Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Bemühung unsern Geist zu untersuchen. Ja, da ich ferner, wie so klein, Jm Gegenhalt mit meinem Körper, die so viel kleinern Augen seyn; Noch mehr, wie ich noch überlegte, Und den so kleinen Punkt erwegte, Des Nervchens, wo die Linien von beyden Augen sich verbinden, Konnt ich den Punkt, von diesem Punkt, auch nicht ein- mal durchs Denken finden. Und dennoch senkt' sich solche Größe, in eine Stelle, die so klein, Daß sie so wenig, als die Größe, dem Geist begreiflich ist, hinein, Und ist noch immer körperlich, wie groß auch seine Klein- heit bleibet, Bis es, so wie es mich bedeucht, daselbst dem Geist sich einverleibet, (Wo man vom Geist so sagen kann) der es entwickelt, überleget, Und anders mit der Form verfährt, als wie ein bloßer Körper pfleget. Die Stelle, (wo es eine Stelle) den Ort, (wo es ein Ort zu nennen) Laßt uns ein wenig untersuchen, um, wo der Geist be- ginnt, zu kennen; Weil eben zwischen Geist und Körper, wofern wir anders richtig schliessen, An diesem Ort, die Grenzen seyn, und End' und Anfang machen müssen. Es M m 4
Bemuͤhung unſern Geiſt zu unterſuchen. Ja, da ich ferner, wie ſo klein, Jm Gegenhalt mit meinem Koͤrper, die ſo viel kleinern Augen ſeyn; Noch mehr, wie ich noch uͤberlegte, Und den ſo kleinen Punkt erwegte, Des Nervchens, wo die Linien von beyden Augen ſich verbinden, Konnt ich den Punkt, von dieſem Punkt, auch nicht ein- mal durchs Denken finden. Und dennoch ſenkt’ ſich ſolche Groͤße, in eine Stelle, die ſo klein, Daß ſie ſo wenig, als die Groͤße, dem Geiſt begreiflich iſt, hinein, Und iſt noch immer koͤrperlich, wie groß auch ſeine Klein- heit bleibet, Bis es, ſo wie es mich bedeucht, daſelbſt dem Geiſt ſich einverleibet, (Wo man vom Geiſt ſo ſagen kann) der es entwickelt, uͤberleget, Und anders mit der Form verfaͤhrt, als wie ein bloßer Koͤrper pfleget. Die Stelle, (wo es eine Stelle) den Ort, (wo es ein Ort zu nennen) Laßt uns ein wenig unterſuchen, um, wo der Geiſt be- ginnt, zu kennen; Weil eben zwiſchen Geiſt und Koͤrper, wofern wir anders richtig ſchlieſſen, An dieſem Ort, die Grenzen ſeyn, und End’ und Anfang machen muͤſſen. Es M m 4
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Bemuͤhung unſern Geiſt zu unterſuchen.
Ja, da ich ferner, wie ſo klein,
Jm Gegenhalt mit meinem Koͤrper, die ſo viel kleinern
Augen ſeyn;
Noch mehr, wie ich noch uͤberlegte,
Und den ſo kleinen Punkt erwegte,
Des Nervchens, wo die Linien von beyden Augen ſich
verbinden,
Konnt ich den Punkt, von dieſem Punkt, auch nicht ein-
mal durchs Denken finden.
Und dennoch ſenkt’ ſich ſolche Groͤße, in eine Stelle, die
ſo klein,
Daß ſie ſo wenig, als die Groͤße, dem Geiſt begreiflich iſt,
hinein,
Und iſt noch immer koͤrperlich, wie groß auch ſeine Klein-
heit bleibet,
Bis es, ſo wie es mich bedeucht, daſelbſt dem Geiſt ſich
einverleibet,
(Wo man vom Geiſt ſo ſagen kann) der es entwickelt,
uͤberleget,
Und anders mit der Form verfaͤhrt, als wie ein bloßer
Koͤrper pfleget.
Die Stelle, (wo es eine Stelle) den Ort, (wo es ein
Ort zu nennen)
Laßt uns ein wenig unterſuchen, um, wo der Geiſt be-
ginnt, zu kennen;
Weil eben zwiſchen Geiſt und Koͤrper, wofern wir anders
richtig ſchlieſſen,
An dieſem Ort, die Grenzen ſeyn, und End’ und Anfang
machen muͤſſen.
Es
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