer, ja wohl
nimmer bey.

So fragt ſich: Ob, bey dieſem Satz, man wohl geden-
ken koͤnn’ und ſolle,

Daß es die Gottheit alſo wolle?
Und ob, von Seiner weiſen Macht,
Dieß auch ſey wuͤrdiglich gedacht?
Es ſcheint der Wahrheit nicht zuwider; wofern man
dieſe Meynung nimmt:

“Daß alles das, was Gott geſchaffen, ſey zur Ver-
beſſerung beſtimmt.

Vermuthlich kaͤm’ es darauf an: Wie es der Menſchen
Schuldigkeit,

Von Gott das Vollenkommenſte, wozu ſie faͤhig, zu ge-
denken;

Ob (wenn wir unſrer Seelen Kraͤfte auf Gott in dieſer
Sache lenken)

Es eine Seiner Gottheit wuͤrdig- und groͤßere Voll-
kommenheit

Bezeug’, ein Weſen, das Er ſchuff, noch immer weiter
zu verbeſſern,

Und das ihm eingeſenkte Gut noch ſtets zu mehren,
zu vergroͤßern;

Wie,
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[600/0614] Das Leben. Doch hoͤre! laß uns weiter gehn! Wie waͤr’ es, wenn ſie alle blieben, und daß, im Schooße der Natur, Sie andre Stamina belebten, Die etwa beſſer, als die erſten; daß ſie ſich allemal beſtrebten, Den erſten Zuſtand zu verbeſſern? Daß dieſes Gott nicht moͤglich ſey, Zu glauben, faͤllt dir, (wie ich hoffe) mein Leſer, ja wohl nimmer bey. So fragt ſich: Ob, bey dieſem Satz, man wohl geden- ken koͤnn’ und ſolle, Daß es die Gottheit alſo wolle? Und ob, von Seiner weiſen Macht, Dieß auch ſey wuͤrdiglich gedacht? Es ſcheint der Wahrheit nicht zuwider; wofern man dieſe Meynung nimmt: “Daß alles das, was Gott geſchaffen, ſey zur Ver- beſſerung beſtimmt. Vermuthlich kaͤm’ es darauf an: Wie es der Menſchen Schuldigkeit, Von Gott das Vollenkommenſte, wozu ſie faͤhig, zu ge- denken; Ob (wenn wir unſrer Seelen Kraͤfte auf Gott in dieſer Sache lenken) Es eine Seiner Gottheit wuͤrdig- und groͤßere Voll- kommenheit Bezeug’, ein Weſen, das Er ſchuff, noch immer weiter zu verbeſſern, Und das ihm eingeſenkte Gut noch ſtets zu mehren, zu vergroͤßern; Wie,

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/614>, abgerufen am 25.11.2024.