Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Verschiedene Arten der Abgötterey,
Und bloß auf sich allein bedacht, des Tages und des
Nachts nicht ruht,

Um ein, von ihm selbst nicht gebrauchtes, und ein bald
zu verlassend, Gut.

Der Stolzen Gott ist ein Monarch, der über alle
Ding' erhöhet,

Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein
nach Ehren stehet,

Dem das, was irdisch, zu geringe, der nur allein im
Großen groß,

Der das, was klein, verächtlich schätzet, und welcher nur
den Hohen bloß

Gewogen ist, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa-
ren dienen,

Und die, aus Ehrfurcht seine Pracht nur anzusehn, sich
nicht erkühnen;

Der bloß nach seinem Willen herrscht, der nur gebiethe-
risch befiehlt,

Und dessen Herrschen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf
Hoheit, zielt.
Die Gottheit einer weichen Wollust ist ein von red-
lichem Gemüthe,

Nachsichtlich und verzeihend Wesen, das minder Strenge
liebt, als Güte;

Der alles so genau nicht nimmt, dem unsre Schwäche
wohl bewußt,

Dem Gut- und Böses einerley. Ein Wesen, welches
keine Lust

An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach
diesem Leben,

Es sey gewesen, wie es sey, ein ewigs fröhlichs Leben geben;
Dieß

Verſchiedene Arten der Abgoͤtterey,
Und bloß auf ſich allein bedacht, des Tages und des
Nachts nicht ruht,

Um ein, von ihm ſelbſt nicht gebrauchtes, und ein bald
zu verlaſſend, Gut.

Der Stolzen Gott iſt ein Monarch, der uͤber alle
Ding’ erhoͤhet,

Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein
nach Ehren ſtehet,

Dem das, was irdiſch, zu geringe, der nur allein im
Großen groß,

Der das, was klein, veraͤchtlich ſchaͤtzet, und welcher nur
den Hohen bloß

Gewogen iſt, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa-
ren dienen,

Und die, aus Ehrfurcht ſeine Pracht nur anzuſehn, ſich
nicht erkuͤhnen;

Der bloß nach ſeinem Willen herrſcht, der nur gebiethe-
riſch befiehlt,

Und deſſen Herrſchen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf
Hoheit, zielt.
Die Gottheit einer weichen Wolluſt iſt ein von red-
lichem Gemuͤthe,

Nachſichtlich und verzeihend Weſen, das minder Strenge
liebt, als Guͤte;

Der alles ſo genau nicht nimmt, dem unſre Schwaͤche
wohl bewußt,

Dem Gut- und Boͤſes einerley. Ein Weſen, welches
keine Luſt

An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach
dieſem Leben,

Es ſey geweſen, wie es ſey, ein ewigs froͤhlichs Leben geben;
Dieß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="2">
                <pb facs="#f0592" n="578"/>
                <fw place="top" type="header">Ver&#x017F;chiedene Arten der Abgo&#x0364;tterey,</fw><lb/>
                <l>Und bloß auf &#x017F;ich allein bedacht, des Tages und des<lb/><hi rendition="#et">Nachts nicht ruht,</hi></l><lb/>
                <l>Um ein, von ihm &#x017F;elb&#x017F;t nicht gebrauchtes, und ein bald<lb/><hi rendition="#et">zu verla&#x017F;&#x017F;end, Gut.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Der <hi rendition="#fr">Stolzen</hi> Gott i&#x017F;t ein Monarch, der u&#x0364;ber alle<lb/><hi rendition="#et">Ding&#x2019; erho&#x0364;het,</hi></l><lb/>
                <l>Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein<lb/><hi rendition="#et">nach Ehren &#x017F;tehet,</hi></l><lb/>
                <l>Dem das, was irdi&#x017F;ch, zu geringe, der nur allein im<lb/><hi rendition="#et">Großen groß,</hi></l><lb/>
                <l>Der das, was klein, vera&#x0364;chtlich &#x017F;cha&#x0364;tzet, und welcher nur<lb/><hi rendition="#et">den Hohen bloß</hi></l><lb/>
                <l>Gewogen i&#x017F;t, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa-<lb/><hi rendition="#et">ren dienen,</hi></l><lb/>
                <l>Und die, aus Ehrfurcht &#x017F;eine Pracht nur anzu&#x017F;ehn, &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">nicht erku&#x0364;hnen;</hi></l><lb/>
                <l>Der bloß nach &#x017F;einem Willen herr&#x017F;cht, der nur gebiethe-<lb/><hi rendition="#et">ri&#x017F;ch befiehlt,</hi></l><lb/>
                <l>Und de&#x017F;&#x017F;en Herr&#x017F;chen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf<lb/><hi rendition="#et">Hoheit, zielt.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Die Gottheit einer weichen <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t</hi> i&#x017F;t ein von red-<lb/><hi rendition="#et">lichem Gemu&#x0364;the,</hi></l><lb/>
                <l>Nach&#x017F;ichtlich und verzeihend We&#x017F;en, das minder Strenge<lb/><hi rendition="#et">liebt, als Gu&#x0364;te;</hi></l><lb/>
                <l>Der alles &#x017F;o genau nicht nimmt, dem un&#x017F;re Schwa&#x0364;che<lb/><hi rendition="#et">wohl bewußt,</hi></l><lb/>
                <l>Dem Gut- und Bo&#x0364;&#x017F;es einerley. Ein We&#x017F;en, welches<lb/><hi rendition="#et">keine Lu&#x017F;t</hi></l><lb/>
                <l>An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach<lb/><hi rendition="#et">die&#x017F;em Leben,</hi></l><lb/>
                <l>Es &#x017F;ey gewe&#x017F;en, wie es &#x017F;ey, ein ewigs fro&#x0364;hlichs Leben geben;</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Dieß</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0592] Verſchiedene Arten der Abgoͤtterey, Und bloß auf ſich allein bedacht, des Tages und des Nachts nicht ruht, Um ein, von ihm ſelbſt nicht gebrauchtes, und ein bald zu verlaſſend, Gut. Der Stolzen Gott iſt ein Monarch, der uͤber alle Ding’ erhoͤhet, Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein nach Ehren ſtehet, Dem das, was irdiſch, zu geringe, der nur allein im Großen groß, Der das, was klein, veraͤchtlich ſchaͤtzet, und welcher nur den Hohen bloß Gewogen iſt, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa- ren dienen, Und die, aus Ehrfurcht ſeine Pracht nur anzuſehn, ſich nicht erkuͤhnen; Der bloß nach ſeinem Willen herrſcht, der nur gebiethe- riſch befiehlt, Und deſſen Herrſchen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf Hoheit, zielt. Die Gottheit einer weichen Wolluſt iſt ein von red- lichem Gemuͤthe, Nachſichtlich und verzeihend Weſen, das minder Strenge liebt, als Guͤte; Der alles ſo genau nicht nimmt, dem unſre Schwaͤche wohl bewußt, Dem Gut- und Boͤſes einerley. Ein Weſen, welches keine Luſt An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach dieſem Leben, Es ſey geweſen, wie es ſey, ein ewigs froͤhlichs Leben geben; Dieß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/592
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/592>, abgerufen am 12.05.2024.